Neuseeland: Traumstrände auf dem Abel Tasman Track

Schon vor acht Jahren war der Abel Tasman Nationalpark ein Höhepunkt für mich. Statt mit dem Kajak erkunden wir den Nationalpark mit Regenwald und goldenen Stränden dieses Mal zu Fuß. Auf einem der Great Walks Neuseelands – dem Abel Tasman Coast Track. Er zieht sich auf 60 km durch den Nationalpark.

Organisation & Anreise

Bei einem Great Walk gibt es meist ein wenig Planungsaufwand. Die Campsites müssen vorher gebucht werden, was beim Abel Tasman Coast Track aber problemlos spontan möglich ist, da es viel Auswahl gibt. Über den gesamten Wanderweg verteilt gibt es 19 Zeltplätze. Dies ist einfach online möglich über das Buchungssystem vom DOC. Nachdem wir das geklärt haben, buchen wir mithilfe der i-Site in Nelson das Wassertaxi, das uns von Totaranui zurück zum Parkplatz in Marahau bringen soll.

Die andere Möglichkeit ist, von der Wainui Bay mit einem Bus zurückzufahren, was aber etwas umständlicher ist, da dieser nicht über den Parkplatz nach Marahau fährt, sondern direkt nach Nelson zurück. Wir entscheiden uns also dafür, in Totaranui abgeholt zu werden und noch einen Tagestrack zur Wainui Bay zu machen und über den Gibbs Hill wieder zurückzugehen, um trotzdem den letzten Abschnitt des Abel Tasman Coast Tracks mitgenommen zu haben. Bei der Planung gilt es lediglich, die Ebbe- und Flutzeiten zu beachten, denn es gibt eine Querung, die nur bei Ebbe vorgenommen werden kann.

Wir fahren nach Motueka, wo die Wanderung startet. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde. Wir halten kurz in Motueka und fahren dann weiter nach Marahau. Hier beginnt der Abel Tasman Nationalpark. Wir holen unser Wassertaxiticket beim Anbieter ab, parken unser Auto dort und packen unsere Rucksäcke.

Tag 1 – Zwischen Farnwald und türkisblauem Meer

Marahau bis Te Pukatea Bay: 13,5 km, 127 hm, 4 h

Wir marschieren los und gehen über einen sandigen, mit Gräsern bewachsenen Strandabschnitt. Er erinnert uns an unseren ersten Tag am Baikaltrail, nur dass wir dieses Mal nicht von Mücken zerstochen werden. Der Weg führt nun in ein Wäldchen hinein, bleibt aber immer in Küstennähe. Wir kommen an den ersten Campingplätzen vorbei und auf dem Weg ist viel los. Die meisten sind offenbar auf Tagestour mit wenig Gepäck. Manche kommen uns nur mit Badesachen und Flip-Flops oder sogar barfuß entgegen. Da der Weg gut ausgebaut ist und so gut wie keine Höhenmeter hat, ist das kein Problem.

Am Wegrand sieht man immer wieder Fallen, sie sollen die Raubtiere wie Wiesel von den raubtierfreien Inseln fernhalten, die vor der Küste liegen. Auch in den Bäumen sehen wir kleine gelbe Kästchen, in denen Wespen vergiftet werden sollen. Manchmal halten wir an Aussichtspunkten und schauen auf’s Meer hinaus. Auch einige Kajaker sind unterwegs.

Rings um uns herum wachsen Farnbäume sowie Kānuka-Bäume und der Wald ist teilweise ziemlich dicht. Der Weg führt uns anfangs an der Küste entlang, dann durch das Inland, bevor wir an der Anchorage Bay herauskommen. Wir zweigen vom Hauptweg ab und gehen Richtung Te Pukatea Bay, unserem heutigen Schlafplatz. Die Te Pukatea Bay gilt als einer der schönsten Strände weltweit und ich habe diese wunderschöne Bucht noch gut von meinem letzten Besuch hier in Erinnerung, weshalb wir unser Zelt hier aufschlagen wollten. Die paar extra Minuten lohnen sich, um hier zu schlafen statt auf dem großen Campingplatz in der Anchorage Bay.

