In Edinburgh lacht die Sonne vom Himmel und der selbige ist strahlend blau. Unglaublicher Empfang für ein Land in dem es zwei Drittel des Jahres regnen soll. Wir checken in ein Hostel im Zentrum ein um dann die Stadt zu erkunden. Als erstes natürlich mit einem Chai Latte im nächst gelegenen Starbucks auf der Royal Mile.
Free Tour
Während wir in der Sonne an unserem Chai nippen, sammelt sich vor uns eine Stadt-Tour, die als gratis angepriesen wird. Spontan beschließen wir mitzumachen, lassen den Chai in Becher zum Mitnehmen umfüllen und schließen uns an. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich in der Altstadt und man muss nicht lange laufen um sie zu erkunden.Diese Gratis Touren werden in vielen Städten Europas angeboten und finanzieren sich über Trinkgeld, wie wir später erfahren. Jeder soll nur soviel bezahlen wie er es für angemessen hält, was Unterhaltungswert der Tour und eigene Finanzen betrifft. Diese Idee stammt aus Deutschland und wir sind sofort begeistert von diesem Konzept. Unsere Führerin kommt aus Kanada und heißt Ruth. Ruth ist etwas beleibter, aber ein umso mitreißender und fröhlicher Mensch. Ihr gelingt es ihre Liebe zu Edinburgh auch auf uns zu übertragen. Außerdem freut sie sich fürchterlich über das schöne Wetter, was ungewöhnlich lange anhält.
Royal Mile
Wir laufen auf der Royal Mile entlang, eine Straße die im 16. Jahrhundert von den Königen benutzt wurde um vom Schloss zum Palast zu gelangen. Hier kann man sich in den zahlreichen Seitengassen, düsteren Gängen und Hinterhöfen verlieren. Wir kommen am Mercat Cross vorbei, an das früher Diebe und Gesindel mit dem Ohr genagelt wurden. So waren sie dem Spott und dem fauligen Obst der Passanten ausgesetzt. Sie konnten sich befreien indem sie ihr Ohr vom Kreuz abrissen, trugen dabei aber eine Narbe davon, die sie für alle Zeiten als Verbrecher kennzeichnete.
Mehr lustig als interessant ist die Anekdote, die uns Ruth zu einem gepflasterten Herz auf dem Boden erzählt. Hier spucken die Schotten hin um Glück zu haben. Ein junger Mann dachte eher an Romantik und kniete sich mitten in das Herz um seiner Liebsten einen Antrag zu machen. Sie nahm an und beide liefen glücklich davon. Eine der Tourgruppen kam gerade vorbei und konnte sich vor Lachen kaum halten. Ob die beiden je erfahren werden, worauf sie ihre Verlobung beschlossen haben, wünscht man ihnen nicht.
Edinburgh Castle
Wir kommen bis an das Schloss, das über Edinburgh thront. Von dem Hügel auf dem das Schloss steht, hat man eine wunderbare Aussicht auf das Meer und umliegende Hügel. Die Sonne trägt ihren Teil dazu bei den Anblick so schön wie möglich zu gestalten. Von hier aus sieht man auch die vier Türme des alten Colleges, das Joanne K. Rowling als Inspiration für die vier Häuser von Hogwarts, der Zauberschule aus Harry Potter, gedient haben soll. Dazu muss man wissen, dass Rowling den ganzen ersten Band in einem Café in Edinburgh geschrieben haben soll.
Nicht nur, dass Edinburgh eine der schönsten Städte der Welt sein soll, auch die Lage zwischen schneebedeckten Bergen und dem Meer, die die Stadt umgeben, machen diese Stadt zu einem pittoreskem Anblick. Ich habe mich auf Anhieb in diese Stadt verliebt.
Grassmarket
Weiter geht’s zum Grassmarket – ein Platz, der gerne benutzt wurde um Leute öffentlich zu erhängen. So zum Beispiel auch „Half Hanged Mary“, nach der ein Pub auf diesem Platz benannt wurde. Sie bekam ein uneheliches Kind, dessen Totgeburt sie nicht melden wollte und somit den Leichnam des Kindes versteckte. Allerdings wurde das tote Kind bis zu Mary zurückverfolgt und sie wurde öffentlich erhängt und für tot erklärt. Allerdings erwachte sie kurze Zeit später – bereits im Sarg – zum Leben und da sie offiziell bereits für tot befunden wurde, durfte sie nicht noch einmal gehängt werden und genoss ihr zweites Leben. Weiterhin findet man hier auch einen Vintage Store, in dem wir viel Spaß haben beim Begutachten der altmodischen Kleidung und so manchem schrägen Lumpen bei dem man sich kaum vorstellen kann, dass man daraus noch was machen könnte.
Mittag gibt’s auch hier – im „Oink!“. Dort liegt ein Spanferkel dekorativ im Schaufenster, dessen Fleisch frisch abgetrennt und im Brötchen verkauft wird. Eindeutig empfehlenswert, auch wenn es etwas gruselig klingt. Gruselig ist auch ein Teil der Geschichte Edinburghs. Allerlei schräge Gestalten trieben hier schon ihr Unwesen. Zum Beispiel Menschen, die andere umbrachten um aus deren Leichnamen Kapital zu schlagen. Die medizinische Universität bezahlte gut, um immer wieder neue Leichen für Sezierübungen zu haben. So dachten sich zwei Männer einfach Reisende und Prostituierte zu ermorden, die keiner vermissen würde, um sie dann zu Geld zu machen. Sie boten ihnen eine Stadtführung und ein paar Drinks an, und brachten sie danach um die Ecke.
Stadtpark
Sehr schön ist auch der Stadtpark mit Blick auf den Altstadtkern, das Schloss sowie die gothische Architektur Edinburghs und bunte blühende Krokusse. Hier sitzen wir in der Sonne auf einer Bank und genießen das Leben. Nach der dreistündigen Tour begeben wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt, allerdings ohne Erfolg. In der ganzen Stadt riecht es nach Popcorn und allgemein nach Essen. Es ist als gäbe es irgendwo eine riesige Beduftungsmaschine, die den Touristen Hunger machen soll, damit sie ihr Geld in den zahlreichen Pubs lassen. Sehr auffällig sind auch die vielen Souvenirläden, die allesamt schottische Kilts verkaufen. Mindestens alle 10m findet sich ein anderer Souvenirladen, der das gleiche verkauft und man kommt nicht umhin sich zu fragen wie die sich alle halten können.