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Der ultimative Guide für Flussüberquerungen

Flussüberquerungen gehören zu den häufigsten Todesursachen unter Wanderern. Zu wissen, wie man einen Fluss sicher überquert ist essenziell, um die Risiken zu minimieren. Auf dem Te Araroa in Neuseeland hatte ich einige haarige Flussüberquerungen. Der Te Araroa ist berühmt für seine vielen Flussüberquerungen und trockene Füße gehören der Seltenheit an. Manchmal musste ich denselben Fluss mehr als 60 Mal am Tag queren. Hier findet ihr einen Überblick über die Dos and Don’ts der Flussüberquerungen. Wenn ihr die Regeln auf eurer Wanderung befolgt, kommt ihr sicherer durch Flüsse und eurem Abenteuer steht nichts mehr im Weg.

Beurteilung der Bedingungen

Überprüft die Fließgeschwindigkeit

Ihr könnt etwa einen Ast ins Wasser werfen. Wie schnell treibt er flussabwärts? Wenn ihr im zügigen Gehen mit ihm Schritt halten könnt, ist das ein gutes Zeichen. Wenn der Ast nach wenigen Sekunden aus eurer Sichtweite verschwindet, ist das nicht gut. Sollte der Fluss dazu noch tief sein, empfiehlt sich hier keine Querung.

Überprüft die Tiefe

Vermeidet es, einen schnell fließenden Fluss, der tiefer als bis zu euren Oberschenkeln geht, zu überqueren. Steckt einen Trekkingstock in das Wasser, um die Tiefe zu prüfen.

Überprüft den Untergrund

Kleinere Wellen deuten auf einen flachen, relativ gleichmäßig steinigen Untergrund hin. Das ist besser als größere Wellen, die auf größere Steine oder einen unebenen Grund hindeuten.

Habt immer ein Auge auf den Wetterbericht

Vermeidet es bei Hochwasser, kurz nach starken Regenfällen oder Schneeschmelze Flüsse zu überqueren. An einigen Orten, wie Neuseeland, steigen Flusspegel bei Regen extrem schnell. In diesen Fällen ist es besser darauf zu warten, dass der Wasserpegel wieder sinkt. Sturzfluten sind schwer vorherzusagen, stellt also sicher, dass ihr eure Strecke gut recherchiert, bevor ihr in hochwassergefährdete Gebiete geht. Ein typisches Zeichen für einen erhöhten Wasserpegel ist es, wenn der Fluss bräunlich verfärbt ist und Äste und anderes Treibgut mit sich führen.

Bei starker Schneeschmelze zum Beispiel in der Sierra auf dem PCT ist es ratsam, die Flüsse am Morgen zu überqueren, wenn die Sonne den Schnee noch nicht erwärmt und in die Flüsse geleitet hat.

Überlegt euch gut, ob die Überquerung wirklich notwendig ist. Manchmal ist ein Umweg sicherer und klüger.

Querung des Ahuriri Rivers, die größte Flussquerung auf dem Te Araroa

Verhalten auf einer Flussüberquerung

Falls der Fluss klein ist und Felsen oder Baumstämme hat, auf denen ihr balancieren könnt, ist es oftmals möglich ihn zu queren ohne nasse Füße zu bekommen. Viele Flüsse sind auch nur knöchelhoch und stellen kein Problem dar. Die folgenden Maßnahmen gelten für schwierige Überquerungen, die entweder besonders tief oder besonders reißend sind. Sollten sie tief UND reißend sein, empfiehlt sich gar keine Querung und ihr solltet nach Alternativen suchen oder warten, bis sich das Flusslevel eventuell senkt.

In erster Linie geht es bei einer Flussüberquerung darum, einen Sturz zu vermeiden, denn dieser kann fatal sein. Selbst bei einem kleineren, harmlos erscheinenden Fluss werdet ihr normalerweise einige Meter mitgerissen, könnt euch dabei verletzen oder habt nasse Ausrüstung.

1. Sucht nach dem sichersten Ort für eine Überquerung

Nicht immer ist der direkte Weg der beste und auch der GPS-Track berücksichtigt nicht die aktuellen Bedingungen. Schaut euch also in Ruhe an, wo ihr den Fluss am besten überquert. Überquert, wenn möglich, an einer Stelle, wo andere sicher überquert haben oder wo ein erkennbarer Pfad existiert. Vielleicht entdeckt ihr weiter flussauf- oder abwärts Baumstämme oder Felsen, die euch eine trockene Querung ermöglichen. Es lohnt sich immer, euch ein wenig umzuschauen, bevor ihr einen Fluss quert. Aktuelle Kommentare auf FarOut können euch Auskunft über geeignete Stellen geben, sodass ihr euch die eigene Suche sparen könnt.

Flüsse überquert ihr am besten an einer möglichst breiten Stelle, wo die Fließgeschwindigkeit und Wassertiefe oft geringer ist, da sie sich auf größere Fläche verteilt. Je schmaler der Fluss ist, desto stärker sein Wasserfluss. Versucht Flüsse nicht in Kurven zu queren, wo das Wasser durch die Kurve beschleunigt.

Überprüft zudem, wie der Fluss stromabwärts aussieht. Falls ihr doch in den Fluss fallt und mitgerissen werdet, was erwartet euch da? Felsen, umgestürzte Baumstämme oder gar ein Wasserfall? Überquert niemals einen Fluss nahe einer von diesen Todesfallen.

