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Wunderschöne Strandausblicke

Te Araroa: 18. The Far North – Cape Reinga bis Kerikeri

Der erste Teil des Te Araroas auf der Nordinsel führt von Cape Reinga am 90 Mile Beach entlang bis Ahipara, was eigentlich nur ein ziemlich langer Strandspaziergang ist. Dieser nördlichste Teil von Neuseeland wird auch „The Far North“ genannt, der weite Norden. Von dort aus geht es tief in den Wald hinein – stolpernd, strauchelnd, rutschend, bis mich der Wald ordentlich nass ausspuckt und ich in Kerikeri herauskomme.

1. Tag: Der Start – Cape Reinga bis Waikoropupunoa Stream

23,85km / 4,75h / 442hm

Ich brauche vier Mitfahrgelegenheiten um per Anhalter bis zum Cape Reinga, dem Startpunkt des Te Araroa Trails, zu gelangen. Ich muss nie länger als 10 Minuten warten bis das nächste Auto anhält. In einem davon sitzt sogar Paul von Utea Park, dem Campingplatz, den ich in wenigen Tagen erreichen werde. Cape Reinga liegt fast am nördlichsten Punkt der Nordinsel. Eins der Schilder am Leuchtturm verkündet 1.400km Luftlinie bis nach Bluff auf der Südinsel, wo ich meinen letzten Marsch gestartet habe um die Südinsel zu erlaufen. Freilich sind es zu Fuß 3.000km statt der mickrigen 1.400km. Von hier hat man eine schöne Aussicht auf das Meer, wo sich Tasmansee und Pazifik treffen.

Ich lasse das Kap hinter mir und folge dem Weg, der schönste Ausblicke auf das Meer eröffnet, nach unten an den Strand wo die Wellen mir in den Ohren rauschen. Am Ende des Strands geht es wieder hinauf, teilweise über Sanddünen auf denen das Vorankommen anstrengend ist oder über felsige Mondlandschaften. Links liegt das Kap Maria van Diemen, der westlichste Punkt der Nordinsel. Der Weg geht in Grasgelände über und führt mich schließlich wieder an den Strand bis Stufen mich hinauf zur Twilight Beach Campsite führen. Es ist erst zwei Uhr und ich überlege noch weiter zu laufen. In etwa 10 Kilometer soll eine Stelle zum Zelten kommen.

Schließlich wage ich nach einer längeren Pause den Weiterweg. Wieder führt der Weg mich im stetigen Auf und Ab oben entlang und eröffnet mir eine Aussicht auf riesige Sanddünen in der Ferne bis mich steile Treppen endgültig an den Strand hinunter bringen. Hier beginnt der 90 Mile Beach, der allerdings nur 90 Kilometer lang ist, nicht 90 Meilen. Auf diesem Strand werde ich mich die nächsten Tage befinden bis ich sein Ende in Ahipara erreicht habe. Landschaftlich ändert sich nun nicht mehr viel. Rechts das Meer, links die Dünen. Dabei gilt es hin und wieder kleine Flüsse zu überqueren. Nach 23,8km erreiche ich einen weiteren Fluss, dem ich ins Landesinnere folge und eine Stelle zum Zelten finde, direkt am Fluss. Hier treffe ich auch auf Nathalie aus Deutschland, die sich zusammen mit mir hier niederlässt. Ich stelle fest, dass mein neues Zelt sich nicht besonders für Wind eignet. Laut flattert es um mich herum. Ich hoffe dass ich das in den nächsten Tagen und Wochen mit der richtigen Aufbautechnik in den Griff bekomme. Meine Hüftknochen sind schmerzhaft angeschwollen inklusive kleiner Blase, wie immer am Anfang einer solchen Tour.

2. Tag: Der 90 Mile Beach – Waikoropupunoa Stream bis Maunganui Bluff

17,7km / 4,5h

Heute geht es die ganze Zeit nur am Strand entlang. Dabei begegne ich Strandläufern und Möwen, zwei Autos fahren an mir vorbei. Viel mehr passiert nicht. Ich laufe den schier endlosen Strand entlang, was furchtbar zermürbend ist. Eigentlich könnte man die Auge schließen und einfach nur geradeaus laufen. Wind und Wellen tosen in meinen Ohren. Ich erreiche bereits gegen Mittag die Campsite, wo auf einmal haufenweise Autos stehen. Irgendeine Veranstaltung findet hier statt. Mehrere Leute sprechen mich an ob alles okay ist. Ich glaube keiner kann sich so recht vorstellen, dass Leute hierher laufen. Zwei Stunden später bin ich wieder völlig allein.

