CDT: Yellowstone National Park – Island Park bis Flagg Ranch

Der Abschnitt durch den Yellowstone Park ist einzigartig – mit all seinen Geysiren, heißen Quellen, blubbernden Becken, Farben und Mustern. Wo sonst wandert man mitten hindurch? Seen und eine richtige Mahlzeit am Tag setzen dem Ganzen die Krone auf. Während wir hier stehen und die surreale Landschaft Yellowstones bestaunen, ist es leicht zu vergessen, dass wir uns auf einem Supervulkan befinden, der nur auf seinen Moment wartet, um uns alle zu einer Fußnote der Geschichte zu machen.

Erkundung des Yellowstone National Parks als Touristen

Ryans Familie ist für einen Tag zu Besuch, also erkunden wir den Yellowstone National Park zunächst als Touristen und sehen dabei viel mehr, als wir es auf dem CDT tun würden, der nur einen kleinen Teil des Parks durchquert. Wir beginnen mit der Grand Prismatic Spring – einem Anblick, der mich schon seit meiner Kindheit fasziniert. Ich war damals besessen von Vulkanen und Erdbeben, also ist es ein wahr gewordener Traum, das hier live zu sehen.

Wir haben Glück und erleben den Ausbruch des Beehive-Geysirs, der unvorhersehbar ist – mit Intervallen von wenigen Stunden bis zu zehn Tagen. Wenn er ausbricht, schießt eine bis zu 60 Meter hohe Wasserfontäne fünf Minuten lang in die Luft. Wir kommen gerade rechtzeitig, um den Indikator zu sehen – kleine Wasserspritzer aus einer seitlichen Öffnung – und sichern uns einen Platz in der ersten Reihe. Der Ausbruch ist kraftvoll, verdeckt die Sonne und spendet uns in der Hitze wohltuenden Schatten. Danach fahren wir weiter zum Old Faithful, dessen Eruption deutlich besser vorhersehbar ist.

Ryan kämpft noch immer mit seinem eigenen Beitrag zum Zauber des Parks. Sein Verdauungssystem – eine passende Hommage an blubbernde Schlammtöpfe und Geysire – erinnert uns daran, dass hier nicht nur die Natur launisch sein kann. Wenn es doch nur so zuverlässig wäre wie Old Faithful!

Wir bestaunen den Grand Canyon of Yellowstone mit seinem gewaltigen Wasserfall und den farbenfrohen Felswänden, dann fahren wir weiter zu den Terrassen der Mammoth Hot Springs. Am Abend beobachten wir Wildtiere im Hayden Valley, wo unzählige Bisons direkt an der Straße grasen. Ein malerischer Fluss schlängelt sich durch die Landschaft, flankiert von weiteren Bisons, Hirschen und Elchen. Bären oder Elche sehen wir zwar keine, aber die Bisons – das Maskottchen des Yellowstone – sind auf dieser Reise eine neue und beeindruckende Begegnung.

CDT Tag 48 – Verlassen von Island Park

8,5 km / 10 hm / 1,5 h

Nach einem letzten Picknick mit Ryans Familie verlassen wir Island Park und starten mit einem endlos erscheinenden Straßenmarsch in die nächste Etappe. Die Sonne brennt, der Verkehr ist unangenehm nah, und wir springen immer wieder ins Gras, wenn Autos vorbeirasen. Einen staubigen Dirt Road Walk später schlagen wir unser Zelt an einem friedlichen Bach auf – kaltes, klares Wasser, keine Mücken. Ein paar SOBOs, die wir gerade erst in Island Park getroffen haben, campen in der Nähe. Ein ruhiger Abend, der gut tut.

CDT Tag 49 – Eintritt in den Yellowstone National Park

35,5 km / 760 hm / 8 h

Der Eintritt in den Yellowstone National Park erfolgt unspektakulär – ein kleines Schild, sonst nichts. Doch das Gefühl, Montana und Idaho hinter uns zu lassen, ist emotional. Während wir die Grenze nach Wyoming überqueren, zieht ein Gewitter auf – ein dramatischer Übergang, begleitet von Regen und fernen Donnerschlägen. Der Weg bleibt einfach, aber die Landschaft verändert sich: Es dampft an einigen Stellen aus der Erde, der erste Hauch geothermischer Aktivität. Am Summit Lake begrüßt uns aufsteigender Dampf im Licht der untergehenden Sonne.

