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Argentinien: Gletscher und Granittürme im windgepeitschten Patagonien

Patagonien, das sind majestätische Gletscher und Berge. Die Natur hier ist wild, unwirtlich und wunderschön. Es gibt viel Platz zwischen den klaren Flüssen, staubigen Kleinstädten und zerklüfteten Gipfeln, denn dort gibt es nur die Einsamkeit der Steppe. Wenn man an Patagonien denkt, denkt man unweigerlich an die ikonischen Granittürme von Fitz Roy und Cerro Torre sowie die Gletscherwände des gewaltigen Perito Moreno Gletschers. Tatsächlich kann einem beim Anblick dieser Wahrzeichen schon mal die Kinnlade herunterklappen.

Wir fliegen nach unserem Antarktis-Abenteuer von Ushuaia nach El Calafate. Bei der Landung können wir schon die Granitfelsen und Gletscher der Anden sehen. Sonst sieht der Boden fast wüstenartig aus. Wir fahren mit dem Taxi ins Hostel in El Calafate. Dort treffen wir auf einen meiner besten Freunde, der uns in Argentinien besucht. Im Hostel gibt es Asado mit Steak, Würsteln und einem Salat- und Gemüsebuffet. Die Steaks sind die besten, die ich je in Argentinien gegessen habe.

 

 

Eisgewalten am Perito Moreno Gletschers

Der Perito Moreno Gletscher ist 30km lang, 5km breit und 60m hoch. Jeden Tag wächst er bis zu zwei Meter, was dazu führt, dass regelmäßig hausgroße Eisbrocken von ihm donnernd ins Wasser krachen. Wir nehmen um 8:30 Uhr den Bus zum Perito Moreno Gletscher, der uns direkt vom Hostel abholt. Auf der Fahrt in den Nationalpark Los Glaciares fahren wir am Lago Argentino entlang, dem größte See des Landes. Wir sehen die Berge, Gletscher und auch einen Regenbogen. Der Himmel ist ziemlich bewölkt und es ist windig. Ab und zu regnet es auch leicht. Am Gletscher angekommen spazieren wir dort am See entlang. Wir gehen über Gitterwege und sehen Eisschollen im See schwimmen. Schon bevor wir es sehen können, hören wir das Eis vom Gletscher in den See fallen.

Ein Boot bringt uns näher an den Gletscher heran von dem immer wieder große Brocken Eis in den See stürzen. Diese werden von der starken Strömung mitgerissen und ein paar Sekunden später scheint es als sei nichts passiert. Vor dem Gletscher sind große Wirbel im Wasser zu sehen.

Langsam scheint auch die Sonne durch die Wolken hindurch und taucht den Gletscher in ein sattes Weiß. Von oben sieht man die tiefen Furchen und Spalten, die den Gletscher durchziehen. Immer wieder sehen und hören wir große Eisbrocken ins Wasser fallen. Am beeindruckendsten ist ein riesiger Eisturm, etwa in Hochhausgröße, der mit einem lauten Knall ins Wasser kippt. Immer wieder schauen wir zum Gletscher um keinen der Eisstürze zu verpassen.

Bald sehen wir die senkrechte 50-70m hohe Gletscherwand. Wir gehen weiter und sehen immer wieder kleine bis riesige Eisbrocken in den See fallen. Wir kommen zu einer der Aussichtsplattformen und sehen einen großen eisigen Torbogen, der sich vom Gletscher über den See zum Festland streckt. Unter ihm fließen Wassermassen von einem See in den anderen. Wir laufen noch bis zur nächsten Plattform um einen besseren Blick zu haben. Immer wieder brechen große Eisbrocken ab und fallen in das brodelnde Wasser und wir ahnen, dass der Eistorbogen bald zusammenbricht, tatsächlich geht es aber sehr schnell.

