Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.
Steilküste hinter Poo

Camino del Norte: Der spanische Küstenweg – Teil 2

Der zweite Teil des 830km langen Camino del Norte, einem der Jakobswege, von Pendueles bis Santiago de Compostela. Weiter geht’s mit wunderschönen Küstenlandschaften, idyllischen Wald- und Wiesngelände und kleinen Fischerstädten. Hier geht’s zum ersten Teil von Irun bis Pendueles.

14. Tag: Eine Aussicht toppt die andere – Pendueles bis Naves

7h / 29,7km / 528hm

Wir kommen heute erst spät los, es ist bereits 9 Uhr als wir starten. Wir verlassen Pendueles und gelangen auf eine Schotterstraße bergab zu einem kleinen Sandstrand und an einem Campingplatz vorbei. Dann geht’s wieder steil nach oben, immer auf dem Schotterweg. An Schäfchen vorbei, immer die Berge der Picos de Europa im Blick. Im Auf und Ab wandern wir bis zu den Blowholes „Bufanes de Arenillas“. Leider schießt das Wasser hier nur bei sehr unruhigen Meer durch die Löcher in die Höhe. Heute sind keine Fontänen zu sehen. Trotzdem hören wir das Meer laut in den Höhlen grollen und die Küstenlandschaft ist sehr schön.

Wir gehen bergab bis zum hübschen Fluss Rio Purón, wo wir einen Radfahrer treffen, der auf einer 10.000km langen Tour ist. Leider reicht mein Spanisch nicht um Näheres zu erfahren. Daraufhin müssen wir wieder aufwärts, durch den Ort Andrín und weiter bis zu einem Pass auf 130m Höhe von dem wir eine wunderschöne Aussicht auf einen Strand unter uns haben. Wir machen eine Pause auf einer sonnigen Wiese und gehen dann weiter auf einem Pfad abseits der Straße bis wir wieder auf sie stoßen und an ihrem Rand bis nach Cué laufen. Wir entscheiden nicht weiter über die doch recht befahrene Straße nach Llanes zu gehen, sondern nehmen einen Waldweg zum originalen Camino hinüber querend, der uns bergauf und schließlich über Straße nach Llanes führt.

Nach einer Pause gehen wir zu den Ruinen einer Kirche und dann hinauf zur alten Stadtmauer. Und hier hat man wirklich die schönsten Blicke auf Llanes, den Stadtstrand und das Meer um uns herum. Statt dem offiziellen Camino zu folgen bleiben wir direkt an der Küste. Hier toppt eine Aussicht die andere, kleine Buchten werden sichtbar, Felsinseln im Wasser und immer wieder die steil ins Meer abfallenden Felsen. Wir können uns an soviel Schönheit kaum satt sehen und so brauchen wir für den Weg recht lange. Man könnte denken Küste ist Küste, aber tatsächlich sieht es immer wieder anders und traumhaft schön aus.

So gelangen wir bis zum Strand von Poo (ja, der Ort heißt echt so), wo wir anstatt den Umweg über die Brücke im Landesinneren zu nehmen über den bei Ebbe flachen Fluss auf die andere Seite gehen wo wir dann wieder auf den Camino stoßen. Auf der anderen Seite geht’s weiter an der Küste bis zu der Ruine einer kleinen Kapelle und weiter nach Celorio, wo wir nochmal Pause am Strand machen. Dann wandern wir weiter an der Straße entlang, vorbei an einigen Campingplätzen bis nach Barru. Es ist nun schon spät geworden und wir fangen an uns zu sputen, da unsere Unterkunft aus irgendeinem Grund den Check-in nur bis 18 Uhr anbietet. Wir kommen an der malerisch am Wasser gelegenen Kirche Nuestra Señora de los Dolores de Barru vorbei.

Wir queren eine Brücke und gelangen über einen kleinen Höhenzug nach Niembro. Von hier geht’s immer weiter sanft bergauf bis auf 85m und dann steil hinab zu den Ruinen eines alten Klosters. Nun wandern wir an der Straße weiter in Autobahnnähe, vorbei am Steinstrand Playa de San Antolin de Bedón und unter der Autobahn hindurch bis nach Naves, wo wir nach fast 30km in unserer Unterkunft ankommen. Deutlich teurer als sonst, aber die einzig verfügbare Unterkunft in der Gegend. Preis-Leistung war aber gestern mit nur der Hälfte des Preises (35 Euro im Doppelzimmer) deutlich besser. Zum Abendessen gehen wir in eine nahe Bar und Sideria, wo sie ihren eigenen Cider (Apfelwein) verkaufen und ihn typisch regional aus ein Meter Höhe ins Glas einschenken. Das sieht nicht nur lustig aus, sondern soll erst durch das harte Auftreffen im Glas sein volles Aroma entfalten. Die ganze Flasche kostet gerade mal 2,80 Euro.

 

15. Tag: Stadt, Land, Meer – Naves bis La Isla

7h / 33km / 532hm

Wir nehmen ein gutes Frühstück unterhalb des Hórreos der Unterkunft ein. Diese Hórreos sind frei stehende Kornspeicher, die zumeist auf steinernen Pfeilern stehen und aus Holz gebaut sind. In Asturien sehen wir diese Speicher sehr häufig, fast jedes Haus scheint einen zu haben. Heute sind sie eher Kulturgüter als tatsächliche Speicher. Wir verlassen Naves und gehen auf einer ebenen Forststraße an Pferdekoppeln vorbei. Der Wind ist heute sehr warm, sodass wir das Gefühl haben von einem Föhn angepustet zu werden. So gelangen wir an den Rand von Villahormes. Ein schöner Waldweg führt uns ansteigend bis nach Nueva, wo wir Proviant im Supermarkt kaufen.

Wir unterqueren die Autobahn und gelangen über einen Waldweg zu einer steilen Wiese, die hinauf zu einer Kirche führt. Über einen Feldweg geht’s im Auf und Ab bis zur Straße nach Ribadesella. Wir steigen durch enge Gassen hinab bis in den Stadtkern, überqueren die Brücke und gehen zum Strand von Santa Marina, wo wir nach 17km eine Mittagspause machen. Währenddessen tauchen im Osten Nebelschwaben über dem Berg auf und verschlucken ihn schon bald.

Wir gehen an der Promenade entlang und vertun uns dann ein wenig. Statt geradeaus über den Kreisverkehr zu gehen biegen wir rechts ab und folgen der Straße bergauf nach Tereñes, was wir erst merken als wir schon fast oben sind. Wir entscheiden weiter zu gehen und folgen der Straße weiter Richtung Abéu. Wir gelangen auf eine Hochebene mit schönem Blick auf die Berge. Alleine dafür hat sich der Umweg schon gelohnt. Wir zweigen dann auf einen Waldweg nach rechts ab und kürzen so nach Vega ab, wo wir wieder auf den Camino stoßen.