Es ist noch früh am Tag und morgen warten 30km auf mich, die ich mir jetzt kaum vorstellen kann. Aber da ich nicht weiß ob es geeignete Zeltplätze gibt, gehe ich heute nicht mehr weiter. Ich liege faul in der Sonne. Durch ein Loch in meinem Oberteil habe ich Sonnenbrand an meiner linken Schulter bekommen. Nach einer Weile tauchen auch Nathalie und Magarete, ebenfalls Deutsche, auf. Ich baue mein Zelt etwas windgeschützt hinter dem Toilettenhäuschen auf. Ich hoffe damit ist es heute Nacht wenigstens etwas ruhiger. Hier am Meer ist es echt überall windig. Nach einer Weile kommt Tania von Utea Park mit ihrem Auto, schenkt mir eine Orange und sagt ich soll morgen vorbeikommen. 

3. Tag: Ein langer Strandspaziergang – Maunganui Bluff bis Utea Park

29,4km / 6,5h  

Ein weiterer langer Tag am 90 Mile Beach steht mir bevor. Ein Kormoran, viele Möwen, ein Auto, ein Motorrad. Ansonsten viel Sand, Meer und Dünen. Ich mache meine erste Pause nach 10km, dann alle 5km. Lange sitze ich aber nicht, zu unangenehm bläst der Wind. So erreiche ich bereits um 14 Uhr Utea Park. Eine grüne Flagge verkündet eine Stelle zwischen zwei Bambusstöcken, über die man durch die Dünen zum Campingplatz kommt. Ich dusche mich, ruhe aus, esse Schokolade. Später kommt Tania, eine der Besitzer, und begrüßt mich überschwenglich. Ich bekomme einen großen Fruchtsmoothie, der ein bisschen den Hunger stillt. Heute schlafe ich in einer Cabin mit Bett, um endlich in Ruhe vor der Wind schlafen zu können.

4. Tag: Letzter Tag am 90 Mile Beach – Utea Park bis Ahipara

32km / 7,25h 

Der letzte Tag am 90 Mile Beach beginnt. Tapfer stelle ich mich dem Wind entgegen und laufe von Möwen begleitet 32km bis nach Ahipara, wo der 90 Mile Beach endet. Viel erwähnenswertes passiert nicht. Nach sieben Stunden am Strand erreiche ich Ahipara, wo viele Autos und Menschen sind. Ich kehre dem Strand den Rücken und stehe kurz verwirrt am Straßenrand um herauszufinden wie ich zum Campingplatz komme, da hält jemand an um mich direkt dorthin zu bringen, supernett. So spare ich mir die zusätzlichen Kilometer. Nathalie ist überraschenderweise schon vor mir da, denn sie hat die letzten 10km mit einem Auto bewältigt, da ihr die Füße zu sehr wehtaten. Als erstes gibt es eine Cola, dann ein Bett im angeschlossenen Hostel. Ich stelle fest, dass ich Sonnenbrand auf den Händen habe, was ich noch nie hatte. Auch der untere Teil meines Gesichts, der unter meinem Cap hervorschaut, ist etwas rot. Am Abend wandern wir leicht und ohne Rucksack in die Stadt um Burger essen zu gehen, was für eine Wohltat so ohne Gepäck. So lassen sich die Kilometer deutlich einfacher bewältigen.

Pausentag in Kaitaia

Nach einem reichhaltigen Frühstück in einem Café in Ahipara fahre ich bis Kaitaia per Anhalter. Der Trail führt hier lediglich an der Straße entlang, was ich mir sparen will. Auf der Nordinsel gibt es viele Straßenabschnitte, die ich versuche wo es geht per Anhalter zu fahren. An der Straße zu marschieren, vor allem an Highways, macht einfach keinen Spaß. Niemand wird hinterher sagen „Erinnerst du dich an diesen Roadwalk? Der war ja so schön!“. In Kaitaia gehe ich einkaufen und verbringe die Nacht hier.

