Noch nie hat mich eine Arbeit so glücklich gemacht und war dabei so hart wie bei den Malaienbären im Bornean Sun Bear Conservation Center (BSBCC). Im Juni 2018 habe ich freiwillig zwei Wochen hier gearbeitet und mich um die Bären gekümmert. Dabei habe ich nicht nur viele tolle Bären, sondern auch großartige, leidenschaftliche Menschen kennengelernt, die alles für das Überleben der kleinsten Bärenart der Welt tun.
Von Malaienbären gibt es zwei Arten: Den auf dem Festland lebenden Malaienbären und den nur halb so großen Bornesischen Malaienbären. Offizielle Zahlen wie viele von ihnen noch in der Wildnis leben gibt es nicht. Schätzungen gehen jedoch davon auch, dass nur noch etwa 3.000 Bornesische Malaienbären in den Wäldern Borneos leben. Auf der ganzen Welt, also inklusive Zoos, sind es vielleicht noch 10.000. Ein Malaienbärenweibchen bekommt in ihrem Leben nur zwei bis vier Jungen, was ihr Überleben zusätzlich erschwert. Der Malaienbär ist wenig erforscht und aufgrund nicht vorhandener offiziellen Zahlen ist ihr IUCN Status nur bei „Vulnerable“, also gefährdet, obwohl sie womöglich eher als „Critically endangered“ – vom Aussterben bedroht – gelten sollten.
Pro Minute verschwindet weltweit Waldfläche so groß 35 Fußballfelder. In Sabah, einem Bezirk im malaysischen Borneo, sind 50% des Regenwaldes zerstört. So gibt es kaum noch Lebensraum für die einheimischen Tiere. Darunter neben den Bären auch Orang Utans, Sumatra-Nashörner und Zwergelefanten. Viele Tiere in Borneo sind endemisch – ganze 44 Säugetier-, 37 Vogel- und 19 Fischarten. Borneo ist eine wahre Schatzkiste der Natur und jeden Monat werden neue Spezies entdeckt.
Ein ausgewachsenes Malaienbärmännchen braucht mit einigen Weibchen etwa 20km² Regenwaldgebiet. Ihr Lebensraum wird also knapp. Da aber ein Großteil des Regenwalds in Borneo bereits zerstört ist, ist die größere Bedrohung der Bären die verbotene Jagd. Oft werden die Mütter getötet und die Jungtiere als Haustiere unter schlechten Bedingungen in winzigen Käfigen gehalten. Wilderer schlachten die Bären für ihre Körperteile, die als Dekoration oder für die Traditionelle chinesische Medizin verwendet werden. Deshalb ist das vorrangige Ziel des BSBCC diese Wilderei zu stoppen. Die Wilderei und der Haustierhandel stehen zwar unter hohen Strafen, sie werden aber oft nicht durchgesetzt. Und erst wenn dieses Ziel erreicht ist, ist auch ein Fortpflanzungsprogramm geplant um für wachsende Zahlen in den Wäldern Borneos sorgen zu können.
Die Bären vom BSBCC
Das BSBCC kümmert sich derzeit um 44 Bären. Der älteste ist 25 Jahre alt, die zwei jüngsten gerade einmal neun Monate. Die meisten der hier lebenden Bärem wurden als Haustiere gehalten wie z.B. Fulung, der nicht einmal wusste dass er ein Bär ist, da er seit er die Augen öffnen konnte nur Menschen kannte. Schon bei meinem ersten Besuch habe ich mich in die Bären verliebt und nun bin bereits das dritte Mal bei den Bären in Borneo – diesmal ganze zwei Wochen als Freiwillige Helferin.
So habe ich die Gelegenheit die verschiedenen Persönlichkeiten der einzelnen Bären richtig kennenzulernen. Da gibt es die verspielte Simone, die einmal meinen Wasserschlauch an sich reißt als ich gerade ihr Wasser nachfüllen wollte. Dann hätten wir den mürrischen Along, den neugierigen Fulung oder die faule Mamatai, die auch gut Balu aus dem Dschungelbuch spielen könnte.
