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Argentinen: Das Ende der Welt in Feuerland

 

El Fin del Mundo – das Ende der Welt wird die kleine Stadt Ushuaia ganz in Feuerland, im Süden Argentiniens, genannt. Das echte Ende der Welt ist das Kap Hoorn, das zu Chile gehört. Hier treffen die Anden auf den südlichen Ozean. Ushuaia hat einiges auch abseits des Antarktistourismus zu bieten: Gletscher, Lagunen, Nationalparks, raue Berge, viele Wandermöglichkeiten, aber auch Museen für die vielen Regentage.

Wir fliegen von Buenos Aires weiter nach Ushuaia. Denn von hier wird in ein paar Tagen unser Schiff in die Antarktis starten. Der Flughafen in Ushuaia liegt auf einer Halbinsel. Wir sehen auf den Beagle Kanal hinab, sehen die Stadt am Meer, hinter ihr schneebedeckte Berge. Es regnet den ganzen Tag so vor sich hin, der Himmel ist grau. Im Hotel legen wir uns gleich ins Bett und schlafen, da wir letzte Nacht nicht allzu viel davon bekommen haben. Die drei Flaschen Wein zum Abendessen mögen Schuld gewesen sein.

Erst die nächsten Tage erkunden wir Ushuaia und die Umgebung – tatsächlich auch mal im Sonnenschein. Selten habe ich so ein schönes Gebiet direkt am Flughafen gesehen – Kieselstrände mit Bergpanoramen im Hintergrund. Wer also Zeit totzuschlagen hat vor seinem Flug, dem sei an Spaziergang ans Meer ans Herz gelegt. Der Hafen liegt direkt am Beagle Kanal, der uns ein paar Tage später in die Antarktis geleiten soll. Schon hier gibt es kleine Pinguine – Magellanpinguine – die man auch hin und wieder vom Ufer in Ushuaia neben vielen Seevögeln ausmachen kann.

Der Martial Gletscher

Wir schlafen aus und gehen dann ins Stadtzentrum. Mit einem Taxi fahren wir zu einem Skilift oben auf dem Berg hinter der Stadt. Von hier wollen wir zum Glacier Martial hinauf wandern. Zuerst wandern wir die schottrige Piste hinauf. Neben ihr wachsen niedrige Bäume. Über eine Brücke queren wir einen kleinen Bach, der vom Gletscher herunterfließt. Damit überschreiten wir auch die Baumgrenze, die hier nur auf wenigen hundert Metern liegt. Der Weg führt an der Gletschermoräne entlang und es wird bald ziemlich kalt. Es fängt sogar an ein wenig zu schneien.

Der Weg wird steiler und führt zu einem kleinen Hügel auf dem er endet. Wir gehen noch ein Stück weiter am Rand eines Schneefelds hinauf, kehren dann aber bald wieder um. Von oben können wir auf Ushuaia und das Meer hinunter blicken. Nach der Brücke gehen wir diesmal nicht auf der Piste zurück sondern unter dem Lift. Der Weg ist nicht gerade gut und wir stapfen durch Matsch und rutschen ein paar Hänge hinunter. Bald erreichen wir jedoch das Teehaus am Ende des Lifts und kehren ein. Das Teehaus könnte aus einem Film sein, alles ist pink und verziert. Die heiße Schokolade ist aber nicht so toll. Mit einem Taxi fahren wir in die Stadt zurück.

Geburtstag mit Ponyreiten

Heute ist mein Geburtstag. Der Himmel ist noch immer bewölkt, aber es regnet nicht. Ein Taxi holt uns ab und bringt uns zu einer Pferderanch am Stadtrand von Ushuaia. Wir haben uns dick eingepackt, da es ziemlich frisch ist. Wir bekommen unsere Reithelme und gehen zu den Pferden. Dabei kommen wir an ein paar süßen Hundewelpen vorbei. Die Ponys sind in Vergleich zu denen in der Mongolei ziemlich groß und man sitzt ziemlich weit oben, das ist Alex erstmal gar nicht geheuer. Wir reiten los und verlassen die Ranch. Mit uns kommen zwei Hunde. Wir queren einen Fluss und folgen dann einem Pfad einen Hang entlang. Das Gelände ist anspruchsvoller als in der Mongolei. Dann kommen wir wieder in einen Stadtteil. Zwei Hunde bellen laut aus einem Grundstück laut die Pferde an, aber sie bleiben vorbildlich ruhig. Wir reiten ein Stück die Straße entlang und verlassen die Stadt wieder.

Wir sehen einen Karakara, ein Geierfalke, in einem Baum sitzen und reiten unter ihm hindurch einen Pfad hinunter. Er führt zum Meer hinunter und wir reiten durch hohe Büsche. Dabei sehen wir andere Pferde, die hier wild grasen. Am schwarzen Strand trennt sich die Gruppe. Die einen reiten zurück, wir reiten im Sechserteam weiter am Strand entlang. Wir reiten in Ufernähe durch hügeliges Gelände, das mit Büschen bewachsen ist. Der schmale Pfad ist ziemlich matschig. Er führt Richtung Tierra del Fuego Nationalpark.

