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Argentinien: Die Seen und Berge von Bariloche

In über 24 Stunden Busfahrt über die legendäre Ruta 40 gelangen wir von El Calafate nach Bariloche, dem nördlichsten Zipfel von Patagonien. Bariloche fühlt sich ein bisschen an wie zuhause, denn es hat Schweizer Wurzeln. Überall gibt es Fondue und Schokolade und die Häuser orientieren sich am Baustil der Alpen. Noch interessanter sind allerdings die umgebenden Attraktionen: Der Circuito Chico mit seinen Berg- und Seepanoramen und der Nahuel Huapi Nationalpark mit seinen zahlreichen Wander- und Klettermöglichkeiten.

Es wird uns nicht leicht gemacht in Bariloche. Alles was wir wollen ist den Bus zu nehmen, der uns zum Startpunkt der Radltour über den Circuito Chico bringt. Allerdings ist es nicht möglich ohne eine aufladbare Buskarte im Bus zu bezahlen. Diese aufladbaren Buskarten sind durchaus praktisch, leider gibt es einfach in ganz Bariloche gerade keine mehr. Wir laufen von Kiosk zu Kiosk und werden immer nur im Kreis geschickt, auch die Touristeninformation bei der wir zwischendurch auftauchen, verweist uns auf bereits besuchte Kiosks. Nach über einer Stunde verzweifelter Suche bekommen wir jedoch eine Karte aus anderer Quelle. Die Touristeninformation ist sich des Problems nämlich durchaus bewusst und verleiht eine Buskarte an uns. Nun müssen wir sie nur noch aufladen, was auch wieder ein paar verschiedene Kiosks erfordert. Hier der Tipp an alle, die sich außerhalb Buenos Aires mit dem Bus bewegen wollen: Fragt einfach andere Fahrgäste ob sie euch mit auf ihre Karte nehmen und gebt ihnen das Geld dafür. Auf die Idee kamen wir leider vorher nicht.

Der Bus ist ziemlich voll und wir können erst den zweiten nehmen, da in den ersten nicht mehr Leute hineinpassen. Dabei treffen wir auf einen Schweizer und eine Leipzigerin, die das gleiche Problem hatten wie wir. Die Entfernung zur Stadt ist durch Straßenschilder angegeben. Unser Radverleiher liegt bei Kilometer 18. Wir leihen zwei Mountainbikes mit Vorderradfederung, dazu gibt’s Helme und Signalwesten. Aufgrund unseres Busabenteuers ist es schon 13 Uhr als wir losradeln, um 18:30 Uhr müssen wir die Radl zurückgeben. Uns wird empfohlen den 3km langen Abstecher zur kleinen Colonia Suiza zu machen, da hier gerade ein Markt stattfindet.

Circuito Chico

Die Straße geht immer leicht bergab und bergauf, wirklich gerade ist es nie. Nach einer Brücke geht es dann steil bergauf und wir müssen gut reintreten. Oben angekommen werden wir mit einer schönen Aussicht auf den Lago Perito Moreno belohnt, den wir heute zum Teil umrunden werden. In dem See sind kleine bewaldete Inseln und auf der anderen Seite liegt das berühmte Hotel Llao Llao. Über uns reiten ein paar Greifvögel den stürmischen Wind. Es geht wieder abwärts und wir treffen auf einen schattigen Weg, der links zur Colonia Suiza abzweigt. Er ist aufgrund des Schotters ab und zu ziemlich holprig und wir kommen nur langsam voran. Wir queren einen Bach über eine Holzbrücke und kurz darauf kommen wir in das Dörfchen Colonia Suiza. Wir der Name schon sagt handelt es sich um eine ehemalige Schweizer Siedlung.

Die Restaurants in den Holzhäusern im Alpenstil bieten Fondue und Strudel an. Es ist gerade Markt und auf den Ständen wird allerlei Ramsch und Essen angeboten. Wir machen Pause um zu essen. Wir entscheiden uns für einen Stand, der wolgadeutsches Essen anbietet. Er wird von einem Mann betrieben dessen Familie vor zwei Generationen über Brasilien ausgewandert ist. Er ist von Abstammung Wolgadeutscher, was heute Russland ist, und spricht einen deutschen Dialekt, den er noch von seinen Eltern gelernt hat. Wir unterhalten uns auf Deutsch und bestellen zwei Gerichte. Eines ist eine Art Hotdog, das andere wie saure Bratwürste mit viel Kohl und Zwiebeln. Als Nachtisch gibt es Waffeln mit Früchten und Schlagsahne und zu allem trinken wir Bier. Der Markt ist sehr schön und wir würden noch gerne ein wenig rumbummeln, aber uns läuft die Zeit davon und wir haben noch einige Kilometer vor uns.

Wir radeln die 3km Schotterpiste zurück und folgen weiter der Teerstraße. Die Sonne scheint, aber es ist nicht sehr warm – zum Glück, sonst würden wir bei dem ganzen Bergauf und Bergab ziemlich ins Schwitzen kommen. Wir erreichen die Bahia Lopez und sehen daneben den dazugehörenden Berg, den Cerro Lopez (2.076m). Das Wasser der Bucht schimmert in Grün- und Blautönen. Wir spazieren einen schmalen Pier entlang an dem kleine Boote liegen und der Wind bläst uns um die Ohren.

Es geht weiter über eine windige Brücke und in den Wald hinein bis wir das am See liegende Hotel Llao Llao erreichen. Wir sehen zwei Reporter die gerade einen Sicherheitsmann interviewen und auch einen Polizeibus, anscheinend ist grad wer Berühmtes da. Erst später erfahren wir, dass der amerikanische Präsident Barack Obama gerade auf dem Weg nach Bariloche und in das Hotel Llao Llao ist. Wir radeln weiter und nach einem Schlussanstieg sind wir pünktlich um 18:30 Uhr wieder am Fahradverleih.

