Auf dem Jaizkibel (543m)

Camino del Norte 1: Die Baskische Küste – Irun bis Bilbao

Der 830 km lange Camino del Norte ist einer der Jakobswege und führt an der nördlichen Küste Spaniens entlang. Wandern, das nach Salz, Regen, Sonne und Freiheit riecht. Der Weg beginnt im Baskenland und schon am ersten Tag spüren wir, warum dieser Küstenweg berühmt ist: über den Jaizkibel hinauf, Pferde am Grat, Atlantikglitzern von rechts, die Städte klein unter uns. Neben Meer und Bergen, wandern wir auch durch Bambus und Eukalyptus, über Waldpfade und Forststraßen. Wir schlafen im Kloster Zenarruza und am sechsten Tag erreichen wir Bilbao – Pintxos an der Theke, das Guggenheim-Museum glänzt am Fluss.

Anreise

Von München fliegen wir in zwei Stunden nach Bilbao. Vom Flughafen fährt direkt ein Bus (Nr. DO50B) nach San Sebastián. Das kostet 17 Euro pro Person und dauert etwa eine Stunde. Auf dem Weg haben wir schöne Aussichten auf Berge, erstaunlich hohe Berge. Wir fahren durch mehrere klaustrophobisch anmutende einspurige Tunnel auf dem Weg. Am Bahnhof in San Sebastián kommen wir an und besteigen den Zug nach Irun, dem Startpunkt des Camino del Norte. Die halbe Stunde Fahrt kostet 2,40 Euro pro Person. In Irun angekommen haben wir es nicht weit bis in unsere Pension.

Nun erkunden wir ein wenig die Stadt, vorrangig, um etwas zu essen zu finden, aber um 16 Uhr ist das schwer. Die Küchen der Restaurants machen gerade Siesta und machen erst um 19/20 Uhr wieder auf. Ich beschließe stattdessen, zur Brücke zu spazieren, die Spanien und Frankreich trennt, die Puente de Santiago über den Río Bidasoa, den offiziellen Startpunkt des Camino del Norte. So kann ich sagen, ich bin direkt an der Grenze losgelaufen. Recht hübsch ist es auch hier. Im Hintergrund ragen Berge auf, Enten und Schwäne treiben auf dem grün-blau schimmernden Fluss und ein paar Boote säumen den Rand. Auf dem Rückweg schlendere ich an der Uferpromenade entlang und in die Stadt zurück. Um 19 Uhr gehen wir dann endlich essen.

Tag 1 – Über die Berge an die Küste

Irun bis San Sebastián: 27,6 km / 831 hm / 7,5 h

Heute steht uns die erste und zugleich eine der anstrengendsten, aber auch schönsten Etappen bevor, denn es geht über den 543 m hohen Berg Jaizkibel. Wofür wir am Vortag eine halbe Stunde mit dem Zug gebraucht haben, brauchen wir nun den ganzen Tag. Am Morgen stellen wir gleich eine Fehlplanung fest. Denn heute ist Sonntag und die Supermärkte haben zu. Also kein Proviant heute außer ein bisschen Obst und Wasser aus einem Obstladen, der auch sonntags aufhat. Tatsächlich findet man in jeder größeren Stadt auch kleine Läden, die auch sonntags geöffnet haben, das wussten wir zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Google Maps ist hier Freund und Helfer.

Wir trinken nur Kaffee und Orangensaft, und dann geht’s los – heraus aus der Stadt, und wir gelangen zu einem hübschen Sumpfgebiet mit kleinen Seen und grasigen Inselchen. Wir können den Berg und seinen langen Rücken, den wir heute bezwingen werden, schon ausmachen. An Häuschen und Schäfchen vorbei geht es aufwärts. Dann wandern wir in den Wald, schweißtreibend weiter bergauf über einen steinigen Weg. Ende August ist es immer noch sehr warm, 30 °C und mehr sind keine Ausnahme. Am Wegesrand wächst Bambus und der Weg steilt ordentlich an. Schließlich erreichen wir das Santuario de la Virgen de Guadalupe, einer Art Wallfahrtskapelle, von dem wir schon von weitem Gesang hören konnten. Außerdem gibt es hier eine wunderschöne Aussicht auf Irun, Hendaye und den Río Bidasoa.

