Theresienstadt ist eine gigantische Festung. Sie sollte einen einzigen Zweck erfüllen: den Feind abwehren. Ironischerweise wurde sie aber eher dafür bekannt, dass Menschen in ihr festgehalten wurden. Im Habsburgerreich war die Festung ein Gefängnis, im Zweiten Weltkrieg wurde sie zur grausigen Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager.
Rund 150.000 Menschen wurden auf dem Weg zu den Vernichtungslagern hier interniert, unter größtenteils menschenunwürdigen Bedingungen. Viele Menschen drängten sich in einer Zelle, sodass die Alten und Schwachen schon zu Anfang der Haft umkamen.
Weiterhin grassierten Krankheiten und Hunger, gleichzeitig nahmen die Todesfälle innerhalb der Mauern um das 15-fache zu. Später wurde Theresienstadt zum Herzstück einer nationalsozialistischen Propaganda-Aktion: Offiziellen Besuchern der Festung präsentierte sich die Stadt als eine Art jüdische „Fluchtburg“, die Teil einer Scharade war. In Wirklichkeit wurden hier immer mehr Gefangene untergebracht, starben an Krankheiten oder begingen Selbstmord. Wir besichtigten die Kleine Festung, wo man Gefängnisbaracken, Einzelzellen, Werkstätten und Leichenhäuser, Hinrichtungsstätten und ehemalige Massengräber begutachten kann. Über dem Tor prangt das zynische KZ-Motto „Arbeit macht frei“. Einen bedrohlicheren Ort kann man sich kaum vorstellen.