Die Hauptstadt Chiles ist eine quirlige, vielfältige Metropole mit Nachbarschaften („Barrios“), die jeweils ihren eigenen Charme haben. 40% aller Chilenen nennen Santiago de Chile ihr Zuhause. Museen, große grüne Parkanlagen, Cafés, historische Gebäude und Essensstände machen Santiago zu einem lebendigen Mix. Wir haben ziemlich genau 24 Stunden Zeit diese Stadt zu erkunden und nehmen soviel wie möglich davon mit.
Um 5:30 Uhr morgens kommen wir in Santiago an. Es ist ziemlich diesig und kalt. Wir warten am Busbahnhof bis die erste U-Bahn fährt. Auf ein paar Umwegen kommen wir an unserem Hostel an und müssen noch ein wenig auf der Straße sitzen bis wir reingelassen werden.Nach einer schnellen Dusche fahren wir in die Stadt um die Free Tour zu machen. Trotz Müdigkeit wollen wir soviel wie möglich aus der uns bleibenden Zeit machen.
Stadtüberblick mit der Free Walking Tour – Mapuche, Café con piernas und Salvador Allende
Eigentlich schon Pflichtprogramm in jeder Stadt, die eine Free Walking Tour anbietet, vor allem wenn man nur begrenzt Zeit hat. Die Free Walking Tour in Santiago ist eine der besten, die ich je gemacht habe. Unser Guide Franco ist sehr leidenschaftlich wenn es um seine Stadt und seine Kultur geht.
Wir treffen uns um 10 Uhr am Plaza de Armas. Die meisten Hauptplätze in Südamerika heißen Plaza de Armas, ganz einfach deshalb, weil es der Ort war, wo die Spanier ihre Waffen verteilt haben. Bevor die Tour beginnt haben wir noch Zeit uns die Catedral Metropolitana anzusehen. Die riesige Kathedrale ist aus dem 18. Jahrhundert und ihr Inneres ist definitiv einen Blick wert. Auf dem Platz gibt es eine Statue, die Pedro de Valdivia zeigt, den Stadtgründer Santiagos, und an der anderen Seite des Platzes eine die den Mapuche, den Ureinwohnern Chiles, gewidmet ist. Franco, unser Guide, erzählt uns einiges zur Geschichte Chiles und Santiagos.
Auf die Nomaden folgten die Mapuche, die das Gebiet besiedelten. Nicht lang nachdem die Inkas die Region für sich beanspruchten, kam 1541 der spanische Soldat Pedro de Valdivia und gründete „Santiago de la Nueva Extremadura“ und bekriegte die Mapuche. Trotz regelmäßiger Kriege, Fluten und Erdbeben blieben die Spanier und Santiago wuchs an. Zu Beginn des 19. Jahrhundert folgte der Unabhängigkeitskrieg von den Spaniern und 1818 wurde Chile unabhängig, worauf jedoch ein chilenischer Bürgerkrieg folgte.
Wir gehen durch die Stadt kommen am Museum für prekolumbianische Kunst vorbei und kaufen an einem Straßenstand ein pappsüßes Getränk, einen sogenannten „Mote con huesillo“. Er wird aus getrocknetem Pfirsich, der in Zucker, Wasser und Zimt gekocht wird und mit Weizen vermischt wird, zubereitet. Wir lernen, dass jedes Getränk das typisch chilenisch ist, pappsüß sein muss, sonst ist es nicht chilenisch. In Chile trinkt man aus dem Grund auch keinen Mate-Tee, er ist einfach nicht süß. Wir kommen an einem der „Café con piernas“ („Kaffee mit Beinen“) vorbei in dem kurvige Damen mit kurzen Röcken und hohen Schuhen Kaffee anbieten. Es gibt noch ein extremere Version davon wo der Kaffee in weniger Kleidung – Unterwäsche oder Bikinis – angeboten wird. Ein Versuch das Ganze mal mit Männern zu versuchen scheiterte in kürzester Zeit.
Wir kommen zum Palacia de la Moneda, dem Präsidentenpalast, der 1973 bei einem Militärputsch bombardiert wurde, wobei der damalige linke, kommunistische Präsident Salvador Allende starb. Allende wurde 1970 zum Präsidenten gewählt und verstaatlichte die wichtigsten Wirtschaftszweige und geriet damit in Konflikt mit der Opposition. Auch die USA war gegen eine marxistische Regierung, was zu Sanktionen seitens der USA und schließlich zu einem durch die USA unterstützten Militärputsch führte. Salvador Allende beendete im Palacia de la Moneda während des blutigen Militärputsches sein Leben.
Es gibt auch ein Allende Denkmal und Franco erzählt uns etwas über dem Putsch und die folgende Militärdiktatur. Dunkle Jahren in denen politische Gefangene exekutiert und Foltereinrichtung in ganz Santiago errichtet wurden. Trotzdem war der Militärchef Pinochet bis 1990 Präsident. Erst danach zog die Demokratie ein. Kein südamerikanisches Land ohne Diktatur.