Wir gelangen zum Strand von Vega. Über einen Wiesenpfad geht’s wieder hinauf und wir genießen die Aussicht auf die Küste auf einer Wiese für ein paar Minuten. Dann kommen wir zur Straße, die unangenehm eng ist und kaum Seitenstreifen hat. Glücklicherweise zweigt bald wieder ein Weg nach rechts ab, der uns wieder bergauf auf eine Anhöhe führt von der wir wieder eine schönen Ausblick auf die Küste haben. Leider fängt es an zu regnen und wir haben nur noch wenig Augen für die Aussicht. Wir stellen uns unter einem Baum unter bis der Regen aufhört.

Wir kommen zum schönen Playa de Espasa. Über den Fluss gehen wir dann an der Straße entlang bis zu unserer Unterkunft in La Isla. Nach der Dusche und einem Sidra im Hotel beschließen wir zu einem Restaurant zu gehen, das dann aber nicht zu existieren scheint. Zwei Kilometer umsonst gelatscht. Wir gehen wieder zum Hotel zurück und essen dort zu Abend.

16. Tag: In die Apfelhauptstadt – La Isla bis Villaviciosa

4,5h / 21km / 400hm

Heute steht uns nur eine kurze Etappe bevor, da es nach Villaviciosa keine Unterkünfte gibt. Kurz nach unserem Hotel biegen wir links auf einen holprigen Waldpfad ab. Weiter geht’s auf einer Straße an Maisfeldern, Apfelbäumen, Weiden und vereinzelten, manchmal zerfallenen Häusern vorbei. So wandern wir nach Colunga, wo wir uns im Supermarkt eindecken. Wir verlassen die Stadt schnell wieder und gehen an Apfelbäumen, Mais und Kühen vorbei. Wir wandern unter der Autobahn durch, dann windet sich die Straße langsam bergauf durch eine Siedlung auf 90m. Nun kommt auch die Sonne raus.

Wir kommen durch idyllische hügelige Landschaft bergab in ein Tal hinein. Ich vermute jedoch, dass wir wieder bergauf müssen um aus dem Tal wieder herauszukommen. So ist es dann auch. Wir gehen durch eine weitere Siedlung am Talboden, nur um dann abermals bergauf auf 180m zu steigen. Dann fällt die Straße wieder ab in die Siedlung Priesca mit einer kleinen Kirche aus dem 10. Jahrhundert. Jetzt führt ein steiler rutschiger Pfad hinab zur Straße und weiter auf einen Waldweg mit Bächlein unter der Autobahn hindurch. Nun wandern wir abwechselnd auf Waldweg und Straße in der Nähe der Autobahn. Einen steilen Anstieg gibt’s auch nochmal.

Dafür haben wir noch einen schönen Blick auf’s Meer und einen Fluss, der unter Naturschutz steht. Hier überwintern bis zu 150 verschiedene Vogelarten. Außerdem kommen wir an großen Apfelplantagen vorbei. Wir gehen nochmals unter der Autobahn hindurch, leider auf einer recht befahrenen Straße ohne Seitenstreifen bis der Camino rechts in eine kleine Straße abzweigt und uns ins Zentrum von Villaviciosa bringt. Villaviciosa ist übrigens die Apfelhauptstadt Spaniens, denn hier befindet sich das größte Apfelanbaugebiet. Es gibt sogar Wettbewerbe bei denen sich die geschicktesten Cider-Eingießer („Escanciador“) miteinander messen. Und in der Stadt wimmelt es geradezu von Sidrarias.

Wir erreichen unsere Herberge und wollen nach Dusche und Wäsche dann eigentlich was trinken gehen, aber irgendwie macht gerade alles zu und erst abends wieder auf. Diese spanischen Essenszeiten machen uns verrückt. Also versorgen wir uns im Supermarkt und trinken und snacken in der Herberge. Abends gehen wir dann Burger essen. Übrigens kann man von hier nach Oviedo abschwenken um auf den Camino Primitivo zu wechseln.

17. Tag: Unfreiwilliger Zero Day – Villavicicosa bis Gijon

Morgens sind wir noch voll motiviert nach dem bisher besten Frühstück mit Eiern und Speck. Schon als wir die Herberge verlassen regnet es und es wird immer mehr bis es richtig schüttet. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes, es soll den ganzen Tag regnen. Nachdem wir uns schon im Supermarkt versorgt haben, überlegen wir hin und her was wir machen. Wir haben bereits die Unterkünfte in Gijon und auch den Tag danach gebucht, sonst hätten wir’s einfach aussitzen können. Die Aussicht den ganzen Tag im strömenden Regen zu laufen ist nicht besonders attraktiv und sehen würde man auch nicht viel. Schon von dem Hin und Her in der Stadt sind wir durchnässt.

Schweren Herzens entscheiden wir also den Bus nach Gijon zu nehmen. In einem Café sitzen wir die Wartezeit ab und steigen dann in den Bus, der uns für 3 Euro pro Person in einer dreiviertel Stunde nach Gijon bringt, was zu Fuß den ganzen Tag gedauert hätte. Mich fuchst es aber ganz schön, da mein Anspruch war wirklich alles zu laufen und es sich jetzt wie Schummeln anfühlt. Aber man muss auch mit dem Scheitern leben können. Auf der Busfahrt fahren wir durch teilweise überflutete Straßen, die von den Regenmassen zeugen, die hier heute herunterkommen.

Zum Glück können wir schon früh in unser Hotel in Gijon einchecken. Als es am Nachmittag aufhört zu regnen erkunden wir ein bisschen Gijon, das allerdings eher eine Industriestadt mit wenig Charme ist. Das graue Wetter macht die Stadt umso trister. Schön sind allerdings die langen Sandstrände von Gijon, der Hauptstadt von Asturien. Während des spanischen Bürgerkriegs wurde die Stadt so sehr zerstört, dass nur wenig historische Substanz erhalten ist. Eine Ahnung davon vermittelt die Altstadt auf einer kleinen Halbinsel. Besonders malerisch ist die Iglesia de San Pedro, die am Meer gelegen ist. Abends kommt dann mit der Öffnung der zahlreichen Restaurants und Sidrarias Leben in die Gassen der Altstadt. Wir speisen heute beim Italiener.