Wir folgen schmalen Pfaden aufwärts, bis wir zu einer Abzweigung gelangen, an der wir uns fälschlicherweise links halten, da die Jakobswegschilder in beide mögliche Richtungen weisen. Wir wählen hier den breiten Sandweg, statt dem kleinen Pfad steiler aufwärts zu folgen, der auf den Rücken des Berges führt. Unser Weg führt uns nur sanft bergauf, teilweise sogar flach am Berghang entlang. Nach einer Weile nehmen wir einen steilen Weg, der rechts hinauf auf den Bergrücken führt, um auf den eigentlichen Weg zu gelangen. Dabei haben wir immer schöne Ausblicke auf die Städte unter uns und die Berge um uns herum, von denen ein paar erstaunlich hoch sind. Bis zu 2.000 m ragen sie über den Meeresspiegel hinaus.

Wir erreichen den Rücken und eine Ruine mit Türmchen, den Torre de Santa Bárbara, von wo wir eine atemberaubende Aussicht aufs Meer und die Mündung des Río Bidasoa haben. Nun folgen wir immer dem Grat, von dem wir Aussicht auf das Meer rechts von uns haben. Ein paar Pferde grasen gemütlich am Wegesrand. Wir steigen hinauf zum höchsten Punkt, dem Jaizkibel (543 m), und genießen abermals das Panorama. Der Grat passiert Funkmasten und dann geht es abwärts über steinige und sandige kleine Pfade, vorbei an bunten Blumen und Brombeersträuchern. Wir passieren noch zwei ehemalige Wachtürme, auf die man allerdings nicht steigen kann.

Schließlich tauchen wir in den Wald ab und erreichen eine Straße, der wir ein Stück am Straßenrand folgen müssen, bis wir auf eine kaum befahrene Straße abzweigen. Sie führt uns zum Ortsrand von Pasajes de San Juan, wo wir eine schöne Aussicht auf das Städtchen am Meeresarm unter uns haben. Wir steigen Treppenstufen hinab und gelangen in das Fischerstädtchen mit seinen pittoresken Häusern. Hier gibt es das erste Mal seit dem Start wieder Restaurants und Läden.

Auf der gesamten Strecke über den Berg gibt es keine Wasserquelle oder andere Verpflegung. Es gibt ein kleines Café auf dem Weg an der Straße entlang, aber was es da gibt, habe ich nicht überprüft. Man sollte also entsprechend planen. 1,5 l Wasser reichen mir jedoch für die gesamte Strecke, trotz der Hitze.

Wir gehen am Meer entlang bis zu einem Fähranleger, von dem uns ein kleines Boot für 90 Cent pro Person auf die andere Seite bringt. Auf der anderen Seite gehen wir durch die engen Gassen. Eigentlich geht es direkt an der Küste weiter, aber der Weg ist gesperrt und die Alternative führt ein Stück durch die Stadt. Dann geht es auf einer für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straße, die nur sanft bergauf führt. Wir haben schöne Blicke auf die felsige Küste unter uns und auf den auf einem Felsen thronenden Leuchtturm Faro de la Plata.

Nun geht’s auf einem schmalen, steinigen Pfad weiter, in leichtem Auf und Ab und mit schönen Blicken aufs Meer. Schließlich wandern wir wieder aufwärts und erreichen die Straße, auf der es weiter bergauf geht. Dieser letzte Anstieg macht mich fertig. Nach über 20 km und schon über 800 hm bin ich schon ganz schön kaputt. Dann geht es wieder auf einem Pfad steil durch einen Kiefernwald abwärts. Bald haben wir einen schönen Blick auf San Sebastián und einen großen Sandstrand, der jedoch ziemlich voll aussieht. Nicht so verlockend für uns. Außerdem möchte ich endlich ankommen, ich bin schon ziemlich fertig.

Über einen steilen Fußweg geht es dann endlich abwärts nach San Sebastián. Von hier ist es noch ein gutes Stück zu unserer Unterkunft in der Nähe eines zweiten Strandabschnitts. Wir überqueren einen Fluss auf einer großen Brücke und kommen an einer riesigen Kathedrale vorbei. Ich bin wirklich froh, als wir ankommen, und nach einer Dusche geht es mir schon besser.

