Die unvergessliche Drei-Tages-Jeeptour von Chile nach Bolivien über die blendend weiße Einsamkeit der Salzwüste Salar de Uyuni ist das Highlight vieler Besucher Boliviens. Boliviens südwestliche Ecke ist eine atemberaubende Sammlung von vielfältigen Landschaften: brodelnde Geysire, rauchende Vulkane, mit Flamingos übersäte Lagunen und die Salzwüste Salar de Uyuni bieten ein außergewöhnliches Farbspektrum. Die größte Salzebene der Welt mit 12.106m² liegt auf einer Höhe von 3.653m. Bei Trockenheit ist die Salar eine reine weiße Fläche mit dem großartigsten Nichts, das man sich vorstellen kann. Blauer Himmel, weiße Fläche und mittendrin sind wir.
1. Tag: Geysire und Vulkane
Kurz nach acht Uhr werden wir in einem Minibus von „Cordillera Travelers“ abgeholt um zu allererst zur chilenischen Grenzkontrolle zu fahren, die sich noch in San Pedro de Atacama befindet. Trotz einer riesigen Schlange vor dem Eingang, stresst unser Busfahrer rum schnellstmöglich auszusteigen. Chill mal, Chico! Chilenen haben das Geschäftspotential hier erkannt (viele Touristen warten hier, womöglich haben sie noch einige Chilenische Pesos übrig) und verkaufen in einem alten zu einem Stand ausgebauten VW-Bus frisch gepresste Säfte und Kaffee.
Nachdem alle wieder im Bus sitzen, fahren wir zur bolivianischen Grenzkontrolle. Eigentlich nur ein kleines Häuschen mitten im Nirgendwo. Dazu noch schrecklich ineffizient. Sie fragen ob wir nach Bolivien einreisen wollen. Tatsächlich wollen das doch aber alle, die hier sind? Wenigstens bei unseren deutschen Pässen geht alles schnell, Stempel rein, fertig. Dann werden wir auf die hier wartenden Jeeps verteilt, jeweils sechs Leute pro Jeep. Das Gepäck kommt auf das Dach. Unser Fahrer heißt Hugo und kann nur Spanisch. Wir werden diese drei Tage viel Spanisch üben :) Außerdem sind wir zusammen mit einem brasilianischen Paar, die uns bei Sprachschwierigkeiten helfen, und zwei überschminkten Kanadierinnen. Es ist tatsächlich einmal wolkig heute, seit sechs Tagen Atacama. Es sieht sogar etwas regnerisch aus. Die Möwen stört’s nicht, die hier scharenweise herumfliegen – und das mitten in der Wüste. Schon komisch.
Der erste Stop ist der beim Nationalparkbüro und wir zahlen den Eintritt zum Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa auf der bolivianischen Hochebene. Dann fahren wir zur Laguna Blanca, wo sich die vulkanische Umgebung spiegelt. Flamingos sind hier rosa in der Ferne zu erkennen, einige fliegen über den See. Die Landschaft ist so bunt, die rot-braunen Vulkane, die rosa Flamingos, die grün-gelben Algen, das blaue Wasser, das schwarze Vulkangestein am Rand und die weißen Volken. Es gibt sogar winzig kleine weiße Blümchen im kargen Gras.
Kurz danach erreichen wir die Laguna Verde. Hier ist es ordentlich windig und demnach frisch auf etwa 4.500m. Wir haben einen fantastischen Blick auf den Vulkan Lincacabur, der von der bolivianischen Seite schneefrei ist. Klassischerweise besteigt man ihn auch von dieser Seite, wenn einem danach sein sollte. Auch den Sairecabur können wir sehen. Überall liegen schwarze Gesteinsbrocken herum, die der Licancabur ausgepuckt hat. Die Laguna ist strahlend türkisfarben und rundherum ist alles weiß vom Salz. Dahinter erheben sich die großen Vulkane.
Wir fahren durch karge Vulkanlandschaft aus Asche und Basalt, vorbei an Vicuñas und unzähligen Vulkanen. Dann erreichen wir die sogenannte „Dali Desert“, die an die Wüstenbilder Dalis erinnern soll. Tatsächlich war Dali niemals hier. Trotzdem ist die Landschaft sehr pittoresk: Sanddünen und vereinzelte Steinformationen erheben sich zwischen Vulkanen.