Meine Arbeit als Bärenpfleger
Die Aufgaben als Bärenpfleger im BSBCC umfassen das Saubermachen, Essen zubereiten, Füttern und das Erstellung von sogenannten Enrichments um ihr natürliches Verhalten spielerisch zu fördern. Es ist extrem heiß in Borneo – bis zu 35°C und 100% Luftfeuchtigkeit sind keine Seltenheit. Überall sind Mücken, die einen piesacken und der Schweiß rinnt mir in Bächen vom Körper. Und doch all dieser Strapazen habe ich nie größeres Glück bei einer Arbeit verspürt. Die Arbeit mit den Bären ist körperlich sehr anstrengend, aber macht unheimlich glücklich.
Es ist die Rückmeldung von den Bären und das Gefühl Gutes und Sinnvolles zu tun, was so bereichernd ist und ich so noch nie zuvor erlebt habe. Wenn ich den Bären Essen gebe und so etwas wie eine Kokosnuss, Laub oder ein vorheriger Fressnapf noch in der Vorrichtung steckt, helfen sie einem es aufzuräumen damit der neue Behälter hinein geschoben werden kann. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es ihnen Wasser zu geben und sie dabei zu beobachten wie sehr sie das kühle Wasser an heißen Tagen genießen. Sie schaufeln Wasser aus ihren Trinkbehältern auf ihr Fell oder nehmen gleich eine Dusche unter dem überlaufenden Behälter. Diese Interaktionen sorgen für ein großes Glücksgefühl in mir.
Manchmal fühle ich mich wie mitten in einer Werbung für Malaysia. Orang Utans bewegen sich nur wenige Meter von mir entfernt und Nashornvögel fliegen von Baum zu Baum und lassen dabei ihre lauten Schreie hören. Diese und zahlreiche weitere Vögel, Insekten, Reptilien, Elefanten und Riesenhörnchen lassen mich die Natur Borneos besonders wertschätzen.
Der Tagesablauf im BSBCC
Mein Tag im BSBCC beginnt um 8 Uhr. Die Tätigkeiten wechseln jeden Tag etwas ab, sodass die Pfleger nicht immer das Gleiche tun müssen. Zuerst ist entweder das Saubermachen des Bärenpools, die erste Fütterung oder das Überprüfen des Zauns der Außengehege an der Reihe.
Dann geht es an das Saubermachen der zwei Bärenhäuser oder die Essensvorbereitung in der Küche. Die Arbeit in den Bärenhäusern ist extrem schweißtreibend, da es körperliche Arbeit ist. Bevor es losgeht ist es natürlich extrem wichtig vorher sicher zu gehen, dass sich kein Bär mehr darin befindet. So süß und kuschelig sie auch aussehen mögen, es sind wilde Tiere mit gefährlichen Zähnen und Krallen. Deshalb darf auch keiner die Bären berühren! Nur die erfahrenen Bärenpfleger sorgen dafür, dass die Bären von einem Gehege zum anderen gebracht werden. Das ist recht einfach, da sie alle miteinander verbunden sind. So können wir jedes Gehege reinigen. Zuerst fegen wir die einzelnen Gehege aus, füllen die Trinkbehälter neu und reinigen Boden und Wände mit Wasser. Das Ganze mache ich mit bis zu acht Gehegen. Zwischendurch muss ich immer wieder viel Wasser trinken und mich vor einen Ventilator stellen um zu verschnaufen.
Die Arbeit in der Küche ist dagegen etwas entspannter – vor allem im Kühlraum, wenn es gilt Bananen und andere Früchte abzuwiegen. Jeden Tag gibt es einen Essensplan bestehend aus Obst, Gemüse, Reisporridge, Eiern und Mungobohnen. Je nachdem was also heute auf dem Plan steht bereiten wir das Essen zu. Wir wiegen die richtigen Mengen ab, zerkleinern oder kochen sie und teilen sie auf die einzelnen Bären auf. Dabei unterscheiden wir in Fütterungen in den Außengehegen im Wald, bei denen wir Früchte und Obst über den Zaun werfen, und Fütterungen in den Bärenhäusern, bei denen sie Reisporridge, Mungobohnen und Eier bekommen.
Sie werden jeweils zweimal innen und außen gefüttert. Die erste Fütterung findet direkt am Morgen statt, die zweite Fütterung kurz vor der Mittagspause in den Außengehegen, die dritte nach der Mittagspause ebenfalls draußen und die vierte am Abend in den Bärenhäusern. Manchmal machen wir auch Eis für die Bären, denn auch ihnen ist heiß.
