Gili Air ist ein wahres Paradies nach dem Trubel auf Bali. Es ist so ruhig und entspannt hier, dass man es lange aushalten kann. Weiße Strände, türkisblaues Wasser und Kokosnusspalmen wirken wie aus dem Katalog entsprungen. Die umliegenden Riffe sorgen für wunderschöne Tauch- und Schnorchelgänge und so lässt sich auch die Hitze gut ertragen. In der faszinierenden Unterwasserwelt rund um die Gilis kann ich mich verlieren. Wieder besteht unser Tagesablauf aus Wasser, Siesta und wieder Wasser.
Inseln, Meer, Strand – was will man eigentlich mehr? Die Gili Inseln bieten all das. Wir haben uns für Gili Air entschieden, da es die richtige Mischung aus ruhig und nicht zu ruhig bieten soll. Was die Tauchplätze betrifft, ist es ohnehin egal, denn man kann sie alle von jeglicher Insel anfahren. Gili heißt auf indonesisch soviel wie Insel und Air heißt Wasser. Auf Gili Air sind keine motorbetriebenen Fahrzeuge erlaubt, was bei etwa 2km Durchmesser der Insel auch kaum nötig ist. So ist es auf Gili Air sehr ruhig und entspannt. Mit einem etwas ausgedehten Spaziergang ist die Insel gut zu umrunden, was sich aufgrund der Hitze aber eher in den Abendstunden empfiehlt.
Beliebt sind auch Fahrräder. Bei meinem zweiten Aufenthalt auf Gili Air habe ich mir einen Drahtesel besorgt, der mich in Windeseile von A nach B brachte. Ja, Gili Air hat mir so gut gefallen, dass ich nach zwei Wochen Malaysia hierher zurück gekommen bin. Das bevorzugte Transportmittel sind tatsächlich Pferdekutschen. Ziemlich kleine, schmächtige Pferde ziehen Karren auf denen die Waren und Menschen von einem Ort zum anderen transportiert werden.
Es gibt so Orte an denen man sich sofort wohl fühlt und Gili Air ist so ein Ort für mich. Die Leute sind super nett, das Tauchen ist gut und vor allem warm und die Sonnenuntergänge wunderschön. Wir machen es uns in einem schönen Bungalow unweit vom Strand gemütlich. Hier verbringen wir gerne die heißen Mittagsstunden bei kühler Luft der Klimaanlage. Dazu gibt es Pfannkuchen und Früchte zum Frühstück.
Überall gibt es schöne Restaurants und Cafés mit Liegemöglichkeiten direkt am Strand. Von den Einheimischen werde ich gegrüßt anstatt, dass sie mir etwas verkaufen wollen. Welch eine Wohltat nach Bali, wo es an jeder Ecke „Massage, massage“ oder „Motorbike, my friend?“ heißt.
Die malerischen Sonnenauf- und -untergänge sind wunderschön und kaum in Worte zu fassen. Der morgendliche Blick auf den Vulkan Rinjani auf dem gegenüber liegenden Lombok, die Schaukeln im Wasser, die charakterischen Pferde auf den Sandwegen – all das ist einfach großartig. Als Kirsche auf der Sahnehaube gibt es sehr viele Katzen auf Gili Air, die zum Kuscheln aufgelegt sind.
Schnorcheln am Hans Reef
Neben hart abchillen kann man aber natürlich vor allem die Riffe rund um die Gilis erkunden. Als wir auf der Insel ankommen ist gerade der Fastenmonat Ramadan vorbei und das wird groß gefeiert. Allerdings nicht auf der Insel, sondern auf Lombok, woher die meisten Einheimischen kommen. So ist vor allem am Tag nach unserer Ankunft alles wie ausgestorben, manche Restaurants sind geschlossen und auch die Tauchshops. So müssen wir bis zu unserem ersten Tauchgang noch etwas warten. Wir gehen also erstmal schnorcheln. Das Riff beginnt quasi vor unserer Haustür. Dabei gilt es erstmal einige Meter über Seegras zu schnorcheln bis wir zum Abhang und somit zum Riff gelangen. Neben den üblichen Rifffischen und bunten Korallen finden wir im Seegras sogar eine Muräne.
Nachttauchgang mit Seeigel
Als wir dann zum Tauchen kommen mache ich fast nur noch das. Morgens ein Tauchgang, Nachmitags einen und einen Nachttauchgang gab’s auch noch. Am zweiten Tag auf der Insel erkunden wir die Divesite Turtle Heaven, wo wir Schildkröten und Röhrenaalen begegnen. Ich hänge noch einen Nachttauchgang ran, was durchaus abenteuerlicher wird als gedacht. Zuerst quetschen wir uns zu viert inklusive Ausrüstung in eine winzige Pferdekutsche, sodass mit das arme dürre Pferd vorne richtig leid tut.