Dann erreichen wir eine Thermalquelle an einer Lagune in der Salar de Chalviri. Hier kann man in 35°C warmen Wasser baden. Die Lagune ist wieder mit großem Farbreichtum gesegnet durch die vielfarbigen Algen, die sich im mineralhaltigem heißen Wasser wohl fühlen. Wir verzichten auf ein Bad, denn unsere Badesachen liegen in den großen Rucksäcken auf dem Dach. Wir erkunden lieber die Landschaft.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Geyser Sol de Mañana auf 5.000m und atemberaubender Schwefelgeruch schlägt uns entgegen. Überall gilt es blubbernde Schlammpools, qualmende und blubbernde Erdspalten. Das Areal hier ist sehr instabil und es gibt keinerlei Pfade oder Abzäunungen, was die Sache nicht ganz ungefährlich macht. Aus Island und Neuseeland weiß ich genau welche Stellen gefährlich sind, gar tödlich wenn man in das kochend heiße Wasser unter der Erdoberfläche fallen sollte. Letztes Jahr ist das einem Touristen tatsächlich passiert und hat ernsthafte Verbrennungen, die eine Amputation zur Folge hatte, erlitten. Kaum vorstellbar wie lange man hier auf Hilfe warten muss. Wir sind also lieber vorsichtig. Die vielen Farben in dieser geothermal aktiven Gegend sind fantastisch, ich bin immer wieder fasziniert von solchen Gegenden.
Gegen halb drei erreichen wir die Laguna Colorada, unser heutiges Ziel. Die Lagune ist ein Hauptnestplatz für über 30.000 Flamingos dreierlei Arten. Wir hatten noch kein Mittagessen und vor allem ich bin ordentlich hungrig. Wir beziehen unser Sechser-Zimmer, das uns an Himalaya Hostels erinnert. Es gibt einfache Betten und eine Decke. Außerdem drei Toiletten für über 30 Leute. Wir haben schon schlechter geschlafen :) Dann gibt es endlich Mittagessen – Kartoffelbrei mit Tomaten, Gurken, Avocado, schrecklichen Würstchen und Bananen. Ich esse mich ordentlich satt. Danach werden wir nochmal zur Lagune gebracht um die zahlreichen Flamingos zu beobachten. Dabei begegnen uns einige Jungtiere. Heute verbringen wir unsere höchste Nacht der Tour, auf einer Höhe von 4.200m.
2. Tag: Lagunen und Flamingos
Um 7 Uhr gibt es Frühstück und Vicuñas neben der Straße und wir halten um sie zu beobachten. Wir haben schlecht geschlafen, weniger wegen der Höhe, sondern weil eine unser Mitreisenden uns mit starkem Husten wachgehalten. Die Schminkschwestern brauchen zur Fertigstellung ihres täglichen Make Ups länger als alle anderen zusammen. Unser erster richtiger Halt ist wieder an der Laguna Colorada. Wir stehen oberhalb von ihr und haben einen Blick über die komplette Lagune und deren vielen Flamingos.
Es geht weiter zu dem Arbol de Piedra. Ein Fels, der aussieht wie ein Baum, ist das Highlight dieses Stops. Es liegen aber noch weitere Felsen herum, deren Struktur zum Bouldern einlädt, denn diesmal ist der Fels fest. Wir fahren weiter über die Schotterebene, immer wieder sieht man am Horizont Fata Morganas. Wir halten kurz mitten in der Wüste. Linkerhand liegt eine Bergkette aus roten, braunen und gelben Farben. Wir sind in der Siloli Desert und die Berge, die wir sehen bilden die Grenze zu Chile.
Wir fahren nun durch eine kleine steinige Schlucht. Es ist ein alter Inkatrail und in den Flanken der Schlucht hüpfen Viscachas herum. Wir halten kurz um sie besser beobachten zu können und manche füttern sie mit Keksen, die sie begierig futtern.
Nach der Schlucht fahren wir wieder über den Schotter. Ein Auto vor uns hält an und ich sehe einen Fuchs von einem kleinen Hang herunterkommen. Kurze Zeit später halten wir an der Laguna Honda. Wir spazieren hinunter und wir sehen eine Maus zwischen den kleinen Sträuchern entlang rennen. In der Lagune stehen vereinzelt Flamingos. Wir gehen am Wasserrand entlang und hinterlassen unsere Spuren in dem Teil der Lagune, der sowohl matschig als auch trocken zugleich ist. Am Ende klebt ein Schlamm-Salzgemisch an unseren Füßen. Rundherum erheben sich Vulkane. Aus der Nähe identifizieren wir die Flamingos als Andean Flamingos.
Wir gelangen zur Laguna Hedionda, wo wir Mittagessen. In der Lagune gibt es wieder einige Flamingos zu beobachten und ein Schild das den Flamingos das Fliegen verbietet. Wir fahren weiter zur Laguna Cañapa, wo wir wieder Flamingos beobachten können. Wir sehen zwei chilenische Flamingos und haben damit alle drei Arten gesehen. Leider ist es auch das letzte Mal wo wir Flamingos sehen können. Die Fahrt geht nun über Stock und Stein und wir kommen nur langsam vorwärts. Es erinnert mich ein wenig an die Gobi.