Dort angekommen nehmen wir erst mal ein Bad im kühlen Meer. Der Weg war zwar nicht anstrengend, aber ins Schwitzen sind wir trotzdem gekommen. Nach dem Bad machen wir uns in Flip Flops auf den Weg zu einem Aussichtspunkt etwas oberhalb der Bucht. Uns laufen dabei ein paar Hühnchen über den Weg. Vor uns im Meer liegt eine bewachsene Felsinsel und das glasklare Meer, in dem wir bis auf den Grund blicken können. Die Te Pukatea Bay breitet sich vor uns aus und wir können von hier oben sogar einen Adlerrochen erkennen.

Tag 2 – Durch Gezeiten und Sandfliegen

Te Pukatea Bay bis Tonga Quarry: 13,7 km, 141 hm, 3,5 h

Wir kommen mal wieder ewig nicht hoch, und so ist es schon vorangeschrittener Vormittag, als wir unsere Sachen packen und uns auf den Weg zurück zum Anchorage-Campingplatz machen, um dort wieder auf den Hauptweg zu treffen. Wir gehen am Strand entlang und dann durch ein kurzes Stück Wald. Unser erster Abschnitt kann nur zwei Stunden vor und nach Ebbe begangen werden. Wir wandern über Schlick und Sandbänke. In manchen Bereichen steht noch das Wasser und kleine Krabben fliehen bei unserem Näherkommen in ihre Löcher. Dazwischen liegen Muscheln. Wir müssen auch zwei kleinere Flüsschen durchqueren, aber keiner ist so tief, dass wir die Bergschuhe ausziehen müssten. Der Abschnitt dauert nur etwa 20 Minuten, ist aber sehr schön.

Als wir wieder richtiges Festland unter den Füßen haben, kommen wir durch das Dörfchen Torrent Bay Village. Es sieht eher so aus, als würden hier nur Ferienhäuser stehen und niemand wirklich wohnen. Einen Supermarkt oder Ähnliches gibt es nicht. Der Weg geht nun leicht bergauf und bergab. Über eine lange Hängebrücke queren wir den Falls River, einen braunen Fluss, der durch einen kleinen Wasserfall gespeist wird. Kurz vor der Bark Bay gehen wir zu einem Aussichtspunkt und machen Mittag. Mit Blick übers Meer essen wir Brot und Pfefferhühnchen, satt werden wir aber nicht. Wir haben zwar noch Riegel, Gummibärchen und Plätzchen dabei, aber an Deftigem müssen wir sparen, um auch die nächsten Tage was zu haben.

Wir gehen weiter über die Bark Bay hinaus. Dort treffen wir wieder auf einen Ebbe-Weg, der jeweils zwei Stunden vor und nach der Ebbe begangen werden kann. Die Ebbe ist langsam vorbei und der Weg sieht noch machbar aus, da der Flutweg aber nur 10 Minuten länger ist, nehmen wir den. Wir sind ziemlich früh dran. Dadurch, dass wir zu Beginn den Ebbe-Trek gewählt haben, haben wir einen Sidetrip zum Cleopatra Pool verpasst, den wir eigentlich noch machen wollten.

Zum ersten Mal geht es nun richtig bergauf und wir überschreiten die 100-Höhenmeter-Marke. Dann geht der Weg gleich wieder leicht bergab und wir erreichen am frühen Nachmittag unser Tagesziel Tonga Quarry. Wir sind wieder verschwitzt und es gibt viele Sandfliegen, die uns ärgern. Wir nehmen daher erst mal ein Bad im Meer und kühlen uns ab. Nicht mehr ganz so müffelnd scheinen die Sandfliegen nicht mehr so viel Interesse an uns zu haben, ab und zu werden wir trotzdem gebissen. Wir bauen das Zelt auf und schreiben dann ein wenig. Dazu essen wir Gummibärchen. Die Wolken hängen mittlerweile tief und es scheint kaum mehr Sonne. Es wird frisch und ich verkrieche mich früh im Zelt. Am Abend machen wir noch Makkaroni.

