Crosscountry-Route zum Lake Solitude

CDT: Die Grand Teton Alternative – Flagg Ranch bis Pinedale

Auf der Alternativroute durch den Grand Teton National Park werden wir mit atemberaubenden alpinen Ausblicken und stillen Bergseen belohnt. Dabei überqueren wir malerische Pässe, bewältigen einen anspruchsvollen weglosen Abstieg hinunter zum Lake Solitude und schlagen uns mit unberechenbarem Wetter herum. Schließlich spuckt uns die Alternativroute in der wuseligen und teuren Stadt Jackson aus, wo wir den überwältigenden Übergang von abgelegener Wildnis zurück in die Zivilisation erleben.

CDT Tag 53 – Eintritt in den Grand Teton National Park

33,5 km / 1.310 hm / 8,5 h

Wir sind die letzten, die das Camp verlassen, und folgen einer einsamen Schotterstraße in den Grand Teton National Park. Ein unscheinbares Schild inmitten einer Blumenwiese weist uns darauf hin, dass wir jetzt den Nationalpark betreten. Schon bald tauchen wir in eine wilde, stille Welt ein, während wir dem Webb Canyon Trail folgen. Dann schlängelt sich der Pfad weglos durch blühende Wiesen und Berge um uns herum aufragen.

Wir steigen höher, erreichen den Horsethief Pass und stoßen schließlich auf den Teton Crest Trail. Am Ende eines langen Tages erreichen wir den Camp Lake, einen geschützten Ort voller Ruhe, umgeben von Wald und Wasser.

CDT Tag 54 – Weglose Kletterpartie zum Lake Solitude

28,3 km / 1.630 hm / 9 h

Der Aufstieg zum Dead Horse Pass macht seinem Namen alle Ehre – ich fühle mich wie ein sterbendes Pferd, das sich mühsam den Hang hinaufquält. Ich habe mich noch immer nicht ganz von meiner Erkältung erholt, die mich vor ein paar Tagen ereilt hat. Aber es lohnt sich. Hinter dem Pass öffnet sich eine neue Welt: Die Grand Tetons zeigen sich in ihrer ganzen Dramatik, schroff und voller Versprechen.

Wir entscheiden uns für eine weglose Kraxel-Route zum Lake Solitude. Die Felsen unter unseren Füßen, Schneefelder, die wir queren, die atemberaubende Kulisse – all das fühlt sich an wie ein echtes Abenteuer. Am Abend stehen wir am Ufer eines stillen Sees. Der Sonnenuntergang färbt die Berge in warmes Licht. Und wir essen unser Lieblingsessen. Glück hat viele Gesichter. Heute trägt es die Form dieses Tages.

CDT Tag 55 – Hurricane Pass

34,3 km / 1.400 hm / 9,5 h

Am Morgen liegt der Lake Solitude wie ein Spiegel vor uns – so klar, dass die Berge darin doppelt wirken. Die Welt scheint den Atem anzuhalten. Doch der Frieden währt nicht lange. Bis auf ein paar vereinzelten CDT-Hikern sind wir bisher niemandem in den Grand Tetons begegnet. Das ändert sich jetzt, viele Wanderer sind hier unterwegs und mit ihnen kommt auch der Müll, der überall herumliegt. Wir steigen zum Hurricane Pass auf, wo uns kurz vor dem höchsten Punkt ein kleiner Gletscher erwartet. Während wir ihn uns genauer ansehen, hören wir jemanden rufen. Als wir uns umdrehen, erkennen wir Randi und Syrup über uns am Pass. Wir gingen davon aus, dass sie längst auf und davon seien, also ist das eine schöne Überraschung. Kurz nachdem wir zu den beiden aufschließen, verwandelt sich der Regen in peitschenden Schnee. Der Wind heult und es wird schnell kalt, und wir rennen bergab, um Schutz unter ein paar Bäumen zu finden. Hurricane Pass macht seinem Namen alle Ehre.

Doch auch das vergeht. Und zurück bleibt eine regenfeuchte Landschaft, die in der Sonne glitzert: Wildblumenwiesen, viele Felsen, Täler und ein weiterer See. Schließlich finden wir einen versteckten Zeltplatz – jenseits von Permits, Regeln und Menschenmassen. Die Tetons verblassen hinter uns. Es fühlt sich an wie ein Abschied.

CDT Tag 56 – Vom Blütentunnel ins teure Jackson

14 km / 500 hm / 3,5 h

Noch ein letzter Pass, ein Tunnel aus leuchtendem violetten Fireweed, und dann ist es so weit: Wir erreichen Jackson. Die Unterkünfte in Jackson sind absurd teuer. Hotelzimmer kosten unglaubliche 330 Dollar pro Nacht, selbst ein Hostel schlägt mit 150 Dollar zu Buche. Sonic, eine PCT-Freundin von Ryan, die in Jackson lebt, lädt uns zum Mittagessen ein, lässt uns anschließend bei sich duschen und Wäsche waschen (beides dringend nötig) und findet sogar eine Unterkunft für uns! Ihre Freunde, die auf einem lokalen Musikfestival spielen, haben eine leere Ferienwohnung im Teton Village, in der wir heute Abend übernachten dürfen.  