Essen für die nächsten fünf Tage
Essen für die nächsten fünf Tage

5. Tag: Schlammschlacht – Warner Road bis zur Campsite nach dem Ratea Forest

19km / 7,5h / 1.105hm

Ein Bekannter meines Hosts in Kaitaia fährt mich für 10$ die Straße entlang, denn nach Road Walking ist mir nicht. So spare ich mir über 21km an der Straße. Auf dem Weg gibt es gratis Orangen für Wanderer, wo ich mir zwei Stück schnappe. Ein kurzes Stück gehe ich noch über eine Schotterstraße bis ich in den Ratea Forest eintauche. Es heißt, dass man hier knietief im Schlamm versinken könne. So schlimm ist es heute nicht, vielleicht weil es die letzte Woche nicht geregnet hat. Anfangs nieselt es ein bisschen und ich schlage mich durch feuchtes Gestrüpp durch den Wald. Der Matsch ist nur knöchelhoch und meine Schuhe versinken schmatzend im Schlamm.

Steil geht es durch den Matsch auf den ersten Gipfel auf 744m Höhe. Da ich in den Wolken stecke bekomme ich keine Aussicht. Das Vorankommen ist langsam und beschwerlich und wenn es bergauf geht, krieche ich im Schneckentempo hinauf. Noch bin ich nicht sehr fit was bergauf mit schwerem Gepäck angeht. Immer wiede rutsche ich aus und falle hin. Es folgen noch zwei weitere Gipfel und die Sonne kommt langsam raus. Zwischendurch erhasche ich eine Aussicht auf die waldigen Hügel um mich herum. Ansonsten verhindert dichter Wald jeglichen Fernblick. Der zweite Teil im Wald – der Abstieg – ist verhältnismäßig trocken. Es gibt nur noch wenige Matschstellen, denn die Sonne hat viele getrocknet. So komme ich gut voran.

Schließlich öffnet sich der Wald und gibt den Blick auf die Umgebung frei. Sanfte grüne Hügel erstrecken sich vor mir. Nun geht es durch Farmland bergab bis zu einem Haus mit bellenden Hunden. Von hier an geht es auf eine Schotterpiste, wo mir eine Horde Kühe begegnet, die schnell Reißaus nimmt. Nach einem kurzen Marsch erreiche ich eine Campsite, die jemand Freundliches errichtet hat. Lediglich um eine Spende wird gebeten. Im Fluss wasche ich mir den Matsch von den Füßen. Ich sitze in der Sonne und genieße die Ruhe. Leider kennen auch Sandfliegen den schönen Platz, aber es hält sich in Grenzen. Außer mir befindet sich noch ein weiterer Wanderer auf der Campsite. Im Wald bin ich einer Engländerin begegnet, die ich allerdings überholt habe. Sie kommt drei Stunden später am Campingplatz an. Wenn ich die Augen schließe sehe ich grünes Dickicht vor mir. 

6. Tag: Straßenmarsch – Campsite nach dem Ratea Forst bis Apple Dam Campsite

19,3km / 4,25h / 428hm

Heute Nacht hat es das erste Mal kondensiert in meinem Zelt weshalb ich es feucht einpacken muss. Aber immerhin war es nicht windig und ich hatte eine ruhige Nacht. Heute führt mich der Trail an Straßen entlang. Zuerst auf dem SH1 auf dem es 6km zu laufen gilt. Zwischendurch erreiche ich das Mangamuka Bridge Dairy, das gerade öffnet als ich ankomme. Ich gönne mir eine Cola, für Burger ist es leider noch zu früh. Dann geht es nach links auf eine Schotterstraße, die ich für den Rest des Tages entlang laufe. Sie führt graduell hinauf und bringt mich ins Schwitzen. Ich unterhalte mich kurz mit einem Bauern auf seinem Traktor, sonst begegne ich heute keinem. Erst auf der Campsite treffe ich auf einen Franzosen, der bereits Feuer gemacht hat, und verrückterweise barfuß läuft. Es nieselt heute immer mal wieder, ist aber sonst angenehm zu laufen. Ich erreiche das Camp bereits um 13 Uhr, aber ein Weitergehen ist undenkbar, da die nächste Zeltmöglichkeit 24,7km von hier entfernt ist.

7. Tag: Schlammschlacht, die Zweite – Apple Dam Campsite bis Puketi Campsite

28,5km / 9h / 911hm

Der erste Teil führt auf der Forststraße hinab zum Fluss. Hier wechsel ich in die Sandalen, denn die nächsten drei bis vier Kilometer führen durch den Fluss. Das geht recht langsam voran, auch wenn man immer wieder mal wieder rechts oder links am steinigen Flussufer entlang gehen kann. Ich treffe auf den Franzosen, der sogar barfuß geht und trotzdem noch schneller ist als ich. Es fängt an zu regnen und ich ducke mich in die Bäume um nicht nass zu werden. Dann verpasse ich den richtigen Abzweig zum Trail und muss wieder etwas zurück gehen.