Nach nur wenigen Minuten bricht der ganze Bogen in einem lauten Wumms zusammen – eine Explosion aus Eis und Wasser. Da haben wir ganz schön Glück gehabt ungeplant und genau im richtigen Moment hier zu sein. Wie viel Glück werden wir erst tags darauf erfahren. Der Zusammenbruch passiert nur alle 10 Jahre mal und sogar in Deutschland war davon in den Nachrichten zu hören. Ich habe schon viele Gletscher in meinem Leben gesehen, aber zu erleben wie mehr als hausgroße Eisbrocken hinabstürzen ist wahnsinnig beeindruckend. Selten habe ich die Macht der Natur so stark verspürt wie an diesem Ort.

Dann müssen wir aber doch zurück um unseren Bus nicht zu verpassen. In einem bunten Café zurück in El Calafate trinken wir den traditionellen Matetee aus Kürbisbechern. Mate ist mehr als nur Tee, er ist eine Lebenseinstellung. Getrunken wird er obsessiv in Argentinien und Uruguay und stets in den traditionellen Matebechern mit Strohhalm. Eine Thermoskanne heißes Wasser ist im Standardreportoire eines jeden Argentiniers zu finden.

Die ikonischen Granittürme Fitz Roy und Cerro Torre

Da unser Besuch aus Deutschland zeitlich stark eingegrenzt ist, haben wir beschlossen die Tour zum Fitz Roy Massiv auf einen Tag durchzuziehen, was ich nur denjenigen empfehlen kann, die keine großen Wanderfreunde sind, denn hier lassen sich ohne weiteres Tage verbringen.

Um 7:30 Uhr geht unser Bus nach El Chalten. Nach guten zwei Stunden Fahrt sehen wir zum ersten Mal den Fitz Roy und den Cerro Torre am Horizont, der Grund unseres Kommens. Das Wetter ist super und das nicht nur für patagonische Verhältnisse. Eine Stunde später stehen wir am Eingang des Nationalparks und bald darauf in El Chalten. El Chalten ist sowas wie die Wanderhauptstadt Argentiniens. Nachdem wir uns ein paar Infos geholt haben, gehen wir durch die kleine Stadt zum Ausgangspunkt unserer Tour. Da wir beide Berge – Fitz Roy und Cerro Torre – sehen und unseren Bus zurück nicht verpassen wollen, haben wir uns auf zwei kurze anstatt einer langen Tour geeinigt. Die beiden Berge sind von der Stadt aus gut zu sehen, verschwinden aber hinter einem kleinen Berg als wir uns nähern.

Lago Capri

Am Ende der Stadt führt ein staubiger Weg den Berg hinauf und umrundet ihn. Die Vegetation wechselt zwischen dünnen Wäldchen und Weiden mit niedrigen Dornenbüschen ab. An einem Aussichtspunkt halten wir und überblicken ein weites Flusstal, dass durch die Berge fließt. Nach 1,5 Stunden erreichen wir unser Ziel, den Lago Capri. Über ihm thront der massive Felsaufbau des Fitz Roy. Steil ragen seine Granitflanken in den blauen Himmel empor. Am Fuß des Granitbaus ziehen sich zerfruchte Gletscher herab. Fazit: absolut unbesteigbar. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen, denn außer uns sind noch viele andere Wanderer hier. Als wir uns ausreichend am Anblick des Granitmassivs ergötzt haben, machen wir uns auf den Rückweg. Dabei können wir ein paar Kondore über die Felsen gleiten sehen.

Mirador Torre

Es dauert nicht lange, dann sind wir am Ausangspunkt unserer Tour und machen uns auf den Weg durch die Stadt zu unserer zweiten Tour. Es geht nochmal durch ein Wäldchen bergauf und vorbei an verbrannten Überresten eines Baums, der heute wie eine Skulptur seine verkohlten Äste traurig mahnend in den Himmel streckt. Wie in allen Parks in Patagonien ist offenes Feuer verboten, denn durch die starken Winde geraten Feuer sofort außer Kontrolle. Nach etwa einer Stunde stehen wir am Aussichtspunkt des Cerro Torre, dem Mirador Torre. Die steile 3.133m hohe Felsnadel ist nur den besten Kletterern vorbehalten und sieht fast schon unnatürlich aus. Wie wenn man ein Streichholz in den Boden gesteckt hätte. Reinhold Messner nennt diesen Berg „Schrei aus Stein“. Um beide Berge, den Cerro Torre und den Fitz Roy, ranken sich viele Bergsteigerschicksale – Erfolge, meist Scheitern – vor allem, weil hier beinah senkrechte glatte, teilweise vereiste Wände, extreme Winde und schnelle Wetterwechsel aufeinander treffen.