18. Tag: Industriecharme bis Surferparadies – Gijon bis Salinas

7h / 32km / 362hm

Die ersten 4km führen heute durch tristes Stadtgebiet, dann noch tristeres Industriegebiet. Dann geht’s zwischen Autobahn und Eisenbahn weiter. Wir kommen durch die Siedlung von Poaga, dann wandern wir steil hinauf bis auf 165m. Von oben haben wir Aussicht auf die Industrieanlagen von Gijon. Hochöfen werden stetig befeuert und Kühltürme pusten ihre Produkte in die Atmosphäre. Dann wird die Steigung sanfter und wir wechseln auf einen Waldweg, der uns bis auf 180m bringt. Wir kommen in eine weitere Siedlung mit Kirche, wo wir eine Pause machen.

Wir folgen weiter der Straße durch offene Landschaft bis wir wieder zur Autobahn gelangen. Hier wird’s wieder hässlich, denn es geht wieder durch schier endloses Industriegebiet. Aber bei all der Tristheit muss man auch darüber nachdenken, das hier zusammengedengelt wird was wir tagtäglich konsumieren. Wir folgen nun der rasant befahrenen Landstraße. Immerhin gibt’s einen recht breiten Seitenstreifen, wohl fühle ich mich aber trotzdem nicht wenn die Autos vorbeirasen. Später gibt es wenigstens einen Fußweg, die Industrieanlagen für Stahlproduktion nehmen aber kein Ende bis wir endlich die Stadt Avilés erreichen. In der Altstadt machen wir Mittagspause bis wir uns an die letzten fünf Kilometer bis nach Salinas machen.

Wir verlassen Avilés bergauf, dabei haben wir Blick auf den Fluss und die Industrieanlagen und bald auch auf unser Ziel, Salinas. Hier stechen besonders hohe hässliche Plattenbauten am Meer hervor. Wieder heißt es am Seitenstreifen entlang zu gehen, der hier so gut wie gar nicht vorhanden ist und sich die Autos kaum an Tempolimits halten. An einer Gabelung kommen wir auf eine ruhigere Straße, die uns auf die Küste zu bringt.

Ein unscheinbarer Abzweig leitet uns in den Eukalyptuswald hinein, erst ein Stück bergauf, dann auf einem steinigen Weg bergab nach Salinas. Hier gehen wir direkt zur Strandpromenade und an ihr entlang, vorbei an den hässlichen Hochhäusern, die wir bereits von oben sehen konnten. Sie bestimmen das Stadtbild und stehen direkt in erster Reihe am Strand. Immerhin ist bestimmt die Aussicht gut. Zumindest wenn man auf der richtigen Seite wohnt. Wir laufen bis zum Ende von Salinas, wo sich unsere heutige Unterkunft befindet.

Salinas ist eine richtige Surferstadt und als wir abends noch einen Spaziergang zu den Felsen am Ende von Salinas machen können wir einige Surfer beobachten. Hier ist die Küste sehr hübsch, große Wellen schlagen hier an die steilen Felsen, davor die Surfer. Hier könnte ich lange stehen und beobachten. Wir beschließen den Abend wieder bei einem Italiener.

19. Tag: Regenschauer – Salinas bis El Rellayo

5,5h / 25km / 666hm

Nach einem üppigen Frühstücksbuffet und dem obligatorischen Supermarktstopp machen wir uns auf den Weg aus Salinas heraus. Dafür muss ein steiler Anstieg bis San Martin bewältigt werden. Schöne Ausblicke auf die idyllische Landschaft um uns herum macht es wieder gut. Dann geht’s erstmal runter durch die nächste Siedlung um anschließend wieder steil bergauf zu führen. Wir gelangen auf einen Forstweg im Auf und Ab nach Santiago del Monte mit Kirche. Die Straße bringt uns abermals auf einen Waldweg, der uns steil bergab führt. Danach wieder bergauf nach El Castillo und bald haben wir eine schöne Aussicht auf den Fluss und die Burg von El Castillo.

Es geht wieder runter und über eine lange Brücke mit sehr schmalen Fußgängerweg über den Fluss. Dann wieder steil hinauf, dann flacher nach Muros de Nalón. Hier haben wir nochmal einen schönen Ausblick auf den Fluss und die Stadt Esteban an der Küste. Für uns geht’s leider im Inland weiter. Auf einem Waldweg wandern wir erst bergab, dann langsam ansteigend bis El Pitu. Langsam fängt es leicht an zu nieseln während wir seicht bergab wandern.

Der Regen wird allerdings immer stärker und schon bald holen wir unsere Regenhüllen für die Rucksäcke hervor. Wir selbst bleiben wie wir sind und werden natürlich klatschnass. Zusammen mit kaltem Wind wird das ganz schön frisch. Für die letzten Kilometer habe ich keine Augen mehr. Zügig wandern wir durch den Regen zum höchsten Punkt des Tages auf 200m. Zwei Mal gehen wir noch unter der Autobahn hindurch und schließlich bergab nach El Rellayo, wo wir erst im Regen und ohne Handys (Displays sind im Regen Mist) etwas zu tun haben unsere Unterkunft zu finden. Dann kommen wir zwar nass, aber wohlauf am Hotel an.

Ich bin froh die nassen Sachen loszuwerden. Dann erwartet uns aber noch eine unangenehme Entdeckung. Wir haben uns gefreut, dass wir deutlich vor 17:30 Uhr angekommen sind, da das Restaurant um diese Uhrzeit schließt. Die Küche vom Restaurant im Hotel hat aber bereits geschlossen und es ist das einzige Restaurant im Umkreis. Als es aufhört zu regnen gehen wir allerdings noch zum 900m entfernten Supermarkt. Gehe niemals hungrig einkaufen, denn ich kaufe viel zu viel was ich natürlich niemals alles essen kann. Aber immerhin bin ich satt.

20. Tag: Der Tag der acht Anstiege – El Rellayo bis Querúas

8h / 32,2km / 979hm

Wir verlassen unser Hotel heute ohne Frühstück, weil es das erst um 9 Uhr gegeben hätte. Und nach dem gestrigen Reinfall erwarten wir eh nicht viel. Wir kehren auf den Waldweg zurück. Dann gehen wir zweimal unter der Autobahn hindurch und gehen dann Richtung Strand auf einer Straße an einem ehemaligen Hotel vorbei in dessen Restaurant es so aussieht als hätten Gäste es gerade erst verlassen, denn die Tische sind noch eingedeckt.

Wir haben einen schönen Blick auf den Strand, zweigen dann aber links ab und steigen wieder aufwärts. Nach zwei Kilometern fängt es an zu regnen und wir stellen uns an einem Haus unter. Es dauert nicht allzu lange bis es wieder aufhört. Wir schlagen einen Waldweg ein und kommen in die Siedlung von Mumayor. Dann geht’s bergab auf einen Waldweg bis zur Landstraße ohne Seitenstreifen an der wir nun bis Soto de Luiña entlang wandern. Hier machen wir eine Frühstückspause wo es ein Riesenbaguette mit Tortilla gibt. Ich schaffe nicht mal meins aufzuessen.

