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Coburger Hütte: Auszeit im Winterraum

Schon am Freitagabend nach der Arbeit reisen wir an. Zum einen um die Nacht draußen zu verbringen und aus der Stadt rauszukommen, zum anderen aber auch um mein neues Zelt – DAS Zelt schlechthin – mein Hilleberg Anjan 2 sowie die neuen Schlafsäcke zu testen. Beides sind gewichtsoptimierende Anschaffungen für die geplante Trekkingtour in Norwegen im August.

Wir zelten in Biberwier auf dem Ferienhof Biberhof. Er ist nicht nur schön gelegen – mit Blick auf die Mieminger – sondern auch um ein Trampolin bereichert. Wer mich kennt, weiß wie sehr ich Trampoline liebe! Der Abend auf dem Zeltplatz beginnt also mit einer extensiven Hüpf-Session :)

Aufstieg zur Coburger Hütte

Am nächsten Morgen packen wir unsere Siebensachen um nach Ehrwald zu fahren, von wo aus wir in die Mieminger steigen wollen. Die Mieminger liegen gegenüber des Zugspitzmassivs und entgehen der Massen, die sich im Wetterstein aufhalten. Ziel ist die Coburger Hütte, die wunderschön von Bergen eingerahmt auf 1902m liegt und einen See zu bieten hat. Meine Freunde waren schon öfter dort oben, sommers wie winters und sie schwärmen regelmäßig davon. Zeit dieses Idyll mit eigenen Augen zu sehen!

Es gibt viele verschiedene Aufstiege zur Coburger Hütte, wir starten in Ehrwald und gehen über den „Hohen Gang“ hinauf. Dies stellt sich als doch recht anstrengend heraus, denn wir haben ordentlich Gepäck geschultert. Da wir auf dem Winterraum übernachten wollen, müssen wir zum einen Essen mitnehmen, zum anderen planen wir auch die örtlichen Kletterwände zu besuchen und tragen sämtliche Klettersachen inklusive Seil und Exen mit hinauf. Der Zustieg erfolgt über lichten, märchenhaften Wald bis man den ersten Ausblick überhalb der Bäume erhascht. Über ein etwas unangenehmes Schotterfeld geht es hinauf zur Seebenmauer. Ein Bankerl mit Picknicktisch lädt oben zum Verweilen ein.

Dann folgt der Einstieg in die Wand, über die einige Drahtseile hinweg helfen. Durch das Gewicht auf dem Rücken zieht das Gekraxel doch ganz schon in den Waden. Wir erreichen ein Plateau und gehen durch ein Holzgatterl. Die schwierigen Passagen sind geschafft und wir wandern leicht abwärts zum türkis schimmernden Seebensee. Am See vorbei windet sich dann der Steig in vielen Serpentinen durch Latschen zur Coburger Hütte hinauf. Hier hängen noch einige Schneefelder, die es zu queren gilt.

Im Winterraum der Coburger Hütte

Oben angekommen, liegt der noch halb zugefrorene Drachensee vor einem. Jacky, Hans und Stefan haben nichts besseres zu tun als sich in diese eisig kalten Fluten zu stürzen. Immerhin auf das „Unter das Eis tauchen“ verzichten sie dann doch. 2°C hat das Wasser hier. Mir würde es trotz aller Abenteuerlust nicht einfallen mich da hineinzuwagen. Jedenfalls nicht bei den Temperaturen. Die Coburger Hütte liegt sehr schattig, zudem die grauen Wolken nun auch zugezogen sind und es mich unangenehm fröstelt, sodass ich sogar meine Daunenjacke bemühe.

Alex und ich machen uns lieber auf die Kletterwand zu suchen. 5 Minuten von der Hütte entfernt soll sie liegen, eine weitere 10 Minuten entfernt. Wir finden die Wand nicht auf Anhieb, leider liegt auch zu Fuße der meisten Felswände noch eine Menge Schnee, sodass ein gescheiter Stand für den Sichernden nicht gewährleistet ist.

Wir richten uns im gemütlichen Winterraum der Coburger Hütte ein, gönnen uns eine Brotzeit und machen uns dann in Teams auf um Wasser zu holen und Holz zu suchen. Die Coburger Hütte öffnet ab 06. Juni wieder und so ist es eine der letzten Gelegenheiten den Winterraum zu besuchen. Brennholz gibt es um diese Jahreszeit jedoch nicht mehr. Da es heute doch empfindlich frisch ist, suchen wir kurzerhand nach Holz in der Gegend und werden auch fündig. Alex und ich sind für das Wasser zuständig, was wir aus dem eiskalten See holen. Mir ist es schon genug die Hände in das Wasser zu tauchen – brrrr!

Dann machen wir uns nochmal auf die Suche nach der Wand und finden sie jetzt auch. Leider tatsächlich mit einem Schneefeld davor versehen. Die Aussichten hier zu klettern sehen schlecht aus. Heute geht ohnehin nichts. Die Wolken hängen bis tief ins Tal, obwohl auf der gegenüberliegenden Seite die Sonne noch schön auf die Zugspitze scheint. Enttäuschend. So machen wir es uns auf der Hütte gemütlich, wärmen die Hütte auf und nach und nach kommen auch weitere Gäste. Unter anderem eine Gruppe, die hoch zum Tajatörl gegangen ist und ursprünglich zu einer Hütte weiter oberhalb gehen wollte, denen der Nebel jedoch die Orientierung erschwerte und sie wieder zurück gekommen sind.

