Heute erkunden wir den Paklenica Nationalpark wandernd. Dafür haben wir uns die Besteigung des Veliki Golic vorgenommen, der mit 1.265 zwar nicht eben gewaltig klingt, aber durch Start auf Meereshöhe sind es dann – mit Gegenanstieg – doch 1.300 Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt. Dazu kommt dass der Weg mit etwa 23km ordentlich lang ist. Der höchste Velebit-Berg ist der Vaganski Vrh (1.757m), der Aufstieg dauert allerdings einen ganzen Tag.
Anica Luka
Bei prachtvollem Herbstwetter starten wir am Morgen, laufen durch die Klettergebiete am rauschenden Bach entlang, der immer wieder Wasserfälle hervorzaubert. Um uns herum türmen sich die Felswände der Schlucht Velika Paklenica auf. Bald erreichen wir den mit Flaumeichen- und Hainbuchengehölz bedeckten Talboden Anica Luka. Vor uns ragt schon die höchste Gipfelkette des Paklenica Nationalparks auf. Wir laufen weiter vorbei am Försterhaus Lugarnica, wo wir die letzten Menschen hinter uns lassen.
Nach einem eher sanften Aufstieg erreichen wir die Hütte Planinarski Dom Paklenica auf 500m. Wir gönnen uns eine Mittagspause und steigen dann von der Hütte steil durch den Wald bergauf. Das Rauschen des Baches ist unter uns zu hören, unter unseren Füßen raschelt das Laub. Weit und breit ist kein Menschen zu sehen. Bald erreichen wir den ersten Aussichtspunkt (Vidikovac), der uns mit fantastischer Sicht über die Schlucht mit ihren Höhenzügen und Seitentälern belohnt.
Auf der Hochebene Veliko Rujno
Wir müssen im zugewachsenen Gelände gut auf die Wegmarkierungen achten, die sich an den Bäumen oder Steinen befinden. Der Wind fegt kühlend durch die Baumwipfel und lässt Laub sanft auf uns herab tanzen, wie bunte Schneeflocken. Was für ein Herbstzauber! Es geht weiter im Zick-Zack-Kurs durch den Buchenwald. Weiter den Kamm entlang, bis wir die Gabelung bei Strazbenica erreichen. Dort gehen wir links in eine Senke abwärts, dann wieder aufwärts an der Hochebene Veliko Rujno vorbei, unterhalb des Grats entlang. Die Hochebene erstreckt sich weiterläufig unter uns. Es fällt nicht schwer zu glauben, dass hier Western-Filme einen perfekten Schauplatz gefunden haben.
Auf den Gipfel des Veliki Golic
Kurz vor dem Gipfel geht es nochmal am Grat steil bergauf durch kahle Bäume und schottriges Terrain. Oben bietet sich ein imposantes Panorama mit vielen Velebit-Gipfeln, Schluchten, Hochebenen und dem glitzernden Meer unter uns. Wir sehen auch die Kämme und Grate, die wir auf dem Weg hierher überschritten haben.
In einem verrosteten Behälter finden sich Zettel mit „Gipfelbucheinträgen“. Viele aus Deutschland, auch ein paar Franzosen und natürlich Kroaten. Viele Menschen scheinen nicht hier hoch zu kommen, der letzte Eintrag stammt von letzter Woche.
Wir hinterlassen einen weiteren Zettel mehr in der Dosen und machen uns nach genussreicher Pause wieder an den langen Abstieg hinunter zur Hütte, danach noch lang durch die Schlucht zurück zum Eingang des Parks. Wir sind erschöpft, die Hitze in der Sonne hat uns zugesetzt, und fahren daraufhin ein Restaurant um uns bedienen zu lassen. Heute Nacht werde ich gut schlafen können!
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