Der Kinabatangan River ist mit 560km Länge der längste Fluss Sabas. Der Sekundärwald an seinem Unterlauf ist das letzte Refugium vieler Tiere, die mit dem Abholzen der Wälder und der Anlage riesiger Ölpalmplantagen ihre Heimat verloren. Neben Nasenaffen, Gibbons und Orang-Utans leben 500-1000 Borneo-Zwergelefanten hier und weiter landeinwärts, die Hälfte der gesamten Population Sabas. Mit etwas Glück sieht man am Kinabatangan River sogar ein paar Elefanten. 27.000ha beiderseits des Flusses gehören zum Kinabatangan Wildlife Sanctuary. Ziel ist es einen 120km langen Waldkorridor zu rekonstruieren, um den Tieren die Wanderung zu ermöglichen.
Ich stehe heute schon mit Übelkeit auf, was sich auf der etwa 4,5h dauernden Fahrt nach Sukau nicht wesentlich ändert. Wir machen einen Zwischenstopp bei einer Art Bäckerei, die alle möglichen süßen Backwaren anbietet. Nichts, was mich in meinem derzeitigen Zustand begeistern könnte. Ich kaufe draußen nur Schlangenhautfrüchte und Rambutans.
Bei der Fahrt kommen wir an zahlreichen Palmölplantagen vorbei, was wirklich traurig anzusehen ist, denn sie nehmen den Tieren ihren Lebensraum, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf das Klima. Alleine in den letzten 20 Jahren wurden 1,87 Millionen Hektar neu angelegt. Nur die Bengalkatze jagt Ratten in den Plantagen und kommt gut zurecht.
Wir kommen an unserer Lodge an, beziehen die Zimmer, und trinken eine Tasse Sabah-Tee mit unseren Mitreisenden – eine Deutsche, eine Argentinierin und eine Spanierin. Die deutsche Frau macht gerade ihr einjähriges Sabbatical, das sie alle fünf bis sechs Jahre, in Angriff nimmt. Auch ein interessantes Lebenskonzept. Dieses Jahr war sie schon in Tibet und halb Südostasien. Weiter soll’s nach Südamerika gehen.
Dann startet die erste Bootstour um 16:30 Uhr. Wir sehen viele Makaken, Nassfenaffen, Nashornvögel, Warana, Reiher und sogar Wildschweine (zumindest deren Hintern). Besonders die Affen sind zahlreich. Ein älteres französisches Paar sitzt auch bei uns im Boot. Sobald es zu dämmert beginnt, geht es mir etwas besser. Ich versuche die Fahrt so gut es geht zu genießen, auch wenn es mir nicht ganz leicht fällt. Meine Vermutung ist ein Kreislaufproblem, verursacht durch die feuchte Hitze in Malaysia und besonders gestern im Dschungel gestern. Die Fahrt führt uns auch zu Altwasserseen, wo sich besonders viele Affen tummeln. Es gibt immer wieder Seilbrücken, die über den Fluss gespannt sind, damit die Affen den Fluss überqueren können ohne Gefahr zu laufen von einem Krokodil gefressen zu werden. Die Affen können gut schwimmen, und sie schwimmen in kleinen Gruppen über den Fluss, die Zurückgebliebenen passen vom Ufer aus auf. Trotzdem kommt es wohl immer wieder mal vor, dass ein Affe einem Krokodil zum Opfer fällt. Menschen greifen die Krokodile nur selten an, es handelt sich zumeist um Einheimische, die am Fluss fischen oder waschen. Schwimmen ist hier keine allzu gute Idee. Bei der Rückfahrt gibt es einen schönen Sonnenuntergang, der die Wasseroberfläche rötlich-violett einfärbt.
