In Bodhnath steht die größte Stupa Asiens. Zumindest war es bis vor dem Erdbeben noch so, denn momentan muss sie restauriert werden. Buddhistische Pilger umkreisen die Stupa im Uhrzeigersinn und man bekommt wieder ein ganz tibetisches Gefühl an diesem Ort, mit dem zugleich wieder ein bisschen Ruhe in die Seele kehrt.
Statt nach Lukla zu fliegen, besuchen wir die größte Stupa Asiens – in Bodnath. Wir fahren mit dem Taxi raus. Auch hier hat das Erdbeben gewütet. Es hat die Stupa zwar nicht zerstört, aber stark beschädigt. So musste der obere Teil abgebaut werden um ihn neu zu errichtet. Derzeit ist nur die weiße Halbkugel der Stupa zu sehen. Darauf steht ein Gerüst aus Bambus, Menschen arbeiten daran sie wieder neu aufzubauen. Durch lange Plastikröhren wird der Schutt nach unten transportiert. Die neu zementierten Risse in der weißen Halbkugel sind deutlich zu sehen.
Wir gehen im Uhrzeigersinn um die Stupa herum. Darum herum reihen sich Geschäfte mit religiösen Souvenirs aneinander, darüber gibt es Restaurants. Der Platz erinnert an Lhasa. Viele Tibeter, die nach Nepal geflüchtet sind, halten sich an der buddhistischen Stupa auf und umrunden sie im Uhrzeigersinn. Es werden auch wieder Thangkas angeboten. Wir besuchen eine Thangkaschule in der wir dabei zusehen können wie gerade filigrane Mandalas gemalt werden. Unter einem Modell des Potala Palasts liegt ein Mandala aus Sand, das Design dafür stammt vom Dalai Lama. Fotos zeigen den Dalai Lama beim Erstellen von Sandmandalas.
Der Verkäufer zeigt uns drei Mandalas: eins wurde von einem Schüler, eins von einem normalen Maler und eins von einem Meister gemalt. Der Unterschied ist deutlich erkennbar. Auch das Mandala des Schülers ist schön und weit mehr als wir zustande bringen könnten, doch die Feinheit und Komplexität des Meisterstücks sind unvergleichlich. Es sind Blumen aufgezeichnet, die wir nur mit der Lupe in all ihren Details sehen können. Der Meister verwendet auch echtes Gold in der Goldfarbe. Ein Schülerwerk kostet etwa 10€, ein kleines Mandala eines Meisters etwa 250€. Wir umrunden die Stupa und nehmen die Atmosphäre in uns auf. Hier ist das wieder möglich, da es deutlich ruhiger zugeht als in Kathmandu.
Wir gehen in die Gassen, die von der Stupa wegführen. Hier verstecken sich viele Klöster. Im Gegensatz zu den Klöstern, die wir bisher gesehen haben, sehen wir hier nicht die Tempel und religiösen Anlagen von innen, sondern vielmehr die Appartements und Wohnbereiche der Mönche, allerdings nur von außen. Auf dem Weg zurück zur Stupa kaufen wir Bananen und einen Granatapfel, von denen wir eine Banane an einen kleinen Jungen geben. Wir suchen uns eins der Restaurants mit Dachterrasse aus um zu Mittag zu essen. Von hier haben wir einen direkten Blick auf die Stupa, der sicherlich überwältigend sein muss, wenn die Stupa ihre volle Größe und Pracht präsentiert und einen die Augen des Buddhas direkt anschauen.
Das Kopan Kloster
Wir verlassen den Platz mit der Stupa um zum Kopan Kloster zu gehen. Es ist nur 1,4km entfernt und wir können die glitzernden Dächer des Klosters von der Dachterrasse des Restaurants sehen. Der Weg führt durch enge, staubige Straßen. Am Rand der Straße sind kleine Geschäfte und Restaurants. Es wird immer untouristischer, und bald schon wissen wir nicht mehr wo wir sind. Wir fragen, aber keiner kann mit dem Namen „Kopan“ etwas anfangen. Wir bekommen eine grobe Marschrichtung von einer Nicht-Nepalesin.
Zwischendurch erhaschen wir immer wieder einen Blick auf das Kloster und korrigieren unsere Richtung. Das Kloster liegt auf einem Hügel und ist weithin sichtbar. Wir gehen bergauf, aber als wir oben ankommen, sehen wir, dass wir auf dem falschen Hügel stehen. Das Kloster liegt auf dem Hügel gegenüber. Dazwischen liegt ein Tal mit Feldern ohne richtigen Weg hindurch. „Weg“ ist hier ohnehin relativ. Wir stehen in einem Viertel mit neuen großen Häusern, das einen reichen Eindruck macht. Dabei schwitzen wir und sind ein wenig erschöpft. Wir kaufen uns ein Wasser an einem kleinen Kiosk und machen erstmal Pause. Die Verkäuferin bietet uns einen Stuhl an und rät uns auf der Straße zurück zu gehen und dann hinüber.
Wir treffen auf einen Nepali und fragen nach dem weiteren Weg. Er war vor einem Monat erst in Garmisch-Partenkirchen. Er weist uns den Weg nach unten und auf die andere Seite. Jetzt sollte es kein Problem mehr sein, das Kloster zu finden.
Wir folgen einer Straße bis zu einer Abzweigung, wo uns ein Mönch eine Abkürzung hinauf zeigt. Wir kommen auf dem kurzen steilen Stück gut ins schwitzen. Als wir oben ankommen, sehen wir noch wie die Tore des Klosters sich schließen. Es ist kurz nach 17 Uhr und das Kloster hat gerade geschlossen.
Wir reden noch ein wenig mit dem Wachmann. Zwei Stunden sind wir umhergeirrt um das Kloster zu finden und jetzt schlägt man uns die Tür vor der Nase zu. Aber es war interessant Wohnviertel von Kathmandu zu sehen. Wir ärgern uns nicht lange und genießen die Aussicht – der Weg ist das Ziel!
Wir wollen ein Taxi zurück in die Innenstadt nehmen, hier gibt es jedoch keins. Wir gehen den Berg weiter hinab und folgen der Straße bis wir ein Taxi finden. Die Taxifahrt ist ein Abenteuer für sich. Es ist nun schon dunkel und die Straßen sind voll. In dem kleinen Taxi wirkt die Fahrt mehr wie die Fahrt mit einem Autoscooter. Es geht links, rechts durch die kleinen Gassen und über den Verkehrsring der Stadt. Alles ist voll mit Autos und Motorrädern, überall Stau. Aber man schlängelt sich durch. Regeln scheint es nicht zu geben.