Nun wird es anstrengend, denn es gilt achtmal (!) einen Hügel ab und wieder hinaufzusteigen bis nach Cadavedo. Zuerst geht’s allerdings über Straße, die dann in einen Waldweg übergeht und die Autobahn in einem langen dunklen Tunnel unterquert. Nun steigen wir hinab zu einem Bach, überqueren ihn, nur um auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Es gilt wieder ein Stück Straße entlang zu gehen, dann führt uns abermals ein Weg nach unten. Gleiches Spiel, Bach überqueren, wieder hoch. Der einzige Lichtblick ist der Playa Tayadeiro, der den Blick auf die schöne Küste freigibt. Strand, Rauschen von Wellen und das Kreischen der Möwen setzt einfach Endorphine frei und macht wahnsinnig süchtig. Nun erhaschen wir auch immer mal wieder einen Blick auf die Küste.

Das Ganze geht bis Cadavedo so weiter, von wo wir nun ohne nennenswerten Höhengewinn erst an der seitenstreifenlosen Landstraße und dann auf einem relativ parallel zu ihr laufenden Weg bis nach Querúas, wo sich unsere heutige Herberge befindet, gehen. Ein fantastisches Essen mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis gibt’s nicht weit davon in einem kleinen Restaurant, wo sich Samstagabends die halbe Dorfgemeinschaft einzufinden scheint. Hier lernen wir auch Tina und Anja aus Deutschland kennen, die wir daraufhin immer mal wieder treffen werden.

21. Tag: Hügeliges Küstenvorland – Querúas bis La Colorada

6,5h / 29km / 612hm

Nach einem guten Frühstück in der Herberge machen wir uns auf den Weg zurück zur Straße. Es gilt über zwei große Kreisverkehre zu gehen, dann geht’s über eine kleine Straße und einen Waldweg abwärts die große Straße abkürzend. Schließlich landen wir wieder auf der großen Straße und gehen bis zum Hotel Canero. Nun steigen wir sehr steil durch den Wald bergauf, dann weiter auf einer parallel zur Autobahn verlaufenden Straßen, die sie bald überquert. Teils auf Waldwegen, teils an der Straße gelangen wir bis zur Siedlung Barcia und schließlich nach Luarca.

Luarca liegt auf Meereshöhe an einem Fluss nahe des Meeres und schmiegt sich malerisch in eine von steilen Hängen umgebene Bucht. Die Stadt beheimatet einen der wichtigsten Fischerhäfen Asturiens. Wir kommen von oben und haben eine hübsche Aussicht auf die Stadt. Viele Treppen führen uns nach unten und dann über die Brücke ins Zentrum. Bis hierher waren’s 10km und wir haben uns eine Pause verdient, die wir in einem Café an einem großen Platz verbringen.

Nun geht’s wieder 70 Höhenmeter rauf und wir bekommen nochmal gute Blicke auf Luarca. Wir kommen an einer Ruine einer Kirche aus dem 10. Jahrhundert vorbei und folgen einem ansteigenden Feldweg bis in kleine Siedlungen. Dann folgen wir wieder einer Forststraße steiler bergauf bis auf 190m. Sie steuert auf die Küste zu und bietet schöne Weitblicke. Dann fällt sie ab und wird zu einem schmalen und steinigen Pfad. Ein kurzes Stück an der Landstraße bis wir nach Rio Barayo kommen. Hier machen wir nach 21km eine weitere Pause im Schatten.

Glücklicherweise ist es mittlerweile nicht mehr so heiß wie am Anfang unserer Tour. Statt 30°C sind’s nur noch 21°C, was sich gut ertragen lässt. Beim Weiterweg nimmt uns wieder ein Feldweg auf, der uns nach Villapedre führt, wo es gleich zwei Cafés gibt, wo wir eine Cola Pause machen. Viele Pilger rasten hier, aber wir kennen keinen von ihnen. Es geht weiter unter der Eisenbahn hindurch, dann wird die Straße zu einem Feldweg, der zu einem Pfad wird, der zu einer Bachbrücke absteigt. Der Weg führt dann wieder hinauf nach Piñera, über die Gleise und an einer pittoresken Kirche vorbei bis zur Landstraße, der wir kurz folgen bis wir wieder auf einen Waldpfad abzweigen. Der wird zu einem Feldweg durch Brennnesseln bis zur Straße auf der wir wieder durch kleinere Siedlungen bis nach La Colorada gelangen, unserem heutigen Ziel.

22. Tag: Der letzte Tag an der Küste – La Colorada bis Villadun

8,5h / 37,8km / 525hm

Heute kommen wir tatsächlich vor 8 Uhr los. Der Camino liegt direkt vor der Haustür und leitet uns von der Straße weg auf einen Feldweg. Dann geht’s über Nebenstraßen die 1,6 Kilometer bis nach Navia, wo wir Frühstückspause machen. Es ist noch vor 9 Uhr, also verschieben wir den Supermarkteinkauf auf die nächste größere Stadt in 10 Kilometern. Über die Brücke verlassen wir Navia wieder. Auf der anderen Seite geht’s bergauf bis zu einem immer steileren Feldweg, der von Maisfeldern gesäumt ist. Wir kommen durch eine Siedlung, wo wir einen Salamander entdecken und von der Straße in Sicherheit bringen.

Wir folgen der leicht ansteigenden Straße bis zu einer Autobahnbrücke. Von nun an wandern wir abwechselnd über Feldwege und Straße, immer in der Nähe der Landstraße, bis nach La Caridad, wo wir einkaufen. Da es später regnen soll beeilen wir uns weiterzukommen um vorher möglichst viele Kilometer zu machen. Über Nebenstraßen erreichen wir Valdepares, wo uns der Regen erwischt. Wir harren unter Bäumen aus und tatsächlich dauert der Schauer nicht lange und wir gehen weiter.

Wir folgen nicht dem offiziellen Jakobsweg, sondern gehen an die Küste über einen Feldweg bis zum wunderschönen Cabo Blanco mit seinen faszinierenden Felsformationen. Langsam kommt auch die Sonne wieder raus und erfüllt die Szenerie mit Leben. Kraftvoll brechen sich die Wellen an den Felsen. Auch ein kleiner Canyon findet sich hier. Von nun an folgen wir direkt der Küste bis zum nächsten Highlight – dem Punta de la Atalya, wo es ebenfalls eine atemberaubende Aussicht gibt. Früher gab es hier sogar Siedlungen.

Weiter geht’s an der Küste bis zum Playa de Porcia, der von einem Fluss geteilt wird. Um zur Brücke über den Fluss zu gelangen bedarf es eines kleinen Umwegs über Porcia. Hinter Porcia muss man sich entscheiden ob man die Variante an der Küste über Tapia de Casariego macht oder dem Weg landeinwärts folgt. Wir entscheiden uns natürlich für den Küstenweg.