Wir gehen noch einmal raus zum Abendessen und latschen lange durch die Gegend auf der Suche nach einem Restaurant. Das meiste sind nur Bars, die nur Kleinigkeiten zu essen anbieten. Schließlich landen wir bei Pizza Hut direkt neben unserem Hostel. Danach gehen wir noch etwas trinken und lassen so den Tag ausklingen. Zwei Blasen zwischen den Zehen habe ich mir heute gelaufen und meine Fußsohlen brennen. Der Marsch durch die Stadt ist eine Qual. Dieses Jahr bin ich untrainierter als letztes Jahr, in dem ich vor dem portugiesischen Jakobsweg den Maximiliansweg und den GR20 auf Korsika gelaufen bin. Das macht sich bemerkbar.

Tag 2 – Küstenimpressionen

San Sebastián bis Zarautz: 26 km / 650 hm / 5,6 h (inklusive Abstecher in San Sebastián)

Meinen Füßen geht’s heute wieder besser. Am Morgen nehmen wir uns die Zeit, San Sebastián ein wenig zu erkunden, da wir heute nicht so viele Kilometer vor uns haben. Wir laufen in die Altstadt und dann hinauf zum Castillo, das hoch oben über San Sebastián thront und eine hübsche Aussicht bietet. Gekrönt wird der Berg von einer riesigen Jesusstatue. Danach statten wir einem Supermarkt einen Besuch ab und decken uns mit Wasser und Verpflegung ein. Wir beschließen, noch ein Frühstück an der Strandpromenade zu uns zu nehmen. Es ist dann schon 11 Uhr, als wir den eigentlichen Weg starten.

Wir folgen dem Strand bis zum Fuße des Monte Igeldo, den wir zuerst steil und dann sanfter bergauf erklimmen. Dann geht es im Auf und Ab auf einer kleinen Straße entlang, vorbei an einzelnen Häuschen und Höfen, Hortensienbüschen und Weiden. Rechts von uns breitet sich das Meer aus. Die Straße geht schließlich in einen Pfad über, der über Steine durch den Wald führt. An einer Trinkwasserquelle legen wir eine Pause ein. Ein umgestürzter Baumstamm bietet eine gute Sitzgelegenheit.

Nun steigt der Pfad wieder merklich an und bringt uns zum höchsten Punkt der Etappe mit 314 m. Es geht leicht bergab auf einer Straße, bis wir sie in einer Spitzkehre verlassen und auf einen ziemlich unbequemen alten Weg mit groben Steinen im Wald abzweigen. Wir gelangen wieder auf eine Straße mit Weinreben am Rand und schöner Aussicht auf die Berge. Leider kommt hier auch die Autobahn durch, die man bereits von weitem hört. Wir gehen unter der Autobahn hindurch und dann wieder steil hinauf zu einer Kirche. Dann geht’s nur noch bergab in das Städtchen Orio, wo wir wieder eine Pause einlegen.

Ein Eis später wandern wir weiter über die Brücke und dann am anderen Flussufer weiter an der Straße. Wir biegen links ab und es geht ein letztes Mal für heute anstrengend bergauf, an Weinfeldern vorbei, bis zu einem Campingplatz. Uns fallen heute zwei Erste-Hilfe-Kästen am Wegesrand auf, die alles Wichtige für Pilgerwehwehchen bereitliegen haben. Von hier gehen wir nun bergab, weiter an der Straße entlang, und bald öffnet sich der Blick auf Zarautz mit einem großen Golfplatz und dem Strand. Ein Fußweg führt von der Straße weg bis zum Ortseingang von Zarautz. Nun müssen wir noch zu unserer Unterkunft gehen. Mir tun trotz der nur 26 km heute wieder ganz schön die Füße weh.

Tag 3 – Ein Tag voller Anstiege

Zarautz bis Albergue Izarbide: 27,7 km / 977 hm / 7 h

Wir spazieren in Zarautz an der Promenade und dann auf dem angenehm flachen Fußweg an der Küstenstraße entlang bis zur Hafenstadt Getaria. Hier legen wir eine Frühstückspause ein. Wir verlassen Getaria auf einer Straße, die uns nach links hinaufführt, dann auf einem Fußweg steil weiter, bis wir wieder auf einer Straße landen, die uns hinauf nach Askizu führt, wo wir an der Kirche auf angenehm schattigen Bänken pausieren. Weiter geht’s über einen Höhenzug, der von Weiden, Feldern und kleinen Höfen überzogen ist und schöne Blicke auf Berge und Meer eröffnet.

