Bhaktapur ist voller mittelalterlicher Atmosphäre – mit drei Plätzen voller Tempel und architektonischer Meisterwerke. Pflasterstraßen winden sich durch Backsteinhäuser, Hinterhöfe und Plätze, die voller Leben, Statuen, Tempeln, Handwerker und Töpfer sind. Es ist hier deutlich ruhiger als in Kathmandu.
Anstatt nach unserer krankheitsbedingten Auszeit in Nagarkot wieder nach Kathmandu zurückzukehren, haben wir uns Bhaktapur als neue Basis auserkoren. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus von Nagarkot nach Bhaktapur, wo man ohnehin auf dem Weg nach Kathmandu umsteigen müsste. Das kostet nur 35 Rs pro Person. Am Eingang zur Innenstadt müssen wir 15$ pro Person bezahlen um reinzudürfen. Dann brauchen wir noch eine Zeit lang bis wir das Hostel finden. Irgendwann kommen wir aber verschwitzt und auch ein wenig genervt im Hotel an. Wir essen erstmal was auf der Dachterrasse des Ganesh Guesthouse. Das Essen ist gut und günstig.
Wir ziehen uns in unsere Zimmer zurück, duschen und dann gehen wir ein wenig raus. Wir gehen nicht weit, nur bis zu einem Platz. Dort steht der größte Tempel Nepals – der 30m hohe Nyatapola Tempel. Man kann aber nicht mehr viel erkennen, da es schon dunkel ist. Wir spazieren noch ein wenig durch die dunklen Gassen und gehen wieder zurück. Wir gehen zum Abendessen über und Alex trinkt ein Bier. Hier kostet das Bier nur 250 Rs statt den üblichen 350-450 Rs. Mit uns sitzen noch ein Franzose, ein Kanadier und der Hotelbesitzer auf der Dachterrasse. Der Hotelbesitzer schenkt uns einen Rakshi ein. Rakshi ist ein Reisschnaps – er kann sowohl pur als auch gemischt getrunken werden. Es werden mehr als geplant. Wir unterhalten uns alle miteinander über dies und das.
Stadtrundgang in Bhaktapur: Durbar Square, Pottery Square und Taumadhi Tole
Fast jede Stadt in Nepal hat einen Durbar Square, einen sogenannten Palast Platz. Das Erdbeben von 1934 hat viele Gebäude an diesem einst vollgestopften Platz vernichtet und noch heute führen von Statuen bewachte Treppen ins Leere. Wir beginnen am östlichen Ende noch vor der Ticketkontrolle. Wir sehen den Erotic Elephant Temple, an dem Holzschnitte von verschiedenen Tierarten bei der körperlichen Vereinigung zu sehen sind – von Elefanten über Kühe bishin zu Kamelen – größtenteils in der Missionarsstellung. Eine Treppe führt uns zu einem Schrein, der der Göttin Kali geweiht ist. An Sonntagen werden hier Tieropfer dargebracht. Der Schrein ist mit einem Baum verwachsen und in schwarz und roten Farben gehalten.
Wir gehen zurück zum Durbar Square und betreten ihn. Als wir uns zwei Statuen von Gottheiten ansehen, werden wir mal wieder angesprochen und uns bietet ein Tourenführer seine Dienste an. Wir wollen das mal ausprobieren und willigen ein. Er erklärt uns die Figuren, dann wir gehen zu einem goldenen Tor. Auf der Säule gegenüber kniet ein ehemaliger König der Stadt. Das goldene Tor ist mit Figuren verziert und ein Kunstwerk für sich. Davor steht ein Soldat mit Waffe. Wir gehen hinein. Ohne Führer hätten wir uns wohl nicht durch das Tor getraut, der Soldat sieht so garstig aus.