Dann folgen wir der Straße bis in die Stadt Tapia de Casariego, wo wir Colapause machen. Auch hier gibt es schöne Strände und wir gehen an die Küste statt dem Camino zu folgen. Wir überqueren einen Fluss am Playa de los Campos und steigen dann bergauf bis zu einem Campingplatz. Dann geht’s durch Maisfelder zum kleinen Playay de la Paloma. Wir folgen der spektakulären Küste immer weiter bis zum wunderschönen Playa de Serantes.

Wir wandern wieder ein Stück landeinwärts um wieder zwei Flüsse auf Brücken überqueren zu können. Mittlerweile haben sich hinter uns dunkle Wolken aufgetürmt, die sich in der Ferne bereits abregnen. Wir sputen uns dem Unwetter davon zu laufen und tatsächlich schaffen wir es trocken bis nach Villadun, dem Ort unserer heutigen Unterkunft.

Kurz darauf regnet es dann doch noch und wir wollen gerade essen gehen – zu dem einzigen geöffneten Restaurant weit und breit, das am Strand von Penarronda liegt. Unsere Herbergsdame schlägt dann total lieb vor uns mit dem Auto dorthin zu fahren. So kommen wir trocken zum Restaurant, wo sogar eine schwarze Katze herum schleicht. Beim Essen haben wir einen schönen Blick auf den Strand zu dem wir danach hinunter gehen um ihn noch ein wenig zu erkunden. Der Regen hat aufgehört und hübsche rosa Wolken stehen am Horizont. Dies wird unser letzter Strand auf dem Camino del Norte sein, denn von nun an dreht der Weg landeinwärts Richtung Santiago de Compostela. Wir sind also auf der Zielgeraden. So lassen wir mit einem Spaziergang zurück zum Hotel den Abend ausklingen.

23. Tag: Einmarsch nach Galizien – Villadun bis Vilanova de Lourenzá

7h / 31,6km / 793hm

Nach einem guten Frühstück (leider wieder erst um 9 Uhr) starten wir auf der Straße, die sich dann an die Autobahn annähert und dann auf einem getrennten Fußweg über die 600m lange Brücke, die uns 35m über dem Ria de Ribadeo nach Galizien führt. Galizien ist unsere vierte und letzte Region in Spanien. Seine Hauptstadt ist das Ziel: Santiago de Compostela. Hier findet man auch gleich die galizischen Meilensteine, die die restliche Entfernung nach Santiago auf drei Nachkommastellen genau angeben. Von der Brücke haben wir einen schönen Blick auf die Küste auf der einen und die Berge und davor wabernde Wolkenfetzen auf der anderen Seite.

Wir gehen durch Ribadeo hindurch, kaufen kurz ein, gehen an einer Kirche und einem großen Platz vorbei und wieder hinaus aus der Stadt. Auf der galizischen Seite gehen wir bergauf und haben beste Aussicht auf den Hafen und die riesige Brücke. Nun heißt es endgültig Abschied von der Küste nehmen, was durchaus etwas emotional stimmt. Jeder Tag am Meer war unabhängig vom Wetter wahnsinnig wunderbar. Der Weg steigt an bis auf 160m und bleibt dann etwa auf gleicher Höhe. Hier treffen wir den Dänen Helmut, der hervorragend Deutsch kann und mit dem wir von nun an zusammen gehen. Wir wandern wieder ein Stück hinab und wir erreichen den Ort Vilela, von wo es noch ein Stück bergauf bis zur Bar A Pena geht, wo wir eine Colapause machen. Der Höhenweg führt uns nun vorbei den Eukalyptuswäldern, Feldern, Weiden und vereinzelten Höfen nach O Vilar und weiter bis zu einer Kirche mit Bänken, wo wir Mittagspause machen.

Nun beginnt der große Anstieg bis auf 360m. Mal auf Forstwegen, mal auf kleinen Straßen wandern wir durch lichten Eukalyptuswald und ab und an ergeben sich schöne Blicke auf die grünen Hügel um uns herum. Auf einem Feldweg erreichen wir ein Tal, das wir als nächstes durchwandern. Auf der anderen Seite können wir bereits den höchsten Punkt mit der Stadt Vilamartin Grande sehen. Zuerst geht’s aber weiter bergab bis in die Talsohle mit dem Ort Vilamartin Pequeno. Dann steigen wir wieder hinauf auf 340m und erreichen Vilamartin Grande. Hier verabschieden wir uns von dem Dänen, mit dem der Weg bis hierher sehr kurzweilig war. Er weiß ziemlich viel über Deutschland und ist schon 11 Caminos gelaufen. Er ist bereits in Tapia gestartet und hat nun schon 30km hinter sich.

Nun geht’s wieder runter bis nach Gondán und weiter nach San Xan, das auf 56m liegt. Dann biegen wir nach Vilanova de Lourenzá ab und gehen auf Forststraße durch Eukalyptuswald wieder steil bergauf auf 230m, dem letzten Anstieg für heute. Ohne Aussicht geht’s dann wieder bergab bis wir die Straße hinein nach Vilanova de Lourenzá erreichen, unserem heutigen Ziel.

In der Herberge treffen wir wieder auf Tina und Anja, die wir bereits vor ein paar Tagen kennengelernt haben und unterhalten uns auf der Terrasse der Herberge während wir unsere Wäsche waschen. Was übrigens kein Problem ist, denn bisher hatten alle Herbergen Waschmaschine und Trockner. Dann gehen wir essen und treffen dabei überraschend wieder auf den Dänen, der bis hierher mit dem Taxi gefahren ist, weil die Herberge in die er wollte bereits voll war.

Spontan loslaufen und sehen wie weit man am Tag kommt ist zwar echt schön, aber wie man sieht funktioniert das nicht immer und man muss dann weiterlaufen. Da wir wo es geht auch auf Doppelzimmer wert legen buchen wir einen Tag im Voraus. Anfangs haben wir tatsächlich 11 Tage im Voraus gebucht, da Ende August noch Ferienzeit der Spanier war und die Unterkünfte vor allem an der Küste in den beliebten Badeorten gut ausgebucht und deutlich teurer waren.

Das Restaurant Mesón o Pipote scheint so ziemlich das einzige geöffnete zu sein und heute essen wir mal ganz nach spanischer Art erst nach 21 Uhr. Es bietet ein üppiges Menü für nur 13,50 Euro an inklusive Weinflasche.

