Die letzten 200 Kilometer sind angezählt. Wir nehmen Abschied von der Küste, denn der Camino del Norte dreht nun ins Inland von Galizien. Wir wandern durch Eukalyptuswälder, Nebelfetzen und Felder, begleitet vom stetigen Surren der Windräder und Bimmeln von Kuhglocken. In Arzúa stoßen wir auf den Pilgerstrom des Francés, was die letzten Kilometer trubelig macht. Dudelsackklänge tragen uns schließlich durch Santiagos Gassen, bis sich vor der Kathedrale Freude und Wehmut mischen.
Tag 23 – Einmarsch nach Galizien
Villadun bis Vilanova de Lourenzá: 31,6 km / 793 hm / 7 h
Nach einem guten Frühstück (leider wieder erst um 9 Uhr) starten wir auf der Straße, die sich dann an die Autobahn annähert, und dann auf einem getrennten Fußweg über die 600 m lange Brücke, die uns 35 m über dem Ria de Ribadeo nach Galizien führt. Galizien ist unsere vierte und letzte Region in Spanien. Seine Hauptstadt ist das Ziel: Santiago de Compostela. Hier findet man auch gleich die galizischen Meilensteine, die die restliche Entfernung nach Santiago auf drei Nachkommastellen genau angeben. Von der Brücke haben wir einen schönen Blick auf die Küste auf der einen und die Berge und davor wabernde Wolkenfetzen auf der anderen Seite.
Wir gehen durch Ribadeo hindurch, kaufen kurz ein, gehen an einer Kirche und einem großen Platz vorbei und wieder hinaus aus der Stadt. Auf der galizischen Seite gehen wir bergauf und haben beste Aussicht auf den Hafen und die riesige Brücke. Nun heißt es endgültig Abschied von der Küste nehmen, was durchaus etwas emotional stimmt. Jeder Tag am Meer war unabhängig vom Wetter wahnsinnig wunderbar. Der Weg steigt an bis auf 160 m und bleibt dann etwa auf gleicher Höhe. Hier treffen wir den Dänen Helmut, der hervorragend Deutsch kann und mit dem wir ein Stück zusammengehen. Wir wandern wieder hinab und erreichen den Ort Vilela, von wo es noch ein Stück bergauf bis zur Bar A Pena geht, wo wir eine Cola-Pause machen. Der Höhenweg führt uns nun vorbei an Eukalyptuswäldern, Feldern, Weiden und vereinzelten Höfen nach O Vilar und weiter bis zu einer Kirche mit Bänken, wo wir Mittagspause machen.
Jetzt beginnt der große Anstieg bis auf 360 m. Mal auf Forstwegen, mal auf kleinen Straßen wandern wir durch lichten Eukalyptuswald, und gelegentlich ergeben sich schöne Blicke auf die grünen Hügel um uns herum. Auf einem Feldweg erreichen wir ein Tal, das wir als Nächstes durchwandern. Auf der anderen Seite können wir bereits den höchsten Punkt mit der Stadt Vilamartin Grande sehen. Zuerst geht’s aber weiter bergab bis in die Talsohle mit dem Ort Vilamartin Pequeno. Dann steigen wir wieder hinauf auf 340 m und erreichen Vilamartin Grande. Hier verabschieden wir uns von dem Dänen, mit dem der Weg bis hierher sehr kurzweilig war. Er weiß ziemlich viel über Deutschland und ist schon 11 Caminos gelaufen. Er ist bereits in Tapia gestartet und hat nun schon 30 km hinter sich.
Jetzt geht’s wieder runter bis nach Gondán und weiter nach San Xan, das auf 56 m liegt. Dann biegen wir nach Vilanova de Lourenzá ab und gehen auf Forststraße durch Eukalyptuswald wieder steil bergauf auf 230m, dem letzten Anstieg für heute. Ohne Aussicht geht’s dann wieder bergab, bis wir die Straße hinein nach Vilanova de Lourenzá erreichen, unserem heutigen Ziel.
In der Herberge treffen wir wieder auf Tina und Anja, die wir bereits vor ein paar Tagen kennengelernt haben, und unterhalten uns auf der Terrasse der Herberge, während wir unsere Wäsche waschen. Was übrigens kein Problem ist, denn bisher hatten alle Herbergen Waschmaschine und Trockner. Dann gehen wir essen und treffen dabei überraschend wieder auf den Dänen, der bis hierher mit dem Taxi gefahren ist, weil die Herberge, in die er wollte, bereits voll war.