Das Gebäude bzw. die Anlage ist Teil des königlichen Palasts. Ein Teil des Palasts ist jetzt ein Museum, das wir aber nicht ansehen. Weiter sehen wir eine reich mit Holzschnitzereien verzierten Türbogen. Unter anderen sieht man Shiva wie er auf einem Garuda reitet. Die Tür führt in einen hinduistischen Tempel. Dieser darf aber nur von Hindus betreten werden. Wir gehen weiter und sehen das Schwimmbad des Königs. Ein paar junge Frauen posieren vor einer Statue und ein Mann wäscht sich im Becken. Eine steinerne Kobra schlängelt sich um das Bad. Eine weitere steht aufrecht im Becken. Es sind eine männliche und eine weibliche Kroba, die sich gegenüber stehen. Die Kobra ist heilig und man betet zu ihr um Regen.
Danach verlassen wir die Anlage wieder und gehen zurück zum Durbar Platz. Wir gehen zu einem Shiva Tempel, der 1934 von einem Erdbeben zerstört wurde. Altbundeskanzler Helmut Kohl hat ihn als Geschenk von Deutschland an Nepal 1990 wieder aufbauen lassen. Das letzte Erdbeben hat der Tempel gut weggesteckt. In der Nähe hängen zwei Glocken. Eine davon heißt Barking Bell. Wenn sie läutet soll es sich anhören wie ein Hund bellender Hund.
Wir kommen zu einem weiteren Tempel. Auch an ihm sind wieder erotische Stellungen ins Holz geschnitzt. Es ist der älteste Tempel am Platz. Wir verlassen den Durbar Suqare und gehen zum Pottery Square. Auf dem Weg gehen wir durch eine kleine Gasse, welche voll mit Geschäften ist. Unser Guide führt uns in eine der Tangkha Schulen. Auch sie haben das Sandmandala welches der Dalai Lama designt hat. Eigentlich wollen wir uns aber gar keine Mandalas ansehen sondern die Stadt. Er fragt uns immer wieder ob wir was kaufen wollen, wir sind etwas genervt.
Dann kommen zum Pottery Square. Wir der Name schon sagt werden hier Tonwaren hergestellt. Sie werden geformt und dann drei Tage in der Sonne getrocknet, weshalb der halbe Platz mit Tonwaren gefüllt ist. Danach werden die Töpfe gebrannt. Wir sehen die Öfen, die nicht im eigentlichen Sinn welche sind. Die Töpfe werden mit Stroh bedeckt und dann wird alles verschlossen und angezündet. Nach weiteren drei Tagen ist der Topf fertig gebrannt. Alles ist Handarbeit.
Wir gehen weiter zum Taumadhi Square. Hier waren wir schon am Abend zuvor. Wir sehen den Nyatapola Tempel, den mit 30m höchsten Tempel in Nepal. Für uns grenzt es an ein Wunder, dass er sowohl das Erdbeben 1934 und auch das letzte so gut wie unbeschadet überstanden hat. Er steht auf einem fünfstöckigen Plateau. An unterer Stelle stehen zwei Wrestler. Dann folgen zwei Elefanten, zwei Löwen, zwei Greifen und zum Schluss zwei Gottheiten. Es heißt, jede der Figuren ist 10mal stärker als die Figur unter ihr. Womit Gott 10.000x stärker ist als ein Wrestler.
Der Tempel selbst hat dann nochmal fünf Stockwerke. An jedem der fünf Dächer hängen Glöckchen. Der Nyatapola Tempel ist für uns der beeindruckendste Tempel der Stadt. Der Tempel selbst ist geschlossen, wir gehen aber auf das oberste Plateau. Neben dem Nyatapola Tempel steht der Bhairavnath Tempel, der einer Form von Shiva geweiht ist. Was beide Tempel gemeinsam haben ist, dass sie ziemlich gruseligen Gottheiten geweiht sind.
