Das Große Häuselhorn ist mit 2.284 m der zweithöchste Gipfel der Reiter Alm in den Berchtesgadener Alpen und garantiert eine aussichtsreiche Besteigung im felsigen Gelände.
Wieder einmal verheißen die Wetteraussichten instabile Verhältnisse an den kommenden Tagen. Der Sommer fällt dieses Jahr wohl leider nicht auf ein Wochenende. Um das kleine Schönwetterfenster von Freitag bis Samstagnachmittag auszunutzen, reisen wir schon am Freitagabend an. Geplant ist über den Alpasteig zur Neuen Traunsteiner Hütte auf die Reiter Alpe zu steigen um am nächsten Tag die Gipfel des Großen Häuselhorns, Wagendrischelhorns und des Stadelhorns zu erobern um dann über den Loferersteig wieder zum Ausgangspunkt am Gasthof Obermayrberg zurückzukehren.
Wir unterschätzen die Weglänge doch etwas, denn wir planen um 22.30 Uhr an der Hütte anzugelangen und sich pünktlich vor der Hüttenruhe noch ein Weißbier einzuverleiben. Vom Parkplatz in Obermayrberg müssen wir erstmal einige Höhenmeter bergab laufen bis es dann auf der gegenüberliegenden Seite zum eigentlichen Anstieg weitergeht. Sobald wir in den Wald eintauchen wird es zunehmend dunkler. Wir legen ein strammes Tempo an den Tag, das ich jedoch schon bald nicht mehr aufrecht erhalten kann. Da uns bewusst wird, dass wir es zur angekündigten Zeit nicht mehr schaffen, rufen wir bei der Hütte an und geben Bescheid, dass wir später kommen werden.
Nun gehen wir entspannter und mit Stirnlampen den weiteren Weg entlang. Viel von der Umgebung sehen wir außerhalb des Lichtkegels unserer Lampen nicht. Wir laufen an Felswänden vorbei, über Steine und Stufen und eine Almwiese. Stur stapfe ich bergauf, immer auf meine Füße und den Untergrund bickend. Spinnen, Nachtfalter und andere Krabbeltierchen huschen durch mein Licht. Auf der Hochebene angekommen sehen wir aus der Ferne den Lichtschein aus den Fenstern der Traunsteiner Hütte fluten. Ein wohltuender Anblick. Durch die Dunkelheit tappen wir an vielen kleineren Almen vorbei, bis wir vor unserer Hütte stehen. Halb 12 haben wir es geschafft und bekommen sogar noch drei Weißbier eingeschenkt. Im Lager schlafen schon alle als wir uns auf die Matrazen legen.
Aufstieg zum Großen Häuselhorn
Nach einem reichhaltigen Frühstück um 7 Uhr morgens, machen wir uns auf den Weg zu den Häuselhörnern. Über die Roßgasse geht es zuerst den nächtlichen Weg entlang bis wir links zwischen den hoch aufragenden Gipfeln einbiegen und durch Latschen steil hinauf steigen. Das Wetter sieht bombig aus, wir sind froher Dinge unseren Plan in die Tat umsetzen zu können. Ganz alleine sind wir unterwegs, kein anderer Bergsteiger kreuzt bisher unseren Weg. Bald schon stehen wir an der Abzweigung zum Häuselhorn. Das kleine und große Häuselhorn lässt sich nur über einen Weg besteigen, den man auch wieder bergab gehen muss. Die Überschreitung erfolgt dann über das Wagendrischelhorn zum Stadelhorn, beide Gipfel schon deutlich sichtbar.
Wir steigen in eine Geröllmulde, in der sich noch einige Altschneefelder finden, die surreal in der sommerlich alpinen Landschaft anmuten. Über Schrofengelände geht es kraxelnd (I. Grad) bergauf zur Einschartung zwischen den Häuselhörnern. Links hinauf geht es über felsdurchsetztes Grasgelände bis zum Gipfel. Von hier sehen wir die Reiter Alpe, die weiteren Ziele Wagendrischelhorn und Stadelhorn zum Greifen nah. Schön ist die Tour, da sie kaum ausgesetzt ist und somit absolutes Genussklettern bereit hält.
Wir genießen die Aussicht und steigen dann auf dem Anstiegsweg wieder hinab. Dabei treffen wir auf den ersten Bergsteiger, der uns mitteilt, dass das Gewitter nun schon am frühen Nachmittag einsetzen soll. Nach reiflicher Überlegung bei Brotzeit entscheiden wir, es nicht zu riskieren den Plan weiterzuverfolgen. Immerhin hält der Weg noch Kletterei und Klettersteig bereit und wird noch ein paar Stunden dauern. Wir gehen also über die Roßgasse zurück und querfeldein über das Hochplateau bis zum Alpasteig, den wir diesmal im Tageslicht wieder hinab steigen. Das Wetter hält noch bis wir unten sind, nur ein paar eher erfrischende Regentropfen ereilen uns. Die Luftfeuchtigkeit ist immens hoch und wir schwitzen uns so hinab ins Tal, mit immer erschöpfteren Füßen. Die Tour ist auch nur mit der Besteigung des Häuselhorns nicht als kurz zu bezeichnen.
Am Gasthof Obermayrberg gibt es dann das lohnende Kaltgetränk zusammen mit Apfelstrudel. Ein idyllisches Plätzchen hier. Eine Katze und ein Hund tummeln sich, Kinder spielen in den Obstbäumen, wir blicken auf die Bergspitzen, die schon von dunklen Wolken eingehüllt sind. Nach einer Weile beginnt es dann heftig zu schütten und hört auch nicht auf als wir wieder in München angelangt sind.
FAKTEN ZUR TOUR
Bergtour Großes Häuselhorn (2.284m)
Gehzeit: 10,5h (3,5h zur Neuen Traunsteiner Hütte, 3 Stunden zum Gipfel, 4 Stunden Abstieg)
Höhenmeter: 1700m
Ausgangspunkt: Parkplatz am Beginn der Forststraße in Reith (625m) für Alpasteig
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern / I. Grad
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