24. Tag: Im Land der Windräder – Vilanova de Lourenzá bis Abadín

6h / 26km / 934hm

Wir verlassen die Stadt und gelangen auf einem schmalen Waldpfad steil bergauf bis zum Friedhof, was noch ordentlich in den Waden ziept. Auch nach 23 Tagen spüre ich am Morgen noch meine Muskeln, aber ich hab nun weder Blasen noch Fußschmerzen wie am Anfang. Heute Morgen hängt der Nebel tief in den Hügeln und es wirkt eher regnerisch. Wir kommen auf eine Forststraße, die nun sanfter bergauf führt bis sie wieder steiler wird und schließlich wieder abfällt. Wir unterqueren die Autobahn und kommen durch kleine Siedlungen, vorbei an Kürbis-, Bohnen- und Paprikafeldern. Auf der Straße geht es wieder leicht bergauf und wir erreichen Mondoñedo, wo wir eine kurze Kaffeepause machen und von wo es weiter bergauf geht. Zwischendurch fängt es leicht an zu regnen, wir stellen uns kurz unter den Bäumen unter bis der Schauer vorüber gezogen ist.

Im Auf und Ab, aber tendenziell bergauf folgen wir der Straße an einsamen einfachen Häuschen bis nach Lousada, wo wir eine Mittagspause machen. Um uns herum stehen Windräder auf Hügeln, die Geräusche wie Flugzeuge machen. Überhaupt fallen mir hier die vielen Windrädern auf den Hügeln Spaniens auf, dennoch ist der Anteil erneuerbarer Energien in Spanien eher gering, aber immerhin größer als in Deutschland.

Die ganze Zeit kämpfen Regenwolken und Sonne gegeneinander an und mal gewinnt der eine, dann wieder der andere. Nun geht’s wieder stramm bergauf bis es zur Autobahn hin wieder abflacht und uns seicht zum höchsten Punkt des Tages auf 565m führt. Dann wandern wir wieder ein Stück bergab bis es abermals auf 654m hinauf geht. Jetzt wandern wir nur noch bergab durch offene Landschaft bis Gontán und schließlich nach Abadín, wo unser heutiges Ziel liegt. Bei unserer Pension liegt auch ein Restaurant, das ein hervorragendes Menü für 12 Euro anbietet. Außerdem gehen wir bereits für morgen einkaufen.

25. Tag: Den Kühen entgegen – Abadín bis Vilalba

4,5h / 20,6km / 289hm

Heute haben wir nur 20 Kilometer vor uns, denn sonst hätten wir nur noch die Wahl gehabt 39 Kilometer bis Baamonde zu laufen, was dann doch ein bisschen zu viel ist. Mal abgesehen davon, dass die Unterkunftssituation dort eher schlecht aussieht. Deshalb gehen wir auch erst um 9 Uhr los. Wir folgen der Straße aus Abadín hinaus bis wir nach rechts auf den Feldweg einschwenken. Er bringt uns über einen Bach zu einer kleinen Straße, die in einen Waldweg mündet. Die Sonne kämpft sich durch die Wolken und sendet ihre Strahlen auf die Erde. Wir nähern uns der Autobahn und überqueren sie um kurz darauf unter ihr durchzugehen.

Wir kommen durch eine kleine Siedlung über eine Straße auf einen von Eichen und Weiden gesäumten Weg. Dann erreichen wir abermals die Autobahn und kurz darauf Martiñan, wo es ein Stück abseits des Weges eine Bar gibt, wo wir eine Frühstückspause einlegen. Nach einem Stück an der Straße kommen wir zu einer alten Brücke, wo ein junger Mann sitzt und selbstgemachten Schmuck verkauft. Wir unterhalten uns ein wenig bevor wir weiterziehen. Über einen Feldweg wandern wir weiter. Wir treffen auf einen Traktor, der Kühe hinter sich schart und sie zu einer anderen Weide bringt. Hinten dran zwei Hunde, die sich um die Nachzügler kümmern. Wir beobachten den Zug bis der Weg wieder frei ist.

Wir erreichen den Ort Goiriz mit einer alten Kirche, wo wir Mittagspause machen. Heute ist es echt kühl und ziemlich windig und bei der Kirche finden wir ein windgeschütztes Plätzchen. Kein Vergleich zu den Temperaturen von über 30°C von vor vier Wochen. Der Herbst zieht auch in Spanien ein. Der Weg heute ist auch leicht, es gibt kaum Steigungen. Es folgt eine Mischung aus Straße und Feldweg an Weiden mit Kühen, Schafen und Ziegen vorbei bis wir Vilalba erreichen und kurz darauf unsere Unterkunft. Vilalba ist deutlich größer als ich es mir vorgestellt habe. Heute sind wir früh am Ziel, es ist erst 14:30 Uhr. Nach einer Dusche kaufen wir ein – Snacks für jetzt bis zum Abendessen und Proviant für morgen.

26. Tag: Zwei Wege – Vilalba bis Miraz

7h / 33,3km / 420hm

Auf dem Weg aus der Stadt werden wir auf einen schmalen Pfad zwischen Mauern geleitet. Wir erreichen eine kleine Straße und eine Brücke bis wir auf einen Waldweg gelangen, der uns unter der Autobahn durchführt. Wir kommen zur nächsten Brücke. Dann geht’s auf einem Waldweg durch lichten Kiefernwald, wir überqueren die Autobahn und erreichen eine Kirche mit Friedhof. Überwiegend auf einem Feldweg wandern wir parallel zur Landstraße, dann wieder unter der Autobahn hindurch zur nächsten mittelalterlichen Brücke.

Der Weg macht einen Bogen und leitet uns abermals unter der Autobahn hindurch. Auf einem Feldweg gehen wir weiter durch mehrere verstreute Höfe. Oft tauchen hier senkrecht gestellte Granitplatten als Zäune auf. Sieht nach mächtig viel Arbeit aus. Ein Stück geht’s weiter an der Autobahn und schließlich nach Baamonde, wo wir eine Pause einlegen. Hier treffen wir auf zwei Deutsche mit denen wir uns unterhalten.

Nun haben wir noch 15km vor uns. Wir folgen der Landstraße (diesmal mit breitem Seitenstreifen) bis zu einer hübschen Brücke. Dabei passieren wir die 100 Kilometer Marke. Nun ist Santiago nur noch drei weitere Tage entfernt. Es gibt auch einen schöneren Weg am Fluss entlang, aber das habe ich vercheckt. Wir hatten auch die Hoffnung einen 100,000km Stein zu finden, aber es gibt nur 99,9…km. Am Fluss unterhalb der Brücke machen wir eine Mittagspause.