Auch hier machen wir wieder Brotzeit. Auf dem Rückweg nach El Chalten nehmen wir ab Mitte einen anderen Weg und kommen noch an einem Canyon vorbei. Dabei können wir am Wegesrand einen schwarzen Specht mit rotem Kopf beobachten. Am Abend geht es wieder zurück nach El Calafate.

Ein Tag in El Calafate: Flamingos, Gauchos und Kuchen

Nach den letzten Tagen frühen Aufstehens lassen wir es heute mal langsamer angehen und verbringen den Tag in El Calafate, denn auch die Stadt selbst hat Sehenswertes zu bieten. Wir gehen zum Lago Argentino hinunter, denn dort gibt es direkt am Rande der Stadt ein kleines Natur Reservat. Laut Reiseführer soll es hier Flamingos geben. Allerdings befinden sich derzeit keine Flamingos im Reservat. Etwas weiter unterhalb im See sind sie aber zu finden. Wir gehen am Ufer entlang und beobachten die Vögel im See. Die kleine Lagune des Natur Reservats ist mit Schilf bewachsen und voll mit Tieren. Es gibt Enten, Schwäne und auch Greifvögel. Wir sehen ihnen zu und gehen weiter am Ufer entlang. Immer mal wieder begleitet uns ein freundlicher Hund auf unserem Weg. Wir sehen ein paar pinke Flecken auf einer kleinen Insel im See – Flamingos! Allerdings sind sie ziemlich weit weg. Ein Gaucho treibt vier Pferde zusammen, die auf einer der Inseln im See stehen. Dabei muss er durch tiefes Wasser reiten. Auch einen Hund hat er dabei, der die kleine Pferdeherde zusamenhält. Wir kommen an der Ranch des Gauchos vorbei auf der weitere Pferde stehen.

Es ist schon früher Nachmittag und wir gehen in die Stadt zurück um zu essen. Wir entscheiden uns für Kuchen. Die Stücke im Schaufenster sehen sehr verfüherisch aus und sind auch ziemlich groß. Am Ende haben wir alle zu kämpfen sie aufzuessen. Wir gehen in das Stadtzentrum zurück und landen wieder in dem Café mit den bunten Stühlen. Anstatt Mate trinken wir heute aber Craft Bier. Den letzten gemeinsamen Abend mit unserem Besuch lassen wir wieder bei BBQ und Wein im Hostel ausklingen.


FAKTEN ZU DEN TOUREN IN EL CHALTEN
Wanderung zur Laguna Capri (750m)
Gehzeit: 2,5h (hin und zurück)
Höhenmeter: 380 hm
Distanz: 8km
Ausgangspunkt: Nördliches Ende von El Chalten
Schwierigkeit: T1 – Wandern

Wanderung zum Mirador del Cerro Torre (600m)
Gehzeit: 1,5h (hin und zurück)
Höhenmeter: 100 hm
Distanz: 10km
Ausgangspunkt: El Chalten
Schwierigkeit: T1 – Wandern


EMPFEHLUNGEN IN EL CALAFATE

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HOSTEL
America del Sur
Urgemütliches Hostel mit Blick auf den Lago Argentino und die umliegenden Berge. Die MItarbeiter sind hilfreich und sympathisch und offeriert ein großes Tourenangebot in die Sehenswürdigkeit der Umgebung. Täglich gibt es fantastisches BBQ, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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BAR
Borges y Alvarez Libro-Bar

Mitten in der Innenstadt befindet sich diese schöne Bar, die traditionell servierten Mate und Craftbier anbietet. Schöner bunter Außenbereich, gemütliche Bücherbar im Inneren. Leider etwas teuer, aber wunderschön. Mehr für Getränke zu empfehlen als für Essen.

CAFÉ
Panaderia y Confiteria Don Luis
Der beste Kuchen der Stadt zu angemessenen Preisen!

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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