Abends gibt es leckere Nudeln mit der viel gepriesenen Spezialsauce von Hans sowie Schokoladenpudding zum Nachtisch. Jacky war verrückt genug Champagner(flaschen!) hochzuschleppen, womit wir uns einen gemütlichen Abend machen. Ich werde schnell sehr müde und verabschiede mich bald ins Bett.

Versuch die Sonnenspitze zu besteigen

Am nächsten Morgen beginnt der Himmel langsam aufzuklaren, was Hoffnung gibt. Nach einem gescheiten Frühstück und der Katzenwäsche am eiskalten See, machen sich Jacky, Hans und Stefan an den Abstieg – sie müssen zeitig wieder in München sein. Wir steuern als Tour des Tages erst den Drachenkopf an, entscheiden uns dann aber die Ehrwalder Sonnenspitze zu besteigen, da es hier deutlich weniger Schnee gibt, den es zu durchqueren gilt. Von der Hütte geht es erstmal leicht abwärts durch viele Schneefelder bis zum Fuß der Sonnenspitze, die sich zerklüftet und verlockend vor uns aufbaut. Über den Südgrat ist es eine anspruchsvolle Tour mit Ier und ein paar IIer Stellen.

Durch ein ungeliebtes Schotterfeld gelangen wir zum Einstieg. Hier geht es schnell los schwieriger zu werden. Wie eine Gams klettere ich nach oben, mit Freude im Herzen. Genau so etwas taugt mir am meisten beim Bergsteigen! Gekraxel im Fels! Herrlich, das ist mein Element. Leider müssen wir recht bald die Entscheidung treffen wieder umzukehren. Alex fühlt sich unsicher, woraufhin wir abbrechen. Er hat wenig Erfahrung mit solch anspruchsvollen Touren und Helme haben wir in dem Moment leider auch nicht dabei, was definitiv sinnvoll für diese Tour ist. Sehr enttäuschend für mich, so gerne wäre ich hoch gestiegen, aber die Vernunft sollte bei solchen Entscheidungen im Vordergrund stehen.

Abstieg

Wir gehen zurück zur Hütte und gönnen uns noch eine anständige Brotzeit mit Tee auf der Wiese, bevor wir uns für den Abstieg vorbereiten. Das schwere (und leider größtenteils ungenutzte) Gepäck wird wieder geschultert und es geht hinab. Hier geschieht mir ein Malheur.

Schon bei einem der ersten Schneefelder nach der Hütte, komme ich ins Rutschen und falle hin. Zuerst geht es noch recht langsam bergab und ich glaube schnell anhalten zu können, jedoch wird das schnell unmöglich. Ich werde immer schneller und das Schneefeld wird immer steiler und ich rutsche unkontrolliert hinunter, unfähig mich irgendwie zu halten. Schon bald rutsche ich über die ersten Felsen hinweg bis ich einen größeren Felsen an der Seite auf mich zurasen sehe. Glaube, dass mich dieser wenigstens aufhält, aber leider knalle ich nur mit meiner linken Seite dagegen und rutsche schmerzhaft darüber hinweg. Kurz darauf komme ich jedoch endlich zum Halten.

Ich stehe auf und setze mich erstmal die Seite, überprüfe mich und beruhige mich wieder. Es ist glücklicherweise außer einigen Abschürfungen und Kratzern nichts passiert. Bei der Aktion soll der größte blaue Fleck meines Lebens entstehen, aber sonst keine weiteren Nachwirkungen. Ich hasse Schnee! Auf Skiern kein Problem, aber zu Fuß wirklich unberechenbar. Geröll und Schnee sind nicht meins. Felsen sind für mich etwas verlässliches, aber Schnee und Geröll sind unberechenbar. Ich fühle mich nie so recht wohl darauf, hatte bisher aber nie eine unschöne Situation.

Als ich wieder weitergehe, sind mir die weiteren Schneefelder natürlich umso suspekter. Sehr vorsichtig steige ich weiter und der Abstieg kann ohne weitere Zwischenfälle bewältigt werden. Wir gehen wieder über den Hohen Gang hinunter, was hinunter nicht ganz unanspruchsvoll ist. Unten schaffen wir uns mal wieder etwas zu verlaufen (keine Wanderung ohne Verlaufen!) und verpassen irgendwie den Abzweig zum Parkplatz an der Ehrwalder Almbahn. Wir wundern uns noch darüber, dass da plötzlich Kühe am Wegesrand stehen, wo gestern noch keine waren, denken uns aber nichts weiter dabei. Wir kommen unterhalb der Ehrwalder Almbahn hinaus und müssen wieder an der Straße hinauf steigen, was zum Schluss nochmal recht unangenehm ist. Die Sonne knallt auf die Straße und bringt uns ganz schön ins Schwitzen. Am Auto bin ich froh Schuhe und Hose wechseln zu können und freue mich auf ein wohlverdientes Eis, dass wir in Garmisch vernaschen.

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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