Tag 3 – Von Bucht zu Bucht

Tonga Quarry bis Totaranui: 19,6 km, 121 hm, 4 h

Heute müssen wir früh aufstehen, da heute die Überquerung der Awaroa Bay bei Ebbe ansteht. Dies ist der kritischste Punkt, da das Awaroa Inlet nur 1,5 Stunden vor und zwei Stunden nach Ebbe überquert werden kann und es das erste Mal keine Alternative gibt. Dementsprechend ist der Zeltplatz in Awaroa schnell ausgebucht und sogar der in der Onetahuti Bay hatte so spontan keinen Platz mehr, weshalb wir auf den Tonga Quarry Platz ausweichen mussten. Wir quälen uns aus unseren Schlafsäcken und essen Frühstück, mit dem Anblick eines wunderschönen Sonnenaufgangs. Die meisten anderen auf dem Zeltplatz sind auch schon wach und die Sandfliegen auch.

Es verspricht, schön zu werden, und wir ziehen in T-Shirt und Shorts los. Der Weg führt über eine bewaldete Landzunge zur Onetahuti Bay. Wir laufen am Strand entlang, bis der Weg wieder in den Wald und ins Landesinnere führt. Der Weg geht nun bergauf und verläuft an Farnbäumen und dünnen Laubbäumen vorbei. Als der Weg wieder abwärtsführt, stehen wir schon vor der von der Ebbe trockengelegten Bucht, die wir überqueren müssen. Die Onetahuti Bay ist einer der längsten Strände im Abel Tasman Nationalpark. Der Weg führt über den Campingplatz von Awaroa und bleibt bis dahin nahe an der Küste.

Wir haben noch immer unsere Schuhe an, da Sand- und Schlickboden bis auf ein paar Pfützen komplett wasserfrei ist. Jetzt müssen wir jedoch die Bucht selbst überqueren. Wir ziehen die Schuhe aus und durchwaten ein paar kleinere Flüsschen. Manche Stücke sind voll mit Muschelschalen und wir müssen aufpassen, wo wir hintreten. Andere sind mit kleinen Wasserpflanzen bewachsen oder mit Schlick bedeckt. Wir können auch einige kleine Krabben sehen. Während wir uns am anderen Ufer wieder die Schuhe anziehen, ernähren sich fleißig Sandfliegen von uns.

Wir gehen weiter durch den Wald und erreichen die Waiharakeke Bay. Es ist erst 10 Uhr und wir waren viel schneller als geplant, weshalb wir uns hier in den Sand legen und ein wenig dösen. Ausgeruht gehen wir weiter. Bis zur Campsite, wo wir übernachten, ist es nur noch eine Stunde. Der Weg führt noch einmal steil bergauf und bringt uns gut ins Schwitzen. Wir gehen auf einen Aussichtspunkt, von dem wir schon unseren Zeltplatz sehen können.

Es ist ziemlich heiß, weshalb wir uns in den Schatten setzen und ein wenig von unserem Proviant verzehren. Zum Campingplatz sind es nun nur noch wenige Minuten. Es führt auch eine Straße hierher, weshalb auch einige Wohnmobile herumstehen. Für die Wanderer des Great Walks gibt es aber eine eigene Sektion, wo wir unsere Ruhe haben. Es ist noch nicht mal 13 Uhr, wir suchen uns also ein schattiges Plätzchen und dösen ein wenig.

