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Auf dem Jaizkibel (543m)

Camino del Norte: Der spanische Küstenweg – Teil 1

Der Camino del Norte ist einer der Jakobswege, der 830km an der nördlichen Küste Spaniens entlang führt. Dabei werden vier spanische Regionen mit ihren einzigartigen Landschaften und Kulturen durchquert. Mit seinen wilden Steilküsten, traumhaften Sandstränden, idyllischen Wald- und Wiesengelände, kleinen Fischerstädtchen und interessanten Städten wie Bilbao und Santander ist der Camino del Norte abwechslungsreich und bietet einen Rundumschlag von spanischen Landschaften und Kulturen. Von Pintxos im Baskenland über Cider in Asturien bis hin zu den kleinen grünen Paprikas aus Galizien wird auch kulinarisch einiges geboten.

Von München fliegen wir in zwei Stunden nach Bilbao. Am Flughafen in Bilbao wollen sie einen QR-Code sehen, den wir nicht haben. Im Flieger haben sie zwar gesagt wir würden was zum Ausfüllen bekommen, war dann aber nicht so. Nun gut, wir sind nicht die einzigen Blöden und müssen uns auf einer Website langwierig registrieren, viele Fragen beantworten und den QR-Code von der Corona-Impfung hochladen. Nach einer Weile ist das geschafft und wir können durch. Informiert euch also am besten vor dem Flug und füllt die entsprechenden Formulare aus.

Vom Flughafen fährt direkt ein Bus nach San Sebastian, der mit der Nr. DO50B. Kostet 17 Euro pro Person und dauert etwa eine Stunde. Auf dem Weg haben wir schöne Aussichten auf Berge, erstaunlich hohe Berge. Wir fahren durch mehrere klaustrophobisch anmutende einspurige Tunnel auf dem Weg. Wir kommen direkt am Bahnhof in San Sebastian an, wo wir den Zug nach Irun besteigen, dem Startpunkt des Camino del Norte. Die halbe Stunde Fahrt kostet 2,40 Euro pro Person. In Irun angekommen haben wir es nicht weit bis in unsere Pension.

Nun erkunden wir ein bisschen die Stadt, vorrangig um was zu essen zu finden, aber um 16 Uhr ist das schwer. Die Küchen der Restaurant machen gerade Siesta und erst 19/20 Uhr wieder auf. Ich beschließe stattdessen zur Brücke zu spazieren, die Spanien und Frankreich trennt, die Puente de Santiago über den Rio Bidasoa, der offizielle Startpunkt des Camino del Norte. So kann ich sagen ich bin direkt an der Grenze losgelaufen. Recht hübsch ist es auch hier. Im Hintergrund ragen Berge auf, Enten und Schwäne treiben auf dem grün-blau schimmernden Fluss und ein paar Bötchen säumen den Rand. Auf dem Rückweg schlendere ich an der Uferpromenade entlang und in die Stadt zurück. Um 19 Uhr gehen wir dann endlich essen.

1. Tag: Über die Berge an die Küste – Irun bis San Sebastian

7,5h / 27,6km / 831hm

Heute steht uns die erste und zugleich eine der anstrengendsten, aber auch schönsten Etappen bevor, denn es geht über den 543m hohen Berg Jaizkibel. Wofür wir am Vortag eine halbe Stunde mit dem Zug gebraucht haben, brauchen wir nun den ganzen Tag. Am Morgen stellen wir gleich eine Fehlplanung fest. Denn heute ist Sonntag und die Supermärkte haben zu. Also kein Proviant heute außer ein bisschen Obst und Wasser aus einem Obstladen, der auch sonntags auf hat. Tatsächlich findet man in jeder größeren Stadt auch kleine Läden, die auch sonntags geöffnet haben, das wussten wir zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Google Maps ist hier Freund und Helfer.

Wir trinken nur Kaffee und Orangensaft und dann geht’s los – heraus aus der Stadt und wir gelangen zu einem hübschen Sumpfgebiet mit kleinen Seen und grasigen Inselchen. Wir können den Berg und seinen langen Rücken, den wir heute bezwingen werden, schon ausmachen. An kleinen Häuschen und Schäfchen vorbei geht es aufwärts. Dann wandern wir in den Wald, schweißtreibend weiter bergauf über einen steinigen Weg. Ende August ist es immer noch sehr warm, 30°C und mehr sind keine Ausnahme. Am Wegesrand wächst Bambus und der Weg steilt ordentlich an. Schließlich erreichen wir das Santuario de la Virgen de Guadalupe, einer Art Wallfahrtskapelle, von dem wir schon von weitem Gesang hören konnten. Außerdem gibt es hier eine wunderschöne Aussicht auf Irun, Hendaye und den Rio Bidasoa.

Wir folgen schmalen Pfaden aufwärts bis wir zu einer Abzweigung gelangen an der wir uns fälschlicherweise links halten, da die Jakobswegschilder in beide möglichen Richtungen weisen. Wir wählen hier den breiten Sandweg anstatt des kleinen Pfads steiler aufwärts zu folgen, der auf den Rücken des Berges führt. Unser Weg führt uns nur sanft bergauf, teilweise sogar flach am Berghang entlang. Nach einer Weile nehmen wir einen steilen Weg, der rechts hinauf auf den Bergrücken führt um auf den eigentlichen Weg zu gelangen. Dabei haben wir immer schöne Ausblicke auf die Städte unter uns und die Berge um uns herum, von denen ein paar erstaunlich hoch sind. Bis zu 2.000m ragen sie über dem Meeresspiegel hinaus.

Wir erreichen den Rücken und eine Ruine mit Türmchen, den Torre de Santa Bárbara, von wo wir eine atemberaubende Aussicht aufs Meer und die Mündung des Rio Bidasoa haben. Nun folgen wir immer dem Grat von dem wir Aussicht auf das Meer rechts von uns haben. Ein paar Pferde grasen gemütlich am Wegesrand. Wir steigen hinauf zum höchsten Punkt, dem Jaizkibel (543m), und genießen abermals des Panorama. Der Grat passiert Funkmasten und dann geht es abwärts über steinige und sandige kleine Pfade, vorbei an bunten Blumen und Brombeersträuchern. Wir passieren noch zwei ehemalige Wachtürme auf die man allerdings nicht steigen kann.