Spontan loslaufen und sehen, wie weit man am Tag kommt, ist zwar echt schön, aber wie man sieht, funktioniert das nicht immer und man muss dann weiterlaufen. Da wir, wo es geht, auch auf Doppelzimmer Wert legen, buchen wir einen Tag im Voraus. Anfangs haben wir tatsächlich 11 Tage im Voraus gebucht, da Ende August noch Ferienzeit der Spanier war und die Unterkünfte vor allem an der Küste in den beliebten Badeorten gut ausgebucht und deutlich teurer waren.
Das Restaurant Mesón o Pipote scheint so ziemlich das einzige geöffnete zu sein, und heute essen wir mal ganz nach spanischer Art erst nach 21 Uhr. Es bietet ein üppiges Menü für nur 13,50 Euro an inklusive Weinflasche.
Tag 24 – Im Land der Windräder
Vilanova de Lourenzá bis Abadín: 26 km / 934 hm / 6 h
Wir verlassen die Stadt und gelangen auf einem schmalen Waldpfad steil bergauf bis zum Friedhof, was noch ordentlich in den Waden ziept. Auch nach 23 Tagen spüre ich am Morgen noch meine Muskeln, aber ich habe nun weder Blasen noch Fußschmerzen wie am Anfang. Heute Morgen hängt der Nebel tief in den Hügeln und es wirkt eher regnerisch. Wir kommen auf eine Forststraße, die jetzt sanfter bergauf führt, bis sie wieder steiler wird und schließlich wieder abfällt. Wir unterqueren die Autobahn und kommen durch kleine Siedlungen, vorbei an Kürbis-, Bohnen- und Paprikafeldern. Auf der Straße geht es wieder leicht bergauf und wir erreichen Mondoñedo, wo wir eine kurze Kaffeepause machen und von wo es weiter bergauf geht. Zwischendurch fängt es leicht an zu regnen. Wir stellen uns kurz unter den Bäumen unter, bis der Schauer vorübergezogen ist.
Im Auf und Ab, aber tendenziell bergauf, folgen wir der Straße an einsamen, einfachen Häuschen bis nach Lousada, wo wir eine Mittagspause machen. Um uns herum stehen Windräder auf Hügeln, die Geräusche wie Flugzeuge machen. Überhaupt fallen mir hier die vielen Windräder auf den Hügeln Spaniens auf. Dennoch ist der Anteil erneuerbarer Energien in Spanien eher gering, aber immerhin größer als in Deutschland.
Die ganze Zeit kämpfen Regenwolken und Sonne gegeneinander an, und mal gewinnt der eine, dann wieder der andere. Nun geht’s wieder stramm bergauf, bis es zur Autobahn hin abflacht und uns seicht zum höchsten Punkt des Tages auf 565 m führt. Dann wandern wir wieder ein Stück bergab, bis es abermals auf 654 m hinaufgeht. Jetzt wandern wir nur noch bergab durch offene Landschaft bis Gontán und schließlich nach Abadín, wo unser heutiges Ziel liegt. Bei unserer Pension liegt auch ein Restaurant, das ein hervorragendes Menü für 12 Euro anbietet. Außerdem gehen wir bereits für morgen einkaufen.
Tag 25 – Den Kühen entgegen
Abadín bis Vilalba: 20,6 km / 289 hm / 4,5 h
Heute haben wir nur 20 Kilometer vor uns, denn sonst hätten wir nur noch die Wahl gehabt, 39 Kilometer bis Baamonde zu laufen, was dann doch ein wenig zu viel ist. Mal abgesehen davon, dass die Unterkunftssituation dort eher schlecht aussieht. Deshalb gehen wir auch erst um 9 Uhr los. Wir folgen der Straße aus Abadín hinaus, bis wir nach rechts auf den Feldweg einschwenken. Er bringt uns über einen Bach zu einer kleinen Straße, die in einen Waldweg mündet. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und sendet ihre Strahlen auf die Erde. Wir nähern uns der Autobahn und überqueren sie, um kurz darauf unter ihr durchzugehen.
Wir kommen durch eine kleine Siedlung über eine Straße auf einen von Eichen und Weiden gesäumten Weg. Dann erreichen wir abermals die Autobahn und kurz darauf Martiñan, wo es ein Stück abseits des Weges eine Bar gibt, wo wir eine Frühstückspause einlegen. Nach einem Stück an der Straße kommen wir zu einer alten Brücke, wo ein junger Mann sitzt und selbst gemachten Schmuck verkauft. Wir unterhalten uns ein wenig, bevor wir weiterziehen. Über einen Feldweg wandern wir weiter. Wir treffen auf einen Traktor, der Kühe hinter sich schart und sie zu einer anderen Weide bringt. Hinten dran zwei Hunde, die sich um die Nachzügler kümmern. Wir beobachten den Zug, bis der Weg wieder frei ist.
