Zwischen Grants und Pie Town verwandelt sich der CDT in ein weiteres „Choose your own adventure“. Wir können zwischen einem langen Road Walk und heißen schwarzen Lavafeldern wählen oder eine Mischung aus beidem versuchen. Es ist ein Abschnitt, der unsere Geduld auf die Probe stellt. Aber am Ende steht das süße Versprechen frischer Pies.
CDT Tag 122 – Road Walk aus Grants heraus
18 km / 230 hm / 4h
Der erste Teil des Tages steht ganz im Zeichen der typischen Thru-Hiker-„Town Strategy“ – den Motelaufenthalt maximal ausnutzen, Gaskartuschen besorgen und unterwegs essen (Paninis, die nicht lange überleben, Pizza und McDonald’s).
Der Roadwalk hinaus aus Grants führt uns durch ein raues, urbanes Gebiet. Überall stehen Mobile Homes, Hunde in allen Größen bellen uns an, während wir vorbeilaufen, dazwischen Trump-Flaggen und von Kugeln durchsiebte Schilder. Schön ist es nicht, aber definitiv auch nicht langweilig – es gibt jede Menge zu sehen.
Wir entscheiden uns für die Bonita-Zuni-Alternative, um Highways und große, mühsame Lavafelder zu reduzieren. Staubwolken von vorbeifahrenden Autos hüllen uns ein, während wir auf einer Schotterstraße an Canyonwänden und roten Felsen vorbeiziehen. Hätten wir gewusst, wie viel Staub wir hier „essen“ würden, hätten wir wohl weniger Snacks mitgenommen.
CDT Tag 123 – Ein 3.800 Jahre altes Lavafeld
38,7 km / 215 hm / 9 h
Der Tag beginnt eisig kalt. Wir schlagen uns über weitere Schotterstraßen und schöpfen Wasser aus einem von Bienen umschwirrten Trog. Die nächste Wasserquelle schmeckt nach Stall. Ein Aroma, das sich selbst mit Crystal Light nicht überdecken lässt. Leider ist es die letzte Quelle für die nächsten 35 Kilometer. Wir lernen: Gutes Wasser sollten wir horten, sobald es sich bietet, denn wir wissen nie, was die nächste Quelle bringt.
Dann ein zermürbender 11-Kilometer-Abschnitt durch Lavafelder. Nach einer Stunde ist der Reiz verflogen, zurück bleiben Frust und dieses eklige Stallwasser, das inzwischen an die Temperatur von Tee erinnert. Als Tageswanderung wäre es landschaftlich eindrucksvoll, aber wenn man einfach nur vorankommen will, ist es schlicht mühsam. Es ist heiß, langsam und voller Stolperfallen, tiefer Risse und scharfer Felsen, die im Falle eines Sturzes wie ein menschlicher Käsehobel wirken würden.
Ich bin froh, dass wir die Lavafelder noch vor Einbruch der Dunkelheit hinter uns gelassen haben. Hier könnte man sich leicht verlaufen oder verletzen. Wir schlagen unser Lager nahe des La-Ventana-Archs auf und genießen den Anblick des Felsbogens unter dem Sternenhimmel.
CDT Tag 124 – Vom Felsbogen auf ein Plateau
50 km / 500 hm / 11,5 h
Am Morgen werfen wir noch einmal einen Blick auf den Felsbogen und klettern dann hinauf auf die Mesa, wo wir mit weiten Ausblicken über die endlosen schwarzen Lavafelder und beeindruckenden Klippen belohnt werden. Abgesehen von Ryans unglücklicher Begegnung mit einem Kaktus ist dieser Cross-Country-Abschnitt – wenn auch langsamer als der Highway – jede Mühe wert.
Zurück auf der Straße bekommen wir einen Hitch zur nächsten Wasserquelle mit Richard, einem freundlichen Feuerwehrmann, der uns kaltes Wasser und Elektrolyte spendiert. Dieses kleine Stück Trail Magic gibt uns neue Kraft für den langen, müllübersäten Roadwalk, der vor uns liegt. Ich kann das Bauernhof-Wasser von gestern, das wir immer noch trinken müssen, nicht mehr sehen und bin erleichtert, an der nächsten Quelle besseres Wasser vorzufinden. Heute schleppen wir uns durch 50 monotone Kilometer bis zur TLC Ranch. Aber unterwegs beschenken uns vorbeifahrende Autos mit Orangen, Trauben und Oatmeal Pies.
Das Abendessen im Licht der pfirsichfarbenen Wirbel am Horizont nach Sonnenuntergang fühlt sich surreal an, und als die Nacht hereinbricht, wandern wir unter den Sternen weiter. Mit schmerzenden Hüften erreichen wir schließlich die Ranch.
CDT Tag 125 – Kuchenträume
26 km / 315 hm / 5 h
Heute begleiten uns erneut Hitze und Wind auf den letzten 25 Kilometern nach Pie Town. Wind ist eines meiner sensorischen Reizthemen, aber der Gedanke an Kuchen treibt mich weiter. Doch als wir ankommen, sind sie leider ausverkauft. Ernsthaft? Meine Enttäuschung ist groß.
Ohne die Kuchenträume zu erfüllen, gehen wir ins Toaster House Hostel, wo es Duschen, Waschmaschine und Linseneintopf gibt, den Dauerbewohner Abram uns anbietet. Später sitzen wir mit anderen Thru-Hikern am Lagerfeuer, kochen köstliche Kartoffeln und Elchfleisch, doch die laute, trinkende Runde zehrt an meinen Kräften. Und wieder wird mir mal wieder klar, wie sehr ich die Einsamkeit schätze – selbst hier, umgeben von Menschen, die denselben Weg gehen.
Herausforderungen & Höhepunkte des Abschnitts
Herausforderungen:
Ein zäher Road Walk und endlose Lavafelder in Hitze und Staub.
Höhepunkte:
Trail Magic mitten im Nirgendwo und der La Ventana Arch bei Sternenlicht.
Lektion:
Gute Wasserquellen sind in New Mexico keine Selbstverständlichkeit – nutze sie, solange du kannst.
Hier geht’s zum nächsten Abschnitt auf dem CDT:
CDT: Gila River, der letzte Härtetest des CDT – Pie Town bis Silver City












