Schließlich tauchen wir in Wald ab und erreichen eine Straße, der wir ein Stück am Straßenrand folgen müssen bis wir auf eine kaum befahrene Straße abzweigen. Sie führt uns zum Ortsrand von Pasajes de San Juan, wo wir eine schöne Aussicht auf das Städtchen am Meeresarm unter uns haben. Wir steigen Treppenstufen hinab und gelangen in das kleine Fischerstädtchen mit seinen pittoresken Häusern. Hier gibt es das erste Mal seit Start wieder Restaurants und Läden.

Auf der gesamten Strecke über den Berg gibt es keine Wasserquelle oder andere Verpflegung. Es gibt ein kleines Café auf dem Weg an der Straße entlang, aber was es da gibt habe ich nicht überprüft. Man sollte also entsprechend planen. 1,5l Wasser reichen mir jedoch für die gesamte Strecke, trotz der Hitze.

Wir gehen am Meer entlang bis zu einem Fähranleger von dem uns ein kleines Boot für 90 Cent pro Person auf die andere Seite bringt. Auf der anderen Seite gehen wir durch die engen Gassen. Eigentlich geht es direkt an der Küste weiter, aber der Weg ist aus irgendeinem Grund gesperrt und die Alternative führt ein Stück durch die Stadt. Dann geht es auf einer für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straße, die nur sanft bergauf führt. Wir haben schöne Blicke auf die felsige Küste unter uns und auf den auf einem Felsen thronenden Leuchtturm Faro de la Plata.

Nun geht’s auf einem schmalen steinigen Pfad weiter in leichten Auf und Ab und mit schönen Blicken aufs Meer. Schließlich wandern wir wieder aufwärts und wir erreichen die Straße auf der es weiter bergauf geht. Dieser letzte Anstieg macht mich ganz schön fertig nach über 20km und schon über 800hm bin ich schon ganz schön kaputt. Dann geht es wieder auf einem Pfad steil durch einen Kiefernwald abwärts. Bald haben wir eine schönen Blick auf San Sebastian und einen großen Sandstrand, der jedoch ganz schön voll aussieht. Nicht so verlockend für uns. Außerdem möchte ich endlich ankommen, ich bin schon ziemlich fertig.

Über einen steilen Fußweg geht es dann endlich abwärts nach San Sebastian. Von hier ist es noch ein gutes Stück zu unserer Unterkunft in der Nähe eines zweiten Strandabschnitts. Wir überqueren einen Fluss auf einer großen Brücke und kommen an einer riesigen Kathedrale vorbei. Ich bin echt froh als wir da sind und nach einer Dusche geht es mir schon besser.

Wir gehen nochmal raus zum Abendessen und latschen lange durch die Gegend auf der Suche nach einem Restaurant. Das meiste sind nur Bars, die nur Kleinigkeiten zu essen anbieten. Schließlich landen wir bei Pizza Hut direkt neben unserem Hostel. Danach gehen wir noch was trinken und lassen so den Tag ausklingen. Zwei Blasen zwischen den Zehen haben ich mir heute gelaufen und meine Fußsohlen brennen. Der Marsch durch die Stadt ist eine Qual. Dieses Jahr bin ich untrainierter als letztes Jahr wo ich vor dem portugiesischen Jakobsweg den Maximiliansweg und den GR20 auf Korsika gelaufen bin. Das macht sich bemerkbar.

2. Tag: Küstenimpressionen – San Sebastian bis Zarautz

6,5h / 26km / 650hm mit Abstecher in San Sebastian
5h / 22km / 525hm ohne Abstecher

Meinen Füßen geht’s heute wieder besser. Am Morgen nehmen wir uns die Zeit San Sebastian ein wenig zu erkunden, da wir heute nicht so viele Kilometer vor uns haben. Wir laufen in die Altstadt und dann hinauf zum Castillo, das hoch oben über San Sebastian thront und eine hübsche Aussicht bietet. Gekrönt wird der Berg von einer riesigen Jesusstatue. Danach statten wir einem Supermarkt einen Besuch ab und decken uns mit Wasser und Verpflegung ein. Wir beschließen noch ein Frühstück an der Strandpromenade zu uns zu nehmen. Es ist dann schon 11 Uhr als wir den eigentlichen Weg starten.

Wir folgen dem Strand bis zum Fuße des Monte Igeldo den wir zuerst steil und dann sanfter bergauf erklimmen. Dann geht es im Auf und Ab auf einer kleinen Straße entlang, vorbei an einzelnen Häuschen und Höfen, Hortensienbüschen und Weiden. Rechts von uns breitet sich das Meer aus. Die Straße geht schließlich in einen Pfad über der über Steine durch den Wald führt. An einer Trinkwasserquelle legen wir eine Pause ein. Ein umgestürzter Baumstamm bietet eine gute Sitzgelegenheit.

Nun steigt der Pfad wieder merklich an und bringt uns zum höchsten Punkt der Etappe mit 314m. Es geht es leicht bergab auf einer Straße bis wir sie in einer Spitzkehre verlassen und zweigen auf einen ziemlich unbequemen alten Weg mit groben Steinen im Wald ab. Wir gelangen wieder auf eine Straße mit Weinreben am Rand und schöner Aussicht auf die Berge. Leider kommt hier auch die Autobahn durch, die man bereits von weitem hört. Wir gehen unter der Autobahn hindurch und dann wieder steil hinauf zu einer Kirche. Dann geht’s nur noch bergab in das kleine Städtchen Orio, wo wir wieder eine Pause einlegen.

Ein Eis später wandern wir weiter über die Brücke und dann am anderen Flussufer weiter an der Straße. Wir biegen links ab und es geht ein letztes Mal für heute anstrengend bergauf an Weinfeldern vorbei bis zu einem Campingplatz. Uns fallen heute zwei Erste Hilfe Kästen am Wegesrand auf, die alles wichtige für Pilgerwehwehchen bereit liegen haben. Von hier gehen wir nun bergab, weiter an der Straße entlang und bald öffnet sich der Blick auf Zarautz mit einem großen Golfplatz und dem Strand. Ein Fußweg führt von der Straße weg bis zum Ortseingang von Zarautz. Nun müssen wir noch zu unserer Unterkunft gehen. Mir tun trotz der nur 26km heute wieder ganz schön die Füße weh.

3. Tag: Ein Tag voller Anstiege – Zarautz bis Albergue Izarbide

7h / 27,7km / 977hm

Wir spazieren in Zarautz an der Promenade und dann auf dem angenehm flachen Fußweg an der Küstenstraße entlang bis zur Hafenstadt Getaria. Hier legen wir eine Frühstückspause ein. Wir verlassen Getaria auf einer Straße, die uns nach links hinauf führt, dann auf einem Fußweg steil weiter bis wir wieder auf einer Straße landen, die uns hinauf nach Askizu führt, wo wir an der Kirche auf angenehm schattigen Bänken pausieren. Weiter geht’s über einen Höhenzug, der von Weiden, Feldern und kleinen Höfen überzogen ist und schöne Blicke auf Berge und Meer eröffnet.