Wir kommen in einem Wald und die Pferde müssen oft über Äste steigen und wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht den Kopf stoßen. Es geht über Stock und Stein und gerade auf den felsigen Partien rutschen die Pferde ein wenig. Wir kommen wieder zum Ufer zurück und reiten durch den weichen, schwarzen Strand. Vor uns sehen wir eine große Halbinsel auf der eine große Pferdeherde herum galoppiert. Kurz vor der Halbinsel machen wir Rast. Dahinter beginnt der Nationalpark.

Wir trinken Tee und erfahren, dass Alex Pferd ein Filmstar ist. Es hat im Film „The Revenant“ mit Leonardo diCaprio mitgespielt. Es ist am Ende als Indianerpferd zu sehen, wo DiCaprios Verbündeter skalpiert wird. Das Wetter hat bisher ausgehalten und bis ein paar Tropfen hat es nicht geregnet. Wir reiten zurück. Alex fällt immer etwas zurück. Wir traben am Strand entlang, Alex auch und dann verfällt sein Pferd in einen Galopp bis es uns erreicht. Das war ziemlich spannend für Alex, aber er hat sich auf dem Pferd gehalten.

Wir reiten den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind. Bald kommen wir zu der Stelle zurück, wo wir uns von den anderen getrennt haben. Anstatt wieder den Weg hochzureiten, reiten wir am Strand weiter. Wir kommen zu einem Steg, der ins Meer reicht. Anstatt an ihm vorbei reiten wir im Meer unter ihm hindurch. Das Wasser ist tief und wir müssen die Füße etwas hochnehmen. Wir reiten wieder Richtung Ranch zurück. Vor der Ranch kommen wir wieder zu dem kleinen Fluss. Diesmal reiten wir aber durch ihn hindurch. Auf der Ranch schauen wir uns noch ein wenig die Hundewelpen an und fahren dann mit einem Taxi in die Stadt zurück. In der Stadt gehen wir noch lecker essen und dann ins Hotel zurück.

Gletscherlagune Esmeralda
Heute hat es mal schönes Wetter und die Sonne scheint. Wir wollen daher zum wandern. Mit einem Bus fahren wir ins Hinterland. Die Busse fahren alle neben der Touristeninformation zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten für der Lagune und dem Tierra del Fuego Nationalpark. Unser Ziel ist der Lake Esmeralda. Als wir ankommen, folgen wir einem Pfad in den Wald hinein. Bis zur Lagune sind es nicht ganz 5km. Der Weg ist ziemlich matschig, kein Wunder bei dem vielen Regen hier. Nach einiger Zeit kommen wir auf eine Lichtung. Bieber haben hier einen Bach zu einem See angestaut. Wir sehen ihre großen Holzdämme, einen Bieber sehen wir aber nicht. Wir gehen weiter und kommen wieder in einen Wald. Der Weg ist nun steiler.

Als wir aus dem Wald kommen, sehen wir die Berge vor uns. Leider liegen sie in den Wolken und vom Gletscher ist kaum was zu sehen. Wir gehen weiter und müssen ein mooriges Feld überqueren. Es ist gar nicht so einfach vor lauter Pfützen den Weg zu finden. Dann geht es ein Stück bergauf und wir stehen vor der türkisen Lagune. Leider hängen die Wolken genau hier zwischen den Bergen. Blickt man zur Küste ist es schön, falsche Wahl des Ausflugsziels für heute. Wir machen Fotos und beobachten die kleinen Vögel. Dann folgen wir einen Pfad um die Lagune herum. Auf der anderen Seite des Sees werden wir von ein paar Gänsen begrüßt. Wir gehen auf der anderen Seite zurück, wobei wir über ein paar Bäume klettern müssen. Wir machen uns auf den Rückweg. Wieder auf der Straße nehmen wir den Bus in die Stadt zurück.

Museum Maritimo

Bekannt ist Ushuaia auch für das von 1920 bis 1947 unterhaltene Gefängnis “Presidio Nacional”.  Das Museum Maritimo ist teilweise in diesem alten Gefängnis untergebracht. Zum anderen gibt es ein Museum der Schifffahrt der Region und eines der Geschichte der Antarktisexpeditionen, die vielfach von Ushuaia aus starteten.

Im Eingangsbereich sind Modelle von Schiffen ausgestellt, die bei der Besiedlung des Landes und bei antarktischen Forschungsreisen eingesetzt wurden. Ein kleiner Teil des Museums beschäftigt sich auch mit den indigenen Völker Feuerlands, den Yamana Indianern. Sie trugen keine Kleidung und waren allgemein nicht sehr fortschrittlich, was Darwin zu der Aussage verleitet haben soll hier vielleicht den „Missing Link“ gefunden zu haben, was natürlich nicht gerechtfertigt war. Als die ersten Siedler ankamen, starben sie und die weiteren indigenen Völker in Feuerland bald an den eingeschleppten Krankheiten aus.