Nächtliche Bootstour
Danach gibt’s Abendessen, ich bekomme allerdings nicht allzu viel runter. Da ein Unwetter naht, machen wir uns etwas früher als geplant zur zweiten Bootstour. Jetzt ist es bereits stockdunkel. Wir sind mit Stirnlampen bewaffnet und unserer Bootsführer hat eine starke Taschenlampe mit der er das Ufer auf der Suche nach Tieren absucht. Tatsächlich bleiben die Tiere einfach reglos sitzen und lassen sich von Licht kaum stören, was ich nicht gedacht hätte. Zuerst sehen wir eine Eule, dann sogar ein Krokodil, das allerdings schnell abtaucht. Krokodile reagieren sehr empfindlich auf Licht und Störung.
An einem Altwassersee-Ufer finden wir noch Eisvögel, irgendeinen anderen bunten Vogel, einen Waran, eine weiße Ratte und eine Schlange (eine Gebänderte Krait) im Geäst. Am Anfang der Fahrt finden wir recht viel, gegen Ende leider nichts mehr. Es ist irgendwie gruselig so durch’s Dunkel zu gleiten und außerhalb des Lichtkegels nichts zu sehen. Wir bemühen uns selbst irgendwas zu finden, gehen aber leer aus. Der Führer ist verdammt gut darin irgendwelche kleinen Tierchen zu finden. Wir kommen wieder an unserer Lodge an und gehen zu Bett – in der Hoffnung, dass es mir morgen besser geht.
Morgendliche Bootsfahrt
Heute Morgen geht es mich immernoch nicht gut, mir ist immernoch übel. Um 6 Uhr geht unsere dritte und letzte Bootstour los. Schon auf dem Weg zum Boot sehen wir Nashornvögel auf den Strommasten. Anfangs liegt noch morgendlicher Dunst über dem Wasser und wir können nicht weit sehen. Wir finden einen Eisvogel, einen auf einem Ast schlafenden Waran, Nasenaffen, eine Orang Utan Mutter mit Kind und die gleiche Schlange von gestern, die offenbar gefressen hat und sich nun drei Tage lang nicht vom Fleck bewegen kann, da sie verdauen muss.
Nach der Bootsfahrt gibt’s Frühstück, von dem ich wieder mal nicht viel essen kann außer einer trockenen Toastscheibe und etwas Melone, und dann geht’s zurück nach Sandakan. Die Fahrt verschlafe ich wieder. Wir lassen uns am Flughafen absetzen und fliegen zurück nach Kota Kinabalu, wo wir nach knapp 40 Minuten Flug ankommen. Wir nehmen ein Taxi zum Hostel und buchen dort einen Tages-Schnorchel-Trip für morgen auf die Mantanani Islands. Ursprünglich wollten wir über Nacht dort bleiben, jedoch wird uns davon abgeraten. Da gerade Übergangsphase zur Regenzeit ist, ist das Wetter instabil und es kann zu unvorhergesehenen Unwettern kommen, sodass man erst verspätet oder gar nicht von der Insel wegkommt. Da wir aber am Sonntagabend zurück nach Kuala Lumpur fliegen um von dort nach Deutschland zurückzufliegen, wäre das eher ungünstig. Auch beim Tagesschnorcheltrip hat man zwei Schnorchelgänge, das passt also auch.
Dann gehen wir hinaus und ins Restaurant „El Centro“. Uns ist heute nach westlichem Essen, es gibt schlichtweg Burger. Wir sitzen mit zwei Aussies am Tisch mit denen wir uns etwas unterhalten. Sie hauen in kürzester Zeit einen Krug Mojito weg. Das muss man auch erstmal nachmachen.
Nachtmarkt in Kota Kinabalu
Danach gehen wir zum Nachtmarkt, wo die üblichen malaiischen Essenstände aufwarten. Daneben findet sich der Filipino Markt, der vor allem die typischen Souvenirs bereit hält, und der Central Market, der ein gewaltiges Warenangebot feilbietet. Es findet sich ein Haufen Gemüse, Früchte, Fisch und Fleisch. Und mit Haufen meine ich bildlich gesprochen Haufen. Es gibt zahlreiche Stände zu jedem Themengebiet, die alle mehr oder weniger das gleiche anbieten. Wozu es so viele Stände braucht, weiß man nicht, aber es herrscht überall ein reges Treiben an Einheimischen und Touristen.