Bald können wir Zumaia unter uns ausmachen mit seinem langen Sandstrand und dem Yachthafen. Wir steigen hinab nach Zumaia, das sich sanft eingebettet zwischen grünen Hügeln und der geschwungenen Flussschleife des Rio Urola schmiegt. Am Hafen machen wir eine Mittagspause auf einer schattigen Bank. Eine massive Wehrkirche dominiert das Stadtbild mit ihrem hohen Turm.

Wir überqueren den Fluss auf einer kleinen Brücke. Von hier geht es wieder aufwärts bis zu einem Picknickplatz mit einem Foodtruck, wo ich mir eine kalte Cola gönne. Viele Pilger und Tageswanderer machen hier Pause unter den schattigen Bäumen. Auf dem Parkplatz parken viele Wohnmobile und Vans, einige auch aus Deutschland. Ein schönes Fleckchen zum Campen. Im Auf und Ab geht’s weiter zu den Häuschen um Elorriaga. Wir folgen der Straße abwärts bis wir eine große Straße queren und auf der anderen Straßenseite erst bergauf, dann wieder hinab gehen.

Wir erreichen einen teilweise matschigen Waldweg, der uns im Auf und Ab wieder zur großen Straße führt an dessen Rand wir nun entlang müssen. Es herrscht recht rasanter Verkehr, aber der linke Seitenstreifen bietet einigermaßen viel Platz bis wir auf die andere Seite wechseln und auf einem Pfad hinter der Leitplanke weitergehen. Über Wiese und dann durch Wald geht es bergauf bis zur kleinen Stadt Itziar. Mit schönen Blicken Richtung Küste wandern wir steil hinunter nach Deba. Ein unangenehm steiniger Weg.

Wir kommen auf einem großen Platz heraus wo Restaurants und Supermärkte sind. Hier lassen wir uns für einen Snack nieder. Nun heißt es für drei Tage Abschied vom Meer zu nehmen, denn er Weg schwenkt landeinwärts. Erst nach Bilbao werden wir wieder an die Küste gelangen. Mit frischer Energie machen wir uns auf den finalen Anstieg zu unserer Herberge. Über 250hm gilt es noch zu überwinden. Teils auf Straße, teils auf Waldwegen mit Ausblicken auf Berge und Deba unter uns, geht es stetig bergauf bis zu einer Kirche. Von hier ist es nochmal etwa 1km zu unserer Herberge für die Nacht. Die erste Herberge für uns mit Bett im Schlafsaal. Hier gibt es alles was man so braucht inkl. Abendessen. Nach Duschen und Sachen waschen sitzen wir in der angenehmen Abendsonne bis zum Abendessen, das wir zusammen mit vier anderen Pilgern einnehmen. Eine bunte Truppe mit allerlei Nationalitäten: Laos, Ungarn, Großbritannien, Kolumbien. Zum Essen gibt es ein 3-Gänge-Menü, das einfach aber gut ist.

4. Tag: Durch den Wald zum Kloster – Izarbide bis Zenaruzza

6,5h / 27,5km / 847hm

Wir starten den Tag mit einem Anstieg auf einem Waldweg. Heute sieht es etwas regnerisch aus, aber noch hält es sich. Wir machen eine Rechtskurve und gehen bergab in die kleine Siedlung von Olatz. Dann steigt die Straße wieder an und bringt uns zum für heute höchsten Punkt auf 490m. Um uns herum breitet sich die Hügellandschaft aus durch die Wolkenfetzen wabern. Nun geht es wieder bergab bis zu einem überdachten Waschplatz mit Sitzbank, was wie gerufen kommt. Denn kurz nachdem wir den Platz erreichen fängt es an zu regnen. Wir legen eine längere Pause ein und essen etwas. Wir warten bis es weniger regnet und machen uns dann mit Regenjacke auf den Weg.

Im Auf und Ab geht es auf schmalen steinigen Waldpfaden und (Forst-)Straßen weiter. Die Blätter des Waldes rascheln um uns herum von den Regentopfen. Der Regen ebbt langsam ab und wir können die viel zu warmen Jacken ablegen. Dann wandern wir steil bergab auf einem vom Regen rutschigen Sträßchen bis nach Markina-Xemein, wo wir wieder eine Pause einlegen. Bis hierher waren es 20km und die Beine sind schon etwas müde. Inzwischen zeigt sich wieder die Sonne mit voller Kraft. Es ist sofort sehr heiß. Wir kaufen noch ein bisschen Proviant für morgen ein und machen uns dann wieder auf den Weg.

Der Weg verläuft an einem hübschen Bächlein bis wir wieder eine kleine Siedlung erreichen. Nun geht es wieder sanft bergauf bis nach Bolibar. Es ist super heiß und wir schwitzen viel. Von hier können wir schon unser Ziel hoch über uns sehen – das Kloster Zenaruzza. Die Spanier legen uns mal wieder im wahrsten Sinne des Wortes Steine in den Weg. Auf einer uralten Pflasterstraße geht’s die letzten 130hm steil bergauf zum Kloster, wo wir heute übernachten.

Duschen, Wäsche waschen – dann setzen wir uns mit den anderen Pilgern auf ein paar Bier (das Kloster braut sein eigenes Bier) zusammen. Das Kloster liegt eingebettet in saftig grüne Hügel und bietet einen schönen Ausblick in das hügelige Umland. Um 19:30 Uhr findet die Abendandacht statt bei der die hier lebenden Mönchen singen. Danach gibt es Abendessen – einen Riesenpott Nudeln. Zusammen mit all den anderen Pilgern sitzen wir an einem langen Tisch draußen und lassen es uns – nach dem Tischgebet – schmecken. Danach sitzen wir noch bei Vino und Cerveza zusammen.