Achtet auch darauf, dass ihr auf der anderen Seite einen einfachen Weg aus dem Fluss hinaus habt. Nach einer mühsamen Querung wollt ihr sicher nicht herausfinden, dass das andere Ufer eine Kletterpartie erfordert.

2. Bereitet euch vor und verwendet Trekkingstöcke

Öffnet alle Schnallen und Gurte an eurem Rucksack. Falls ihr doch in den Fluss fallt, ist euer Leben wichtiger als eure teure Ausrüstung. Euer Rucksack kann euch hinabziehen und macht das Schwimmen sehr schwer. Es ist besser den Rucksack schnell abzunehmen und zu versuchen euer Zeug später noch zu retten. Entfernt zudem alles aus euren Taschen, das nass werden könnte und sichert empfindliche Ausrüstung wie Elektronik.

Verwendet Trekkingstöcke oder einen langen stabilen Stock, um die Tiefe vor euch zu testen und zusätzliche Unterstützung zu haben.

3. Behaltet eure Schuhe an

Die Vermeidung von nassen Schuhen ist einer der Hauptgründe, warum viele Wanderer glauben, dass es eine gute Idee sei, die Schuhe auszuziehen. Manche haben sogar ein zusätzliches Paar Schuhe für Flussüberquerungen dabei. Meiner Meinung nach ist das aber überflüssiges Gewicht und glaubt mir, nach der vierten Flussüberquerung des Tages habt ihr keine Lust mehr auf das ständige An- und Ausziehen. Es ist besser, schnelltrocknende Trailrunningschuhe zu tragen, denn sie geben euch die beste Stabilität, Schutz vor scharfkantigen Steinen und die beste Rutschfestigkeit. Egal, welches Schuhwerk ihr wählt, ihr solltet es bei allen größeren Flussdurchquerungen anbehalten. Wenn der Flussgrund sandig ist oder das Wasser nur knöcheltief ist und nur sehr langsam fließt, könnt ihr eine Barfußdurchquerung riskieren. Seid aber vorsichtig, wenn es Steine gibt, denn diese können rutschig oder scharfkantig sein.

Flussquerung am Oreti Beach. Hier kann man einfach die Schuhe ausziehen.

4. Die Technik der Überquerung

Meist ist es sicherer, den Fluss stromaufwärts oder quer zum Strom zu überqueren, anstatt stromabwärts. Dabei könnt ihr stabiler stehen, denn die Strömung drückt gleichmäßig gegen euren Körper und hilft euch, das Gleichgewicht zu halten. Zudem könnt ihr stromaufwärts besser sehen, was im Wasser vor euch liegt. Steine, Löcher oder andere Hindernisse sind leichter zu erkennen, wenn ihr gegen die Strömung geht. Geht seitwärts oder leicht schräg stromaufwärts.

Eure Trekkingstöcke werden zu einem dritten Bein und bieten euch zusätzliche Sicherheit. Steckt sie so fest in den Boden, wie ihr könnt und macht vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. Testet den Grund, bevor ihr euer ganzes Gewicht darauf verlagert. Macht keinen Schritt mit einem Trekkingstock und einem Fuß gleichzeitig. So habt ihr immer mindestens drei Kontaktpunkte auf dem Grund. Greift nicht nach Baumstämmen oder Steinen unter Wasser.

Manchmal kommt man auch trockenen Fußes über einen Fluss

5. Geht zusammen

Wenn möglich, überquert schwierige Flüsse nicht alleine, sodass jemand Hilfe organisieren kann, wenn etwas schiefgeht. In einer Gruppe könnt ihr euch auch zu einer Kette zusammenschließen. Die stärksten Personen sollten dabei an den Enden und in der Mitte sein, um Unterstützung zu bieten. Steht dabei flussaufwärts, verschränkt eure Arme oder Schultern miteinander. Je mehr Wanderer, desto stärker die Kette!

Solltet ihr alleine unterwegs sein, wartet am Ufer, bis ein anderer Wanderer vorbei kommt. Auf den meisten bekannten Wanderwegen werdet ihr früher oder später anderen begegnen.

6. Tretet den Rückzug an, wenn nötig

Falls ihr während der Querung feststellt, dass der Fluss doch schwieriger zu queren ist als gedacht, kehrt um, bevor ihr euch mitten im Fluss befindet. Ihr wisst nicht, was noch vor euch liegt, es könnte noch schwieriger werden. Es gibt keine Medaillen für Tapferkeit gegen euren Instinkt zu handeln und das Risiko einzugehen außer vielleicht einem Darwin Award. Kehrt vorsichtig zurück, atmet erst mal durch und überlegt dann, ob sich der Fluss vielleicht an anderer Stelle queren lässt oder was ihr noch für Optionen habt, siehe die nächsten Punkte.

7. Wartet, falls nötig

Ich weiß, neben einem Fluss zu zelten und darauf zu warten, dass der Wasserstand sinkt, klingt nicht gerade verlockend. Aber wenn Flüsse schnell ansteigen, sinken sie in der Regel auch schnell wieder. Manchmal dauert es nur ein paar Stunden, bis die Wassermassen wieder auf ein sicheres Maß gesunken sind. Seid geduldig und macht eure Sicherheit zur höchsten Priorität.

8. Sucht nach Alternativen

Schaut auf die Karte und exploriert andere Möglichkeiten. Verzweigt sich der Fluss an einer anderen Stelle? Kleinere Verzweigungen mit kleinen Inseln dazwischen können einfacher zu queren sein. Fließt der Fluss in einen See oder das Meer? Dort ist der Strom deutlich langsamer. Gibt es irgendwo eine Brücke?

Spaziergang durch den Fluss

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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