Wenn wir sie draußen füttern ist es besonders schön sie beim Fressen zu beobachten, denn hier entstehen auch die besten Fotomotive. Und im Vergleich zu den Besuchern auf den Plattformen sind wir den Bären dabei ganz nah, direkt hinter dem Zaun. Am besten sind Tage an denen es Kokosnuss oder Zuckerrohr gibt. Mit ihren scharfen Zähnen und Krallen knacken sie in Windeseile die Kokosnuss um an ihr saftiges Inneres zu kommen und beim Zuckerrohr legen sie sich gerne auf den Rücken und vertilgen den Zuckerrohr auf ihren Bäuchen. Es ist einfach supersüß wie sie dabei spielerisch an ihr Essen kommen.
Bei der Fütterung besuchen uns auch immer wieder Makaken und manchmal auch Orang Utans und sie versuchen den Bären ihr Essen streitig zu machen. Meist mit Erfolg, denn die Bären interessiert das wenig, obwohl es ein Leichtes für sie wäre sich zu wehren. Kostet wahrscheinlich zu viel Energie in der Hitze des Tages. Am liebsten mögen die Bären es wenn es regnet, denn dann klettern sie in die Bäume hinauf und genießen die Abkühlung. Auch für uns ist der Regen willkommen, denn auch wir begrüßen jegliche Abkühlung.
Dann ist es Zeit für unsere Mittagspause, die wir immer im Sepilok Café verbringen, das sich zwischen BSBCC und Orang Utan Center befindet. Hier gibt es einfache, günstige Gerichte, die unsere Mägen füllen. Danach ruhen wir uns noch etwas im klimatisierten Büro aus bevor wir wieder in die Hitze hinaus treten und den Nachmittag beginnen.
Am Nachmittag beschäftigen wir uns meist mit der Herstellung von Enrichments – also der Beschäftigung der Bären, die ihr natürliches Verhalten fördern. Wir bauen mithilfe von Feuerwehrschläuchen Hängematten oder beschmieren Bambus mit Erdnussbutter oder Honig, die wir dann in die Schläuche hinein stecken. Manchmal sammeln wir Laub und verpacken dies in Säcke und reichern sie mit bei Bären beliebten Düften an um ihren Spieltrieb anzuregen. Dafür sammeln wir oft auch Bananenblätter, Gingerleafs oder auch Termitenhügel im Dschungel. Das Sammeln der Termitenhügel ist besonders anstrengend, denn es bedeutet eine Wanderung durch den dichten, schwülen Regenwald.
Das garantiert nicht nur Bäche von Schweiß, sondern auch den ein oder anderen Blutegel. Ohne Blutegel kommt keiner wieder raus und der ein oder andere findet das nicht so lustig. Mir machen Blutegel zum Glück nichts aus, dafür aber die Hitze umso mehr. So kommt es, dass ich mir bei einem Dschungeltrek glatt einen Sonnenstich hole, der mich einen ganzen Tag außer Gefecht setzt. Und das obwohl ich schon mehr als drei Liter allein während der Arbeit trinke. Die Bären bekommen dann ihre an dem Tag gefertigten Enrichments und wir beobachten wie sie diese annehmen. Einmal schmieren wir etwas Honig um eine Hängematte um Mamatai dazu zu bringen in diese hinein zu klettern, sie zieht es jedoch vor die Erdnussbutter einfach mit ihrer langen Zunge abzuschlecken ohne dass sie sich groß bewegen müsste.
Am Abend wird dann die letzte Fütterung vorbereitet und verteilt, die Trainingsgehege gesäubert oder Kokosnussschalen in den Außengehegen aufgesammelt. Das Sammeln der Kokosnussschalen ist besonders anstrengend, denn es involviert das Tragen von schweren, mit Kokosnussresten gefüllten Körben im ansteigenden Gelände.
Das alles wird mit langen Hosen, Gummistiefeln und dunkler Kleidung bewältigt. Die langen Hosen und Gummistiefel dienen dem eigenen Schutz vor den scharfen Krallen der Bären, die durchaus auch mal zwischen die Gitterstäbe der Gehege gelangen können, und die dunkle Kleidung dient dazu die Bären nicht aggressiv zu machen. Denn grelle Kleidung mögen Tiere nicht besonders – allen voran auch die Orang Utans, die regelmäßig auf dem Gelände der Bären spazieren gehen. Da die Affen hier frei sind muss man mit ihnen besonders vorsichtig sein, denn sie können sehr aggressiv werden.
Manchmal sind wir auch bei den Besuchern auf der Aussichtsplattform um mit ihnen über die Bären und die Arbeit vom BSBCC zu sprechen. Denn neben den Zielen Fürsorge, Rehabilitierung und Forschung ist auch Bildung sehr wichtig. Viele der lokalen Bevölkerung wissen nicht einmal, dass es in Malaysia Bären gibt. Oft werden die Tiere mit Hunden verwechselt oder gar als „schwarzer Panda“ identifiziert. Es tut so gut anderen von dieser vergessenen Bärenart zu erzählen, was ich auch in Deutschland immer wieder fleißig tue.
Die Menschen vom BSBCC
Mit jedem Tag lernen wir mehr über die Bären und die Arbeit mit ihnen. Mit der Zeit können wir zumindest ein paar der Bären anhand kleiner Merkmale voneinander unterscheiden, freunden uns mit dem ein oder anderen an oder lernen etwas über ihre Schicksale und Besonderheiten. Wir haben auch Bildungsvorträge bei denen wir etwas über die Bären lernen oder direkt mit Wong, dem inspirierenden Gründer des BSBCC, sprechen und alle Fragen zu den Bären, Umwelt und deren Erhaltung loswerden können. Wong widmet sein gesamtes Leben der Rettung der Malaienbären und um ihnen eine Chance zu geben ein Leben frei von Schmerz und Angst zu leben. Ich habe noch nie einen leidenschaftlicheren Menschen getroffen.
Insgesamt sind wir vier Freiwillige Helfer aus dem Ausland sowie viele weitere aus Malaysia, die im Rahmen ihres Biologie- oder Tierarztstudiums hier arbeiten. Zusammen mit Barbara aus Australien, Poh-Sim aus Kuala Lumpur und Luisa aus England wohne ich etwa 10 Minuten Fahrt vom BSBCC entfernt im Panganakan mitten im Dschungel. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir keine Klimaanlage haben, sondern nur etwas nutzlose Ventilatoren. Wir bekommen jeden Tag ein Budget für Essen, das wir mittags im Sepilok Café und Abends entweder im Restaurant im Paganakan oder beim Einkaufen und Selbstkochen ausgeben.
Nach einigen Tagen malaysischer Küche ist zumindest mir unbedingt danach mal etwas anderes zu kochen oder sogar in die Stadt zu fahren um einen unbändigen Heißhunger auf Pizza zu stillen. In diesen zwei Wochen haben wir zwei Tage frei, die ich dafür nutze zum nächst gelegenen Tauchplatz zu fahren: Lahad Datu. Mir ist dringend nach Wasser und Abkühlung. Bis nach Semporna reichen diese zwei Tage leider nicht. Die anderen verbringen ihre freien Tage einfach mit Entspannen vor Ort, Besuchen der Stadt oder des Orang Utan Centers.
Jedem von uns ist ein Betreuer zur Seite gestellt, an den wir uns wenden können. Allerdings kann man jeden der leidenschaftlichen Bärenpfleger jederzeit alles fragen. Wir alle arbeiten gemeinsam für ein höheres Ziel. Sumira, unsere Betreuerin vom Freiwilligenprogramm „Ape Malaysia“, erklärt uns alles geduldig und ist immer für uns da. Wir werden sogar auf ihren Hochzeitsempfang eingeladen.
Eine Malaysische Hochzeit
Eine Malaysische Hochzeit ist von einer europäischen sehr verschieden. Nach der offiziellen Zeremonie gibt es einen sogenannten Hochzeitsempfang. Die Feier selbst haben Sumira und ihr Mann Edswann bereits hinter sich, im Haus seiner Familie in Semporna. Der Empfang für Sumiras Familie und Freunde findet hier in einem Kulturzentrum in Sandakan statt. In einer großen Halle kommen viele Menschen zusammen – und ihre Freunde vom BSBCC, die größtenteils chinesischer Abstammung sind. Sumira ist Muslima und hat somit eine ganz andere Hochzeit als solche die auch die chinesischen Kollegen gewohnt sind. Sie wirken ebenso unsicher wie wir was zu tun ist.
Braut und Bräutigam werden extrem heraus geputzt. Unter all dem Make Up, Schmuck und den Kontaktlinsen kann man Sumira kaum noch erkennen. Für beide heißt es den ganzen Abend auf der Bühne auf einer Art Thron sitzen, der üppig mit Blumen dekoriert ist. Während dessen fröhnen die Gäste dem Essen, das aus typisch malaysischen Gerichten besteht: Vorrangig Reis, Curry, Durian, getrockneter Fisch und Huhn. Dazwischen finden sich ein paar Katzen ein, die sich an den Resten sattessen. Außerdem wird aus dem Koran vorgelesen und gesungen. Getanzt wird nicht, es könnte höchstens eine Vorführung einer Tanzgruppe geben. Die Gäste gratulieren ihnen dann nacheinander und machen Fotos zusammen. Irgendwie ist das Ganze sehr ernsthaft und wenig fröhlich, zumal das Brautpaar die Ganze Zeit getrennt von seinen Gästen sitzt. Es soll ihnen jedoch vor allem eine Art königliches Gefühl geben und ich denke das Ziel wird mit ihrer Art zu feiern erreicht.
Während das Brautpaar mit reichhaltig verzierten Gewändern extrem gut aussieht ist es für die Gäste nicht notwendig sich ebenfalls malaysisch zu kleiden. Trotzdem sollte man auf eine gute Kleidung achten und somit gilt auch für uns: Bedecken der Schultern und Knie. Auffällig ist auch, dass die Frauen eher prachtvolle Gewänder tragen während die Männer mit normaler Alltagskleidung durchkommen.
Eine Sache erinnert uns dann doch sehr an euroäpische Hochzeiten: Es gibt eine Hochzeitstorte, die unter großen Gelächter gemeinsam angeschnitten wird und auch Brautjungfern gibt es, die stets an der Braut herumzupfen und dafür sorgen, dass alles seinen rechten Gang geht.
Insgesamt ist es eine großartige Erfahrung, die uns der einheimischen Kultur und dem Essen näher gebracht hat. Es ist eins dieser Erlebnisse die man erleben kann wenn man länger an einem Ort bleibt und Freundschaft mit den Einheimischen schließen kann.
Der Rehabilitierungsprozess der Bären im BSBCC
Jeder neue Bär, der in das BSBCC kommt, hat seine eigene herz zerreißende Geschichte und sein eigenes Trauma. Oft sind sie in schlechtem Zustand, sowohl körperlich als auch psychisch. So kommen sie zuerst in die Quarantäne, die nur wenigen Bärenpflegern zugänglich ist um den menschlichen Kontakt zu minimieren. Sie werden einem Gesundheitscheck unterzogen. Wenn alles passt dürfen die jungen Bären ihre ersten Spaziergänge im Wald machen bei denen nur bestimmte Betreuungspersonen des entsprechenden Bärens dabei sein kann, einer davon seine Leihmutter. So manches Mal können wir aus der Küche aus beobachten wie sie gerade den zu der Zeit gerade mal vier Monate alten winzigen Logan spazieren am Bärenhaus vorbei gehen.
Er lernt im Wald dann auf Bäume zu klettern, nach Termiten zu suchen oder in Pfützen zu plantschen. Einfach ein Bär zu sein! Denn wie kann man einem Bären beibringen ein Bär zu sein, der niemals in der Wildnis gelebt hat oder nie eine Mutter hatte, die es ihm zeigte? Die Betreuer von Logan zeigen ihm wie man auf Bäume klettern und motivieren ihn es nachzumachen. Das klappt wohl schon ganz gut, nur am Herunterkommen muss er noch arbeiten. Leider hat Logan eine verstümmelte Pfote, die wahrscheinlich bei der Jagd auf ihn und seine Mutter entstand. Mittlerweile gibt es einen zweiten Jungbären im gleichen Alter und beide gehen gemeinsam spazieren und entdecken die Welt des Waldes, ihre Welt.