5. Tag: Wolkenberge – Zenaruzza bis Eskerika

6,5h / 28m / 922hm

Der Tag beginnt regnerisch und die Wolken hängen tief in den Hügeln. Als wir starten hat es jedoch aufgehört zu regnen und es ist angenehm kühl. Auf einem vom Regen aufgeweichten Waldweg geht’s immer wieder auf und ab bis wir auf eine Straße treffen, die ebenfalls auf und ab führt bis wir zu einem Häuschen mit drei Katzen kommen, eine davon verschmust. Wir gelangen zu einem urig aussehenden Haus hinter dem es auf einem Wiesenpfad weitergeht bis wir in den Wald eintauchen. Dann wandern wir bergab über hölzerne Treppenstufen bis wir wieder die Straße und eine kleine Siedlung erreichen.

Wir machen Frühstückspause nach 4km bei einer Kirche. Auf der Straße gelangen wir nun stramm bergauf an einzelnen Häuschen vorbei. Wir passieren Gärten, wo Kiwis, Zitronen, Paprikagewächse und andere Arten, die für deutsche Kartoffelgärten exotisch wirken, angebaut werden. Auf einem Pfad neben einem Bächlein geht’s weiter bis wir nach 10km auf die Straße nach Olaba stoßen. Hier kehren wir in einem Café auf eine Cola ein und gesellen uns zu den anderen, die gestern auch im Kloster waren. Dann folgen wir einem Waldpfad abwärts bis wir wieder auf Straße treffen, die uns bis nach Gernika-Lumo bringt, eine größere Stadt in der wir nach 18km Mittagspause machen. Da es in unserer heutigen Unterkunft in Eskerika kein Abendessen gibt, erledigen wir das gleich hier auf einem großen Platz. Für jeweils 6 Euro gibt’s drei Tagesgerichte zur Auswahl.

Knappe 10km liegen jetzt noch vor uns. Wir verlassen die Stadt und auf einem Waldpfad wandern wir steil hinauf bis der Weg abflacht und in eine Forststraße übergeht. Auf einem Sträßchen unterqueren wir eine große Straße und legen eine kurze Obstpause ein.

Wir verlassen die Straße auf einem Waldweg, der uns erst bergab führt und dann auf die letzten Meter wieder ansteilt. Wieder treffen wir auf die Straße und an einer Kreuzung wenden wir uns nach rechts um 400m offtrail zu unserer Herberge zu wandern. Leider bergab, sodass wir morgen erstmal wieder rauf müssen. Es grummelt in der Ferne im Himmel, aber wir kommen noch trocken in Eskerika an. Die Herberge ist echt schön und nur wenige Leute sind hier. Außerdem der liebe Herbergshund Lolita. Zum Abendessen haben wir uns Brotzeit und Salat in Gernika-Lumo besorgt und mumpfeln das in netter Gesellschaft von zwei Pilgern, die wir schon vom Kloster her kennen. Inzwischen regnen es in Strömen.

6. Tag: Ein kurzer Tag – Eskerika bis Bilbao

5h / 21km / 457hm

Heute schaffen wir es vor um 8 Uhr zu starten, was uns später mehr Zeit in Bilbao gibt. Deshalb heute auch nur eine „kurze“ Etappe. Heute ist es nebelig und das verleiht dem Weg eine mystische Stimmung. Zuerst müssen wir die Straße wieder hoch zur Kreuzung zurück, dann geht die Straße in einen matschigen Forstweg über. Er führt durch den Wald sanft bergauf bis auf 360m um dann wieder abzufallen. Wir erreichen eine kleine Siedlung und nun folgt ein langes Stück auf Asphalt. Wir haben noch einen hübschen Ausblick auf die Hügel ringsherum, dann gelangen wir in den Ort Goikolexea, wo wir Frühstückspause an einer Bushaltestelle machen. Am Straßenrand geht’s weiter bis nach Larrabetzu wo wir nochmal einen Stopp einlegen. Nach und nach laufen wir immer wieder an großen, schön gesprayten Forderungen nach der Freiheit für das Baskenland vorbei. Ich wünsche den Basken, dass dieser Konflikt für diese wunderbare Region, in den Herzen, Köpfen und Taten, von allen Parteien beigelegt werden kann

Nun wandern wir lange geradeaus durch mehrere Vororte von Bilbao. 6,5 Kilometer an der Straße entlang, immerhin gibt’s einen Fußweg. Dieser Teil zieht sich ganz schön bis nach Zamudio. Dann zweigen wir links ab und gehen durch Industriegebiet bis zu einer Brücke über die Autobahn. Nun steht uns ein strammer Anstieg auf den Monte Avril bevor. 250 Höhenmeter führen uns bis auf 357m hinauf. Ein Pfad führt uns steil bergauf bis zu einer Straße, die nun etwas sanfter ansteigt.

Weiter geht’s auf einem Waldweg zum höchsten Punkt. Leider bietet sich hier trotz aller Mühen keine Aussicht. Wir gelangen zu einem Picknickplatz mit Bänken und Wasserquelle. Hier haben wir einen ersten Blick auf die Hochhäuser von Bilbao. Weiter unten kommt noch ein besserer Ausblick. Wir folgen der Straße immer weiter bergab bis wir auf einen langen Treppenweg treffen, der uns ins Zentrum von Bilbao bringt, wo wir unsere Unterkunft haben. Wofür wir mit Bus und Zug 1,5 Stunden gebraucht haben waren es nun sechs Tage nach Bilbao.

Nach einer Dusche essen wir Mittag und erkunden dann die Stadt. Dabei begegnen wir auch einigen anderen Pilgern der letzten Tage, die gerade ankommen. Wir laufen bis zum Fluss und folgen ihm bis zum Guggenheim Museum. Wir besuchen den Markt La Ribera, wo leider momentan nur das Erdgeschoss mit einigen Bars offen ist, wo es Pintxos gibt, die baskische Version von Tapas. Einst war es der größte überdachte Markt der Welt. Leider erleben wir heute nichts davon. Die Altstadt besteht aus autofreien Gassen, vielen Bars, Geschäften, Plätzen und der riesigen Kathedrale. Es ist Freitagabend und die Bars in der Innenstadt sind brechend voll.

7. Tag: Viel Asphalt – Bilbao nach Ontón

7h / 32,4km / 270hm

Wir spazieren zum Ufer des Flusses Ria de Bilbao an dem es jetzt die ersten 13km entlang geht. Der Anfang ist noch schön. Es geht durch Bilbao am Theater und dem Guggenheim Museum vorbei. Fast der ganze Weg heute ist auf Asphalt. Wir gehen auf einem Fußweg am Ufer entlang, bald an teils verfallenen Industrie- und Hafenanlagen vorbei. Ein paar kleine Vorstädte liegen am Wegesrand. In einer davon – in Erandio – gehen wir kurz einkaufen und legen eine Frühstückspause ein. Dann nehmen wir die letzten Kilometer nach Portugalete in Angriff. Mit einer Hängegondel überqueren wir den Fluss. Man kann auch mit dem Aufzug nach oben fahren und dann über die 45m hohe Brücke laufen.

