Malaysia: Mount Kinabalu, mein erster 4.000er

Mount Kinabalu ist 4.095 m hoch und somit der höchste Berg Südostasiens. Obwohl er technisch nicht schwierig ist, so muss man ihn doch mit einem Guide besteigen, braucht auch ein spezielles „Climbing Permit“ und eine Unterkunft oben. Das Spannendste bei dieser Besteigung ist jedoch, dass man beim Aufstieg durch alle Vegetationszonen kommt, die man sich vorstellen kann – vom schweißtreibenden Regenwald bis zu baumlosen Felswelten.

Tag 1 – Aufstieg zur Baumgrenze

Früh um 6 Uhr werden wir im Minibus zum Kinabalu Nationalpark abgeholt. Außer uns sind noch vier andere im Bus, eine englische ältere Dame mit ihrer Tochter und ein junges spanisches Paar. Bald schon gelangen wir höher in die Berge und lassen die Wolken unter uns im Tal. Wir kommen nach ca. zwei Stunden am Headquarter an und bekommen unsere Ausweise, unser Lunchpaket und unseren Führer zugewiesen, dessen Vorname zufälligerweise Ananias ist. Kaum zu glauben – jemand, der meinen Nachnamen als Vornamen hat!

Dann fahren wir in einem weiteren Minibus bis zum Startpunkt, dem Timpohon Gate auf 1.866 m. Dann geht es los, vorbei an einem kleinen Wasserfall und immer steiler werdend. Alle 500 bis 1.000 m erreicht man eine Schutzhütte, jeweils mit vielen Eichhörnchen besiedelt, die auf Leckereien hoffen.

Auf dem sehr steilen Weg kommen wir bald ins Schwitzen. Es ist heiß und feucht, der Weg mit Wurzeln, Steinen und Stufen durchsetzt. Neben Touristen gehen auch viele Einheimische den Berg hinauf. Wir starten noch in feucht-heißem Bergregenwald, der von Eichen, Kastanien und tropischen Nadelhölzern dominiert wird. Wir gelangen bald in einen sogenannten „Nebelwald“, der genauso aussieht, wie er heißt. Ein tropischer Wald, der durch seine Feuchtigkeit stets in Wolken oder Nebel verschwindet und der sich in tropischen Gefilden auf ca. 2.500 – 3.000 m befindet. Überall wachsen schöne Pflanzen. Im Kinabalu Nationalpark gibt es fleischfressende Kannenpflanzen, Moose, Flechten, Magnolien, Lorbeerbäume und eine Vielzahl an Rhododendron- und Orchideenarten.

Ab der Hälfte beginnt es zu regnen, wir müssen uns schon bald in unsere Regenjacken hüllen, was nicht eben dazu beiträgt, weniger zu schwitzen. Es wird zwar mit jedem zurückgelegten Höhenmeter kühler, aber die hohe Luftfeuchtigkeit bleibt (immer zwischen 85 und 95 %). Wir stellen uns ein wenig bei einer Schutzhütte unter und essen unser Mittag, bestehend aus Sandwich und Bananen.

Unterwegs treffen wir auf viele Träger. Jegliche Lieferung für Laban Ratan wird von ihnen gebracht, da es keine andere Transportmöglichkeit gibt. Sie tragen oft über 35 kg auf ihren Rücken. Auch einige Läufer, die für den „Climbathon“ im Oktober trainieren, treffen wir an. Jedes Jahr messen sich hier alle möglichen Ultratrail-Läufer. Der Schnellste war in 2:11 Stunden am Gipfel und wieder unten. Verrückt! Wo wir gerade von verrückt sprechen… Dieser Mann, der in 2:11 Stunden hoch und wieder heruntergerannt ist, war übrigens Kilian Jornet im Jahr 2012. Was hat der eigentlich nicht gerockt?!

Nach etwa vier Stunden und 1.364 Höhenmetern kommen wir bei den Hütten von Laban Ratan auf 3.230 m an. Man sieht man leider gar nichts von der weiteren Umgebung, alles ist in tiefen Wolken versunken. Trotz der Höhe befindet sich in diesen Breitengraden noch viel Vegetation: Bäume, Sträucher, Blumen, denn die Baumgrenze befindet sich erst auf 4.000 m. Hier geht die Vegetation aber schon in Sträucher und Gräser über.

Wir beziehen unsere Unterkunft, das Lamaing Hostel, und nehmen eine Dusche. Die Dusche ist leider recht kalt. Ich fühle mich nun zwar sauber, aber mir ist danach fürchterlich kalt und ich verziehe mich unter die wärmenden Bettdecken und wir legen ein Schläfchen ein. Abendessen gibt es erst ab 16 Uhr, wo wir uns dann gegen 17 Uhr hinbegeben. Das Buffet gibt es im großen Gästehaus Laban Ratan, wo man sich ordentlich sattessen kann. Während des Abendessens verziehen sich langsam die Wolken und geben ein paar Blicke auf das Tal und umgebende Berge frei. Dann verzaubert uns sogar noch ein wunderschöner Sonnenuntergang, der den Himmel in alle Schattierungen von flammendem Rot färbt.

