Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Der Te Araroa ist nichts für dich…

…wenn du die folgenden Dinge nicht magst. Diese Liste ist natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu betrachten. Zum einen machen diese Dinge den Te Araroa aus und gerade die schlechten Zeiten stellen die besten Anekdoten zur Verfügung und zum anderen weiß man gute Zeiten dann erst richtig zu schätzen. 

1. Nässe

Von 62 Tagen auf dem Te Araroa auf der Südinsel hatte ich an 29 Tagen nasse Füße. Meistens aufgrund von diversen Flussüberquerungen oder Matschpfützen. Und selbst wenn die Nässe nicht von unten kommt, dann kommt sie von oben. Neuseeland ist sehr grün und das hat einen Grund: Viel Regen. Regenkleidung ist eines der wichtigsten Dinge im Gepäck. Außerdem schnell trocknende Schuhe. Scheiß auf dicke Wanderstiefel und Goretex, denn auch die werden unzweifelhaft nass und brauchen dafür eine Ewigkeit zum Trocknen. Während meine Schuhe oft über Nacht wieder trocken genug waren befand sich immer noch eine feuchtkalte Pfütze in den Wanderstiefeln meines Tourenpartners. An warmen Tagen sind die Flussquerungen kein Problem, an den regnerischen, kalten Tagen aber werden die Etappen zur wahren Qual.

Spaziergang durch den Fluss

2. Matsch

Wir stellen schon früh fest, dass es auf dem Te Araroa viele Arten von Matsch gibt. Trockener Matsch, der gut durchgetrocknet und gut begehbar ist. Stabiler Matsch, der zwar feucht, aber gut begehbar ist. Einnehmender Matsch, wo wir ordentlich einsinken. Fieser matschiger Matsch in den man so richtig einsinkt und den Matsch, der eigentlich mehr Wasser ist als Matsch und bei dem der Matsch oben in die Schuhe eindringt. Außerdem gibt es noch den versteckten Matsch unter Gras, den man vorher nicht sieht. Mit großer Zielsicherheit fand ich gerne die tiefsten Stellen im Matsch.

Unzählige Male sind wir im Matsch versunken und das war nur die Südinsel. Die Nordinsel soll noch viel schlimmer sein. Ich glaube nicht, dass ich jemals so viel Matsch in meinem ganzen Leben gesehen habe wie in den 2,5 Monaten auf dem Trail. Aber keine Sorge, die nächste Flussquerung, die eure Schuhe wieder saubermacht, kommt bestimmt.

Matsch und löchrige Schuhe

3. Steil

Ich glaube nicht, dass ich wusste was steil wirklich bedeuten kann bevor ich den Te Araroa gewandert bin. Serpentinen? Fehlanzeige. Oftmals geht es einfach auf direktem Weg bergauf. Hier erinnere ich mich besonders an den Motutapu Trail, der so steil war, dass es mir nur mehr möglich war auf dem Vorderfuß hinauf zu schnaufen. Jede Wegmarkierung etwa alle 10-20 Höhenmeter diente mir als Verschnaufpause. Auch wenn man hier nicht von unten oder oben nass wird, dann von innen – vom Schweiß, der uns beim Steigen hinuntertropft. Meine Waden schreien beim Aufstieg, meine Knie beim Abstieg.

Steil, steiler, Motutapu Track

4. Mangelnde Hygiene

Duschen sind natürlich Mangelware auf dem Trail. Sie beschränken sich auf die Städte oder auf ein Bad in eiskalten Seen und Flüssen unterwegs. Auch Wäsche waschen beschränkt sich auf die Städte oder ein schnelles Durchwaschen im Fluss. Dementsprechend stinken wir viel. Selbst wenn wir uns waschen stinkt unsere Kleidung noch immer. Schonmal an drei Tage alten, zwischendurch dreimal nass gewordenen und wieder getrockneten Socken gerochen? Hier habt ihr die Gelegenheit. Lasst Schuhe und Socken bloß draußen und nehmt sie nicht mit ins Zelt oder ihr werdet zu Tode gestunken.

Es klingt seltsam, aber man gewöhnt sich daran. Wenn wir gerade frisch aus einer Stadt kamen und dann die Stinkekleidung eines anderen Wanderers in der Hütte rochen, bekamen wir erst eine Ahnung davon wie wir selbst manchmal stinken müssen. Ist aber egal, die anderen stinken auch. Meine Hygieneartikel beschränkten sich auf eine Zahnbürste, Zahnpasta und feste Naturseife. Wer viel Wert auf Hygiene legt ist hier falsch.