Wir kommen an der größten chilenischen Fahne, der Oper, einem Imbiss wo Bill Clinton eine Cola getrunken hat und dessen Besitzer sich seitdem damit rühmt, den ersten Wolkenkratzer Chiles und der Börse vorbei. Dabei werden wir immer von Hunden begleitet. Franco erzählt uns von den Straßenhunden, denen die Anwohner im Park Hütten gebaut haben und die im Winter Kleidung bekommen. Die Anwohner kümmern sich um die Hunde, es ist ein bisschen wie ein „Share Dog“ System.
Wir halten und pausieren in einem kleinen Restaurant im Barrio Lastarria . Es gibt Empanadas, unter anderen das typisch chilenische Empanada de Pino, die mit Rind, Zwiebeln, Rosinen, Oliven und hartgekochten Eiern gefüllt sind. Wir kommen zu einem großen Park in dem Geschenke stehen, die andere Länder Chile zu seinem 100 jährigen Unabhängigkeitstag geschenkt haben. Aus irgendeinem Grund haben ihm die Amerikaner eine Lincolnbüste geschenkt. Am beeindruckendsten ist der deutsche Brunnen. Im Chile gibt es anscheinend viele deutsche Auswanderer und man sieht ihren Einfluss z.B. beim Essen. Variationen von Schweinebraten sind sehr beliebt. Wir überqueren den Fluss der Stadt und kommen ins Bellavista Viertel, dem Ausgehviertel Chiles. Jetzt geht es vor allem um chilenische Speisen und Getränke die wir noch probieren müssen und wo wir sie bekommen.
Free Walking Tour Santiago, Treffpunkt Mo-Fr um 10 und um 15 Uhr an der Kathedrale auf dem Plaza de Armas, Dauer etwa 4 Stunden
Auf Spuren Pablo Nerudas
Die Tour endet am Haus von Pablo Neruda bzw. seiner Liebschaft und späteren Frau Matilde Urrutia. Es heißt La Chascona, was soviel wie „wirres Haar“ bedeutet, was sich auf das lockige Haar Matildes bezieht. Wir besichtigen es nach der Tour. Es ist in mehrere kleine Häuser aufgeteilt, die durch Treppen, die durch den Garten verlaufen, verbunden sind. Alles ist so gebaut und eingerichtet, dass man das Gefühl bekommt in einem Schiff zu sein. Früher, bevor es nach dem Tod Nerudas von den Anhängern der Diktatur, demoliert wurde, ist ein Bach durch das Anwesen geflossen wodurch man in der Bar und Speisesaal ein Rauschen vernehmen konnte. Alle Räume sind mit Kunstwerken und Gegenständen aus aller Welt eingerichtet und verziert. Wir sehen auch die Literaturnobelpreis Medaille die Neruda erhalten hat.
La Chascona, Fernando Márquez de La Plata 0192, Eintritt 5.000 CLP, Jan & Feb Di-Do 10-19 Uhr, März bis Dezember, Di-So 10-18 Uhr
Santiago von oben auf dem Cerro San Cristobal
Wir fahren mit einer Zahnradbahn auf den Cerro San Cristobal. Die letzten Meter zum Gipfel gehen wir zu Fuß an einer Art Kreuzweg entlang. Am Gipfel ist eine weiße Statue der Virgen de la Inmaculada Conception, darunter ist ein kleiner Altar. Hier werden auch Messen abgehalten unter anderem hat hier schon Papst Johannes Paul eine Messe gehalten. Etwas unterhalb gibt es auch einige Souvenirstände. Eigentlich sind wir aber wegen der Aussicht hier – und die reicht über ganz Santiago de Chile bis zu den Anden dahinter.
Cerro San Cristobal, Pio Nono 450, Zahnradbahn hoch und runter 2.000 CLP, Di-So 10-19 Uhr, Mo 13-19 Uhr, im Sommer bis 20 Uhr
Chilenische Spezialitäten in Bellavista
Wir fahren wieder hinab un gehen in eines der Restaurants die uns der Guide empfohlen hat und probieren gleich auch eines seiner empfohlenen Gerichte. Chorillana besteht aus einem Haufen Pommes, darüber ein Gemisch aus Ei, Fleisch und Zwiebeln. Es ist ein klassisches Studentengericht und die Portion reicht locker für zwei. Dazu trinken wir lokales Bier Nach dem Essen holen wir uns noch ein Eis in der angeblich besten Eisdiele Santiagos. Wir gehen ins Hostel zurück und legen uns hin um dann zum Abendessen wieder rauszugehen. Wir landen im selben Restaurant und essen wieder ein empfohlenes Gericht. „Arrollado huaso“ ist eine Art Schweine Roulade: Schweinefleisch, Speckstücke, Pfeffer und Kümmel in Schweinehaut eingerollt. Danach trinken wir noch einen Terremoto, einen empfohlenen Drink in einer Bar. Der Terremoto besteht aus billigem Weißwein, Fernet Branca und Ananaseis. Wenn es ist nicht süß ist, ist es nicht chilenisch.