Wir erreichen den Ort Goiriz mit einer alten Kirche, wo wir Mittagspause machen. Heute ist es kühl und ziemlich windig und bei der Kirche finden wir ein windgeschütztes Plätzchen. Kein Vergleich zu den Temperaturen von über 30 °C von vor vier Wochen. Der Herbst zieht auch in Spanien ein. Der Weg heute ist auch leicht, es gibt kaum Steigungen. Es folgt eine Mischung aus Straße und Feldweg an Weiden mit Kühen, Schafen und Ziegen vorbei, bis wir Vilalba erreichen und kurz darauf unsere Unterkunft. Vilalba ist deutlich größer, als ich es mir vorgestellt habe. Heute sind wir früh am Ziel, es ist erst 14:30 Uhr. Nach einer Dusche kaufen wir ein – Snacks für jetzt bis zum Abendessen und Proviant für morgen.
Tag 25 – Zwei Wege
Vilalba bis Miraz: 33,3 km / 420 hm / 7h
Auf dem Weg aus der Stadt werden wir auf einen schmalen Pfad zwischen Mauern geleitet. Wir erreichen eine kleine Straße und eine Brücke, bis wir auf einen Waldweg gelangen, der uns unter der Autobahn hindurchführt. Wir kommen zur nächsten Brücke. Dann geht’s auf einem Waldweg durch lichten Kiefernwald, wir überqueren die Autobahn und erreichen eine Kirche mit Friedhof. Überwiegend auf einem Feldweg wandern wir parallel zur Landstraße, dann wieder unter der Autobahn hindurch zur nächsten mittelalterlichen Brücke.
Der Weg macht einen Bogen und leitet uns abermals unter der Autobahn hindurch. Auf einem Feldweg gehen wir weiter durch mehrere verstreute Höfe. Oft tauchen hier senkrecht gestellte Granitplatten als Zäune auf. Sieht nach mächtig viel Arbeit aus. Ein Stück geht’s weiter an der Autobahn und schließlich nach Baamonde, wo wir eine Pause einlegen. Hier treffen wir auf zwei Deutsche, mit denen wir uns unterhalten.
Nun haben wir noch 15 km vor uns. Wir folgen der Landstraße (dieses Mal mit breitem Seitenstreifen) bis zu einer hübschen Brücke. Dabei passieren wir die 100-Kilometer-Marke. Nun ist Santiago nur noch drei weitere Tage entfernt. Es gibt auch einen schöneren Weg am Fluss entlang, aber das habe ich vercheckt. Wir hatten auch die Hoffnung, einen 100,000 km Stein zu finden, aber es gibt nur 99,9 km. Am Fluss unterhalb der Brücke machen wir eine Mittagspause.
Kurz darauf treffen wir auf eine schöne Kapelle mitten im Wald. Nun geht’s bergauf durch einen wunderschönen Wald. Endlich nicht mehr diese Eukalyptuswälder, sondern mit Flechten und Moosen bewachsene Birken und Eichen. Nun teilt sich der Weg: Es gibt eine kürzere Variante (32 km) und eine längere (39,8 km). Wir nehmen die längere Variante nach links, denn auf der kürzeren ist die einzige Unterkunft ausgebucht. Durch kleine Siedlungen, teilweise verfallen, und abwechselnd auf Sträßchen und Waldwegen gelangen wir bis nach Miraz, wo unsere heutige Herberge ist. Nachdem wir angekommen sind, fängt es an zu regnen – Glück gehabt.
Tag 27 – Zum höchsten Punkt
Miraz bis Sobrado dos Monxes: 25,7 km / 476 hm / 5,5 h
Heute schaffen wir es mal wieder, zeitig loszukommen, und der Morgen beschenkt uns mit Nebelschwaden, die mystisch in den Bäumen und Hügeln hängen. Gleich nach dem Aufbruch treffen wir auf ein bekanntes Gesicht und gehen ein Stück gemeinsam. Anja hat heute 40 km vor sich und so trennen sich unsere Wege bald wieder, da sie einen flotteren Schritt vorlegt. Hinter den letzten Häuschen von Miraz steigen wir durch eine von Felsen durchsetzte Heidelandschaft leicht an. Teilweise führt der Weg über Felsplatten. Ginster und Kiefern säumen den mal sandigen, mal grasigen Pfad.
