Einer der spektakulärsten Great Walks in Neuseeland ist der Routeburn Track. Über Almwiesen, kleine Bergseen, Wasserfälle und alpine Pässe zieht sich der Weg 32 km durch vom Eis geformte Täler zwischen schneebedeckten Bergpanoramen.
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Mit dem Busunternehmen TrekNet fahren wir früh am Morgen von Te Anau nach Queenstown, wo wir einen zweistündigen Zwischenstopp haben, den wir für ein Frühstück am Ufer nutzen. Von hier geht es dann am Lake Wakatipu weiter nach Glenorchy und weiter über einen 25 km Schotterweg bis zum Routeburn Shelter, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Es ist wichtig, sich den Transport für den Track rechtzeitig zu organisieren, denn zwischen Anfangs- und Endpunkt der Wanderung liegen 325 km Straßendistanz.
Auch die Hütten und/oder Zeltplätze müssen im Voraus gebucht werden, es ist aber einfacher, noch kurzfristig Zeltplätze zu organisieren als auf so manch anderem Track. Es lohnt sich auch immer mal wieder nachzuschauen, denn tatsächlich stornieren einige Leute ihre Plätze. Auf dem Weg zum Routeburn Shelter halten wir ein paar Mal an Aussichtspunkten und der Fahrer zeigt uns den Ort, an dem Sarumans Turm im Film „Herr der Ringe“ per CGI hineinprojiziert wurde. Das bedeutet, dass in den Wäldern um uns herum Ents wohnen müssen.
Schon vor acht Jahren bin ich den Routeburn Track aus der entgegengesetzten Richtung gegangen, damals noch in den Hütten schlafend. Leider war das Wetter damals nicht das Beste und ich hoffe dieses Mal auf bessere Aussichten.
Tag 1 – Zwischen Flussrauschen und Bergblick
Routeburn Shelter bis Routeburn Flats: 6,5 km / 150 hm / 2 h
Wir starten am Nachmittag am Routeburn Shelter und der Weg windet sich durch Buchenwald am kristallklaren Route Burn Fluss entlang. Die Ents zeigen sich bedauerlicherweise nicht. Es geht im sanften Auf und Ab bis zum türkisen Sugarloaf Stream, wo wir eine Pause machen und einige Leute auch mutig genug sind, ins offenbar sehr kalte Wasser zu springen. Uns ist es heute zu frisch, denn die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Kurze Zeit später erreichen wir unseren Zeltplatz. Die Etappe heute war kurz, einfach aufgrund des Mangels an weiteren Zeltplätzen auf dem Routeburn Track. Das war aber heute kein Problem, da wir durch die lange Busfahrt über Queenstown ohnehin erst am Nachmittag starten konnten.
Wir bauen unser Zelt auf der großen Wiese neben der Routeburn Flats Hütte auf und genießen die Landschaft – tief eingeschnittene Täler, hohe Berge mit Gletschern und hinter uns der Wasserfall, an dem es morgen vorbei geht. Zwischendurch schaut auch mal die Sonne heraus, Alex nutzt das gleich für ein abendliches Bad.
Tag 2 – Über den Harris Saddle
Routeburn Flats bis Lake Mackenzie: 13,6 km / 750 hm Aufstieg / 500 hm Abstieg / 5 h
Heute steht uns der längste Tag bevor, denn wir müssen bis zum Lake Mackenzie, den wir auf der anderen Seite eines alpinen Passes erreichen. Am Morgen steigen wir zu den Bridal Veil Wasserfällen auf, die in der Nähe der Routeburn Falls Hütte in vielen Kaskaden vorbeirauschen. Wir begegnen mehreren winzig kleinen Vögeln, die am Waldboden und zwischen den Baumstämmen hin und herfliegen – den sogenannten Grünschlüpfern (warum die deutschen Namen von Vögeln auch immer so seltsam sein müssen). Sie können nicht allzu gut fliegen, typisch für Neuseeland.
Es geht steil an den Wasserfällen vorbei und vom lichten Birkenwald in offenes, felsiges Gelände. Wir haben ein fantastisches Panorama vor uns, die Sonne scheint von einem blauen Himmel, es könnte kaum besser sein. Ich freue mich, dass wir heute – am Highlight-Tag – so schönes Wetter haben und wir mehr sehen können, als noch vor acht Jahren.