Bald können wir Zumaia unter uns ausmachen mit seinem langen Sandstrand und dem Jachthafen. Wir steigen hinab nach Zumaia, das sich sanft eingebettet zwischen grünen Hügeln und der geschwungenen Flussschleife des Río Urola schmiegt. Am Hafen machen wir eine Mittagspause auf einer schattigen Bank. Eine massive Wehrkirche dominiert das Stadtbild mit ihrem hohen Turm.

Wir überqueren den Fluss auf einer kleinen Brücke. Von hier geht es wieder aufwärts bis zu einem Picknickplatz mit einem Foodtruck, wo ich mir eine kalte Cola gönne. Viele Pilger und Tageswanderer machen hier Pause unter den schattigen Bäumen. Auf dem Parkplatz parken viele Wohnmobile und Vans, einige auch aus Deutschland. Ein schönes Fleckchen zum Campen. Im Auf und Ab geht’s weiter zu den Häuschen um Elorriaga. Wir folgen der Straße abwärts, bis wir eine große Straße queren und auf der anderen Straßenseite erst bergauf, dann wieder hinab gehen.

Wir erreichen einen teilweise matschigen Waldweg, der uns im Auf und Ab wieder zur großen Straße führt, an dessen Rand wir nun entlang müssen. Es herrscht recht rasanter Verkehr, aber der linke Seitenstreifen bietet einigermaßen viel Platz, bis wir auf die andere Seite wechseln und auf einem Pfad hinter der Leitplanke weitergehen. Über Wiese und dann durch Wald geht es bergauf bis zur kleinen Stadt Itziar. Mit schönen Blicken Richtung Küste wandern wir steil hinunter nach Deba. Ein unangenehm steiniger Weg.

Wir kommen auf einem großen Platz heraus, wo Restaurants und Supermärkte sind. Hier lassen wir uns für einen Snack nieder. Nun heißt es für drei Tage Abschied vom Meer zu nehmen, denn er Weg schwenkt landeinwärts. Erst nach Bilbao werden wir wieder an die Küste gelangen. Mit frischer Energie machen wir uns auf den finalen Anstieg zu unserer Herberge. Über 250 hm gilt es noch zu überwinden. Teils auf Straße, teils auf Waldwegen mit Ausblicken auf Berge und Deba unter uns, geht es stetig bergauf bis zu einer Kirche. Von hier ist es noch einmal etwa einen Kilometer zu unserer Herberge für die Nacht. Die erste Herberge für uns mit Bett im Schlafsaal. Hier gibt es alles, was man so braucht, inklusive Abendessen. Nach Duschen und Wäschewaschen sitzen wir in der angenehmen Abendsonne bis zum Abendessen, das wir zusammen mit vier anderen Pilgern einnehmen. Eine bunte Truppe mit allerlei Nationalitäten: Laos, Ungarn, Großbritannien, Kolumbien. Zum Essen gibt es ein 3-Gänge-Menü, das einfach, aber gut ist.

Tag 4 – Durch den Wald zum Kloster 

Izarbide bis Zenaruzza: 27,5 km / 847 hm / 6,5 h

Wir starten den Tag mit einem Anstieg auf einem Waldweg. Heute sieht es etwas regnerisch aus, aber noch hält es sich. Wir machen eine Rechtskurve und gehen bergab in die kleine Siedlung von Olatz. Dann steigt die Straße wieder an und bringt uns zum für heute höchsten Punkt auf 490 m. Um uns herum breitet sich die Hügellandschaft aus, durch die Wolkenfetzen wabern. Nun geht es wieder bergab bis zu einem überdachten Waschplatz mit Sitzbank, was wie gerufen kommt. Denn kurz nachdem wir den Platz erreichen, fängt es an zu regnen. Wir legen eine längere Pause ein und essen etwas. Wir warten, bis es weniger regnet, und machen uns dann mit Regenjacke auf den Weg.