Mit dem kostenlosen Bus fahren wir ins Teton Village. Dort ist es laut und überfordernd. Menschenmengen, Musikfestival, Gespräche, die zu viel sind. Ich flüchte auf die öffentliche Toilette, atme tief durch, sende eine Nachricht an Ryan: Ich kann nicht mehr. Und dann gehen wir.

Am Abend sitzen wir mit Sonic und ihren Freunden in einer Wohnung, die schöner ist als alles, was wir uns hätten leisten können. Wir essen gemeinsam, führen tiefgründige Gespräche, lachen. Auch das ist Thru-Hiking. Nicht nur Berge und Stille. Sondern auch Übergänge, Reibung, Rückkehr.

CDT Tag 57 — Raus aus Jackson

Dieser Abschnitt ab Jackson soll uns über die Gros Ventre Wilderness zurück auf den CDT führen und schließlich in die lang ersehnte Wind River Range münden.

Wir nehmen den Bus bis an den westlichen Stadtrand von Jackson und laufen von dort zum Cache-Creek-Trailhead. Dort finden wir ein Paar Handschuhe, die ich gerade gut gebrauchen kann, denn es wird wieder kälter. The trail provides!

Wir wandern entlang des Cache Creek, umgeben von dichter Vegetation. Nach etwa acht Kilometern biegen wir auf den Granite Creek Trail ab und steigen weiter bergauf, bis wir eine halbwegs ebene Stelle im hohen Gras finden. Es ist kein perfekter Zeltplatz, aber es wird langsam dunkel, und wir wollen kein Risiko eingehen, denn vor uns liegt ein Anstieg und es ist zweifelhaft wo die nächste Zeltmöglichkeit auftaucht. Der Sonnenuntergang ist wunderschön, und wir genießen unsere Sandwiches, bevor wir uns für die Nacht einrichten.

CDT Tag 58 — Ein nasser Hitch nach Pinedale

Am nächsten Morgen hängen dunkle Regenwolken über uns. Wir beginnen mit einem Anstieg, eingerahmt von hoch aufragenden Bergen. Oben wird es schnell kalt, und leichter Regen setzt ein, während wir uns durch einen überwucherten Pfad kämpfen – die nassen Büsche durchnässen unsere Beine und Füße. Unterwegs begegnen wir mehreren Packpferde-Gruppen – die meisten sind ruhig, aber eine Gruppe Pferde wird plötzlich nervös, was auf dem schmalen Pfad zu einem kurzen Chaos führt.

Später kehrt der Regen mit voller Wucht zurück, und wir suchen Schutz unter einem Baum, während über uns der Donner hinweg grollt. Nur noch gut drei Kilometer bis zu den heißen Quellen – wir warten den Sturm ab, bleiben trocken und naschen wilde Himbeeren. Nach einem Nickerchen lässt der Regen nach, und wir machen uns auf den restlichen Weg, obwohl sich der Trail inzwischen in eine Schlammpiste verwandelt hat.

An den heißen Quellen angekommen, beschließen wir, nach Pinedale zu hitchen. Der Trail würde nun wieder in hochalpines und wegloses Gelände führen, doch der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Es beginnt erneut zu schütten. Ein Truck hält an und bietet uns einen Platz auf der Ladefläche. Wir nehmen an – es wird eine lange, kalte und nasse Fahrt über einen holprigen Schotterweg, etwa 16 Kilometer. Am Highway werden wir abgesetzt, klatschnass und frierend, während wir versuchen, ein weiteres Auto anzuhalten. Nach einer Weile hält Steve an und bietet uns an, uns die ganze Strecke bis nach Pinedale zu fahren, obwohl er eigentlich direkt hier wohnt. Er besteht darauf, nichts Besseres zu tun zu haben und wir sind dankbar.

In Pinedale kommen wir völlig durchnässt an, aber wir ergattern die letzten beiden Etagenbetten in der Jackalope Motor Lodge – wo eine heiße Dusche und chinesisches Essen auf uns warten.

Herausforderungen & Höhepunkte des Abschnitts

Herausforderungen:
Orientierung auf weglosen Routen, krankheitsbedingte Schwäche, Gewitter

Höhepunkte:
Gratwanderung zum Lake Solitude – atemberaubende Felsformationen, alpine Seen, Wildblumen und absolute Einsamkeit.

Lektion:
Der spontane Umweg über die Grand Tetons erweist sich als beste Entscheidung auf dem ganzen CDT. Ein Beweis dafür, dass es sich lohnt, seinen eigenen Weg zu finden – den richtigen für genau den richtigen Moment.

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

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