Wir halten um uns den Vulkan Ollague anzusehen. Er ist noch aktiv und man sieht Rauch von seinem Krater aufsteigen. Die Felsen auf denen wir stehen, scheinen Lavareste zu sein, die aussehen wie ein feste Flüssigkeit. Wir fahren weiter und kommen auf eine weite salzbedeckte Ebene. In der Mitte verlaufen Eisenbahnschienen. Die Schienen scheinen im Nirgendwo zu verschwinden. Am Horizont sieht man Berge und Luftspiegelungen.
Gegen Abend erreichen wir San Juan und kaufen dort ein paar Snacks. Heute schlafen wir in einem Salzhotel: Wände, Tische, Stühle und Betten sind aus Salz. Auch auf dem Boden liegt loses Salz. Es sieht aus wie am Strand, nur eben salziger. Wir duschen erstmal, dann gibt es Abendessen. Heute haben wir ein Doppelzimmer und das bedeutet kein Schnarchen und Husten heute Nacht.
3. Tag: Die weite Salzwüste
Um 4 Uhr geht der Wecker. Obwohl es noch lange hell war, sind wir ziemlich schnell eingeschlafen und heute fitter. Um 5 Uhr geht die Fahrt in die Salar de Uyuni um den Sonnenaufgang zu erleben. Bald befinden wir uns in der weißen Salzwüste. Wir fahren noch ein Stück und sehen uns dann den Sonnenaufgang an. Ein flammender Himmel über der Salzwüste, die langsam ins Licht getaucht wird. Salzkristalle glitzern im Licht, in der Ferne sehen wir Berge. Alles ist weiß und flach.
Die Salzebene hat einen Durchmesser von mehr 100km und nur am Horizont sind Berge zu sehen. Wir sehen uns die Salzkristalle an, die Quader bilden. Von oben ist die Fläche ein Cluster oktogonaler Salzflächen. Wir fahren weiter zu einer Insel zu einer Insel im Salzmeer, die Isla Incahuasi. Sie ragt nicht mehr als 100m aus der Salzebene heraus. Wir bezahlen Eintritt und wandern auf steinigen Pfaden zum „Gipfel“ hinauf. War es auf der Salzebene noch ziemlich kalt, wird uns jetzt langsam warm. Goldenes Licht wird über die Ebene geworfen. Die Kakteen sind riesig, manche vielleicht 10m hoch und mit dicken Stacheln bewehrt.
Die steinige Insel sieht nicht gerade einladend aus, doch ist sie eine Oase in der leblosen Salzwüste. Viele Vögel fliegen um uns herum und wir sehen sogar zwei Viscachas, die für uns posieren. Am Gipfel angekommen, betrachten wir die Umgebung. Es wirkt irgendwie surreal – die riesigen Kakteen, dahinter die weite weiße Fläche aus Salz. Der Anblick ist einfach kontrastreich. Wir gehen hinunter, wo unser Guide Hugo bereits das Frühstück serviert hat. Wir essen auf einen Tisch aus Salz. Unsere Fahrt geht weiter und wir halten nochmal in der weiten Ebene um die typischen Fotos zu machen. Durch die weiße Ebene ist es möglich, die Perspektive und Größenverhältnis auf Fotos zu beeinflussen.
Wir fahren weiter und kommen zu einem Salzhotel. Es ist nicht mehr in Betrieb, aber man kann es sozusagen als Museum besichtigen. Es ist aus Salz gebaut und vor ihm stehen zwei Lamas aus Salz. Etwa 100m weiter erinnert ein großes Denkmal an die Ralley Dakar, die hier anscheinend mal statt gefunden hat. Wir fahren weiter und verlassen die Salzebenen und erreichen das Dorf Colchani. Dort ist ein großer Künstlermarkt, sieht aber eher aus wie die typischen Stände, die Souvenirs anbieten. Diese sind recht schön, aber alle bieten das Gleiche an: Mützen, Pullover, Woll-Lamas, Salzdosen, usw. An einem Stand ist ein Körbchen mit kleinen süßen Kätzchen. Wir fahren auf der Straße weite rund kommen an einem Teich vorbei an dem eine Lamaherde trinkt. Unser Ziel ist der Cementerio de los Trenes, ein Eisenbahnfriedhof. Wir klettern auf den verrosteten alten Lokomotiven aus dem 19. Jahrhundert herum.
Wir kommen zu unserem Ziel: Uyuni. Unsere Rucksäcke laden wir im Büro des Tourenanbieters ab und werden ins nächste Lokal gebracht. Wir bekommen Nudeln mit Steak serviert dann ist für uns die Tour vorbei. Leider hat die Agentur nicht wie versprochen unsere Bustickets nach La Paz gebucht, also hänge ich im Restaurant ab während Alex Bustickets und Geld besorgt. Wir gehen uns die Stadt ansehen. Auf einem Markt gibt es alles von Obst, Zahnpasta, Schulbüchern und Fernseher. Vor allem Einheimische sind hier und die Frauen tragen Hüte und bunte Tücher. Allgemein versprüht die Stadt nicht viel Charme und macht einen viel ärmeren Eindruck als die Städte in Chile und Argentinien.