Auf der anderen Seite erreichen wir Portugalete. Hier geht’s erstmal bergauf und Laufbänder erleichtern den Aufstieg. Alles ziemlich fancy hier. Wir machen noch eine Kaffee und Cola Pause, dann geht es wieder aus der Stadt hinaus. Nun schlängelt sich ein Rad- und Fußweg an der Autobahn entlang. Ab und zu gibt es Picknickplätze, ansonsten ist es ziemlich eintönig. Schließlich führt uns der Weg an mit Passionsblumen gesäumten Gärten bis nach La Arena, wo wir wieder die Küste und den Strand erreichen. Hier machen wir Pause und ich springe ins kühle Nass. Die Erfrischung tut sehr gut. Heute ist es zwar überwiegend bewölkt, aber trotzdem warm. Besonders für Beine und Füße ist das kalte Wasser eine Wohltat.

Dann geht’s auf Holzwegen durch die Dünen bis zu einer Fußgängerbrücke über einen Fluss. Ein steiler langer Treppenweg führt uns hinauf auf einen hübschen Küstenweg, der schönste Teil heute. Es geht zwar immer noch auf Asphalt weiter, aber die Aussicht macht das allemal wett. Unter uns schlägt das Meer an die steilen Felsklippen, beim Blick zurück sehen wir den Strand von La Arena. Bald verlassen wir das Baskenland und gehen nun in Kantabrien weiter. Wir erreichen einen Tunnel und dann wandern wir unter der Autobahn hindurch und auf einen schmalen Pfad steil bergab nach Ontón. Ein Stück müssen wir wieder hoch zur Straße an der unsere Herberge liegt. Wir haben sogar Glück und bekommen ein eigenes Zimmer. Das gemeinschaftliche Abendessen besteht aus Salat, vegetarischer Paella und Vino.

8. Tag: Ein aussichtsreicher Abstecher – Ontón bis Laredo

8,5h / 34km / 779hm

Wir schaffen es heute wieder früh raus und machen uns zum Sonnenaufgang auf den Weg. Heute haben wir eine Abweichung vom offiziellen Camino vor, denn wir wollen über einen aussichtsreichen Berg statt im Inland zu gehen. Es wird ein langer Tag werden.

Je nachdem welche Quelle man zurate zieht gibt es für den Anfang der heutigen Etappe verschiedene Varianten. Wir wählen die kürzere mit acht Kilometer an der Küste nach Castro Urdiales, der nächste größere Ort. Dazu müssen wir zuerst ein Stück an der Straße entlang gehen. Zum Glück ist die Straße kaum befahren und es gibt auch einen relativ großzügigen Seitenstreifen. Wir gehen bergauf und unter der Autobahn hindurch bis zu einer Tankstelle. Dann geht’s serpentinenartig bergab bis wir einen Weg nach rechts und weg von der Straße einschlagen. Dieser bringt uns hinab zum Playa de Dicio.

Wir wandern dann wieder hinauf und durch Gestrüpp bis zu der ins Nirgendwo führenden Brücke Cargadero de Dicido von 1938, die mal ein Verladedock für Mineralien war. Dann kommen wir um die Ecke und können schon die Häuser von Castro Urdiales ausmachen. Wir gelangen in eine Parkanlage mit kleinen felsigen Buchten und schließlich an die Promenade von Castro Urdiales. Dort machen wir eine Kaffee und Cola Pause in einem Café, kaufen dann für den Tag ein und machen uns auf den Weg aus der Stadt hinaus.

Wir gelangen zu einem weiteren Strand und gehen dann an der Straße entlang einen Schlenker des Camino ins Inland abkürzend. Hier zweigen kleinere Wege an die Küste ab, die parallel zur Straße führen, einer davon ist jedoch eine Sackgasse und wir steigen den steilen Hang zurück zur Straße hinauf anstatt zurück zu laufen.

Bald treffen wir wieder auf den Camino, der wieder an die Küste schwenkt und durch Wald auf ein Sträßchen führt, dem wir bis nach Islares folgen. Wir kommen an einem Campingplatz vorbei, wo wir von jungen Männern im Vorbeifahren beschimpft werden. Von dem Schwall spanischer Wörter verstehen wir nur „Cabron“ was soviel wie Arschloch heißt. Weiß der Teufel was mit denen los war.

Nun geht’s wieder an der Straße entlang, die der Mündung des Ría de Oriñón folgt. Hier müssen wir mehrere Kilometer landeinwärts am Fluss entlang wandern nur um über die einzige Brücke weit und breit auf die andere Seite zu gelangen. Auf der anderen Seite können wir den Strand von Oriñón, wohin wir wollen, zum Greifen nah sehen. An der Flussmündung hätte man den Fluss wohl auch durchwaten können. Anhand der Badegäste sehen wir, dass das Wasser hier nur etwa hüfttief ist. Wir finden jedoch keinen Zugang zum Wasser, da der Hang an der Straße steil durch Felsen abfällt. Also gehen wir zähneknirschend den langen Umweg. Vor der Brücke machen wir noch eine Pause und trinken kalte Cola in einem Café.

Wir überqueren den Fluss und wenigstens können wir auf der anderen Seite auf einem schönen Fußweg durch den Wald entlang bis nach Oriñón wandern. Von hier geht’s auf der Straße bis nach Sonabia, wo wir einen Weg nach links einschlagen. Nun folgt der schönste aber auch anstrengendste Teil der heutigen Etappe. Wir wollen über einen steilen am Felsen entlang führenden Weg gehen von dem man die schönsten Aussichten hat. Der Weg ist anspruchsvoll und im gelben Wanderführer wird sogar von dieser Variante abgeraten. Tatsächlich würde ich diesen Weg auch nur Geübten mit alpiner Erfahrung empfehlen. Der Weg führt teilweise durch Absturzgelände und einige Felsstufen müssen überkraxelt werden.