Im Auf und Ab geht es auf schmalen, steinigen Waldpfaden und (Forst-)Straßen weiter. Die Blätter des Waldes rascheln um uns herum von den Regentropfen. Der Regen ebbt langsam ab und wir können die viel zu warmen Jacken ablegen. Dann wandern wir steil bergab auf einem vom Regen rutschigen Sträßchen bis nach Markina-Xemein, wo wir wieder eine Pause einlegen. Bis hierher waren es 20 km und die Beine sind schon etwas müde. Inzwischen zeigt sich wieder die Sonne mit voller Kraft. Es ist sofort sehr heiß. Wir kaufen noch ein wenig Proviant für morgen ein und machen uns dann wieder auf den Weg.

Der Weg verläuft an einem hübschen Bächlein, bis wir wieder eine kleine Siedlung erreichen. Nun geht es wieder sanft bergauf bis nach Bolibar. Es ist super heiß und wir schwitzen viel. Von hier können wir schon unser Ziel hoch über uns sehen – das Kloster Zenaruzza. Die Spanier legen uns mal wieder im wahrsten Sinne des Wortes Steine in den Weg. Auf einer uralten Pflasterstraße geht’s die letzten 130 hm steil bergauf zum Kloster, wo wir heute übernachten.

Duschen, Wäsche waschen – dann setzen wir uns mit den anderen Pilgern auf ein paar Bier (das Kloster braut sein eigenes Bier) zusammen. Das Kloster liegt eingebettet in saftig grünen Hügeln und bietet einen schönen Ausblick in das hügelige Umland. Um 19:30 Uhr findet die Abendandacht statt, bei der die hier lebenden Mönche singen. Danach gibt es Abendessen – einen Riesenpott Nudeln. Zusammen mit all den anderen Pilgern sitzen wir an einem langen Tisch draußen und lassen es uns – nach dem Tischgebet – schmecken. Danach sitzen wir noch bei Vino und Cerveza zusammen.

Tag 5 – Wolkenberge 

Zenaruzza bis Eskerika: 28 km / 922 hm / 6,5 h

Der Tag beginnt regnerisch und die Wolken hängen tief in den Hügeln. Als wir starten, hat es jedoch aufgehört zu regnen und es ist angenehm kühl. Auf einem vom Regen aufgeweichten Waldweg geht’s immer wieder auf und ab, bis wir auf eine Straße treffen, die ebenfalls auf und ab führt, bis wir zu einem Häuschen mit drei Katzen kommen, eine davon verschmust. Wir gelangen zu einem urig aussehenden Haus, hinter dem es auf einem Wiesenpfad weitergeht, bis wir in den Wald eintauchen. Dann wandern wir bergab über hölzerne Treppenstufen, bis wir wieder die Straße und eine kleine Siedlung erreichen.

Wir machen Frühstückspause nach 4 km bei einer Kirche. Auf der Straße gelangen wir nun stramm bergauf an einzelnen Häuschen vorbei. Wir passieren Gärten, wo Kiwis, Zitronen, Paprikagewächse und andere Arten, die für deutsche Kartoffelgärten exotisch wirken, angebaut werden. Auf einem Pfad neben einem Bächlein geht’s weiter, bis wir nach 10 km auf die Straße nach Olaba stoßen. Hier kehren wir in einem Café auf eine Cola ein und gesellen uns zu den anderen, die gestern auch im Kloster waren. Dann folgen wir einem Waldpfad abwärts, bis wir wieder auf eine Straße treffen, die uns bis nach Gernika-Lumo bringt, eine größere Stadt, in der wir nach 18 km Mittagspause machen. Da es in unserer heutigen Unterkunft in Eskerika kein Abendessen gibt, erledigen wir das gleich hier auf einem großen Platz. Für jeweils 6 Euro gibt’s drei Tagesgerichte zur Auswahl.

Knappe 10 km liegen jetzt noch vor uns. Wir verlassen die Stadt und auf einem Waldpfad wandern wir steil hinauf, bis der Weg abflacht und in eine Forststraße übergeht. Auf einem Sträßchen unterqueren wir eine große Straße und legen eine kurze Obstpause ein.