Wir lassen die Baumgrenze hinter uns und erreichen eine Senke, auf der Gräser und Blumen wachsen. Um die Vegetation nicht zu beschädigen, laufen wir manchmal auf Plankenwegen über die Wiese. Über diese Sumpfgebiete und Grasebenen steigen wir zum Lake Harris. An ihm entlang führt der Weg an einer steilen Felsflanke zum Harris Saddle hinauf. Mit dem Harris Saddle auf 1.255 m erreichen wir den Pass. Von hier kann man in etwa einer halben Stunde auf den Conical Hill steigen, was wir nach Ablegen unseres Rucksacks und einem Snack tun. Mithilfe eines Bisschens Kraxelei erreichen wir den höchsten Punkt auf 1.515 m. Und was für eine Aussicht haben wir von hier! Über die Berge bis zum Meer.
Nachdem wir die Aussicht genügend genossen haben, klettern wir wieder hinunter. Der Weg geht nun abwärts und dann in mehr oder weniger gleicher Höhe am Hang entlang. Wir haben wunderschöne Blicke über die Berge auf der anderen Seite und ins Tal hinein, allerdings zieht sich der Weg ganz schön. Wir kommen um die Ecke und nun geht es bergab, im Zickzack auf den in allen Blau- und Grüntönen schillernden Lake Mackenzie zu. Über uns kreisen kreischende Keas. Das letzte Stück durch den Wald zieht sich noch einmal etwas, dann stehen wir vor der Hütte. Von hier sind es noch mal 10 Minuten bis zum Zeltplatz. Wir gehen an den See und nehmen ein sehr frisches Bad im See.
Tag 3 – Unter Keas und Wasserfällen
Lake Mackenzie bis The Divide: 12 km / 300 hm Aufstieg / 400 hm Abstieg / 4 h
Wir verlassen recht spät unseren Zeltplatz am Lake Mackenzie und gehen zurück zur Hütte. Danach geht es erst mal wieder durch den Wald hinauf. Dann folgt wieder ein Abstieg durch eine offene Grasfläche mit Büschen. Hier fliegen vier Vögel über uns hinweg und landen in einem Baum, etwa 20 m hinter uns. Es sind Keas, die Bergpapageien Neuseelands. Wir nähern uns langsam, um sie besser zu beobachten. Die Vögel spielen mit einem Plastikeimer, der im Baum liegt, und versuchen hartnäckig, ihn zu zerlegen. Die Papageien sind sehr intelligent und bekannt dafür, Dinge von Wanderern zu mopsen. Diese vier Exemplare wirken aber eher scheu. Nur wenn man lange stillsteht, können sie ihre natürliche Neugier nicht verbergen und kommen näher. Ein tolles Naturerlebnis.
Wir gelangen zu den beeindruckenden Earland Falls, die 174 m hoch sind. Heute können wir sogar bis ganz nach oben blicken. Kurzentschlossen entledige ich mich meiner Kleidung und stelle mich unter den Wasserfall. Wundervoll! Dann geht’s weiter hinab durch Birkenwald bis zur Lake Howden Hütte mit dem schönen See daneben. Wir sind schon etwas knapp in der Zeit, da der Bus uns um 15 Uhr abholt und wir etwas zu lange geschlafen haben. Trotzdem wagen wir uns noch auf den Sidetrip zur Key Summit.
Im Eiltempo laufen wir hinauf und schauen über die Panorama-Ausblicke über die Berge des Fiordland Nationalparks und die alpinen Seen. Den Sidetrip, der eigentlich mit 1,5 Stunden veranschlagt wird, rocken wir schnell durch und sind dann tatsächlich pünktlich an der Divide, wo der Bus allerdings noch eine Weile auf sich warten lässt. Von hier benötigt der Bus etwa 1,5 Stunden zurück nach Te Anau. Hier steigen wir in unser am DOC-Parkplatz abgestelltes Auto und fahren nach Dunedin.
Kurzinfo Routeburn Track
Gehzeit: 2 bis 4 Tage
Länge: 32 km
Gesamtanstieg: ca. 1800 hm
Ausgangspunkt: The Divide am Milford Highway oder Routeburn Shelter bei Glenorchy
Übernachtungsmöglichkeiten: Die zwei Zeltplätze (18 $) und vier Hütten (54 $), müssen innerhalb der Hauptsaison vorab gebucht werden
Schwierigkeit: Medium
Hier beschreibe ich den Routeburn Track als Hüttentour:











