Gerade ist Ebbe und wir müssen eine gefühlte Ewigkeit hinauslaufen. Es ist dunkel und wir sehen nur das, was unsere Taschenlampen uns offenbaren. Und das ohne Schuhe. Es dauert nicht lange bis ich auf einen Seeigel trete. Aua! Das tut sch***e weh. Und das schönste daran ist, dass dagegen nur eins hilft: Fest draufhauen. Was schmerzhaft klingt, ist es auch. Aber es hilft dabei die Stacheln zu zerteilen, die sich darufhin nicht mehr entzünden können und langsam vom Körper aufgelöst werden.
Glücklicherweise sind die wenigsten Seeigel giftig. Man kann die Stacheln auch versuchen mit einer Pinzette zu entfernen, was allerdings oft sogut wie unmöglich ist. Vor allem in dieser Situation. Also haut meine Tauchführerin Mika mit ihrer Taschenlampe drauf. Es tut jedoch trotzdem noch bei jedem Schritt weh. Trotzdem schaffe ich es bis ins tiefe Wasser und zu tauchen. Irgendwie habe ich nicht allzuviel Glück auf Gili Air, denn am nächsten Tag erwischt mich eine Qualle. Das ist aber deutlich weniger schmerzhaft als der Seeigel, der aber auch nach wenigen Tagen nicht mehr stört.
Der Tauchgang ist die Strapazen zuvor jedoch wert. Wir sehen leuchtende Tintenfische, Feuerfische, Schwammkrabben, viele Einsiedlerkrebse und Schlangenseesterne. Dazwischen wuseln ein paar verschlafene Fische wie der Langnasen-Doktorfisch und Skalare. Das Schöne an Nachttauchgängen ist ja, dass man Tiere sieht, die tagsüber nicht auftauchen. So kommt man zu einigen ungewöhnlichen Sichtungen. Mein Highlight sind die leuchtenden Garnelen, die ich zuvor noch nie so nah gesehen habe. Aber auch Schwammkrabben sind ein faszinierender Anblick. Sie tragen ein Stück Schwamm zwischen ihren Scheren um sich damit zu tarnen.
Auch nach dem Tauchgang wird es nicht viel leichter, denn der Pferdekutschenführer, der uns zum Hafen von Gili Air gebracht hat, taucht nun nicht auf. Wir beginnen also den Weg zurückzulaufen während einer der Divemaster mit der Ausrüstung auf den unzuverlässigen Pferdekutschenmann wartet, der dann auch irgendwann auftaucht.
Tauchen rund um die Gili Inseln – Schildkrötenparadies
Insgesamt habe ich elf Tauchgänge, bei denen ich die verschiedenen Riffe rund um die Inseln kenenlerne. Mein Favorit ist tatsächlich das Riff direkt vor der Haustür: Das Hans Reef. Denn hier finden sich neben den obligatorischen Schildkröten auch besondere Tiere wie Röhrenaale, gebänderte Seenadeln, Welsschwärme und kleine gehörnte Kuhfische. Das Wasser ist mit 28°C stets angenehm warm, sodass man zum Tauchen hier kaum einen Wetsuit benötigt. Am Hans Reef finden sich zwei Felsblöcke im Wasser um die herum das Leben tobt und man die ein oder andere faszinierende Entdeckung machen kann. Aber auch die anderen Tauchspots rund um die anderen Inseln sind allesamt sehr sehenswert.
Ein weiterer besonderer Tauchplatz ist Melik Mare bei Lombok. Wir machen hier einen Tauchgang nur unter uns Mitarbeitern der Tauchschule. Es ist besonders, da es sich um eine sogenannte Muck Divesite handelt. Das heißt man taucht in einer eher matschigen und schmutzigen Umgebung, die aus lauter Sedimenten und Müll besteht. Hier finden sich keine Korallen, keine großen Sichtweiten, keine großen Fische. Wir tauchen eine Stunde lang den Boden in Zeitlupentempo ab um ganz besondere Lebewesen zu finden. Es geht um kleine Tierchen, die schwer zu entdecken sind. Mit Glück kann man hier haarige Anglerfische finden. Wir entdecken gebänderte Seenadeln, Feuerfische, gebänderte Scherengarnelen, bunte Nacktschnecken und Krabben. Leider aber auch viel Müll, neben Reifen vor allem Plastikmüll, was einem Naturliebhaber das Herz zerreißt. Bitte lasst uns gemeinsam dafür sorgen unsere Meere plastikfrei zu halten!