Schwimmen im Mararoa River

5. Viechzeug

Obwohl es keine Raubtiere oder andere gefährliche Wesen wie Schlangen oder Spinnen hier gibt, gibt es eine ganz besondere Art, die einem das Leben zur Hölle machen kann: Sandfliegen. Sie sind überall und sobald wir stehen  bleiben saugen sie an unserem Blut. Am schlimmsten ist es an den schönsten Zeltplätzen, die man sich vorstellen kann. Oftmals sitzen wir in voll bekleidet mitten in der Sonne – nur um uns die Biester vom Leib zu halten. Und morgens warten sie bereits im Vorzelt auf uns und halten uns davon ab zu frühstücken. Nur schnell packen wir alles zusammen und verlassen den Ort um irgendwo unterwegs zu frühstücken.

In den Hütten gibt es zwar kaum Sandfliegen, dafür aber Mäuse und Ratten, die es besonders auf unser Essen abgesehen haben. Es empfiehlt sich also jegliches Essbare möglichst außerhalb der Reichweite der Nager irgendwo aufzuhängen. Trotzdem gelangen sie an die erstaunlichsten Stellen. Eines Morgens finden wir Mäuse-Exkremente in unserem Topf. Andere Wanderer haben einen Topf aus Silikon, der nun ein Loch aufweist, da sich Mäuse hindurch genagt haben. Des Nachts feiern sie also gerne Partys und bewegen sich raschelnderweise durch unsere Rucksäcke. Auch Possums statten den Hütten des Nachts gerne einen Besuch ab und veranstalten Partys auf dem Dach.

Wenn man Pech hat zerfetzen Keas einem das Zelt oder schreien einen mit ihrem alles durchdringenden Gekreisch kurz vor Sonnenaufgang schon wach. Freche Wekas durchwühlen gerne Mülltüten um sie komplett im Wald zu verteilen – lasst also nichts draußen in Weka-Gegenden wie den Marlborough Sounds.

Aber was wäre Neuseeland ohne diese Kreaturen? Keas, Fächerschwänze und süße Mäuschen zu beobachten versüßt uns immer wieder den Tag.

Mäuschen in der Rokeby Hut

6. Schwieriges Terrain

Immer wieder heißt es sich durch dichtes Buschwerk zu kämpfen. Ob nun durch dichte Wälder mit von Wurzeln und Steinen übersäten Boden, kratzige Dornenbüsche an Flussufern, mannshohes Tussockgras in Sümpfen oder pieksiges Speargrass in den alpinen Gegenden – es ist mit allem zu rechnen.

Und wenn es keine Vegetation gibt, dann macht einem Geröll oder eine Flussüberquerung das Leben schwer. Einfach nur so vor sich hinlaufen ohne Nachdenken zu müssen gibt es nur selten. Märsche auf der Straße gehören dazu, sind aber langweilig und der Tod für die Füße.

Abstieg im Fluss

7. Trockennahrung

Wir haben auf dem Trail auch ein Wanderpaar getroffen, dass sich Pizza auf dem Trail gebacken hat und immer frischen Käse dabei hatte. Alles ist möglich und es klingt fantastisch. Aber ganz ehrlich? Das Extragewicht wird keiner von euch schleppen wollen. Es hat einen Grund warum besagtes Paar nach nur einem Monat auf dem Trail aufgegeben hat. Die Ernährung beschränkt sich also meist auf Porridge, dehydrierte Trekkingnahrung, Kartoffelbrei, Nudeln, Reis, Tütensoßen und Schokoriegel. Aufgepeppt werden die Gerichte mit Knoblauch und ein paar Kräutern. Ein kulinarisches Highlight wird so ein Trail nicht. Dafür werdet ihr die Städte, auch Burger Stops genannt, umso mehr lieben. Hier stopften wir alles in uns hinein was nur ging und das Ungesundeste Zeug. Egal, denn die Kalorien könnt ihr gebrauchen. Und wann kann man je schonmal so unbeschwert essen?

Kartoffelbrei mit getrockneten Zwiebeln

8. Schmerzen

Vor allem in den ersten zwei Wochen werden euch Füße und Beine schmerzen und ihr werdet euch vorkommen wie 100 Jahre alt wenn ihr nach einem langen Marsch versucht aufzustehen. Und wenn es nicht die Füße sind, dann schmerzen die Knie von den steilen Abstiegen oder die Schultern vom schweren Rucksack. Aber wenn einem mal nichts wehtut ist es umso schöner. Besonders großartig ist es den Rucksack abzunehmen und ein paar Meter auf einen Aussichtssicht ohne zu gehen. Ihr werdet euch plötzlich so leicht fühlen und den Berg hinauffliegen wie ein Vogel.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

  • Suche

    Die Weltwanderin

    Picture of Annika
    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

    Weltkarte

    Beliebte Beiträge