Ein weiterer Sturm zieht auf

CDT: Stürme, Schnee und Erlösung – Ghost Ranch bis Cuba

Nach einem dringend benötigten Zero-Day in Ghost Ranch sind wir zurück auf dem Trail, bereit, wieder auf die Red Line zu stoßen und den Rest New Mexicos in Angriff zu nehmen. Der erste Tag ist ein Fest für die Sinne: Goldene Espen und rote Felsen leuchten und ein Gratweg bietet weite Ausblicke. Und dann finden wir uns plötzlich in einem eisigen Winterwunderland wieder.

CDT Tag 114 – Mittagessen in einer Höhle, Donner im Tal

26,4 km / 700 hm / 6,5 h

Nach einem erholsamen Zero-Day in Ghost Ranch stoßen wir wieder auf die Red Line und entscheiden uns für einen klippennahen Pfad, der spektakuläre Ausblicke ins Tal bietet – goldene Espen, rote Felswände und Tafelberge unter dramatischen Wolken. Die zusätzlichen Höhenmeter lohnen sich.

Beim Abstieg erwischt uns ein Gewitter. Wir suchen kurz Schutz unter einem Baum, um es vorbeiziehen zu lassen. Der Regen verzieht sich, und die roten Felsen leuchten vor dem sturmverhangenen Himmel. Wir folgen einem Fluss in ein weiteres felsumrahmtes Tal, filtern Wasser aus einer Viehtränke und gehen weiter durch ein abgebranntes Gebiet, das wir bis zur Dunkelheit durchqueren. Schließlich schlagen wir unser Lager zwischen gesunden Bäumen auf.

CDT Tag 115 – Donner-Schnee

37,6 km / 1.750 hm / 9 h

Am nächsten Tag steigen wir durch Espenwälder, deren letzte Blätter zu Boden fallen. Ein drei Stunden langer, sanfter Anstieg bringt uns ein letztes Mal über 3.000 Meter und auf ein windgepeitschtes Plateau, auf dem uns Schnee ins Gesicht weht. Ohne Sicht eilen wir bergab und bauen unser Zelt gerade rechtzeitig auf, bevor starker Schneefall einsetzt. Es rollt sogar eine weitere Runde Donner-Schnee heran und wir sind dankbar für den Schutz. Morgen geht es bergab in die Stadt Cuba, der Wärme entgegen.

CDT Tag 116 – Von Narnia nach Cuba

18,5 km / 100 hm / 4 h

Wir erwachen in einer Szenerie wie aus Narnia: Eine dicke Schneeschicht hat sich über alles gelegt. Der Reißverschluss auf Ryans Zeltseite ist eingefroren, und meine Isomatte hat sich über Nacht entleert, sodass ich stundenlang auf dem kalten Boden lag. Wir packen unsere nassen Sachen, hüllen uns dick ein und starten im Schnee. Um notorisch aggressive Hunde auf der Straße nach Cuba zu umgehen, wählen wir eine alte CDT-Route.

Zunächst sehen wir noch Fußspuren, die jedoch bald abzweigen. Ab hier müssen wir unsere eigenen Schritte in den frischen Schnee setzen und den Weg unter der Schneedecke finden. Meine Hände tauen langsam auf, aber meine Füße bleiben eisig. Ryan tritt versehentlich in einen Bach und auch ich lande mit einem Fuß in matschigem Wasser.

Auf 2.650 Metern geht der Schnee in Regen über. Wir stapfen durch nassen, pappigen Schnee, bis wir eine Straße erreichen – in der Hoffnung auf einen leichten Weg nach Cuba. Doch die Dirt Road ist ein einziges matschiges Chaos und verwandelt unsere Schuhe in schwere, lehmverkrustete Gewichte. Schließlich taucht ein weißer SUV auf, und wir bekommen eine Mitfahrgelegenheit mit John, einem freundlichen Mormonen aus Utah, der sogar ein wenig Deutsch spricht. Erster Stopp: McDonald’s, wo wir auf andere Hiker treffen, darunter Shovel, der klugerweise dem Sturm durch einen Zero ausgewichen ist.

Wir verschlingen Big Macs und gehen dann in den Waschsalon, kaufen unseren Resupply ein und duschen endlich im Hotel. Am Abend treffen wir andere Hiker zum mexikanischen Essen, aber ich kämpfe mit der Schärfe. New-Mexican Food ist nichts für empfindliche Mägen. Während draußen der Regen in Strömen fällt, bin ich dankbar, im warmen Bett zu liegen – und stelle mir vor, wie sich draußen in den Bergen der Schnee weiter auftürmt. Gute Nacht, Narnia.

Herausforderungen & Höhepunkte des Abschnitts

Herausforderungen:
Donner-Schnee-Spektakel in der Nacht

Höhepunkte:
Die dramatische Aussicht vom Plateau nach Ghost Ranch und eine märchenhafte Schneelandschaft.

Lektion:
Es lohnt sich manchmal, kleine Umwege zu gehen.

Hier geht’s zum nächsten Abschnitt auf dem CDT:

CDT: Wüstenzauber und Steppenläufer-Schlachten – Cuba bis Grants

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

Suche

Die Weltwanderin

Bild von Annika
Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

Beliebte Beiträge