Heute ist es so weit und wir wollen unseren Vulkan, den Lascar besteigen. Der Lascar ist einer der aktivsten Vulkane Chiles, der letzte Ausbruch fand 2007 statt, bei der die Aschewolken über 300 m stieg. Der Lascar setzt sich eigentlich aus zwei Stratovulkanen zusammen, mit einem Kraterdurchmesser von 900 m.
Um 6 Uhr werden wir von einem Pickup abgeholt. Unser Guide spricht nur gebrochen Englisch, sonst sind noch zwei ältere Brasilianerinnen dabei. Es ist noch dunkel, als wir zwei Stunden über holprige Straßen fahren. Ich schaffe es trotzdem zu schlafen. Auf einer Ebene an einer Lagune halten wir und bekommen Frühstück. Die Sonne geht langsam auf und die Vulkane spiegeln sich im glatten Wasser der Lagune. Wir sind schon über 4.500 m und trinken Tee und essen Brot mit Avocado. In der Lagune stehen ein gutes Stück entfernt Flamingos. Es ist noch ziemlich kalt, als wir weiter fahren. Wir sehen ein paar Nandus (eine Art Strauß), die vor unserem Auto fliehen. Der Schotterweg führt noch ein paar hundert Meter den Vulkanhang hinauf, dann halten wir.
Aufstieg auf den Lascar
Wir nehmen unsere Rucksäcke und beginnen den Aufstieg. Der komplette Vulkanhang ist ein Schotterfeld, weshalb der Aufstieg selbst recht monoton ist. Der Weg führt in Serpentinen nach oben. Unser Guide geht sehr langsam wegen der Höhenanpassung und uns fällt es schwer unseren Rhythmus zu finden. Trotzdem dauert es nicht lange und die Brasilianerin fallen zurück und wir müssen warten. Als wir das zweite Mal warten müssen, werden wir von einer anderen Gruppe eingeholt. Unser Guide schickt uns mit ihnen mit, denn sie sind von derselben Firma und sind etwas zügiger unterwegs. Das schnellere Tempo des neuen Guides spricht uns mehr zu und wir finden unseren Rhythmus. Wir steigen weiter auf und machen ca. alle 30 Minuten eine kleine Pause zur Erholung und Akklimatisierung, er nutzt die Zeit auch, um uns alle auf Zeichen von Höhenkrankheit zu überprüfen. Wir fühlen uns in guten Händen, der Guide spricht auch besseres Englisch.
Unter uns liegt die Lagune und die rot braune Wüste, die Aussicht von diesem Wüstenriesen ist sagenhaft. Wir sehen den Krater, auf den der Weg zuführt. Dichter Rauch zieht über ihn hinweg. Da die Dämpfe nicht gerade gesund sind, gehen wir links querfeldein den Hang hinauf zum Westgipfel. Alles ist sehr schottrig und wir rutschen immer mal wieder etwas ab. Wir sind froh die Stöcke mitgenommen zu haben, so ist es deutlich einfacher. Langsam nähern wir uns dem Kraterrand. Einige haben leichte Kreislaufprobleme oder fühlen sich schwindlig, aber richtig schlecht geht es keinem. Wir fühlen uns gut. Die Gruppe zieht sich auseinander. Alex und ich erreichen als erste und gut außer Puste den Kraterrand.
Auf dem Vulkan
Der Höhenmesser des Guides zeigt eine Höhe von 5.660 m an. Wir sind also so hoch wie nie zuvor. Es ist windig und wir ziehen uns was an. Der Krater vor uns ist erloschen, der aktive liegt ein paar hundert Meter weiter rechts. Weiter rechts daneben befindet sich der etwas tiefere Ostgipfel. Wir sehen über hunderte Kilometer in die Wüste, sogar in Bolivien liegende Vulkane, die mehr als 300 km entfernt sind.
Wir essen einen Riegel und gehen dann hinab zum aktiven Krater. Man kann den Boden des Kraters nicht sehen, da er sehr tief ist und auch sein Durchmesser ist riesig. Aus mehreren Geysiren in ihm steigt Rauch auf. Es riecht schweflig und wir versuchen uns nicht zu sehr den Dämpfen auszusetzen. Der Wind bläst jedoch aus der richtigen Richtung und so können wir länger bleiben als geplant. Von unten kommt auch unser erster Guide mit einer der Brasilianerinnen, die andere musste auf 5.000 m umdrehen. Der Aussichtspunkt des aktiven Kraters liegt vielleicht 100 bis 200 Meter unter dem oberen Krater und so steigen wir auf den Weg, den wir schon beim Aufstieg gesehen haben, wieder ab.
Abstieg
Der Abstieg geht schnell und wir kommen in dem Schotter schnell voran. Auf halber Strecke machen wir eine Pause, warten auf den Rest und genießen die Aussicht. Wir packen unsere Sachen ins Auto und fahren auf der holprigen Straße zurück. Von dieser Seite schaut der Lascar noch viel beeindruckender als von da, wo wir ihn bisher gesehen haben. Um 16 Uhr kommen wir wieder im Hostel an. Auf der Fahrt konnten wir wieder Lamas, Vicuñas und Nandus sichten.
Die Tour auf den Lascar ist technisch nicht anspruchsvoll, aber die Höhe erfordert eine gute Akklimatisierung. Einige Touren über 4.000 m wie z. B. die zum El Tatio Geysir oder die Salar de Tara empfehlen sich, um sich entsprechend vorzubereiten. Ohne gute Akklimatisierung kann die Tour sehr gefährlich werden, da es zu Höhenkrankheit kommen kann. Eine normale Wanderausrüstung mit warmer Kleidung, Mütze und Handschuhen genügt, Wanderstöcke sind durchaus empfehlenswert, um sich im losen Schotter zu stützen. Der Lascar empfiehlt sich auch als Akklimatisierungstour, falls man höhere Gipfel in der Gegend in Angriff nehmen will, z. B. den Licancabur (5.920 m).
FAKTEN ZUR TOUR
Vulkanbesteigung Lascar (5.600 m)
Gehzeit: 4 h
Höhenmeter: 800 hm
Ausgangspunkt: Südflanke des Vulkans (ca. 4.800 m)
Schwierigkeit: T3 – anspruchsvolles Bergwandern, aber durch die Höhe nicht zu unterschätzen
Empfohlene Agentur: Vulcano Expediciones