Dann gehen wir zum Strand, baden und entspannen. Alex formt eine Schildkröte aus Sand, ich einen Albatros. Wir haben ziemlich Hunger und essen gleich vier Portionen von der Trekkingmahlzeit, die wir in Nelson gekauft haben. Sie taugt leider nichts, denn sie hat einfach viel zu wenig Kalorien, obwohl es für zwei Leute sein soll. Sie haben auch nicht mehr Kalorien als gewöhnliche Tütennudeln, kosten aber mehr. Anders als die Trekkingmahlzeiten bei uns in Deutschland. Beim nächsten Mal wissen wir Bescheid. Die ganze Zeit über lesen wir einander Geschichten über Entdecker vor.

Tag 4 – Ein Abschied in Türkis und Gold

Totaranui nach Wainui Bay, zurück über Gibbs Hill nach Totaranui: 21,2 km, 386 hm, 5 h

Wir stehen später auf als geplant, aber das ist heute kein Problem. Das Zelt und die meisten Sachen von uns lassen wir stehen und ziehen mit leichtem Gepäck los. Wir gehen den Campingplatz entlang und müssen dann eine Bucht überqueren. Die Zeit passt, denn es ist gerade Ebbe, weshalb wir direkt gehen können und nicht mal die Schuhe ausziehen müssen. Es ist ein sonniger und heißer Tag, aber wir laufen im Schatten der Bäume. Auf diesem Weg ist weniger los als die Tage zuvor und die Strände sind einsamer und schöner. Wir kommen zur Anapai Bay und gehen am Strand entlang. Über einen kleinen Zeltplatz gehen wir wieder in den Wald Richtung Whariwharangi Bay. Wir erreichen sie nach gut zwei Stunden und liegen gut in der Zeit.

Der Weg wird nun steiler und führt hinauf zum Gipfel des Mt. Gibbs. Der Berg ist nur 405 m hoch, aber durch die Hitze ist es eine schweißtreibende Angelegenheit. Die Strapazen werden jedoch mit einem tollen Ausblick auf die Wainui Bay belohnt. Die Bucht ist eine der schönsten, die wir bisher gesehen haben. Im seichten Wasser sind Sandbänke, die als weiße Linien im türkisfarbenen Wasser zu sehen sind.

Schweißgebadet kommen wir am Gipfel an. Wir machen ein paar Fotos und gehen dann über den Flutweg zurück nach Totoranui. Wir treffen dabei auf den Österreicher aus Marlborough, der mit seinen Freunden diesen Trek macht, allerdings aus der anderen Richtung kommend. Das Ende des Weges ist ein ziemlicher Hatsch, aber es läuft uns dabei ein Wiesel über den Weg, was in dieser Gegend aber eher schlecht ist, denn sie stellen eine Gefahr für die einheimischen, wehrlosen Vögel dar. Der Weg war bei der Hitze ziemlich anstrengend, und als wir am Zeltplatz sind, essen wir schnell was und springen dann ins kühle Meer.

Wir bauen das Zelt ab und warten am Strand auf das Wassertaxi. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde und wir sehen die Küste, die wir in den vergangenen Tagen abgewandert sind. Das Taxi hält noch an einer Insel, auf der wir Robben beobachten können. Zurück an Land essen wir erst mal ein Eis und fahren dann zurück nach Nelson und checken in ein Hostel im Stadtzentrum ein.

Kurzinfo Abel Tasman Coast Track

Gehzeit: 3 bis 5 Tage
Länge:
51 km, Variante über Gibbs Hill 60 km
Gesamtanstieg:
1.765 hm
Ausgangspunkt: Marahau
Übernachtungsmöglichkeiten: 19 Zeltplätze und vier Hütten, müssen vorab gebucht werden
Schwierigkeit: Einfach

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

Suche

Die Weltwanderin

Bild von Annika
Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

Beliebte Beiträge

Archiv

Bevor sich Weltwanderin voll auf Thru-Hiking fokussierte, habe ich auch über meine Reisen und alpinen Bergsport geschrieben. Diese Artikel findet ihr hier: