Joshua Tree Nationalpark: California Riding and Hiking Trail

Der 60 Kilometer lange Wanderweg im Joshua Tree National Park hat all meine Erwartungen übertroffen. Trotz Wüstenlandschaft hat der California Riding and Hiking Trail (CRHT) viel zu bieten: Gebirgslandschaft, Kakteen, interessante Felsformationen, Einsamkeit abseits der Massen, und natürlich die allgegenwärtigen Joshua Trees. Der Weg selbst ist sehr einfach zu wandern und somit liegt der Fokus darauf, die Landschaft zu bestaunen. Er eignet sich somit auch ideal für eine Einführung in Trekkingtouren. Die einzigen zwei Herausforderungen: Es gibt kein Wasser. Das bedeutet, ihr müsst vor der Wanderung Wassercaches hinterlassen, was aufgrund der Zufahrtsstraßen kein Problem ist. Außerdem müsst ihr am Ende irgendwie zu eurem Auto zurückkehren, da es sich nicht um einen Rundweg handelt.

Tag 1 – Eine kurze Einführung

Black Rock Campground bis Meile 2: 3.7 km / 115 hm / 3 h

Wir starten am Abend um 16 Uhr am Black Rock Campground, da die Anfahrt und das Einrichten der Wassercaches doch etwas länger gedauert hat als erwartet. Das lässt uns nicht viel mehr als eine Stunde Tageslicht, weshalb wir es nicht weiter als zwei Meilen schaffen. Die Wanderung startet mit einem langen Anstieg, der jedoch extrem moderat ausfällt und damit kaum wahrnehmbar ist.

Es ist kälter als erwartet auf der Hochebene. Wir wandern zwischen Hügeln hindurch und an Joshua Trees vorbei. Der Boden ist sandig, aber fest und somit angenehm zu gehen. Es gibt genügend Campingmöglichkeiten links und rechts vom Trail und nach zwei Meilen schlagen wir unser Zelt auf. Die Eulen rufen, während wir uns unserem Abendessen widmen. Es ist definitiv zu kalt, um abends komfortabel draußenzusitzen, aber im Schlafsack ist es okay.

Ich habe jedoch meinen Schlafsack vor unserem Aufbruch nicht überprüft und vergessen, dass mein Reißverschluss nicht mehr richtig funktioniert. Außerdem hätte ich den Schlafsack ruhig mal waschen können, nach 4.000 Kilometern auf dem PCT. Die Daunen sind definitiv nicht mehr fluffig und gut verteilt. Eine zweite Isomatte hätte ich ebenfalls gut gebrauchen können. Da waren wir ein wenig zu arrogant. Ich habe ziemlich kalte Füße in der Nacht, da ich nicht mal ein zweites Paar Socken mitgebracht habe. Ich denke, mit einem vernünftigen 20°F-Schlafsack, einer guten Isomatte und zwei Paar Socken wäre ich gut klargekommen. Klares Learning: Überprüfe deine Ausrüstung, bevor du aufbrichst, und nimm immer ein zweites Paar Socken mit.

Tag 2 –  Berglandschaften in der Wüste

Meile 2 bis Nähe Ryan Campground (Meile 19): 27,4 km / 705 m / 6 h

Es ist kalt am Morgen, unser Wasser ist gefroren. Wir wärmen uns an warmem Porridge mit Schokoladen-Breakfast-Essentials und brechen dann auf. Es wird wärmer, sobald wir in die Sonne kommen. Wir setzen unseren Aufstieg von gestern fort, der immer noch sehr sanft ist. Dabei kreuzen wir zwei Dirt Roads mit übrig gebliebenen Wassercaches, von denen wir etwas entnehmen können. Wir wandern durch eine Landschaft voller Joshua Trees und fusseliger Kakteen. Schon bald kommt der schneebedeckte San Gorgonio ins Blickfeld, der mit 3.506 m höchste Berg Südkaliforniens. Die wenigen Wolken am Himmel haben eine faszinierende Form.

Wir gelangen nun in einen abgelegenen Teil des Joshua Tree Nationalparks. Zwischen der letzten Dirt Road und der Key Views Road gibt es keine Anzeichen von Zivilisation mehr. Nach acht Kilometern erreichen wir den mit 1.572 m höchsten Punkt des California Riding and Hiking Trails.

Wir wandern ein wenig durch flache Landschaft und erreichen dann einen wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf den riesigen Salton Sea in der Ferne, San Gorgonio hinter uns und vor uns breitet sich ein Tal aus, in dem wir den weiteren Verlauf des Trails sehen können, der über einen Bergkamm führt. Wir können sogar Signal Mountain ausmachen, der in Mexiko ist. Hier machen wir Mittagspause.

Dieser Abschnitt ist definitiv der schönste des gesamten Wegs. Ich hatte irgendwie Bedenken, dass der Trail zu eintönig ist. Immerhin ist es eine Wüste. Aber es ist doch erstaunlich abwechslungsreich mit Bergen und unterschiedlicher Vegetation. Selbst die allgegenwärtigen Joshua Trees sehen immer wieder anders aus. Langweilig wird uns nicht. Und da der Trail so einfach ist, können wir uns voll auf die Landschaft konzentrieren. Wir können auch ein paar interessante Vögel beobachten.

Wir wandern über die wunderschöne Kammlinie in das Tal hinein. Es folgt der steilste und letzte Aufstieg, um uns aus dem Tal wieder herauszubringen, aber er ist mit 2,5 Kilometern relativ kurz und auch nicht wirklich steil. Dabei rückt der 3.302 m hohe San Jacinto ins Blickfeld, den ich nach zwei Wochen auf dem PCT im April bestiegen habe.

Wir treffen auf die ersten zwei anderen Wanderer, sie sind jedoch nur auf einer Tageswanderung. Wir unterhalten uns kurz, bevor wir unseren Weg fortsetzen. Dann erreichen wir einen weiteren Bergkamm und von hier an geht es eigentlich nur noch bergab. Wir kommen an einem wunderschönen Zeltplatz mit Panoramablick im Schatten eines großen Felsens vorbei. Wir wollen jedoch heute noch bis zur Straße und somit zu unserem ersten Wassercache gelangen.

Die Keys View Road können wir schon bald in der Ferne ausmachen und wandern langsam darauf zu. Das letzte Stück zur Straße ist flach wie ein Pfannkuchen und voller Joshua Trees. Es wird schnell kalt, als die Sonne sich langsam verabschiedet und ein eisiger Wind weht. Wir füllen rasch unser Wasser auf und wandern dann noch etwa zwei Kilometer, bis wir einen einigermaßen windgeschützten Zeltplatz hinter einem großen Busch finden. Es gibt große Felsen in der Gegend, aber sie gehören zum Ryan Campground.

Diese Nacht bereiten wir uns besser vor. Wir bereiten heißes Wasser in leeren Flaschen als Wärmflasche, ich ziehe meine Regenhose an und stecke meine Füße in Handschuhe und Packsäcke. Nun ist es nur noch vom Boden her etwas kalt, aber ich kann diese Nacht trotzdem ziemlich gut schlafen. Wir wachen nur einmal auf und bereiten neue Wärmflaschen für den Rest der Nacht. Wir können Kojoten heulen hören, bekommen aber keinen zu Gesicht.

Tag 3 – Eiskalte Wüste

Meile 19 bis Nordeingang des Nationalparks: 28 km / 112 hm / 6 h

Der Tag startet kalt mit einem arktischen Wind, der uns den ganzen Tag über begleiten wird. Wir erreichen Ryan Campground und werden etwas Müll los. Dann gelangen wir in eine offene Wüstenebene mit knubbeligen Joshua Trees. Wir treffen auf die nächste Dirt Road, die ebenfalls die Möglichkeit für einen Wassercache bietet, da diese Dirt Road auch mit einem normalen Auto gut befahrbar ist. Nach der Straße erreichen wir ein paar hübsche Felsen, in deren Windschatten wir eine Pause machen. Der Wind weht uns so heftig um die Nase heute, dass ich nicht mal meine Daunenjacke ausziehe. Die Pause vom Wind ist sehr willkommen und es ist schön, die Sonne auf der Haut zu spüren.

Nur wenige Kilometer weiter findet sich der nächste Felshaufen, in dessen Windschatten wir Mittagspause machen. Es gibt Tortillas mit Tomaten und Avocado. Kurztrips wie dieser erlauben uns, frische Zutaten mitzubringen, da wir nicht viel Gewicht zu tragen haben.

Wir gehen auf einige Felsen in der Ferne zu und nach weiteren fünf Kilometern erreichen wir die nächste asphaltierte Straße, an der wir einen weiteren Wassercache haben, die Pinto Basin Road. Von hier sind es nur noch 11 Kilometer abwärts bis zum Ende des Trails am Nordeingang des Nationalparks. Schließlich erreichen wir die Felsen, die wir zuvor aus der Ferne gesehen haben. Die Landschaft ist wieder sehr wüstig. Bald können wir die Stadt Twentynine Palms ausmachen. Die Zivilisation hat uns fast wieder eingeholt.

Wir genießen die letzten Meilen des California Riding and Hiking Trails, passieren die letzte Meilenmarkierung mit 37 Meilen (60 Kilometer) und erreichen schlussendlich das Ende des Trails. Es war ein großartiges kleines Abenteuer, das sich wirklich gelohnt hat. Es war herrlich, mal wieder der Zivilisation zu entfliehen und draußen zu schlafen. Alle Notwendigkeiten auf dem Rücken zu tragen und ganz in der Natur aufzugehen.

Kurzinfo California Riding and Hiking Trail

Gehzeit: 2 bis 3 Tage
Länge: 37,5 Meilen (60 km)
Gesamtanstieg:
932 hm
Ausgangspunkt: Black Rock Campground im Westen des Nationalparks oder Nordeingang des Joshua Tree Nationalparks
Schwierigkeit: Leicht

Beste Zeit

Es handelt sich um eine Wüstenlandschaft. Daher ist es nur ratsam, den Trail in den kälteren Monaten des Jahres zu begehen, d.h. von Oktober bis April. Im Sommer ist es mit Temperaturen bis hin zu 40 °C schlichtweg zu heiß. Wir sind den Trail Mitte Januar gelaufen und es ist definitiv zapfig in dieser Jahreszeit, vor allem nachts. Der starke Wind auf der Hochebene kann eiskalt sein und lässt die Temperaturen deutlich kälter erscheinen als vorhergesagt. Behaltet das im Hinterkopf, wenn ihr euren Schlafsack aussucht. Wir hatten 20°F-Schlafsäcke, ich hatte aber trotzdem kalte Füße in der Nacht. Das kann aber auch gut daran gelegen haben, dass ich meinen Schlafsack nach 4.000 Kilometern auf dem PCT niemals gewaschen habe. Aber immerhin braucht ihr bei Kälte weniger Wasser.

Logistik

Wir sind den Weg von Westen nach Osten gelaufen, startend am Black Rock Campground. Diese Richtung erfordert weniger Anstiege.

Wir haben unser Auto am Black Rock Campground hinterlassen und sind dann am Ende des Trails per Anhalter aus dem Park herausgefahren und haben dann ein Lyft von Twentynine Palms bestellt (ca. 33 $). Die Verfügbarkeit von Uber- und Lyft-Fahrern ist in dieser Gegend jedoch eher dünn, weshalb ihr Wartezeit einplanen oder ein Taxi organisieren müsst, was jedoch 65 $ kostet. Die meisten lassen ihr Auto am Nordeingang, dem Ende des Trails, zurück und bestellen dann die Fahrt zum Ausgangspunkt.

Die einfachste Variante ist es, zwei Autos zu haben und jeweils eins an jedem Ende zu parken, aber den Luxus haben wohl die wenigsten.

Am Anfang des Trails solltet ihr eins der gelben Permits ausfüllen, auf dem ihr auch das Kennzeichen eures Autos vermerkt. Es ist mehr eine Registrierung als ein Permit. Diese Permits findet ihr an jedem der fünf Backcountry-Boards, die sich an den Straßen befinden.

Wassercaches

Es gibt kein Wasser auf dem California Riding and Hiking Trail, weshalb ihr Wassercaches einrichten müsst. Es gibt zwei asphaltierte Straßen, die sich dafür anbieten. Außerdem gibt es einige Dirt Roads, an denen ihr ebenfalls Wassercaches einrichten könnt, manche davon sind aber recht unwegsam. Im Winter reichen zwei Wassercaches an den asphaltierten Straßen auf jeden Fall aus. Als wir wanderten, gab es sogar Wasserreste von anderen Wanderern an den Dirt Roads, die wir nutzen konnten.

Wir haben Wassercaches an der Keys View Road (17 km) und der Pinto Basin Road (47 km) hinterlassen. An der ersten Straße haben wir 9 Liter deponiert und an der zweiten 6 Liter. Generell haben wir mit 3 Litern pro Tag und Person gerechnet – 2 Liter zum Trinken und 1 Liter zum Kochen und Säubern des Topfs. Plant für das Hinterlassen der Wassercaches mindestens eine Stunde ein. Das Ganze lässt sich auch wunderbar mit regulärem Sightseeing im Nationalpark verbinden.

Stellt sicher, dass ihr euren Namen und das Datum eurer Wanderung auf den Wasserbehältern hinterlasst. Nach 14 Tagen werden eventuelle Reste von den Rangern aufgesammelt. Ihr könnt die Reste und Behälter am Ende der Wanderung aufsammeln oder in den Mülleimern der Campingplätze entsorgen.

Wassercache am California Riding and Hiking Trail im Joshua Tree National Park
Wassercache am California Riding and Hiking Trail im Joshua Tree National Park

Übernachtung

Übernachtet wird im Zelt. Ihr könnt überall im Nationalpark frei zelten, solange ihr euch eine Meile von den Straßen entfernt befindet. Es gibt viele schöne Möglichkeiten, das Zelt aufzuschlagen, und da der Weg wenig begangen wird, müsst ihr mit niemandem um die besten Plätze konkurrieren. Es gibt auch die Möglichkeit auf den offiziellen Campingplätzen zu übernachten, was jedoch eine Reservierung erfordert. Auch wenn ihr nicht auf diesen Campingplätzen übernachtet, könnt ihr die Toiletten und Mülleimer nutzen.

Sonstiges

Die Orientierung auf dem California Riding and Hiking Trail ist einfach. Es gibt Meilenmarkierungen nach jeder gewanderten Meile und meistens gibt es Schilder an Kreuzungen mit anderen Trails. Der Download des GPS-Tracks auf euer Smartphone empfiehlt sich trotzdem.

Der Weg besteht größtenteils aus kompaktem Sand. Es gibt wenig Schatten oder Windschutz. Der größte Anstieg befindet sich am Anfang des Trails, es ist jedoch niemals steil. Danach gibt es nur ein wenig Auf und Ab und dann ist es nur noch ein langer Spaziergang bergab.

Der Joshua Tree Nationalpark ist sehr beliebt und kann an Wochenenden extrem voll werden. Auf dem California Riding and Hiking Trail werdet ihr davon jedoch nichts spüren, da sich kaum ein Wanderer hierher verirrt. Wir haben jeweils zwei Personen pro Wandertag getroffen, und das waren lediglich Tageswanderer und Trailrunner.

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