Bei einem Haus gelangen wir auf eine einsame Straße. Vorbei an Feldern und Äckern erreichen wir den ersten hohen Punkt auf 640 m. Die Steigung heute ist sehr sanft und kaum merklich. Die Straße bringt uns erst bergab, dann in leichtem Auf und Ab in die Siedlung A Roxica, wo es eine Herberge mit Café gibt. Diese lassen wir links liegen und wandern über eine Kuppe zur nächsten Siedlung. Dann geht’s kurz auf einem Schotterweg bergauf, bis wir wieder auf die Straße stoßen.
Es fängt an zu regnen und wir warten den Schauer kurz unter einem Baum ab. Kurze Zeit später fängt es wieder an zu regnen und wir stellen uns bei einer überdachten Bushaltestelle unter. Ob hier jemals ein Bus hält? Es wirkt ganz schön einsam. Wir gelangen durch weitere kleine Siedlungen bis zu einer Forststraße, die uns zur Landstraße bringt. Hier gibt es einen bequemen, separaten Fußweg neben der Straße. Wieso kann es das nicht immer geben anstatt auf Straßen ohne Seitenstreifen gehen zu müssen?
Auf diesem Weg erreichen wir den höchsten Punkt der gesamten Tour auf 710 m. Es ist aber sehr unspektakulär, keine Aussicht, nur die Straße und Bäume neben uns. Auf fast fünf Kilometern geht’s an der Straße entlang bis zu einem Ort mit zwei Bars und wir kehren bei einer ein. Danach schwenkt der Weg nach rechts auf eine kleine Straße und auf einem Feldweg vorbei an einer archäologischen Stätte, von der wir nicht mehr als ein paar Felsen sehen. Der Feldweg ist teilweise matschig vom Regen. Wir erreichen wieder die Landstraße, an der wir nun wieder knapp zwei Kilometer ohne Fußweg entlanglaufen.
Wir kommen an einem hübschen See vorbei und gelangen dann nach Sobrado dos Monxes, das ein großes Kloster beheimatet. Das Kloster hat auch eine Herberge, die aber derzeit geschlossen ist. Wir erkunden ein wenig das Klostergelände und begeben uns dann zu unserer Unterkunft in der Stadt.
Tag 28 – Ruhe vor dem Sturm
Sobrado dos Monxes bis Salceda: 34,2 km / 510 hm / 7 h
Wir schaffen es heute wieder, zeitig loszugehen, und nehmen nur Kaffee und Tee zu uns. Dann gehen wir ein Stück an der Landstraße entlang und haben einen schönen Rückblick auf Sobrado mit dem großen Kloster. Wir wechseln auf eine kleine Straße, auf der wir durch eine kleine Siedlung kommen. Dann nimmt uns ein ansteigender Feldweg auf. Wir treffen wieder auf die Landstraße, verlassen sie aber schnell auf einen Waldweg nach rechts. Wieder auf der Straße gelangen wir in die nächste Siedlung und durch Wald und Wiesen nach Madelos.
Der Weg führt nun bergab, dann im leichten Auf und Ab durch einen lichten Eukalyptuswald. Wir erreichen wieder die Landstraße und die Ortschaft As Corredoiras, wo wir kurz in einer Bar einkehren. Weiter geht’s an der Landstraße, bis wir auf eine kleinere Straße abzweigen und einen weiten Bogen zurück zur Landstraße schlagen. Wir überqueren sie nur kurz und folgen der kleineren Straße durch eine weite, landwirtschaftliche Region. Zwischen kleinen Waldstücken liegen Weiden und Felder. Zwischendurch machen wir eine frühe Mittagspause. So erreichen wir das Stadtgebiet von Arzua.
Hier treffen gleich mehrere Caminos aufeinander – Camino del Norte, Camino Francés und Camino Primitivo – und teilen sich den Rest des Weges nach Santiago. Es wird nun also deutlich voller werden, aber dafür gibt es auch viele Unterkunftsmöglichkeiten. Wir kaufen ein wenig für morgen ein und kehren in ein Café ein.
Nun liegen noch 11 km vor uns. Weiter geht’s auf einem Waldweg, der von Eichen gesäumt ist und uns durch den Wind mit ihren Eicheln von oben torpediert. Nur kurz gehen wir auf Straßen, die meiste Zeit verläuft der Weg durch schönen Wald. Gegen Ende fängt es leicht an zu nieseln, aber dann erreichen wir auch schon Salceda und die Landstraße. Kurz darauf kommen wir an unserer heutigen Unterkunft an.