Nach dem Tauchgang sehen wir einen Geigenrochen ganz dicht an der Oberfläche. Offenbar stimmt etwas mit ihm nicht, denn normalerweise kommen sie nicht so nah an die Küste. Die Einheimischen versuchen ihn wieder zurück ins tiefere Wasser zu ziehen, er kommt aber immer wieder zurück. Später kümmern sich die Experten vom Shark Conservation Team um ihn, hoffentlich erfolgreich.
Leider gibt es auf den Gilis kaum noch Großfische, dennoch kann man je nach Saison Glück haben Haie und Mantas zu sehen. Sie zeigen sich eher in der Regenzeit, wenn das Meerwasser voller Plankton ist. Trotzdem sind die Gewässer voller Leben. Wer Schildkröten liebt ist hier ohnehin im Paradies, denn ohne Schildkröten geht kaum ein Tauchgang zu Ende. Auch ein Wrack findet sich bei der Insel Gili Meno. Es gibt sogar einige Unterwasserstatuen, die man auch beim Schnorcheln erkunden kann. Genauso wie Fahrräder oder Roller auf denen man posieren kann.
Die Gili Inseln sind hervorragend sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Es gibt über 25 Tauchplätze mit einer großen Auswahl an unterschiedlichen Unterwasserlandschaften – von Abhängen, Steilwänden, Felsbrocken, Wracks bishin zu Canyons.
Happiness is only real when shared
Aber trotz all dieser Schönheit stelle ich nach etwa sechs Monaten auf Reisen mal wieder fest: Happiness is only real when shared. Gili Air ist wunderschön, ein wahres Paradies – und doch kann ich es nicht richtig genießen. Nicht immer ist das Leben auf Reisen so einfach wie es nach außen hin aussieht. Bei meinem zweiten Besuch begann ich mich einsam zu fühlen. Ich habe zwar beim Tauchen viele großartige neue Leute kennengelernt, aber freilich bleibt dies sehr oberflächlich. Gerade in der Umgebung des Tauchbusiness ist es nicht immer so toll wie es wirkt. Es gilt immer fröhlich und freundlich zu den Kunden sein, egal wie es in einem gerade aussieht oder wie blöd sich diese gerade benehmen.
Auch die Menschen, die mit dem Tauchen durch die Welt reisen, sind oft einsam, denn Beziehungen sind meist nur kurz und enden im Chaos und gebrochenen Herzen. Es klingt ja immer so verführerisch, wenn man hört wie andere Menschen so ihr Leben leben. Sehr beliebt ist zum Beispiel die Kombination Tauch- und Skilehrer. Klingt geil, reisen und im Sommer tauchen und im Winter skifahren. Naja, ich stelle tatsächlich fest, dass ich so ein Leben wohl nicht auf Dauer führen könnte. Ich brauche langfristig gesehen Menschen um mich herum, die mich verstehen, denen ich mich anvertrauen kann und mit denen ich Erlebtes teilen kann. Alleine die Welt erkunden ist einfach nur für begrenzte Zeit schön für mich.
Mein letzter Monat auf Reisen war paradiesisch. Ich habe mit den tollsten Bären der Welt in Sepilok gearbeitet und dabei wunderbare Menschen kennengelernt und ging abschließend nochmals in der faszinierenden Unterwasserwelt der Gili Islands auf. Aber nun wird es wieder einmal Zeit für eine Veränderung. Deshalb entschließe ich mich, dass es für mich nun Richtung Heimat geht – mit einem Zwischenstop in Singapur.
Erdbeben
Kurz nach meiner Abreise von Gili Air finden mehrere starke Erdbeben auf Lombok statt, die auch die Gili Inseln treffen. Das resultierte in über 300 Toten und vielen Menschen, die ihr Zuhause und ihre Existenz verloren haben. Es tut mir sehr weh die Zerstörung zu sehen. Die Ressourcen sind knapp, vor allem was Elektrizität, Wasser und Nahrung betrifft, vor allem auf Lombok. Die Gili Inseln sind zu 100% auf Tourismus angewiesen. Also kommt bitte auf die Inseln, jetzt wo alles wieder sicher ist. Wenn ihr tauchen möchtet kann ich euch Gili Divers on Air wärmstens empfehlen. Ich habe zwei Wochen hier verbracht und wunderbare Menschen kennengelernt.