Der CDT von Cuba nach Grants konfrontiert uns mit vielen Steppenläufern und spärlichen Wasserquellen. Dabei finden wir uns inmitten einiger der bisher atemberaubendsten Wüstenlandschaften wieder: Hoodoos, die im Sonnenuntergang leuchten, weite Tafelberge und bizarre Felsformationen.
CDT Tag 117 – Bühne frei für die ungezähmte Kraft der Natur
20 km / 255 hm / 5 h
Mit Burgern von McDonald’s im Rucksack (Sandwiches sind hier nirgendwo zu bekommen) verlassen wir Cuba und laufen an einem Lastwagen vorbei, der in einen schlammigen, übel riechenden Fluss geraten ist. Der Fahrer ist unverletzt, doch die Szene zieht eine Menschenmenge an, die dabei zusieht, wie das Fahrzeug wieder herausgezogen wird. Ein Einheimischer erzählt uns, Cuba sei inzwischen „eine tote Stadt“, nur noch eine Hülle seiner lebhafteren Vergangenheit. Tatsächlich ist es eine dieser Kleinstädte, in der man jederzeit damit rechnet, dass ein Steppenläufer über die Straße rollt.
Der Roadwalk aus der Stadt hinaus zieht sich über vier Meilen hin – blauer Himmel vor uns, bedrohlich dunkle Gewitterwolken hinter uns. Wir hatten überlegt, noch einen Tag auf besseres Wetter zu warten, sind am Ende aber froh, dass wir es nicht getan haben, denn der Sturm zieht in die Berge ab.
Kreuze säumen den Straßenrand, Autos rauschen näher vorbei, als uns lieb ist. Schließlich biegen wir auf eine Schotterstraße ab, wo Ryan seine Burger stress-isst.
Wir steigen einen Hügel hinauf, und vor uns entfaltet sich die Wüste mit Klippen, Hoodoos und einer endlosen Vielfalt. Ein kurzer Hagelschauer geht über in einen der schönsten Sonnenuntergänge des gesamten Trails: Die Felsen lodern in feurigen Farben, während rote Wolken über uns hinwegziehen.
In dieser Nacht schlagen wir unser Zelt an einem sicheren Platz zwischen niedrigen Bäumen auf und beobachten, wie ein Gewitter in den fernen Bergen zuckt. Donner hören wir keinen, doch die Blitze sind intensiv, unaufhörlich und gespenstisch.
CDT Tag 118 – Tafelberge und Hoodoos: Ein Fest für die Augen, nicht den Magen
37,7 km / 735 hm / 8,5 h
Dieser Abschnitt entpuppt sich als unerwartet spektakulär – Tafelberge, leuchtend bunte Felsformationen und Hoodoos, die ringsum emporragen. Ich wünschte, wir könnten langsamer machen und jedes Detail erkunden.
Nachdem wir Stanley Tuccis Hörbuch über die italienische Küche beendet haben, wirkt unser kalt eingeweichtes Ramen-mit-Bohnen-Mittagessen noch trostloser, als es ohnehin schon ist. Wir beschließen, beim nächsten Resupply den altbewährten Tortilla-Wraps noch einmal eine Chance zu geben. Die Auswahl auf einem Thru-Hike ist eben begrenzt. Auch wenn wir mit unseren selbst dehydrierten Abendessen (mal richtig gut, mal weniger gelungen) ziemlich luxuriös unterwegs sind, bleiben Lunch und Snacks doch die üblichen. Gesegnet sind jene, die Essen einfach nur als Treibstoff sehen. Wir gehören nicht dazu. Wir träumen schon jetzt vom chinesischen Buffet in Grants, noch drei Tage entfernt.
Nach 27 km erreichen wir die nächste Wasserquelle. Ein echter Glücksfall: Es gibt einen Schlauch und eine Pumpe und damit reichlich Wasser, das kristallklar und mit kräftigem Druck hervorsprudelt. Wer auch immer diese Quelle möglich gemacht hat: Danke!! Seit Cuba liegen die Wasserstellen weiter auseinander. Wir haben es mit 25 km zwischen den Wasserquellen zu tun, aber um diese Jahreszeit ist das völlig in Ordnung. Wir erleiden nicht die brütende Hitze, wie sie die NOBOs erwartet. Noch ein weiterer Grund, den CDT SOBO zu gehen.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir eine beeindruckende Gruppe von Hoodoos. Im Detail betrachtet sehen sie aus wie riesige Elefantenbeine, da sie größtenteils aus Lehm bestehen, dessen Struktur der rauen Haut von Elefanten ähnelt.
