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Norwegen: Hardangervidda schnuppern

Kinsarvik Ort ist ein Tor zur Hardangervidda, dem größten Gebirgsplateau der Welt. Von hier kann man zu zahlreichen Wasserfällen zu Fuße der Hardangervidda wandern.

Um 12:25 Uhr fährt der Bus nach Geilo, wir haben also Zeit in Ruhe abzubauen und zu frühstücken. Bei einem Elektrofachhandel bekomme ich noch die Gelegenheit meinem Kamera-Akku aufladen zu lassen, der seit dem Gletscher vollständig leer ist. Kurz bevor der Bus kommt, gebe ich wieder zurück und hole den Akku und Geld von der Bank, da man in vielen Bussen nicht mit Karte zahlen kann. Im Bus stellen wir dann fest, dass nur der morgendliche Bus bis nach Geilo fährt, der zweite und letzte jedoch nur noch bis Eidfjord, zumindest ab Mitte August.

Spontan beschließen wir also ins nur eine Stunde entfernte Kinsarvik zu fahren. Die Fahrt geht schön am Fjord entlang bis in die winzige Stadt Kinsarvik. Obwohl viel kleiner, hat sie doch mehr im Angebot als Odda – zumindest unmittelbar erreichbar. Der Der Ort ist ein Tor zur Hardangervidda, dem größten Gebirgsplateau der Welt. Früher war die Hardangervidda eine Handelsroute Ost- und Westnorwegen zu verbinden, heute fährt die Bahn Oslo-Bergen hindurch. Außerdem kann man Boote mieten. Es gibt ein Spaßfreibad, zwei Campingplätze und gleich vier Wasserfälle auf dem Weg auf die Hardangervidda.

Kinsarvik ist ein alter Wikingerhafen, und war wichtige Handelstadt. Auch eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert findet sich hier. Wir stellen unser Zelt bei Kinsarvik Camping auf und gehen dann zur Touristeninfo – unser Lieblingsort in Norwegen. Wenn man kein Internet und kein Auto hat ist jene Gold wert und die Mitarbeiter sind immer sehr nett und hilfsbereit. Wir informieren uns über den Weg zu den Wasserfällen. Er führt von Kinsarvik in das Husedalen hoch zur Hardangervidda, immer dem Flusslauf des Kinsos folgend und dabei vier Wasserfälle passierend.

Wasserfälle in der Hardangervidda

Zum ersten Wasserfall kann man eigentlich mit dem Auto fahren, aber wir laufen die 4,5km. Zuerst geht es auf einem schön angelegten Weg durch Kiefernwald, dem Fluss Kinso folgend. Einige Informationstafeln erzählen von der Gegend und ihrer Geschichte. Zum Beispiel, dass die Kirche früher Kühe zum Ausleihen hatte, sie jedoch immer wieder Probleme damit hatten, da arme Leute gerne mal nicht bezahlt haben oder die Kühe starben. Manchmal wurde statt Geld ein Kalb als Bezahlung angeboten. Im Endeffekt war die Kirche darauf angewiesen, dass reiche Leute immer mal wieder eine Kuh spendeten. Die Wasserkraft des ersten Wasserfalls wurde für die Erzeugung von Elektrizität genutzt, wovon noch das alte Gebäude und das Rohr neben dem ersten Fall zeugt.

Der Weg geht über in eine Straße, die sich noch 2km bis zum ersten Wasserfall windet. Hier sehen wir einen Haufen Lemminge – allerdings tote. Wir wundern uns nicht mehr warum man ihnen Suizidalität nachsagt. Viele der Tiere stellen sich auf der Suche nach neuen Lebensräumen außerordentlich dumm an. Ihr Fell versteckt sie eigentlich perfekt, aber sobald sie erschreckt davon huschen, verlieren sie ihren Kopf und huschen dabei auch gerne mal direkt vor dem Auto über die Straße… Oder auch auf einen lebensfeindlichen Gletscher.

Wir stehen vor dem Tveitafoss, dessen Wassermassen etwa 100 Meter in die Tiefe donnern. Kurz nach dem ersten Wasserfall betritt man den Hardangervidda Nationalpark. Die meisten Leute kommen über den ersten Wasserfall nicht hinaus, denn erst danach beginnt der anstrengende Aufstieg. Direkt neben dem alten Wasserohr oder über Serpentinen der gesperrten Straße geht’s nach oben. Der direkte Weg erweist sich als ziemlich schön. Über bemoooste Felsen, durch Birkenwald und zwischen großen Felsblöcken hindurch, geht es immer weiter bergauf bis wir vor dem zweiten gewaltigen Wasserfall stehen – dem 180 Meter hohen Nyastølfoss. Die großen Fälle hört man schon von weitem.

Der Pfad führt nun über steile Platten, die man bei trockenen Verhältnissen aber gut auf Reibung treten kann. Mehrtagesgänger kommen uns entgegen, sehen erschöpft aus. Sie haben praktischer Weise Angeln dabei. Wir können bald danach den dritten und vierten Wasserfall ausmachen – den Nykkjesøyfos (80m) und den Søtefoss (240m). Vom letzten Wasserfall auf 900hm gelangt man auch auf das Hardangervidda Plateau, wo sich viele Rentiere und Polarfüchse tummeln sollen. Insgesamt vier Stunden würde man bis zum vierten Wasserfall benötigen dazu sind wir heute zu spät in Kinsarvik angekommen. Wir kehren also hier um. Auf dem Rückweg laufen uns viele (lebendige) Lemminge über den Weg.

Wir gehen noch runter in den Supermarkt um uns unser Abendessen aufzupeppen. Zum Kartoffelbrei-und-Fleischpflanzerl-Trekkingfood gibt es Bohnen und Rentierwurst. Dazu Cidre für mich und Bier für Alex. Es kommt ein ganz schöner Sturm auf und die ersten Regentröpfchen kommen herunter. Immerhin die ersten seit Montagnacht. Wir sitzen gemütlich im Zelt und essen uns kugelrund. Das Hilleberg hält was es verspricht :)

Abendessen, nom nom

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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