Zuerst führt uns der Weg bergab zum Strand von Sonabia, der trotz seiner geringen Größe ziemlich viele Menschen anzieht. Nun geht es steil hinauf, anfangs durch Dünen und über Sand, was den Aufstieg erheblich erschwert. Dann schlängelt sich der Weg auf festerem Untergrund am Hang entlang steil nach oben. Dabei haben wir schönste Aussichten auf die Landschaft unter uns. Hier muss man auf die Wegführung achten, denn anstatt einem schwächer ausgeprägten Pfad geradeaus zu folgen, macht der Weg einen Knick nach links und führt hinauf in die Felsen. Geradeaus steht man irgendwann vor einem unüberwindbaren Felsabbruch. Schwarze Pfeile weisen hier den Weg.

Es gilt einige Felsstufen zu überkraxeln, die uns immer weiter nach oben bringen. Zum Glück gibt es um diese Tageszeit einigen Schatten, sodass man nicht die ganze Zeit in brütender Hitze wandern muss. Wir erreichen ein Felsplateau von dem wir eine atemberaubende Aussicht haben. Hinter uns in der Ferne der Strand von Sonabia, vor uns die Felsküste vor Laredo. Vom Felsplateau folgen wir dem Weg nach rechts anstatt geradeaus höher zu steigen. Hier könnte man auf den höchsten der Felsgipfel steigen, den 486m hohen Solpico. Tatsächlich gehen diesen Weg auch all die anderen denen wir begegnen. Auf unserem weiteren Weg sind wir dann völlig alleine. Wir erreichen einen Felsdurchschlupf, der mit einem Seil gesichert ist. Davor geht es richtig steil neben uns 240m die Felsklippen hinunter. Es ist also Vorsicht bei jedem Schritt geboten. Hier erreichen wir auch den höchsten Punkt.

Kurz danach zweigt ein eher unscheinbarer Weg nach rechts hinab ab. Hier gilt es eine etwa drei Meter hohe Felsstufe zu überwinden. Es gibt jedoch gute Griffe und Tritte, sodass sie kein größeres Problem darstellt. Nun geht es steil über einen schottrigen und felsigen Weg hinab bis in den schattenspendenden Wald. Wir kommen an einer zerfallenen Hütte und einem Haus vorbei bis wir unten angelangt sind. Bald treffen wir wieder auf den Camino, der hier über eine Variante an der Küste entlang führt. Nun geht’s wieder aufwärts durch hügeliges Gelände, an einem hohen Berg vorbei bis auf 200m. Hier haben einen ersten Ausblick auf Laredo und Santoña auf der anderen Seite.

Langsam werden uns die Füße schwer und wir hoffen auf ein baldiges Ende. Auch hier entschädigt aber die Aussicht für alle Mühen. Dann geht’s endlich hinunter nach Laredo, über eine steile Asphaltstraße. Schließlich erreichen wir die Stadt und nach weiteren 20 Minuten unsere Unterkunft. Nach einer Dusche machen wir uns auf zu einem Italiener um die Ecke auf (wir wollen heute nach 34km echt nicht mehr viel laufen), wo es ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Noch nie einen so großen Salat gesehen. Zufrieden sinken wir in das gemütliche Bett. Ich habe mir heute zwei kleine Blasen an der Ferse gelaufen. Echt verrückt, denn ich hatte bisher noch nie Blasen in den Trailrunnern.

9. Tag: Strandspaziergang – Laredo bis Galizano

7h / 32km / 355hm

Wir spazieren an der Strandpromenade bis an den äußersten Zipfel von Laredo, von dem wir mit der Fähre nach Santoña übersetzen. Hier essen wir im erstbesten Café ein super Frühstück für gerade mal 3 Euro. Man kann hier eine wohl sehr schöne Variante über den Monte Buciero gehen, die jedoch 6,5 Kilometer und 350 Höhenmeter zusätzlich bedeutet. Da ich das leider nicht in die Tageskilometer eingeplant habe, gehen wir diese Variante nicht, was mich aber schon ein bisschen ärgert.

Wir wandern wieder aus Santoña hinaus bis zum Strand von Berria. Hier führt nun ein Weg von der Straße weg und steil bergauf auf den 73m hohen Punta del Brusco. Der Pfad führt erst anstrengend durch Sand, dann auf felsigem Untergrund und über einige Felsen zum höchsten Punkt. Von hier haben wir eine wunderschöne Aussicht, zuerst auf den Playa de Barria hinter uns, dann auf den Playa de Tregandín vor uns. Der Weg ist ordentlich schweißtreibend an diesem heißen Tag, aber dieser Blick ist alle Mühen wert.

Wir steigen wieder ab, auf den Playa de Tregandín zu auf dem wir nun bis Noja entlang laufen. Wir spazieren nah am Wasser auf festem Sand. Je weiter wir nach Noja kommen desto voller wird der Strand. Wir kommen uns etwas komisch zwischen all den Badegästen vor. Wir erreichen schließlich einen Fluss, den wir über die Straßenbrücke überqueren anstatt uns die Schuhe auszuziehen und hindurch zu waten. Der Camino schwenkt nun wieder landeinwärts. Wir erreichen den kleinen Ort San Pantaleon, wo wir im Supermarkt Wasser zum Nachfüllen kaufen. Heute ist es mit 31°C recht warm und entsprechend trinken wir viel.

Weiter laufen wir über Straße durch locker besiedeltes Gebiet, an Wiesen und Weiden vorbei durch hügeliges Gelände. Wir marschieren zwischen brütend heißen Maisfeldern entlang, wo kein Lüftchen weht. Dann steigt die Straße bis auf 120m an und führt uns durch kleine Ortschaften mit Ausblicken auf Weiden, Siedlungen in den Hügeln und bis zum Meer. Die meiste Zeit verläuft der Weg über kleine Seitenstraßen mit nur wenig Verkehr, zwischendurch aber auch an der Landstraße auf dem Seitenstreifen entlang. So erreichen wir unser heutiges Ziel – Galizano – nach 32km, die an diesem heißen Tag durchaus anstrengend waren. Wir haben ein überraschend schönes Hotel gebucht, das auch ein Restaurant hat. Aus meinen zwei kleinen Blasen an der Ferse hat sich eine schmerzhafte prall gefüllte große gebildet.

10. Tag: Küstenweg nach Santander – Galizano bis Boo de Piélagos

5,5h / 24,7km / 248hm

In unserem Hotel gibt’s erst ab 9 Uhr Frühstück – nicht sehr pilgerfreundlich. Wir nehmen es trotzdem mit und das hat sich auch gelohnt. Das bisher beste Frühstück wird uns hier geboten. So brechen wir erst spät zu unserer Tagesetappe auf. Wir folgen der Straße bis wir unter uns einen schönen Sandstrand sehen. Die Straße schwenkt parallel zur Küste nach links und geht schließlich in einen Pfad über, der an der Steilküste entlang führt. Links von uns sind Maisfelder, rechts das Meer mit wunderschönen Aussichten auf kleine Buchten unter uns. So verläuft der Weg bis zum Playa de Somo, wo wir zum Strand hinab steigen und nun auf dem Sand entlang spazieren. Viele Surfer sind hier im Wasser und die Wellen sehen absolut anfängertauglich aus. Das verlockt mich schon ein bisschen. Wir sind aber zum Wandern hier und so folgen wir dem Strand bis nach Somo.