Der nächste Schritt ist die Sozialisierung. In der Wildnis sind die Bären Einzelgänger, aber so können sie voneinander lernen. Sie bekommen ein Gehege im Bärenhaus und lernen Schritt für Schritt die anderen Bären kennen. Sie dürfen dann in die Trainingsgehege, die sich direkt hinter dem Bärenhaus befinden um sich langsam an den Wald und den Elektrozaun zu gewöhnen. Wenn das alles gut funktioniert dürfen sie in das von Besuchern einsehbare Außengehege, das mit dichter natürlicher Vegetation und großen Bäumen bewachsen ist. Hier können sie ihrem natürlichen Verhalten nachgehen: Nach Nsocialiahrung suchen, auf Bäume klettern, Baumnester bauen, spielen und ausruhen.
Sie können dann nachts zurück in das Bärenhaus kommen. Ein Bär, der nachts nicht mehr zurück kommt beweist damit, dass er alleine Futter finden kann und sich ein Nest für die Nacht bauen kann. Somit sind sie Kandidaten für eine Freilassung im Tabin Wildlife Reservat, einem der größten Schutzgebiete in Borneo. Vier der Bären konnten bisher erfolgreich rehabilitiert und in die Wildnis entlassen werden in die sie gehören. Diese Bären werden mit einem GPS Halsband versehen, das Daten zu Standort, Temperatur, Aktivität und Höhe liefern. Oft geht dieses Halsband aber verloren und der Verbleib des Bären ist unklar.
Warum sind die Bären eigentlich so wichtig?
Das natürliche Verhalten der Malaienbären trägt zur Gesundheit des Waldes bei. Sie helfen dabei Samen zu verbeiten und Termitenpopulationen klein zu halten um die tropischen Bäume zu schützen. In der Erde graben sie nach kleinsten Insekten, was den Nährstoffkreislauf des Bodens ankurbelt. Wenn die Bären Baumstämme öffnen, schaffen sie somit Nestmöglichkeiten für andere Tiere wie Nashornvögel oder Flughörnchen.
Fazit
Die Bären werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und aus fremden Menschen wurden Freunde. Obwohl die Arbeit anstrengend und schweißtreibend war vermisse ich immer wieder diese Tage an denen ich bei den Bären war. Es war mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich Volunteering beim BSBCC gemacht habe. Besucht das BSBCC bei eurem Besuch in Borneo und erzählt jedem von diesen vergessenen Bären und ihren Problemen. Und wenn ihr selbst Interesse am Volunteeringprogramm beim BSBCC habt, dann schaut auf der Website vorbei.
“Only if we understand, can we care. Only if we care, we will help. Only if we help, we shall be saved.”
Jane Goodall
FAKTEN ZUM MALAIENBÄREN
Helarctos malayanus / Ursus malayanus
Der Malaienbär ist der kleinste und unbekannteste aller acht Bärenarten. Er lebt in den tropischen Regenwäldern Südostasiens überwiegend auf Bäumen, hat einen guten Geruchssinn, aber schlechte Augen. Besonders ist seine halbmondförmige, weißlich-gelbliche Brustmarkierung in seinem schwarzen kurzen Fell. Diese ist bei jedem Bären anders, ähnlich wie ein Fingerabdruck. Seine 20–25cm lange Zunge eignet sich hervorragend um an Termiten und andere Insekten heran zu kommen. Dabei helfen ihm auch seine großen, gebogenen, spitzen Krallen.
• Alter: bis zu 25 Jahren, in Gefangenschaft 30 Jahre
• IUCN: Rote Liste Gefährdeter Arten
• Aussehen: Kurzes, schwarzes Fell, Halbmondförmige, weißlich-gelbliche Brustmarkierung, Helle Schnauze, Lange Zunge: 20–25cm, Kleine, runde Ohren, Große, gebogene, spitze Krallen, Nackte Sohlen der Tatzen
• Größe: 120–150 cm, Schulterhöhe: 70cm
• Gewicht: 30–70kg
• Nahrung: Kokosnüsse, Insekten, Maden, Honig, Früchte wie Feigen, Durian, Avocado und Bananen