Die große Frage ist, in welche Richtung ihr gehen wollt. Nach Süden (Start in Montana, Ende in New Mexico) oder nach Norden (Start in New Mexico, Ende in Montana). Beides hat seine Vor- und Nachteile, aber meiner Meinung nach gibt es deutlich mehr Vorteile für SOBOs. Die meisten Thru-Hiker gehen den Trail jedoch NOBO, was sich mir nicht so recht erschließt. Wahrscheinlich aus Herdentrieb.
SOBOs haben einfach das bessere Wetterfenster. Während NOBOs den größten Teil ihres Thru-Hikes außerhalb der idealen Wetterbedingungen absolvieren, haben SOBOs größtenteils optimale Bedingungen und damit eine höhere Chance auf einen kontinuierlichen Weg*.
Es ist etwa möglich, dass NOBOs den Gila River wegen zu hohem Wasserstand auslassen (eine der besten Abschnitte auf dem gesamten CDT), oder Colorado auf später verschieben müssen. Meist liegt mehr Schnee in den San Juans als im Norden Montanas. NOBOs gelangen im Juni nach Süd-Colorado und stellen dann fest, dass es keinen so großen Spaß macht, durch tiefen Schnee und durch tiefe Flüsse zu stapfen bzw. schlichtweg lebensgefährlich ist (Lawinengefahr, Abstürzen, Ertrinken bei einer Flussüberquerung).
Der einzige Vorteil vermag darin zu liegen, dass mehr Thru-Hiker den CDT NOBO gehen, ihr also mehr Leuten begegnen werdet, falls das euer Ding ist. Glaubt mir, ihr werdet aber auch als SOBO genügend Gelegenheit haben, Anschluss zu finden.
NOBOs versuchen vor dem 1. Oktober an der kanadischen Grenze anzukommen, SOBOs versuchen vor dem 1. Oktober aus Colorado rauszusein – einfach, weil ab diesem Datum die Chance auf Schnee dramatisch steigt.
Am Ende kommt es aber auch auf individuelle Faktoren an: 1) Andere Verpflichtungen in eurem Leben 2) Die Schneehöhen in den San Juans (Colorado) vs. die Schneehöhen im Norden Montanas. Ich empfehle flexibel zu bleiben, ein Auge auf die Entwicklung der Schneehöhen zu haben und dann im März zu entscheiden, was es werden soll.
Okay, lasst uns das Ganze mal genauer anschauen:
Übersicht NOBO vs. SOBO
NOBO
SOBO
Startpunkt
Crazy Cook Monument (New Mexico)
Chief Mountain, Glacier National Park (Montana)
Startdatum
Mitte April bis Mitte Mai
Mitte Juni bis Anfang Juli
Wo ihr auf Schnee treffen werdet
Mount Taylor, nördlich von Grants (New Mexico), danach ab Cumbres Pass (Grenze New Mexico/Colorado)
Gleich zu Anfang, auf den Pässen im Glacier National Park und der Bob Marshall Wilderness
Schnee Bedingungen
In Colorado bleibt der CDT lange auf über 3.000 m, instabiler Schnee, Lawinengefahr, erschwerte Wegfindung, Zelten auf Schnee, Eispickel und Grödel notwendig
Schnee liegt größtenteils nur auf den Pässen in Glacier National Park und eventuell der Bob Marshall Wilderness, steile Traversen, Eispickel und Grödel notwendig
Herausforderungen
- Hitze im südlichen New Mexico und Great Basin (Wyoming)
- Hoher Wasserstand des Gila Rivers, New Mexico
- Sommergewitter in Colorado
- Glacier Nationalpark sollte vor Wintereinbruch erreicht werden
- Mehr Thru-Hiker gehen NOBO, weniger einsam
- Nord-New Mexico sollte vor Wintereinbruch erreicht werden
- Kältere Nächte in Colorado und New Mexico
- Weniger Thru-Hiker gehen SOBO, einsamer