Immer wieder kreuzen kleine Wasserläufe unseren Weg und wir holen uns auch nasse Füße. Wir schlagen einen gepflasterten Fußweg bei ein paar Häusern ein und gelangen so zum Fähranleger von Somo. Die Fähre lässt nicht lange auf sich warten und bringt uns über die Meeresmündung nach Santander auf der anderen Seite. Santander ist die Hauptstadt der Region Kantabrien. Wir halten uns allerdings nicht lange in der Stadt auf.

In Santander gehen wir parallel zur Küste durch einen Park und am Kunstzentrum vorbei zur großen Kathedrale. Hier sind unglaublich viele Menschen, was mich schnell überfordert. Wir stoppen am Supermarkt für Proviant und gehen dann durch eine Fußgängerzone und weiter an einer großen Straße entlang durch städtisches Gebiet bis nach Peñacastillo. Erst hier wird es wieder ländlicher. Um uns herum sind grüne Hügel durchbrochen von kleinen Ortschaften mit Bergen im Hintergrund. Leider ist der zweite Teil ab Santander heute wieder durch viel Asphalt geprägt und der Weg führt landeinwärts.

Und wo es heute morgen an der Küste trübgrau war brennt uns nun wieder die Sonne auf den Pelz. Andersherum wäre es netter gewesen, aber man kann sich das Wetter ja nicht aussuchen. Wir queren die Bahngleise und folgen einem Feldweg bis wir auf kleinen Straßen im Auf und Ab bis nach Boo de Piélagos gelangen, wo unsere Herberge für diese Nacht ist. Hier gibt es auch für 10 Euro ein gutes 3-gängiges Abendessen. Unter meiner Blase von gestern sich sich eine weitere große gebildet was den ganzen Tag entsprechend schmerzhaft war.

11. Tag: Eine mittelalterliche Stadt – Boo de Piélagos nach Oreña

6h / 27km / 432hm

Am Morgen verspricht es wieder ein heißer Tag zu werden. Wir folgen der Straße bis zu den Bahngleisen und überqueren zügig die Eisenbahnbrücke, die nur wenig Platz auf der linken Seite lässt. Die Querung ist nicht ganz ungefährlich und es wird empfohlen eine Station mit dem Zug zu fahren. Es geht noch ein Stück an den Gleisen entlang, jetzt mit mehr Platz, bis zum Bahnhof von Mogro. Nun geht’s bergauf bis zur Kirche auf einem Hügel.

Es geht über kleine Nebenstraßen immer weiter sanft bergauf durch hügelige Landschaft mit Kühen, Pferden, Eseln, Schafen, Ziegen und sogar einem Schwein. Interessanterweise tragen auch hier die Kühe Glocken, manchmal sogar Pferde. Bald öffnet sich der Blick auf das Meer und eine große Flussmündung in der Ferne. Die Straße fällt ab und wir schwenken auf einen Schotterweg ein, der uns eine ganze Weile neben Abwasserrohren der örtlichen Chemiefabrik entlang führt. Hier ist es sehr heiß, kein Wind, kaum Schatten und der Weg ist recht eintönig.

Wir gelangen schließlich zu einer Fußgängerbrücke über die Bahngleise und in die Stadt Requejada, wo wir eine Pause einlegen und eine kalte Cola genießen. Unser Wasservorrat geht langsam zur Neige und wir verpassen den örtlichen Supermarkt. Nun führt uns der Camino an der Hauptstraße entlang bis in den nächsten Ort, dann geht’s auf einer Brücke über den Fluss. Im Auf und Ab geht’s auf Nebenstraßen weiter bis nach Santillana del Mar, das mit seinen schmalen Gassen, stattlichen Häusern, Wohntürmen und Palästen sowie Pflastersteinen aus dem 14. bis 18. Jahrhundert sehr hübsch ist. Auch die große Kirche ist uralt (11./12. Jahrhundert). Die Innenstadt ist für den Verkehr gesperrt und zusammengenommen wirkt Santillana richtig mittelalterlich. Die Stadt liegt übrigens nicht am Meer wie der Name vermuten lässt. In der Nähe der Stadt liegen aber die weltberühmten Höhlen von Altamira mit steinzeitlichen Felsmalereien. Leider zu Fuß zu weit weg, ich hätte mir das gerne angeschaut.

Wir machen eine Mittagspause in einem der Restaurants, wo es ein Menu del Dia gibt. Unsere Unterkunft für diese Nacht liegt noch 3,5km weiter und dort gibt es nur Kleinigkeiten (Tapas) zu essen, weswegen wir uns jetzt schon den Bauch vollschlagen. Es gibt zahlreiche Souvenirläden in dieser kleinen bei Touristen beliebten Stadt und zum Glück gibt’s da auch Wasser zu kaufen. Wir verlassen die Stadt und passieren einen Campingplatz beim Bergaufgehen. Die Straße führt uns dann in ein kleines Tal mit der Siedlung Arroyo und bergab durch hügeliges mit Feldern und Wäldern durchsetztes Gebiet nach Oreña, wo wir heute nächtigen. Unser Gastgeber sorgt sogar für ein üppiges Abendessen mit dem wir gar nicht gerechnet haben.

12. Tag: Zurück zur Küste – Oreña bis Playa de Merón

6,5h / 29km / 514hm

Der Tag beginnt regnerisch, aber es nieselt nur leicht vor sich hin. Wir laufen bergauf an Kuhweiden vorbei bis zur Iglesia Parroquial de San Pero, die auf einer kleinen Anhöhe steht. Weiter geht’s im Auf und Ab auf Straße an Weidegelände und kleinen Siedlungen vorbei bis nach Cóbreces, wo wir eine kurze Pause an einer Bar einlegen. Die kleine Stadt wird dominiert von einer markanten roten Kirche. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und der Himmel reißt langsam auf. Wir gehen noch in einen kleinen Laden und holen uns Proviant. Nun wandern wir bergab bis zum schönen Playa de Luaña. Hier begegnet uns ein großer Balkenschröter, ähnlich einem Hirschkäfer. An einem Picknickplatz vorbei treffen wir wieder auf eine Straße, die uns steil bergauf bis auf 100m führt.