Der Nyatapola Tempel ist Siddhi Lakshmi geweiht, eine blutrünstige Reinkarnation der Göttin Durga. Er wird deshalb auch als Tempel der Schrecklichen bezeichnet. Die Abbildungen der Göttin im Tempel sollen so angsteinflößend sein, dass nur Priester den Tempel betreten dürfen. Der Bhairavnath Tempel ist Bhairava geweiht, welcher einer zerstörerischen Inkarnation von Shiva ist. Hier endet nun auch unsere Tour. Wir sind ein wenig enttäuscht, denn anderes als im Loneply Planet steht, hat uns der Führer auch nicht sagen können.
Wir gehen nochmal zurück zum Durbar Square und essen dort den berühmten Joghurt der Stadt – den King Curd (Juju dhau). Er ist aus süßer Büffelmilch gemacht, der in einem Eisentopf zusammen mit Nelken, Kardamon, Kokosnuss und Cashews gekocht und dann langsam abgekühlt wird. Den Joghurt gibt es hier überall, am günstigsten ist es ihn einfach an einen der vielen kleinen Läden an der Straße zu erwerben statt ihn in einem Restaurant zu bestellen.
Visitor Pass Antrag
Man kann für mehrmalige Eintritte in die Stadt einen Visitor Pass beantragen, der bis zu einem Jahr gültig ist. Wir gehen zur Touristeninformation um unseren Bhaktapur Visitor Pass zu beantragen, damit wir jederzeit in die Stadt zurückkehren können ohne die 15$ erneut zahlen zu müssen. Dafür brauchen wir zwei Passfotos und Kopien vom Pass. Es wäre nicht Nepal wenn das sofort klappen würde. Wir benötigen noch Kopien von unserem Nepalvisum, die wir woanders besorgen. Außerdem kann angeblich nur der Chef der Touristeninformation den Pass ausstellen, der ist aber am nächsten Tag wieder da. Dann bekommen wir aber unsere Ausweise.
Zweiter Stadtspaziergang bis an die Grenzen der Stadt
Wir wollen uns hinteren Gassen von Bhaktapur ansehen um ein Gesamtbild der Stadt zu erhalten, die vom Lonely Planet als lebendes Museum bezeichnet wird. Wir gehen zum östlichen Ende des Durbar Squares. Dort treffen wir auf einen bunten Ganesh Schrein. In ihm wird ein Stein verehrt, der aussieht wie ein Elefant. Die Schnitzereien unter dem Dach sind bunt bemalt und zeigen Ganesh. Wir gehen weiter stadtauswärts und an mehreren Tempeln und Wasserbecken vorbei. Dann verlassen wir die Innenstadt und gehen ein paar Treppen zu einem Tempel hinauf, dem Mahakali Tempel. Gleich neben dem Eingang stehen schwarze Statuen. In der Luft schweben Federn und ein Baum wirft den kleinen Platz in schummriges Licht. In dem Baum und auf den Statuen und Tempeln sitzen Tauben und alles ist von ihrem Kot weiß gesprenkelt. Der Tempel selbst ist nicht sehr und es brennen Kerzen und Räucherstäbchen in ihm.
Anstatt direkt über die Treppen zurückzugehen, gehen wir einen Umweg zu einem großen Wasserbecken. Dort waschen sich ein paar Männer, wahrscheinlich wäscht man sich hier schon seit Jahrhunderten auf die gleiche Weise. Wir gehen wieder in die Innenstadt zurück, es folgen wieder Tempel und Wasserbasins. Ein Anblick verstört uns ein wenig: Ein Hindu-Tempel, den Nicht-Hindus nicht betreten dürfen. Aber wir können durch die Tür und die Fenster hineinsehen – in den Nava Durga Tempel. Blickt man durch das große Fenster sieht man einen kleinen Raum. In ihm liegt ein riesiger Wasserbüffel, der gerade so hinein passt. Daneben steht ein Mann mit einem kleinen Holzbrett und erschlägt damit Fliegen, welche sich auf dem Ochsen niederlassen. WIr beobachten die Szene ein paar Minuten und denken dabei nur HÄÄ? Leider spricht der Mann außer „Money“ kein Englisch und er kann uns keine Auskunft darüber geben was wir hier sehen.