Insgesamt haben wir 30km und etliche Höhenmeter hinter uns gebracht. Ich bin zwar keine große Radlerin, habe es mit aber trotz ein bisschen Jammern fleißig durchgestanden und musste bei den Anstiegen nie absteigen. Wer keine Lust hat zu radeln, kann übrigens die Tour auch mit dem Bus oder eigenem Fahrzeug machen. Wir warten auf den Bus und fahren dann in die Stadt zurück. Wir gehen durch die Straßen und sehen uns die Geschäfte an. Es gibt viel Schokolade, Restaurants und auch Outdoorgeschäte. Die Preise in südamerikanischen Outdoorläden für ausländische Produkte sind aber bescheuert. Nach einem hoch aufgeschichten Eis in der angeblich besten Eisdiele Argentiniens gehen wir ins Hostel zurück.

Wandern am Cerro Catedral

Am Morgen besorgen wir uns Bustickets nach Mendoza vom Busbahnhof und fahren dann nach Villa Cathedral, wo wir im Nahuel Huapi Nationalpark wandern wollen. Das Ganze hat wieder ordentlich Zeit in Anspruch genommen, weshalb wir erst spät unsere Wanderung starten. Im Winter, also im Juni, ist hier ein großes Skigebiet und wir sehen die Lifte und Pisten vom Hang heruntergehen.

Der Nahuel Huapi National Park ist der älteste Nationalparks Argentiniens. Herz des Nationalparks ist der große Lago Nahuel Huapi mit seinen vielen Seitenarmen, die sich in die umliegenden Berge hineinziehen. Die Wander- und Klettermöglichkeiten sind zahlreich und vielfältig.

Unser Plan ist zum Refugio Frey auf 1.700m hinauf zu wandern. Der Weg führt durch dichte Büsche und ist ziemlich staubig. Als sich die Büsche lichten, haben wir einen schönen Blick auf einen tiefblauen See und die Berge. Die ersten fünf Kilometer geht es relativ flach um den Cerro Catedral herum, weshalb wir diese schnell hinter uns gebracht haben. Wir wandern durch verbrannte Bäume, der Weg wird ein wenig steiler und führt an einem Hang entlang in einen Wald.

Als wir den Wald hinter uns lassen sehen wir viele kleine Felstürme um uns herum aufragen und bald darauf erreichen wir das Refugio Frey, das nach europäischen Alpenhüttenvorbild gebaut ist. Dahinter liegt ein großer Bergsee und eine Wiese. Alles ist von einem Kessel aus schottrigen Hängen und Felstürmen eingerahmt. Man kann im Refugio Frey übernachten oder davor zelten, denn die Hütte ist Teil der Nahuel Huapi Traverse, die in etwa vier Tagen absolviert werden kann.

Anstatt der angegebenen vier Stunden haben wir nur 2,5 Stunden zum Refugio gebraucht. Wir gehen an dem See entlang und folgen dem Weg durch die moorige Wiese. Der Weg führt nun steil in ein Geröllfeld hinauf, es wird alpin. Wir steigen über die großen Steinbrocken aufwärts, immer den roten Punkten folgend. Manchmal wird es sogar ein wenig kraxelig und ein richtiger Weg ist nicht mehr da. Wir kommen zu einem weiteren See, der von steilen Schuttfeldern umgeben ist, der Laguna Schmoll. Wenn man den Berg hier überschreitet, sollte man zu einem der Lifte kommen und mit ihnen abfahren können. Uns sind schon Leute entgegen gekommen, die vom Lift kamen.

Als wir andere Wanderer fragen, sagen diese aber, dass der Weg den wir sehen angeblich aber nicht zum Luft sondern zu einem anderen Refugio führt. Die Sonne steht mittlerweile tief und es wird schattig. Da wir nicht wissen, ob der Lift um diese Uhrzeit überhaupt noch für eine eventuelle Abfahrt läuft, der Weg der richtige und wir leider auch nicht die Zeit haben es auszuprobieren, beschließen wir umzukehren. Sehr schade, denn hier beginnt das alpine Gelände und es wird spannend. Zwischen den Steinen liegt hin und wieder auch ein bisschen Eis.

Wir sehen keine Punkte beim Runtergehen, weshalb wir mehr oder weniger wild absteigen. Auf dem Weg zurück zum Refugio Frey sehen wir, dass an den Felstürmen Kletterer sind. Am Cerro Catedral befindet sich eines der bekanntesten Klettergebiete Argentiniens. Es ist schon 18 Uhr, weshalb wir ohne Pause absteigen. Wir erreichen unseren Bus und gehen in Bariloche leckeres Käsefondue essen.


FAKTEN ZU DEN TOUREN
Fahrradtour Circuito Chico mit Abstecher zur Colonia Suiza

Fahrzeit: 5h
Länge: 30km
Höhenmeter: 664 hm
Ausgangspunkt: Cordillera Bike Rental & Tours am Kilometer 18
Schwierigkeit: Einfach bis Medium
Alternativ aus direkt aus der Stadt möglich, dann sind es aber stolze 60km

Bergtour Refugio Frey (1.700m) bis zur Laguna Schmoll (1.900m)
Gehzeit: 4h
Länge: 20km
Höhenmeter: 900hm
Ausgangspunkt: Liftstation in Villa Catedral (1.100m)
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern (bis zum Refugio Frey nur T2 – Bergwandern)

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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