- Keine Aufwärmphase, es fängt herausfordernd an
Vorteile
- Mehr Menschen, sozialer
- Wärmere Temperaturen
- New Mexico ist gut zum Einlaufen
- Wildblumen in Colorado
- Kein Zeitdruck mehr, sobald Mount Taylor passiert wurde
- Größere Chance auf einen kontinuierlichen Weg
- Goldene Espen im herbstlichen Colorado
- Vermeidung von Sommergewittern in Colorado
- Generell sonniges, trockenes Wetter im September/Oktober
- Weniger Menschen, einsamer
- Wildblumen in Montana, Idaho und Wyoming
- Kühlere Temperaturen in New Mexico und Great Basin (Wyoming), damit weniger Notwendigkeit, aus vielen der unappetitlicheren Wasserquellen trinken zu müssen
Startpunkt
NOBO:
Crazy Cook Monument (New Mexico)
SOBO:
Chief Mountain, Glacier National Park (Montana)
Startdatum
NOBO:
Mitte April bis Mitte Mai
SOBO:
Mitte Juni bis Anfang Juli
Wo ihr auf Schnee treffen werdet
NOBO:
Mount Taylor, nördlich von Grants (New Mexico), danach ab Cumbres Pass (Grenze New Mexico/Colorado)
SOBO:
Gleich zu Anfang, auf den Pässen im Glacier National Park und der Bob Marshall Wilderness
Schnee Bedingungen
NOBO:
In Colorado bleibt der CDT lange auf über 3.000 m, instabiler Schnee, Lawinengefahr, erschwerte Wegfindung, Zelten auf Schnee, Eispickel und Grödel notwendig
SOBO:
Schnee liegt größtenteils nur auf den Pässen in Glacier National Park und eventuell der Bob Marshall Wilderness, steile Traversen, Eispickel und Grödel notwendig
Herausforderungen
NOBO:
- Hitze im südlichen New Mexico und Great Basin (Wyoming)
- Hoher Wasserstand des Gila Rivers, New Mexico
- Sommergewitter in Colorado
- Glacier Nationalpark sollte vor Wintereinbruch erreicht werden
- Mehr Thru-Hiker gehen NOBO, weniger einsam
SOBO:
- Nord-New Mexico sollte vor Wintereinbruch erreicht werden
- Kältere Nächte in Colorado und New Mexico
- Weniger Thru-Hiker gehen SOBO, einsamer
- Keine Aufwärmphase, es fängt herausfordernd an
Vorteile
NOBO:
- Mehr Menschen, sozialer
- Wärmere Temperaturen
- New Mexico ist gut zum Einlaufen
- Wildblumen in Colorado
SOBO:
- Kein Zeitdruck mehr, sobald Mount Taylor passiert wurde
- Größere Chance auf einen kontinuierlichen Weg
- Goldene Espen im herbstlichen Colorado
- Vermeidung von Sommergewittern in Colorado
- Generell sonniges, trockenes Wetter im September/Oktober
- Weniger Menschen, einsamer
- Wildblumen in Montana, Idaho und Wyoming
- Kühlere Temperaturen in New Mexico und Great Basin (Wyoming), damit weniger Notwendigkeit, aus vielen der unappetitlicheren Wasserquellen trinken zu müssen
Der Mittelweg: Flip-Flop
Wenn ihr keinen allzu großen Wert auf einen kontinuierlichen Weg legt, ist ein Flip-Flop eine sehr gute Idee. Ihr wandert im April an der mexikanischen Grenze los, NOBO durch New Mexico, legt eine kleine regenerative Pause ein, und startet dann Mitte Juni SOBO von der kanadischen Grenze. So baut ihr die bitter nötige Fitness für Nord-Montana auf, um dort schneller zu sein, und habt damit die größten Chancen, den CDT komplett zu wandern, inklusive San Juans. Damit seid ihr dann idealerweise Ende September fertig.
42% NOBOs vs. 2% SOBOS haben einen Flip-Flop gemacht, wobei 90,2% aus Schneegründen geflippt sind; Quelle: CDT Hiker Survey 2023