Wir gehen weiter bis uns ein halb eingestürztes Haus die Route versperrt. Die Reste des Hauses werden gerade Stein für Stein abgetragen. Wir versuchen die Baustelle zu umgehen und landen auf einem großen Platz. Da wir nicht wissen wo wir sind und Hunger haben, gehen wir erstmal essen. Wir sind am Tachupal Tole angekommen. Wir stehen vor dem beeindruckenden Dattatreya Tempel. Er wurde 1427 angeblich nur aus Holz von einem einzigen Baum gebaut. Vor ihm auf einer Säule sitzt der ihm geweihte Gott Dattatreya. Die Säule wird von steinernen Schildkröten gestützt. Vor der Tür stehen wieder zwei steinerne Wrestler.
Auf der anderen Seite des Platzes steht ein zweistöckiger Bhimsen Tempel. Bhimsen ist der Gott des Handels. Auf der Säule vor ihm sitzt ein Löwe mit erhobener rechter Pfote. Eine Ziege chillt auf dem Platz vor ihm. Nach dem Essen überqueren wir den Platz und gehen in die Pujari Math Gasse. Sie ist für ihre schönen holzgeschnitzen Fenster bekannt. Das berühmteste ist das Pfauenfenster „Peacock Window“, das man in Miniaturausgabe überall erwerben kann.
Wir gehen weiter nach Süden, dann sollen wir eigentlich rechts abbiegen aber das Viertel scheint beim Erdbeben fast komplett zerstört worden zu sein. Ein Weg ist zwar da, aber wo der hinführt? Wir entscheiden uns weiter geradeaus zu gehen und einen kleinen Umweg zu machen. Allgemein sieht man in Bhaktapur viele Zelte und Blechunterkünfte. Es handelt sich um Notunterkünfte für Erdbebenopfer. Viele Menschen haben beim Erdbeben ihr Zuhause verloren. Die Zelte meist vom Roten Kreuz, oft aus China, bereitgestellt worden.
Wir überqueren einen Fluss. Es ist grüner hier und es gibt Felder. Wir durchqueren einen kleinen Tempel und gehen über eine weitere Brücke zurück in die Stadt. Als wir an einer Buddha-Statue ankommen, sind wir wieder auf dem richtigen Weg. Wir kommen an einem buddhistischen Kloster vorbei und gehen wieder in Richtung Fluss. Am Fluss sehen wir eine große Ansammlung von Statuen, welche verschiedene hinduistische Gottheiten darstellen. Wir folgen dem Weg über den Fluss und kommen in die Vorstadt. Wir kommen an einem Altenheim, was sich hier bestimmt nur gut Betuchte leisten können, sowie an kleinen Geschäften und Feldern vorbei. Allgemein ist es hier grüner als in der Innenstadt. Wir kommen wieder zu einer Brücke über den Fluss. Wie überall in der Stadt sehen wir Kinder, die Drachen steigen lassen. Wir beenden unseren Spaziergang wieder am Taumadhi Tole, den wir durch eine Gasse mit vielen Ständen erreichen.
Jeden Abend gibt es Rakshi auf der Dachterrasse und es ist sehr gesellig. Das Ganesh Guesthouse ist wirklich zu empfehlen. Ein Doppelzimmer kostet nur 600 Rs inklusive privatem Badezimmer und das Essen ist ebenfalls gut und günstig. Es ist vielleicht das einzige Guesthouse ohne dazugehörigem Tourenanbieter, was es ebenfalls sehr angenehm macht, da einem nichts aufgeschwatzt wird. Der Besitzer ist unglaublich hilfsbereit und sehr nett.
So verbringen wir die Tage in Bhaktapur bis es endlich auf unseren heiß ersehnten Everest Base Camp Trek geht!