Interessanterweise trug die Tatsache, dass sie sich an Kleidung gewöhnten, zur Ausbreitung der Epidemie bei. Da sie keine Möglichkeiten hatten um die Kleidung trocken zu halten, war das natürliche Öl der Haut ein besserer Schutz als klatschnasse Tierfelle. Auch die sesshafte Lebenweise und der Wechsel der Ernährungsweise – von vorrangig tierischen Fetten zu pflanzlichen Produkten – verschärfte den schlechten Gesundheitszustand der Überlebenden. 1911 gab es nur noch rund 100 Yamana. Ihre Lebensgrundlage blieb weiterhin der Fischfang und das Fischen von Königskrabben. Mit dem Aufkommen der Schnellsegler und der Waljagd Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu regelmäßigen Kontakten zwischen den Europäern und den Yámana.

Vier Yamana wurden von Parker King und Robert FitzRoy, die in der berühmten HMS Beagle nach Feuerland reisten, nach England verschleppt. Drei davon kehrten nach Feuerland zurück, in der Expedition in der auch Charles Darwin dabei war. Die Yamana waren Seenomaden, die entlang des Beagle Kanals und der benachbarten Kanäle umherzogen. Lebensmittelpunkt für sie was das Kanu, in denen sie ihren gesamten Besitz und die Feuerstelle von einem Ort zum anderen transportiert wurde. An Land lebten die Yamana in niedrigen Hütten, die aus Baumästen gefertigt wurden. Männer waren verantwortlich für die Jagd, die Frauen tauchten nach Muscheln und Krebsen in dem anarktischen Wasser.

Museum del Presidio

Wir betreten nun den Gefängnistrakt. In den kleinen Zellen sitzen Puppen die Gefangene darstellen und ihre Geschichten werden erzählt. Ein kleiner Mann mit abstehenden Ohren scheint ein besonders übler Bursche gewesen zu sein. Ihm wurden in einer Operation die Ohren begradigt, weil man vermutete, dass seine großen Segelohren die Ursache für seine Gewalttätigkeit waren. Cayetano Santos Godino war ein argentinischer Serienmörder, der Buenos Aires im frühen 20. Jahrhundert terrorisierte. Er war erst 16 Jahre alt als er verantwortlich für den Mord an vier Kindern, für versuchten Mord an sieben anderen Kindern und Brandstiftung bei sieben Gebäuden gemacht wurde.

Es gibt mehrere Gänge in dem zweistöckigen sternförmigen Gebäude. In einem wird die Geschichte der Entstehung Ushuaias dargestellt, die als Gefangenenkolonie begann. Im Januar 1896 erreichten die ersten vierzehn Sträflinge Ushuaia. Mit deren Hilfe entstand das Gefängnis für rückfällige Straftäter, das zuerst provisorisch aus Holz- und Blechhütten errichtet wurde. Die Idee war mit Sträflingen zu kolonialisieren. Daher wurden zur gleichen Zeit elf Männer und neun Frauen dort hinverlegt. Alle waren ehemalige Sträflinge, die erneut straffällig geworden waren und freiwillig nach Ushuaia gingen.

Zuerst wurde das Gefängnis auf einer Insel gebaut, später nach Ushuaia verlegt. Damals bestand Ushuaia aus wenig mehr als 40 Häusern. Über die Jahre hinweg wurden Schwerverbrecher in diesem Gefängnis untergebracht, viele von ihnen zu langen Haftstrafen oder lebenslang verurteilt. Mit den Werkstätten wurden die Bedürfnisse des Gefängnisses befriedigt und sie dienten der ganzen Stadt Ushuaia. Dazu gehörten die erste Druckerei, eine Telefonzentrale, ein erstes Elektrizitätswerk, die Feuerwehr, usw. Außerhalb des Gefängnisses wurden die Häftlinge für Arbeiten wie dem Bau von Straßen, Brücken und Gebäuden, sowie die Abholzung der Wälder eingesetzt.

In einem anderen Gang wird die Eroberung der Antarktis dargestellt. Auch einige Expeditionen werden vorgestellt – Scott, Amundsen, Shackleton – sie alle sind dabei. Ein großer Raum widmet sich den Tieren der Antarktis. Eine gute Vorbereitung für unseren Antarktistrip, der morgen starten wird.


FAKTEN ZU DEN TOUREN
Wanderung zum Gletscher Martial (850m)

Gehzeit: 2h
Höhenmeter: 600 hm
Ausgangspunkt: Talstation des Skilifts hinter Ushuaia
Schwierigkeit: T1

Wanderung zur Laguna Esmeralda (400m)
Gehzeit: 3h
Höhenmeter: 200hm
Ausgangspunkt: Parkplatz an der Ruta 3, 17km nordöstlich von Ushuaia
Schwierigkeit: T1

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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