CDT Tag 50 – Geothermale Wunder

40,5 km / 520 hm / 9 h

Wir beginnen den Tag mit einem kleinen Abstecher zu den Mystic Falls – ein ruhiger Start, bevor wir uns ins Getümmel rund um Old Faithful Village stürzen. Es ist faszinierend, aber auch ein Kulturschock nach so viel Einsamkeit: Geysire, heiße Quellen, blubbernde Becken und Menschen. Viele Menschen. Wir sehen den Lion Geysir ausbrechen, staunen über die Farben und Muster, gönnen uns eine Dusche und stürzen uns dann auf das legendäre Buffet. Auch einige neue SOBOs treffen hier ein – Gespräche über Feuer, Umleitungen und Alternativrouten. Wir beschließen, uns an die Grand Teton Alternative zu wagen, denn südlich von Yellowstone ist der Trail gesperrt. Telefonisch können wir unser Camping-Permit für den morgigen Abend ändern, um einen anderen Weg einzuschlagen. Als wir am späten Nachmittag weiterziehen, landen wir in einem Sumpf voller Mücken und wandern dann singend durch die Dunkelheit – mitten im Bärengebiet.

CDT Tag 51 – Zwischenstopp in Grant Village

37,4 km / 600 hm / 8,5 h

Am nächsten Tag erleben wir unseren ersten Hitch auf einem Motorrad nach Grant Village – ein kurzer Ausflug zurück in die Zivilisation. Wir kaufen Vorräte für die Tetons und gönnen uns Fast Food. Zurück auf dem Trail entspannen wir uns in der Witch Creek, die von einer heißen Quelle gespeist wird – eine perfekte Pause. Wir weichen jetzt von der CDT-Route ab, um in die Grand Tetons zu kommen. Doch der Abend endet erneut mit einer nervenaufreibenden Nachtwanderung auf einem zugewachsenen, unmarkierten Trail, der uns schließlich sogar durch einen Sumpf waten lässt. Als wir endlich den auf meiner Karte eingetragenen Ort des Campgrounds 8B1 erreichen, gibt es dort nichts. Wir sind erschöpft und orientierungslos, geben uns angesichts unserer Lage geschlagen. Weiter durch die Dunkelheit zu stolpern, ist keine Option. Also bauen wir das Zelt auf einer trockenen, flachen Stelle in der Nähe eines Bachs auf. Gerade, als wir uns zur Ruhe legen, hören wir ein lautes Platschen in der Nähe. Ich entscheide, dass es nur ein Reh sein kann, und schlafe ein.

CDT Tag 52 – Tschüss Yellowstone, Hallo Grand Tetons!

27,7 km / 270 hm / 6,5 h

Ich wache auf und fühle mich elend – Halsschmerzen, Schwäche und ein hämmernder Kopfschmerz. Doch wir schaffen die letzten 21 Kilometer durch Yellowstone. Wir wandern an Murmeltieren vorbei, baden noch einmal in einem von einer heißen Quelle gespeisten Fluss und durchwaten einen letzten Fluss. An der Flagg Ranch stoßen wir auf andere Thru-Hiker, die mit uns in die Tetons starten, gönnen uns einen Burger im Restaurant und campieren dann gemeinsam auf BLM-Land an einem großen Fluss. Die Stimmung in der Gruppe ist gut. Wir erzählen Geschichten, essen kalte Burritos und beobachten Kanadakraniche, die ihre rauen, archaischen Rufe durch die Dämmerung schicken.

Herausforderungen & Highlights des Abschnitts

Herausforderungen: Menschenmassen, Reizüberflutung, nächtliche Wanderung durch Bärengebiet, Orientierungsprobleme auf ungewarteten Trails
Highlights: Geysire, heiße Quellen, dampfende Schlammpools, farbenprächtige Ablagerungen – eine surreale Landschaft zum Staunen
Lektion: Auf Karten ist nicht immer Verlass – Campgrounds können verlegt werden, Trails verwildern. Und: Nachtwanderungen im Grizzly-Gebiet sollte man besser vermeiden.

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Die Weltwanderin

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeutet Wandern für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt.

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