Tag 29 –Auf der Zielgeraden
Salceda bis Santiago de Compostela: 27 km / 415 hm / 5,5 h
Wir laufen um 8 Uhr los, als es gerade hell wird. Anfangs sind wir noch alleine unterwegs, aber bald werden es immer mehr Menschen, es ist eine richtige Ameisenstraße. Dagegen war der Camino del Norte bisher einsam. Es ist ein richtiger Kulturschock. Wir kommen aus dem „Hola-“ und „Buen Camino“-Sagen gar nicht mehr raus. Wenn das auf dem Camino Francés, der beliebteste Jakobsweg, jeden Tag so ist, hätte ich ja keine Lust darauf. Tatsächlich gehen 55 % der Pilger den Francés. Den Camino del Norte gehen vergleichsweise nur 5%. Aber es gehen wohl viele auch nur die letzten 100 km des Caminos, sodass es deutlich voller wird auf dieser Strecke. Man braucht nämlich nur 100 km zu Fuß gelaufen oder 200 km mit dem Fahrrad gefahren zu sein, um die Compostela zu bekommen.
Der Weg führt uns heute größtenteils durch schönen Wald und nur wenig auf Straßen. So erreichen wir Amenal, wo wir in einer der zahlreichen Bars auf dem Weg einkehren. Nun sind es noch 16 km bis Santiago. Im Wald geht es erst mal hinauf. Auf der Anhöhe stoßen wir auf den Flughafen von Santiago. Wir gehen wieder leicht bergab bis nach Lavacolla. Eine Straße führt uns wieder bergauf bis zum höchsten Punkt auf 390 m, dem Monte do Gozo. Wir überqueren die Autobahn und gelangen nun ins Stadtgebiet von Santiago.
Wir laufen durch die Gassen bis zu einem Tor, wo eine Dudelsackspielerin den Soundtrack zu unserer Ankunft liefert. So erreichen wir nach 834 Kilometern die Kathedrale von Santiago. Der Moment ist dieses Jahr emotionaler als letztes Jahr nach dem portugiesischen Jakobsweg, sicher vor allem, da die Reise hierher deutlich länger war. Auf den letzten Kilometern wollte ich gar nicht, dass die Reise schon endet. Ich könnte ewig weiterlaufen. Lange Zeit, mich meinen gemischten Gefühlen aus Freude und Trauer hinzugeben, habe ich allerdings nicht, denn Anja und Tina warten bereits mit Bier und Radler auf uns. Sie sind schon morgens angekommen und begrüßen uns herzlich.
Wir machen die obligatorischen Ankunftsfotos und gehen dann zum Pilgerbüro, um uns eine Wartenummer für die Compostela zu holen. Mit einem QR-Code gelangt man auf eine Website, auf der man sieht welche Nummer gerade dran ist, und kann so die Wartezeit für andere Dinge nutzen. Wir gehen zu unserem Hotel, wo ich erst mal ein Nickerchen mache. Dann gehen wir noch einmal raus und schlendern durch Santiago und schließlich zum Pilgerbüro, um uns unsere Compostela abzuholen. Abends gehen wir noch mit den anderen zusammen essen.
So endet unser Abenteuer auf dem Camino del Norte, dem spanischen Küstenweg. Halt, nicht ganz, denn nachdem wir letztes Jahr nach Finisterre weitergewandert sind, wollen wir dieses Mal von Finisterre nach Muxia laufen. Einen Tag wandern gönnen wir uns also noch. Hier könnt ihr alles über die Strecke Finisterre nach Muxia lesen.
Fazit
Ich will nicht lügen – der Camino del Norte hat wirklich viel Asphalt. Mindestens 50 % des Weges verlaufen auf Straßen, meistens jedoch auf kleinen, wenig befahrenen Nebenstraßen, was es deutlich angenehmer macht. Manchmal muss man jedoch auch an großen Straßen auf dem Seitenstreifen gehen, was nicht so schön ist. Am schönsten waren für mich die Abschnitte auf kleinen Pfaden direkt an der wilden Küste Spaniens. Aber auch die ein oder andere Stadt war sehr interessant, und vor allem die Leckereien, die es in den Städten gab, haben es mir angetan. Ich bin zu einem großen Sidrafan (Apfelwein) geworden.














































