Kurz darauf treffen wir auf eine schöne Kapelle mitten im Wald. Nun geht’s bergauf durch einen wunderschönen Wald. Endlich nicht mehr diese Eukalyptuswälder, sondern mit Flechten und Moosen bewachsene Birken und Eichen. Nun teilt sich der Weg: Es gibt eine kürzere Variante (32km) und eine längere (39,8km). Wir nehmen die längere Variante nach links denn auf der kürzeren ist die einzige Unterkunft ausgebucht. Durch kleine Siedlungen, teilweise verfallen, und abwechselnd auf Sträßchen und Waldwegen gelangen wir bis nach Miraz, wo unsere heutige Herberge ist. Nachdem wir angekommen sind fängt es an zu regnen – Glück gehabt.

27. Tag: Zum höchsten Punkt – Miraz bis Sobrado dos Monxes

5,5h / 25,7km / 476hm

Heute schaffen wir es mal wieder zeitig loszukommen und der Morgen beschenkt uns mit Nebelschwaden, die mystisch in den Bäumen und Hügeln hängen. Gleich nach dem Aufbruch treffen wir auf ein bekanntes Gesicht und gehen ein Stück gemeinsam. Anja hat heute 40km vor sich und so trennen sich unsere Wege bald wieder, da sie einen flotteren Schritt vorlegt. Hinter den letzten Häuschen von Miraz steigen wir durch eine von Felsen durchsetzte Heidelandschaft leicht an. Teilweise führt der Weg über Felsplatten. Ginster und Kiefern säumen den mal sandigen, mal grasigen Pfad.

Bei einem Haus gelangen wir auf eine einsame Straße. Vorbei an Feldern und Äckern erreichen wir den ersten hohen Punkt auf 640m. Die Steigung heute ist sehr sanft und kaum merklich. Die Straße bringt uns erst bergab, dann in leichtem Auf und Ab in die Siedlung A Roxica, wo es eine Herberge mit Café gibt. Diese lassen wir links liegen und wandern über eine Kuppe zur nächsten Siedlung. Dann geht’s kurz auf einem Schotterweg bergauf bis wir wieder auf die Straße stoßen.

Es fängt an zu regnen und wir warten den Schauer kurz unter einem Baum ab. Kurze Zeit später fängt es wieder an zu regnen und wir stellen uns bei einer überdachten Bushaltestelle unter. Ob hier jemals ein Bus hält? Es wirkt ganz schön einsam. Wir gelangen durch weitere kleine Siedlungen bis zu einer Forststraße, die uns zur Landstraße bringt. Hier gibt es einen bequemen separaten Fußweg neben der Straße. Wieso kann es das nicht immer geben anstatt auf Straßen ohne Seitenstreifen gehen zu müssen?

Auf diesem Weg erreichen wir den höchsten Punkt der gesamten Tour auf 710m. Es ist aber sehr unspektakulär, keine Aussicht, nur die Straße und Bäume neben uns. Auf fast fünf Kilometern geht’s an der Straße entlang bis zu einem Ort mit zwei Bars und wir bei einer einkehren. Danach schwenkt der Weg nach rechts auf eine kleine Straße und auf einem Feldweg vorbei an einer archäologischen Stätte, von der wir nicht mehr als ein paar Felsen sehen. Der Feldweg ist teilweise matschig vom Regen. Wir erreichen wieder die Landstraße an der wir nun wieder knapp zwei Kilometer ohne Fußweg entlang laufen.

Wir kommen an einem hübschen See vorbei und gelangen dann nach Sobrado dos Monxes, das ein großes Kloster beheimatet. Das Kloster hat auch eine Herberge, die aber derzeit geschlossen ist. Wir erkunden ein wenig das Klostergelände und begeben uns dann zu unserer Unterkunft in der Stadt.

28. Tag: Ruhe vor dem Sturm – Sobrado dos Monxes bis Salceda

7h / 34,2km / 510hm

Wir schaffen es heute wieder zeitig los und nehmen nur Kaffee und Tee zu uns. Dann gehen wir ein Stück an der Landstraße entlang und haben einen schönen Rückblick auf Sobrado mit dem großen Kloster. Wir wechseln auf eine kleine Straße auf der wir durch eine kleine Siedlung kommen. Dann nimmt uns ein ansteigender Feldweg auf. Wir treffen wieder auf die Landstraße, verlassen sie aber schnell auf einen Waldweg nach rechts. Wieder auf der Straße gelangen wir in die nächste Siedlung und durch Wald und Wiesen nach Madelos.

Der Weg führt nun bergab, dann im leichten Auf und Ab durch einen lichten Eukalyptuswald. Wir erreichen wieder die Landstraße und die Ortschaft As Corredoiras, wo wir kurz in einer Bar einkehren. Weiter geht’s an der Landstraße bis wir auf kleinere Straße abzweigen und einen weiten Bogen zurück zur Landstraße schlagen. Wir überqueren sie nur kurz und folgen der kleineren Straße durch eine weite, landwirtschaftliche Region. Zwischen kleinen Waldstücken liegen Weiden und Felder. Zwischendurch machen wir eine frühe Mittagspause.  So erreichen wir das Stadtgebiet von Arzua.

Hier treffen gleich mehrere Caminos aufeinander – Camino del Norte, Camino Francés und Camino Primitivo – und teilen sich den Rest des Weges nach Santiago. Es wird nun also deutlich voller werden, aber dafür gibt es auch viele Unterkunftsmöglichkeiten. Wir kaufen ein bisschen für morgen ein und kehren in ein Café ein.

Nun liegen noch 11km vor uns. Weiter geht’s auf einem Waldweg, der von Eichen gesäumt ist und uns durch den Wind mit ihren Eicheln von oben torpediert. Nur kurz gehen wir auf Straßen, die meiste Zeit verläuft der Weg durch schönen Wald. Gegen Ende fängt es leicht an zu nieseln, aber dann erreichen wir auch schon Salceda und die Landstraße. Kurz darauf kommen wir an unserer heutigen Unterkunft an.

29. Tag: Auf der Zielgeraden – Salceda bis Santiago de Compostela

5,5h / 27km / 415hm

Wir laufen um 8 Uhr los als es gerade hell wird. Anfangs sind wir noch alleine unterwegs, aber bald werden es immer mehr Menschen, es ist eine richtige Ameisenstraße. Dagegen war der Camino del Norte bisher einsam. Es ist ein richtiger Kulturschock. Wir kommen aus dem „Hola-“ und „Buen Camino“-Sagen gar nicht mehr raus. Wenn das auf dem Camino Francés, der beliebteste Jakobsweg, jeden Tag so ist, hätte ich ja keine Lust darauf. Tatsächlich gehen 55% der Pilger den Francés. Den Camino del Norte gehen vergleichsweise nur 5%. Aber es gehen wohl viele auch nur die letzten 100km des Caminos, sodass es deutlich voller wird auf dieser Strecke. Man braucht nämlich nur 100km zu Fuß gelaufen oder 200km mit dem Fahrrad gefahren zu sein um die Compostela zu bekommen.