Dann verlaufen wir uns ein wenig und folgen der großen Straße statt auf kleineren Nebenstraßen bis zur Abzweigung nach La Iglesia, einer hübschen kleinen Siedlung mit Kirche, zu gehen. Das Wetter wird auch immer besser und schon bald brennt uns wieder die Sonne auf den Pelz. Wir kommen durch Pando und Concha, wo wir in eine kleine gepflasterte von schönen alten Häusern mit Holzbalkonen gesäumte Gasse einbiegen. Kurz darauf zweigen wir auf eine Schotterstraße ab, die uns auf eine Anhöhe führt, wo sich der Blick auf Meer eröffnet. Wir wandern wieder bergab bis zum Strand von Comillas und schließlich in die mittelalterliche Stadt Comillas. Wir machen eine Pause am Marktplatz direkt vor der Kirche. Dann geht’s wieder aus der Stadt heraus durch einen schönen Park mit einem großen Palacio und weiter an der Straße bis zur Brücke über den Ría de la Rabia.

Hier beginnt der Parque Natural de Oyambre mit seinem morastigen Küstengebiet, das hier an den Meeresarmen wattähnlich ist. Wir wagen ein Experiment: Statt an der Straße weiterzugehen gehen wir nach rechts in eben dieses Gebiet hinein. Laut Karte scheint es eine Art Brücke zu geben. Tatsächlich ist es eher ein Damm, der bald in matschigen Untergrund übergeht und dann fließt der Fluss hindurch. Es ist nur ein kurzes Stück über ein paar Felsen im Wasser. Wir holen die Wanderstöcke heraus um uns zu stabilisieren und gehen vorsichtig über die Felsen auf die andere Seite. Hier führt uns ein Weg an einem Golfplatz vorbei wieder auf den Camino, dann kommen wir am menschenleeren Strand von Oyambre vorbei.

Die Straße steigt wieder an und eröffnet uns schöne Ausblicke auf die Küste. Wir folgen dann einem Schotterweg abwärts um am Strand anstatt an der Straße weiterzulaufen. Nun gehen wir am schönen Strand entlang, an vielen Surfern vorbei, bis zu unserer Unterkunft am Playa de Merón. Die Stadt San Vicente de la Barquera können wir auf der anderen Seite eines Meeresarms bereits ausmachen. Hier bleiben wir nun zwei Nächte, denn morgen legen wir einen Zero Day ein, den wir am Strand verbringen.

13. Tag: Eine spektakuläre Küstenlandschaft – Playa de Merón bis Pendueles

6,5h / 27,5km / 557hm

Wir gehen über die lange Brücke hinüber nach San Vicente de la Barquera, die über den Meeresarm führt. Hier machen wir Frühstückspause, kaufen kurz Proviant ein und dann geht’s weiter. Wir gehen bergauf aus der Stadt hinaus durch sanft geschwungene grüne Hügellandschaft mit Kühen hier und da und vereinzelten Häusern. Dann kommen wir zu einer Abzweigung, die eine 3km kürzere Variante über einen Feldweg anbietet statt über die Straße durch Dörfer zu gehen.

Wir entscheiden uns dafür und laufen parallel zu den Bahnschienen und dann über sie drüber bis in den Wald. Hier muss man darauf achten weiter parallel zu den Gleisen zu gehen anstatt dem deutlich ausgeprägteren Weg nach links zu folgen. Dieser endet nämlich in einer Sackgasse. Der eigentliche Weg wird zu einem Pfad und führt über eine Brücke. Dann geht es sehr steil bergauf. Schon bald können wir hinter uns das Meer sehen. Wir gelangen auf eine offene Hochebene auf 120m, die uns einen schönen Blick auf die hohen Berge in der Ferne eröffnet. Nun wandern nun wieder bergab in das kleine Dorf Serdio, wo wir Colapause machen.

Nun geht’s wieder aufwärts und unter der Eisen- und Autobahnbrücke hindurch zur Brücke über den Ría de Tina Menor und steil bergauf nach Pesués. Der weitere Weg führt durch Wald und leicht matschig neben den Eisenbahnschienen bis nach Unquera, wo wir im Schatten der Brücke Mittagspause machen. Heute läuft es sich recht angenehm, denn es ist nicht so heiß wie die letzten Tage und teilweise bewölkt. Wir überqueren die Brücke über den Rio Deva und gelangen so  in unsere dritte Region auf unserem Camino: Asturien. Wir folgen dem links ansteigenden Pflasterweg hinauf nach Colombres. Hier finden sich Häuser in bunten Farben, darunter eine stattliche Villa in hellblau. Sie stammen von spanischen Auswanderern, die in Südamerika zu Reichtum kamen und als Wohltäter zurück kamen. Sie wurden Indianos genannt.

Wir verlassen Colombres über einen Feldweg, dann überqueren wir die Autobahn und gehen auf der Straße bis La Franca. Wieder geht’s auf einem Feldweg bergab bis zur Autobahn durch den Wald, dann führt der Weg wieder steil hinauf und zurück zur Küste. Wir überqueren die Straße und finden uns auf einem Pfad an der Steilküste wieder.

Dieser Weg ist absolut traumhaft. Bleibt hier unbedingt direkt an der Küste und ignoriert die anderen Pfade, die wieder von ihr weg leiten. Wir kommen an schönen kleinen Buchten, steil abfallenden Felsen, kleinen Felsinselchen und einem gigantischen Torbogen vorbei. So könnte der ganze Camino sein. Dann würden wir aber vor lauter Staunen und Fotografieren gar nicht vorankommen. Der Weg ist wirklich kurzweilig und die letzten Kilometer vergehen wie im Flug. Zuletzt geht es über eine Schotterstraße ein Stück landeinwärts, vorbei an einem Aussichtspunkt auf den kleinen Playa de Pendueles vorbei bis nach Pendueles, wo wir heute einkehren. Hier treffen wir wieder auf ein bekanntes Gesicht, wo wir die letzten Tage keinen mehr gesehen haben den wir kannten. Das Abendessen in der kleinen Bar ist sehr gut mit Salat, Gulasch und Joghurt.

Hier geht’s weiter zum zweiten Teil auf dem Camino del Norte bis Santiago de Compostela.

Camino del Norte: Der spanische Küstenweg – Teil 2

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