Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2017 – einer Zeit, in der ich noch suchte, was Glück und Erfüllung für mich eigentlich bedeuten. Damals schrieb ich meine Gedanken noch ganz allgemein auf, ohne klar zu wissen, wohin mein Weg mich führen würde. Heute weiß ich: Das, was ich damals suchte, habe ich im Fernwandern gefunden. Auf langen Trails erlebe ich genau diese Mischung aus Freiheit, Intensität und Zufriedenheit, von der ich hier schon geträumt habe. Ich lasse den Text bewusst so stehen, als Momentaufnahme aus einer früheren Phase – vielleicht erkennt ihr euch in manchen Gedanken wieder.
Das Streben nach Glück ist zutiefst menschlich, doch kann auch ziemlich unglücklich machen. Glück beschreibt oft nur ein temporäres Gefühl und viele behaupten, es gäbe kein dauerhaftes Glücksgefühl. Wohl aber so etwas wie Erfüllung und Zufriedenheit. Es gibt viele Wege, dazu zu kommen. Hier, wie ich die Sache sehe.
Manche mögen es auch als Lebenssinn oder Bestimmung bezeichnen, was mir ein wenig zu pathetisch ist. Das mag an meiner rationalen Neigung zu Naturwissenschaften liegen. Rein wissenschaftlich betrachtet spielt es ja keine große Rolle, wer wir im Leben waren, was wir erreicht haben und ob wir dabei glücklich waren oder nicht. Wenn es überhaupt einen Sinn gibt, dann den der Evolution und das Überleben der Gene. Aber lassen wir das mal beiseite, denn das hilft uns ja nicht unbedingt weiter. Mit dem Hintergrund könnten wir auch die Decke über den Kopf ziehen und uns alles außer der Fortpflanzung egal sein lassen, weil es ohnehin keine übergeordnete Rolle spielt. Mir gefällt es mehr von Erfüllung statt von Lebenssinn zu sprechen.
Ich war immer überzeugt, dass es im Leben mehr geben muss, als sich die Taschen voller Geld zu stecken, genauer gesagt darauf hinzuarbeiten, sich irgendwann zurücklehnen zu können und das Leben endlich genießen zu können und zu dürfen. Schon immer haben mich Geschichten von Aussteigern fasziniert, die diesem konventionellen Weg von Ausbildung – Arbeiten – Kinder – Rente den Rücken gekehrt haben und einfach das tun, wonach ihnen ist. Mich beschäftigt schon seit Langem eine starke Sehnsucht nach einem „intensiveren, reicheren Leben“.

Schritt 1 auf dem Weg zum Glück: Die Erkenntnis
Jeder muss seinen eigenen Platz im Leben finden. Dafür gibt es keinen pauschalen Weg, den ich oder irgendjemand empfehlen kann. Auch keine pauschale Antwort. Ihr solltet euch überlegen, was euch im Leben wichtig ist und was nicht. Was bereitet euch Freude und was nicht? Wenn ihr alle sozialen, gesellschaftlichen und finanziellen Verpflichtungen außen vor lasst, was würdet ihr dann in eurem Leben tun? Da die finanziellen Sorgen oft im Mittelpunkt stehen, stelle ich anderen auch gerne die Frage, was sie tun würden, wenn sie morgen so viel im Lotto gewinnen würden, dass sie sich nie wieder um Geld sorgen müssten. Würden sie morgen noch zu der gleichen Arbeit gehen? Oder etwas Neues wagen, was vielleicht kein so hohes Einkommen, dafür aber Erfüllung verspricht?
Viele Menschen denken nie darüber nach, was sie genau von ihrem Leben erwarten und worin sie ihren persönlichen Daseinszweck sehen oder gar ihre Berufung. Jeder hat bestimmte Fähigkeiten, besondere Interessen oder ganz spezielle Leidenschaften. Nicht jeder muss aussteigen, um sein Glück zu finden. Es kann sein, dass ihr etwa das Bedürfnis habt, Menschen zu helfen. Das könnt ihr auf verschiedene Weise umsetzen. Ihr könnt Arzt werden, bei einem gemeinnützigen Projekt arbeiten, vielleicht sogar ein eigenes auf die Beine stellen oder Bedürftigen Hilfestellung leisten.
Auch die Angst vor dem Tod mag ein wenig damit zu tun haben. Wer noch so viel im Leben vorhat, es aber immer aufschiebt, hat Angst, nicht alles rechtzeitig zu schaffen. Wenn ihr aber jetzt schon anfangt, alles zu tun, was ihr noch tun wollt, und eure Wünsche verwirklicht, dann kann man sich auch in gewisser Hinsicht von der Angst vor dem Tod befreien.
Was kann bei der Suche nach Erkenntnis helfen?
Was erfordert viel Nachdenken. Reisen, in die Natur gehen, Sport, vielleicht auch meditieren oder bewusste „Ich-Zeit“ schaffen, kann helfen, sich über die Flut der Gedanken, die auf einen einströmen, sobald man anfängt, darüber nachzudenken, zu ordnen. Beginnt damit, jeden Tag etwas zu tun, wonach euch ist. Wovon ihr das Gefühl habt, dass ihr genau das tun wollt in eurem Leben.
Es ist auch ein Prozess, euch selbst kennenzulernen. Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse. Zuerst müsst ihr eure Bedürfnisse kennen. Legt ihr Wert auf Flexibilität oder auf geordnete Strukturen? Habt ihr ein Bedürfnis nach Familienzusammenhalt oder nach Unabhängigkeit? Geht ihr gerne Risiken ein oder sehnt ihr euch nach Sicherheit? Ist euch Bewegung wichtig oder seid ihr eher gemütlich? Solche Fragen helfen dabei, eure Bedürfnisse zu erkennen und zu hinterfragen, inwiefern sie bereits gestillt werden und wo noch Potenzial besteht. Manchmal ergeben sich vielleicht sogar Konflikte in euren Bedürfnissen.