Wir wandern noch ein Stück weiter, bis das letzte Tageslicht erlischt. Zurück bleiben Farben von Violett über Rosa bis zu Pfirsich am Horizont. Auf der einen Seite ragen Felsen empor, auf der anderen erstreckt sich das Tal mit den sich daraus erhebenden Tafelbergen.
CDT Tag 119 – Der Kampf mit den Steppenläufern
40 km / 975 hm / 9,5 h
Der Tag beginnt mit einem morgendlichen Kampf gegen stachelige Steppenläufer, die der Wind über den Trail treibt. Eine schlammige Flussquerung bedeckt unsere Füße mit Lehm, der sich nur schwer entfernen lässt. Eine Entscheidung, die wir bereuen, als wir sehen, wie unsere Freunde über Steine hüpfen und trocken bleiben. Später setzt die Wüstenhitze ein, im krassen Gegensatz zur kühlen Morgendämmerung, während ich von Wurst- und Käseplatten zu träumen beginne. An einer Abzweigung zu einer Quelle stoßen wir begeistert auf Kühlboxen mit Äpfeln und Ginger Ale. Der anschließende Anstieg ist heiß und anstrengend. Schließlich erreichen wir ein bewaldetes Plateau und legen bis zur Dunkelheit viele flache Meilen zurück. Wir verlassen damit erneut die Wüstenlandschaft und wandern nun durch Gras und Kiefern.
CDT Tag 120 – Die Suche nach Wasser
42 km / 940 hm / 9,5 h
Ein eisiger Morgen lässt uns frösteln, während wir durch bereiftes Gras stapfen. Wir steigen zurück in Espenwälder hinauf, werden dort jedoch nicht mit einer Aussicht belohnt. Die meisten Wasserquellen sind versiegt, sodass die Ojo-Piedra-Quelle am Ende des Tages eine echte Erleichterung ist. Wir marschieren noch bis zu einem Trailhead durch, wo uns ein Plumpsklo erwartet – allerdings ohne das in FarOut-Kommentaren so hochgelobte weiche Toilettenpapier.
CDT Tag 121 – Aussicht auf’s Buffet: Der Weg nach Grants
29,5 km / 245 hm / 6 h
Heute geht es bergab nach Grants, vorbei an einer erstaunlichen Vielfalt von Vegetationszonen. Diese Hochlagen in der Wüste, „Sky Islands“ genannt, sind faszinierend, da sie durch Wüstenebenen voneinander getrennt sind. Vom Tannenwald ganz oben geht es hinunter in Kiefernwald, dann in Kiefer-Eichen-Mischwald, Chaparral, Wüstengrasland und schließlich Wüstengestrüpp. Wir wandern durch all diese Stufen, bis wir wieder die Wüste erreichen.
Von einem Aussichtspunkt, an dem wir die Stadt Grants sehen, stellen wir uns vor, schon das chinesische Buffet in der Ferne auszumachen. Wir beeilen uns, den Bus in die Stadt zu erwischen. Nach Dusche und Wäsche wartet das ersehnte Buffet, bevor wir einen ausgedehnten Walmart-Resupply angehen. Statt Ramen und Couscous, kaufen wir dieses Mal Tortillas, Käse und Pepperoni. Gewicht spielt hier in New Mexico keine so große Rolle mehr.
Herausforderungen & Höhepunkte des Abschnitts
Herausforderungen:
Dornen in den Socken, Wasser ist rar und das Essen eintönig.
Höhepunkte:
Die beeindruckende Wüstenlandschaft mit ihren Tafelbergen und Hoodoos, gekrönt von einem fantastischen Sonnenuntergang.
Lektion:
Die wichtigste Ressource ist nicht Wasser oder Essen – sondern Selbstfürsorge.