Der Weg führt uns heute größtenteils durch schönen Wald und nur wenig auf Straßen. So erreichen wir Amenal, wo wir in einer der zahlreichen Bars auf dem Weg einkehren. Nun sind es noch 16km bis Santiago. Im Wald geht es erstmal hinauf. Auf der Anhöhe stoßen wir auf den Flughafen von Santiago. Wir gehen wieder leicht bergab bis nach Lavacolla. Eine Straße führt uns wieder bergauf bis zum höchsten Punkt auf 390m, dem Monte do Gozo. Wir überqueren die Autobahn und gelangen nun ins Stadtgebiet von Santiago.

Wir laufen durch die Gassen bis zu einem Tor wo eine Dudelsackspielerin den Soundtrack zu unserer Ankunft liefert. So erreichen wir nach 834 Kilometern die Kathedrale von Santiago. Der Moment ist dieses Jahr emotionaler als letztes Jahr nach dem portugiesischen Jakobsweg, sicher vor allem da die Reise hierher deutlich länger war. Auf den letzten Kilometern wollte ich gar nicht, dass die Reise schon endet. Ich könnte ewig weiterlaufen. Lange Zeit sich meinen gemischten Gefühlen aus Freude und Trauer hinzugeben habe ich allerdings nicht, denn Anja und Tina warten bereits mit Bier und Radler auf uns. Sie sind schon morgens angekommen und begrüßen uns herzlich.

Wir machen die obligatorischen Ankunftsfotos und gehen dann zum Pilgerbüro um uns eine Wartenummer für die Compostela zu holen. Mit einem QR-Code gelangt man auf eine Website auf der man sieht welche Nummer gerade dran ist und kann so die Wartezeit für andere Dinge nutzen. Wir gehen zu unserem Hotel, wo ich erstmal ein Nickerchen mache. Dann gehen wir nochmal raus und schlendern durch Santiago und schließlich zum Pilgerbüro um uns unsere Compostela abzuholen. Abends gehen wir noch mit den anderen zusammen essen.

So endet unser Abenteuer auf dem Camino del Norte, dem spanischen Küstenweg. Halt, nicht ganz, denn nachdem wir letztes Jahr nach Finisterre weiter gewandert sind wollen wir dieses Mal von Finisterre nach Muxia laufen. Ein Tag wandern gönnen wir uns also noch. Hier könnt ihr alles über die Strecke Finisterre nach Muxia lesen.

Fazit

Ich will nicht lügen – der Camino del Norte hat wirklich viel Asphalt. Mindestens 50% des Weges verlaufen auf Straßen, meistens jedoch auf kleinen, wenig befahrenen Nebenstraßen, was es deutlich angenehmer macht. Manchmal muss man jedoch auch an großen Straßen auf dem Seitenstreifen gehen, was nicht so schön ist. Am schönsten waren für mich die Abschnitte auf kleinen Pfaden direkt an der wilden Küste Spaniens. Aber auch die ein oder andere Stadt war sehr interessant und vor allem die Leckereien, die es in den Städten gab, haben es mir angetan. Ich bin zu einem großen Sidrafan (Apfelwein) geworden.

Schwierigkeit

Insgesamt ist das Wandern auf den Jakobswegen nicht mit meinen anderen Fernwanderungen zu vergleichen. Man ist nicht in der Wildnis, braucht kein Zelt und Essen für mehrere Tage mitzuschleppen. Jeden Tag kommt man durch mehrere Städte, in denen es Restaurants und Supermärkte gibt. Es ist richtiges Luxuswandern, da wir mit wenig Gepäck auskommen. Auch diese Art des Wandern ist schön, aber eben anders. Wer das große Naturerlebnis sucht ist auf den Jakobswegen falsch. Wer aber auch die kulturelle Erfahrung zu schätzen weiß, wird die Jakobswege lieben. Sie eignen sich auch hervorragend für Fernwander-Anfänger.

Anspruchsvoll ist das Gelände auf dem Camino del Norte nicht. Nur die Variante über den Berg zwischen Oriñón und Laredo ist als schwer einzustufen, was aber nicht zum offiziellen Camino gehört. Dennoch müssen einige Höhenmeter überwunden werden, insgesamt 16.700hm, was im Durchschnitt immerhin mehr als 500hm pro Tag sind.

Markierung

Die Markierung auf dem Camino del Norte ist durchgehend gut. Gelbe Pfeile oder Muscheln (die den Strahlen abgewandte Seite zeigt die Richtung an) weisen den Weg. Nur in größeren Städten verlieren sich die Markierungen manchmal und ein GPS-Track auf dem Smartphone ist hilfreich.

Verpflegung

Jeden Tag kommt man durch Städte, wo es Supermärkte gibt um Snacks für unterwegs zu kaufen. Auch an Restaurants und Cafés mangelt es nicht auf der Strecke. Viele bieten ein günstiges „Menu del dia“ an.

Unterkünfte

Es gibt zahlreiche Pilgerherbergen, von denen aber viele öffentliche aktuell geschlossen sind. Die privaten sind in der Regel geöffnet. Aktuelle Informationen zu Unterkünften bietet die Website gronze.com. Die Schlafsäle in Pilgerherberge sind am günstigsten, meist kosten sie zwischen einer freiwilliger Spende bis 14 Euro pro Person. Ansonsten gibt es viele Hostels, Hotels und Pensionen auf dem Weg. Ein Doppelzimmer bekommt man ab 35 Euro pro Zimmer, im Durchschnitt aber 50 Euro.

Budget

Wir haben mit einem Budget von 50 Euro pro Person gerechnet, womit wir gut hingekommen sind. Das bezieht die gelegentliche Cola oder Kaffee, ggf. Frühstück, Brotzeit für unterwegs, Abendessen und Übernachtung (meist in Doppelzimmern) ein. Wenn man nur in den Schlafsälen der Herbergen übernachtet kommt man nochmal deutlich günstiger weg.

Anreise

Per Flugzeug nach Bilbao, dann mit dem Bus DO50B in etwa einer Stunde direkt vom Flughafen nach San Sebastian (17 Euro pro Person). Dann mit dem Zug in einer halben Stunde weiter nach Irun (2,40 Euro pro Person).

Abreise

Entweder Flug von Santiago de Compostela über Madrid oder Bus nach Porto und Flug von dort, was meist günstiger ist.


FAKTEN ZUR TOUR
Trekkingtour Camino del Norte
Gehzeit: 28 bis 31 Tage
Länge: 830 km
Gesamtanstieg: 16.700 hm
Ausgangspunkt: Irun, Spanien
Schwierigkeit: Leicht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

Suche

Die Weltwanderin

Picture of Annika
Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

Weltkarte

Beliebte Beiträge