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Norwegen: Blaues Eis in Folgefonna

Der Folgefonna Nationalpark ist bedeckt von 168km2 Eis, das bis zu 400m dick ist. Wir begeben uns auf eine Gletscherwanderung über das dicke weiße Eis, das sich in zahlreichen Spalten auffächert und Eishöhlen bereit hält.

Wir stehen früh auf um den Bus um 7:30 Uhr nach Jondal zu nehmen. In Utne steigen wir um, das ein großes Apfelanbaugebiet ist. Viel der schönen Küstenstrecke verschlagen wir allerdings einfach. Von halb zehn kommen wir in Jondal auf der anderen Seite des Gletschers an. Im Sommer gibt es auch Touren von Odda auf den Gletscher, aber jetzt ist die Seite schon zu sehr abgeschmolzen. In Jondal holt uns der gut gelaunte Øven ab und bringt uns über den von ihm genannten „Folgefonna Highway“ hinauf zum Ausläufer des Gletschers.

Wir unterhalten uns währen der Fahrt viel. Er arbeitet als Freelancer und macht sowohl Gletscherführungen als auch Kletterkurse und Lawinenkurse im Winter. Er wohnt in Stavanger und reist viel herum zu seinen Jobs, die zumindest im Sommer in Hülle und Fülle vorhanden sind. Er erzählt uns, dass Gletscherwanderungen in Norwegen anders betrieben werden als in Deutschland/Österreich. Hier gehen wir über einen Gletscher um zu einem Gipfel zu kommen, in Norwegen geht man einfach über den Gletscher. Diese sind aber auch deutlich flacher und durch die geringe Höhe blank liegend und spaltenreich.

Die Sonne strahlt, was wohl sehr selten für diese Gegend ist, die zweimal soviel Regen wie „rainy Bergen“ abbekommt. Wir haben also viel Glück! Die Gegend rund um Folgefonna ist wunderschön, überall sind kleine Seen und viele Felsen.

Auf dem Folgefonna Gletscher

Nachdem die Ausrüstung von Eispickeln, Steigeisen und Helmen verteilt ist, werden wir in die Seilschaft eingebunden. Wir gehen in einer 11er Seilschaft mit Øven, der sich tierisch über die guten Bedingungen freut. Zitat Øven: „Gutes Wetter ist, wenn selbst der Guide die Kamera rausholt!“  Am Rand des noch aktiven Sommerskigebiets geht es im Zick-Zack bergauf über Schnee, Spalten sieht man aber hier auch schon einige. Ich habe einige Probleme mit den flexiblen Steigeisen zusammen mit meinen normalen, nicht steigeisenfesten Trekkingschuhen. Immer wieder springen meine Schuhe aus den Steigeisen. Die Hochtourenschuhe mit den gescheiten Steigeisen zu Hause funktionieren deutlich besser.

Bald sind wir oben und sitzen auf jungfräulichem Gestein, das erst vor etwa fünf Jahren vom Gletscher freigegeben wurde. Man kann die Schleifspuren deutlich sehen, die der Gletscher hinterlassen hat. Øven vergleicht einen Gletscher mit einem Snickers: Die Oberfläche – die Schokoladenkruste – bricht beim Bewegen leicht auf, die unteren Schichten aus Karamell sind jedoch flexibler und biegen sich mit. Zudem gibt es die Erdnüsse, sie sich wie Steine und Felsen innerhalb des Gletschereises mitbewegen. Da bekommen wir direkt Lust auf Snickers, das wir gleich mal verputzen um die Angelegenheit genauer zu studieren.

 

Spalten und Eishöhlen

Dann geht’s hinein in den spannenden Teil des Gletschers mit vielen Spalten, unterirdischen Abflüssen und vielfältigen Eisformationen. Wir finden unseren Weg durch die Spalten, auch mal hüpfend, und legen sogar ein bisschen Klettern ein, was Øven mit Eisschrauben absichert. Man findet hier oben wohl auch einige Lemminge, vor allem aber tote. Sie kommen hier rauf und finden keine Nahrung, verhungern oder fallen in Gletscherspalten. Wir sehen heute aber keine. Am Rand zu den Felsen ist der Gletscher fragil, da er ebenso unterhöhlt ist, wie man es von Schneefeld-Rändern kennt. Deshalb sollte man sich nicht zu lange hier aufhalten. Während Øven das erzählt, steht genau auf solch einer Stelle herum :)

Ein Stück weiter oberhalb befindet sich eine Eishöhle, in die man ein gutes Stück hineingehen kann. Das Licht das in die Höhle herein gelangt, zaubert eine fantastische Stimmung im blau schimmernden Eis.

Auf dem Rückweg bricht Alex sogar ein wenig ein. Nicht viel mehr als bei einem Schneefeld, aber das Loch ginge ohne weiteres noch deutlich tiefer hinab. Man kann also auch als neunter in einer Seilschaft einbrechen.

Warten auf den Bus in Jondal

Zwei Spanier aus unserer Gruppen nehmen uns den „Folgefonna Highway“ wieder mit hinab. Gegen sechs sind wir wieder in Jondal und das große Warten beginnt. Fünf Stunden dauert es bis der Bus kommt. Jondal hat genau folgendes im Angebot: 2 Supermärkte, 1 Hotel inkl. Restaurant, 1 Fähranleger, 1 Thai Straßenstand. Das war’s. Zuerst einmal essen wir beim kleinen Thai-Straßenstand am Fähranleger Curry – fast wie in Thailand – lecker! Wir statten dem ersten Supermarkt einen Besuch ab, dann dem zweiten. Immer wenn die Fähre ankommt, versuchen wir nach Odda mitgenommen zu werden, aber keins der Autos hält an.

Wir kuscheln einen Kater, der hier rumstreunt, gucken einem Fischer zu, der in kurzer Zeit viele Heringe fängt und sie dann vor dem Kater verteidigt, gehen nochmal in den Supermarkt, spielen Spiele und irgendwann kommt endlich der Bus. Selten einen so schönen Anblick gesehen als die Lichter von diesem BUs. Ich freue mich wie in kleines Mädchen. Wir schlafen auch schon ziemlich bald im Bus ein, wir sind ganz schön müde von dem langen Tag.

Den Bus um 4:30 oder 5:30 nach Stavanger streichen wir schonmal gedanklich. Am Ende entscheiden wir auf den Preikestolen zu verzichten und Richtung Geilo in der Hardangervidda weiterzufahren. Da wir erst am Samstag am Preikestolen ankämen und das Wetter schlecht werden soll, ist dieser Umweg einfach nicht sinnvoll. Von Geilo fährt auch ein Zug in 3,5 Stunden direkt nach Oslo. Wir können mit dem Bus noch den Berg hochfahren und laufen dann die letzten 600 Meter im Halbschlaf um schnell vom blauem Eis zu träumen.

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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