Wir haben für unseren Trip (2 Tage, 1 Nacht) etwa 250 Euro pro Person gezahlt, wo bereits alles inklusive ist (Transport, Essen, Unterkunft, obligatorische Versicherung, Climbing Permit, Guide). Etwas günstiger ist die Budget-Unterkunft, wie wir sie hatten, wo es einen typischen Schlafsaal gibt. Gebucht haben wir bei www.amazing-borneo.com.
Günstiger wird’s auch in größeren Gruppen. In der Nebensaison muss nicht allzu lange im Voraus gebucht werden, in der Hochsaison im Sommer empfiehlt sich jedoch zeitiges Buchen. Täglich starten über 100 Wanderer den Sturm auf den Mount Kinabalu.

Tag 2 – Gipfelsturm auf den Mount Kinabalu

Wir stehen früh um 1:30 Uhr auf. Ich habe schlecht geschlafen. Bei jeder Bewegung hat das Bett unglaublich laute Quietschgeräusche von sich gegeben, sodass ich glaube, dass außer mir auch alle anderen davon aufgewacht sein müssen. Um 2 Uhr gibt’s Frühstück, dann geht es mit Stirnlampen bewaffnet los. Alle brechen gleichzeitig auf, was unweigerlich zu Stau führt. Viele Stellen sind gerade bei den Treppen nicht zum Überholen geeignet, wir schlängeln uns aber bei jeder Gelegenheit vorbei. Heute Morgen sind 800 Höhenmeter auf 2,7 Kilometern zu bewältigen. Den Weg sehen wir im huschenden Stirnlampenschein vor uns, er wechselt von Treppenstufen zu steilen Platten, die mit Seilen gesichert sind. Über uns breitet sich der Sternenhimmel aus, unter uns sehen wir das Funkeln der Stadt.

Die Höhe macht sich langsam bemerkbar, die steilen Platten sind anstrengend. Die letzten Höhenmeter werden dann noch einmal ordentlich steil, wir kraxeln über Felsen auf den Low’s Peak, den höchsten Gipfel des Mount Kinabalus.

Nach ca. 2,5 Stunden stehen wir am Gipfel. Als einer der Ersten sind wir oben und machen ein (leider verschwommenes) Gipfelfoto in der Dunkelheit. Es ist noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang um 6 Uhr. Wir setzen uns abseits und warten, bis das Licht des neuen Tages die Szenerie erobert. Nach der Zeit wird das ziemlich frisch. Immer mehr Leute kommen am Gipfel an. Es wird dann immer heller, aber vom Sonnenaufgang sehen wir aufgrund der Wolken nichts. Trotzdem sehen wir viel von der umgebenden Bergwelt und den weiteren Gipfeln. Um die weiteren Gipfel zu erobern, bräuchte man ein spezielles Climbing Permit, das nur an 8 Leute täglich ausgegeben wird. Ein Seil wäre dann wohl auch von Vorteil. Dann aber bricht die goldene Stunde an, der Himmel klart auf und wir haben wunderschönes Licht.

Wir bestaunen ausgiebig die Umgebung und steigen dann wieder bis Laban Ratan ab. Der Rückweg stellt sich auf dem steilen Fels als anspruchsvoller dar. Die Seile haben nun ihre Berechtigung. Trotzdem sind die Felsen recht rutschfest durch ihre raue Struktur. Ich bin trotzdem froh, mehr als Turnschuhe anzuhaben. Die Guides haben teilweise nur Gummilatschen, höchstens Turnschuhe. Aber die kennen jeden Schritt im Schlaf. Ananias, unser Guide, besteigt diesen Berg viermal wöchentlich, seit bereits 6 Jahren. Das heißt, er war schon über 500 Mal hier oben. Nebenbei sammelt er Müll auf, sehr vorbildlich! Die letzten Stellen auf den Platten werden noch einmal etwas schwieriger, hier rutsche ich auch ein paar Mal. Ich bin froh über das Fixseil.

Tag 3 – Abstieg

Unten bei der Hütte gibt es ein 2. Frühstück, dann machen wir uns um 9 Uhr an den weiteren Abstieg. Wieder tauchen wir in den Nebelwald ein, aber diesmal geht es sehr schnell hinunter. Jeder Meter, den wir uns hart erkämpft haben, verfliegt. Immerhin ist die Strecke selbst nicht lang. Viele Leute rennen sogar hinab, aber wir lassen es etwas gemütlicher und knieschonender angehen.

Wir sind gegen Mittag unten, bekommen unser Zertifikat für unsere Leistung und schwitzen hier unten wieder vor uns hin. Wir gehen zum Mittags-Buffet hinüber. Verhungern wird man hier definitiv nicht!

Kurzinfo Mount Kinabalu (4.095 m)

Gehzeit: 11 h, verteilt auf 2 Tage (4 h Aufstieg zur Hütte, 2,5 h Aufstieg zum Gipfel, 4 h Abstieg)
Höhenmeter:
2.300 hm
Ausgangspunkt: Kinabalu National Park – Timpophon Gate (1.800 m)
Schwierigkeit: T3 – anspruchsvolles Bergwandern
Mehr zur Tour gibt’s hier.

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