Dabei muss nicht gleich eine allgemeingültige Erkenntnis herauskommen. Es gibt selten die einzig wahre Antwort auf eine Frage. Vielmehr kann sich die Antwort auch im Laufe des Lebens verändern. Es gilt auszuprobieren, sich treiben zu lassen, immer wieder zu evaluieren. Sollte der daraufhin eingeschlagene Weg nicht passen, kann man ihn jederzeit ändern. Wir sind jederzeit selbst für unser Handeln zuständig. Freiheit heißt nicht nur die vermeintliche Freiheit der Wahl, sondern jeden Moment bewusst zu erleben und zu entscheiden.
Wie erfüllt ist euer Leben bereits?
Sobald ihr herausgefunden habt, was eurer Persönlichkeit im Innersten entspricht, könnt ihr euch überlegen, ob euer Leben bereits erfüllt ist. Macht ihr schon das, was euch erfüllt? Seid ihr zufrieden mit eurer Lebenssituation, so ganz vollständig? Könnte es mehr sein? Oder geht euer Leben in eine komplett andere Richtung? Was gilt es vielleicht zu reduzieren? Das kann auch eine Reduzierung der Arbeitszeit zugunsten eines erfüllteren Privatlebens mit Familie und Hobbys sein.
Ich kann mir nicht vorstellen, wann ich mich je so frei und glücklich fühlte wie auf Bergen oder Reisen, wo sich mir jedes Mal ein neuer Horizont eröffnet, ich neue Erfahrungen mache und mich geradezu besaufe an der Schönheit der Natur.

Schritt 2 auf dem Weg zum Glück: Die Umsetzung
Wenn ihr erkannt habt, was euer Leben erfüllen würde, ist es noch lange nicht getan. Es gilt jetzt, sich damit zu befassen, wie man das Schritt für Schritt in sein Leben integrieren kann. Ich befinde mich seit geraumer Zeit in dieser Phase. Wie bringe ich alles unter einen Hut, was ich mir vorgenommen habe, aus meinem Leben zu machen? Ich weiß bereits, was ich vom Leben erwarte und wozu mein tiefstes Inneres mir fast schmerzhaft und beinahe täglich rät. Ich habe immer das Gefühl, dass mir wertvolle Lebenszeit zwischen den Fingern zerrinnt, wenn ich nicht das tue, was ich eigentlich tun will. Ich habe bisher auch nur Minischritte unternommen. Den wenigsten fällt es leicht, einen klaren Schnitt zu machen und von heute auf morgen sein Leben komplett zu ändern. Das ist oft auch gar nicht nötig. Vielleicht reichen kleinere Dinge, um euch zufriedener zu machen.
Schritt für Schritt
Ich habe damit angefangen, nach München umzuziehen, um näher an den Bergen zu sein und somit meiner Leidenschaft öfter nachgehen zu können. Ich habe meine Arbeitszeit um die Hälfte reduziert, um noch mehr Zeit für mein Privatleben zu haben. Für das Bergsteigen, meinen Blog und meine ehrenamtliche Mitarbeit bei Greenpeace. Ich habe ein einjähriges Sabbatical beantragt, um mir meinen Traum von der Weltreise zu erfüllen. Ich habe mir einen VW-Bus angeschafft, um mehr draußen unterwegs sein zu können. Und trotzdem reicht es mir noch nicht. Ich will mehr davon! Und weniger davon, in einem Büro zu sitzen. Aber wann, wenn nicht in der heutigen Zeit, sollte es möglich sein, ein geeignetes Konzept zu finden, um alles in Einklang bringen zu können?
Sich völlig freizumachen von finanziellen, sozialen oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, ist eben nicht so einfach. Das geht meistens nicht von heute auf morgen. Es braucht also Zeit. Und einen Plan.
Aber was ist mit dem Geld?
Viele mögen auch an die Finanzen denken. Es mag sein, dass das, was euch vorschwebt, vielleicht nicht besonders vielversprechend ist, was das Einkommen angeht. Dazu zwei Gedanken: Zum einen liegt der Schlüssel oft in der Reduzierung. Braucht es wirklich den Lebensstandard, den ihr momentan habt, oder versucht ihr damit nur, eine gewisse Leere in euch zu füllen?
Zum anderen ist es so, dass, wenn jemand etwas mit großer Leidenschaft ausübt, auch andere Leute davon angesteckt werden. Und je mehr andere Leute davon angesteckt werden, desto größer das Potenzial, daraus auch ein gewisses Einkommen zu erzielen. Ihr wollt reisen, die Welt entdecken? Ihr könnt darüber schreiben, bloggen, Bilder verkaufen – die Möglichkeiten sind zahlreich. Es hat nichts damit zu tun, einfach nicht mehr zu arbeiten, sondern vielmehr damit, sich die Arbeit selbst auszusuchen, je nach persönlichen Vorlieben. Hierbei sind vom Wissenschaftler bis zum eigenen Projekt keine Grenzen gesetzt.
Los geht’s – auf die wichtigste Reise eures Lebens
Was ist also wirklich wichtig im Leben? Um das herauszufinden, ist eine Reise ins Innerste nötig. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Erlebnisse langfristig glücklicher machen als materielle Güter. In fünf Jahren werdet ihr euch noch an diesen einen Urlaub erinnern und davon zehren, aber was bleibt in fünf Jahren von dem neuen Fernseher? Seid mutig und macht euch auf, auf die Reise in euer Selbst! Dann kommt das Glück von ganz allein.