Wir verlassen die Straße auf einem Waldweg, der uns erst bergab führt und dann auf die letzten Meter wieder ansteilt. Wieder treffen wir auf die Straße und an einer Kreuzung wenden wir uns nach rechts, um 400 m offtrail zu unserer Herberge zu wandern. Leider bergab, sodass wir morgen erst mal wieder rauf müssen. Es grummelt in der Ferne im Himmel, aber wir kommen noch trocken in Eskerika an. Die Herberge ist schön und nur wenige Leute sind hier. Außerdem der liebe Herbergshund Lolita. Zum Abendessen haben wir uns Brotzeit und Salat in Gernika-Lumo besorgt und mumpfeln das in netter Gesellschaft von zwei Pilgern, die wir schon vom Kloster her kennen. Inzwischen regnet es in Strömen.

Tag 6 – Ein kurzer Tag 

Eskerika bis Bilbao: 21 km / 457 hm / 5 h

Heute schaffen wir es, vor 8 Uhr zu starten, was uns später mehr Zeit in Bilbao gibt. Deshalb heute auch nur eine „kurze“ Etappe. Heute ist es nebelig und das verleiht dem Weg eine mystische Stimmung. Zuerst müssen wir die Straße wieder hoch zur Kreuzung zurück, dann geht die Straße in einen matschigen Forstweg über. Er führt durch den Wald sanft bergauf bis auf 360 m, um dann wieder abzufallen. Wir erreichen eine kleine Siedlung und nun folgt ein langes Stück auf Asphalt. Wir haben noch einen hübschen Ausblick auf die Hügel ringsherum, dann gelangen wir in den Ort Goikolexea, wo wir Frühstückspause an einer Bushaltestelle machen. Am Straßenrand geht’s weiter bis nach Larrabetzu, wo wir noch einmal einen Stopp einlegen. Immer wieder laufen wir an großen Graffitis mit Ausrufen der Unabhängigkeit für das Baskenland vorbei. Ich wünsche den Basken, dass dieser Konflikt für diese wunderbare Region, in den Herzen, Köpfen und Taten, aller Parteien beigelegt werden kann.

Nun wandern wir lange geradeaus durch mehrere Vororte von Bilbao. 6,5 Kilometer an der Straße entlang, immerhin gibt’s einen Fußweg. Dieser Teil zieht sich ganz schön bis nach Zamudio. Dann zweigen wir links ab und gehen durch ein Industriegebiet bis zu einer Brücke über die Autobahn. Nun steht uns ein strammer Anstieg auf den Monte Avril bevor. 250 Höhenmeter führen uns bis auf 357 m hinauf. Ein Pfad führt uns steil bergauf bis zu einer Straße, die nun etwas sanfter ansteigt.

Weiter geht’s auf einem Waldweg zum höchsten Punkt. Leider bietet sich hier trotz aller Mühen keine Aussicht. Wir gelangen zu einem Picknickplatz mit Bänken und Wasserquelle. Hier haben wir einen ersten Blick auf die Hochhäuser von Bilbao. Weiter unten kommt noch ein besserer Ausblick. Wir folgen der Straße immer weiter bergab, bis wir auf einen langen Treppenweg treffen, der uns ins Zentrum von Bilbao bringt, wo wir unsere Unterkunft haben. Wofür wir mit Bus und Zug 1,5 Stunden gebraucht haben, waren es nun sechs Tage nach Bilbao.

Nach einer Dusche essen wir Mittag und erkunden dann die Stadt. Dabei begegnen wir auch einigen anderen Pilgern der letzten Tage, die gerade ankommen. Wir laufen bis zum Fluss und folgen ihm bis zum Guggenheim-Museum. Wir besuchen den Markt La Ribera, wo leider momentan nur das Erdgeschoss mit einigen Bars offen ist, wo es Pintxos gibt, die baskische Version von Tapas. Einst war es der größte überdachte Markt der Welt. Leider erleben wir heute nichts davon. Die Altstadt besteht aus autofreien Gassen, vielen Bars, Geschäften, Plätzen und der riesigen Kathedrale. Es ist Freitagabend und die Bars in der Innenstadt sind brechend voll.

Hier geht’s zum zweiten Teil auf dem Camino del Norte:

Camino del Norte 2: Der spanische Küstenweg – Bilbao bis Playa de Merón

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