Nun fängt es an zu gewittern und der Regen prasselt nur so herunter, fast wie eine Dusche – Wald hin oder her. Ich wechsle in die Regenjacke. Innerhalb kurzer Zeit sind meine Shorts durchnässt. Zu allem Überfluss ist der Teil der schwierigste. Immer wieder auf und ab, durch Schlamm, über umgestürzte Bäume und erodierte Pfade, die extrem rutschig im Regen sind. Immer wieder rutsche ich aus, strauchel oder falle hin. Hier passiert es auch, dass ich knietief im Matsch versinke. Tapfer kämpfe ich mich im Starkregen voran. Stehenbleiben ist keine Option für mich, nass ist es überall. Ich will vorwärts kommen. Der Weg führt immer am Fluss lang und geht immer wieder bergauf und bergab. Ich komme nur extrem langsam voran. Zwischendurch taucht ein Schild auf, dass 7,5 Stunden zur Campsite verkündet, was extrem entmutigend ist. Vier Stunden habe ich immerhin bereits hinter mir. Glücklicherweise dauert es nicht so lange wie befürchtet.

Dann stoße ich auf Holztreppen, Plankenweg und hergerichteten Weg, was scheinbar willkürlich immer wieder auftaucht und was es viel einfacher macht zu gehen. Schließlich führt mich der Weg hinauf auf 420m. Dann merke ich, dass ich meinen Regenschutz für meinen Rucksack verloren habe, was äußerst ärgerlich ist. Er muss mir irgendwo runtergerutscht sein. Ich hoffe, dass es heute nicht nochmal regnet, sodass mein Rucksack trocken bleibt. Und ich hoffe darauf, dass einer der zwei hinter mir es vielleicht findet. Morgen komme ich nach Kerikeri, wo ich hoffentlich ein Neues kaufen kann.

Schließlich stoße ich auf eine Straße von wo es nur noch 2,5 Stunden zum Ziel sind. Auch hier geht es immer wieder auf und ab. Meine Füße schmerzen und ich will endlich ankommen. Nach knapp neun Stunden erreiche ich die erste Hütte auf der Nordinsel, die allerdings vorher gebucht werden muss. Ich breite meine nassen Sachen aus und stelle mein Zelt auf. Ärgerlicherweise ist einiges in meinem Rucksack nass geworden inklusive meines Schlafsacks. 

8. Tag: Einfach nur nass – Puketi Forest bis Kerikeri

19,3km / 4,5h / 176hm

Ich laufe auf einer Straße entlang bis mein Weg mich auf Kuhweiden führt. Eine Horde Kühe rennt panisch immer wieder vor mir her, von rechts nach links und von links nach rechts. Dann sind sie hinter mir und kommen mir nahe, was mir nicht ganz geheuer ist, weshalb ich mich lieber auf die andere Seite der Umzäunung begebe. Hier ist es extrem nass im hohen Gras und immer mal wieder wird es so sumpfig, dass ich bis zu den Knien im Wasser stehe. Dann geht es wieder auf die Straße. Dabei nieselt es hin und wieder und ich bin froh, dass es nicht so viel regnet wie vorhergesagt, immerhin habe ich keinen Regenschutz mehr für meinen Rucksack.

Nach einigen Kilometern an der Straße finde ich eine Mitfahrgelegenheit, die mich über all die Straßen bis zum Highway bringt wo der Weg wieder in einen Trail übergeht. Hier geht es nun immer am Fluss entlang bis zu einem großen Wasserfall, das Highlight des heutigen Tages. Als es stark anfängt zu regnen stelle ich mich unter und warte. Es regnet noch als ich wieder losgehe, aber nicht zu stark. In einer halben Stunde erreiche ich Kerikeri und meine Unterkunft. Ich bereite alle meine Sachen zum Trocknen aus. Auch eine Wäsche ist fällig – für mich und meine Sachen. Fast alles mit nass geworden ohne Raincover, das ich jedoch im örtlichen “Hunting & Fishing”-Campingladen ersetzen kann.

Hier geht’s zum 19. Teil – Kerikeri bis Auckland

19. Von Stränden und Wäldern: Kerikeri bis Auckland

 

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