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Bettelwürfe: Höhenrausch im Karwendel

Dieses Wochenende ist nicht nur viel Kletterei angesagt, sondern auch ein neuer Gipfelrekord. Wir haben uns den Kleinen und Großen Bettelwurf vorgenommen, wobei der Große Bettelwurf mit 2.725m der bisher höchste Gipfel für mich sein wird, außerdem ist er auch der vierthöchste Karwendelgipfel. Eindrucksvoll thront der Große Bettelwurf 2.100 Höhenmeter über dem Inntal.

Noch vor Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg nach Hall in Tirol. In Hall gibt es eine ehemalige Mautstraße, die ins Halltal hineinführt und somit zum Startpunkt der Wanderung zum Bettelwurf-Massiv. Die Mautstraße ist jedoch aus Sicherheitsgründen nach den letzten Murenabgängen gesperrt und man muss recht lange zum Zustieg laufen. Wir haben Glück und kurz nach dem Losgehen auf der Straße wird uns eine Mitfahrgelegenheit angeboten. An der zweiten Ladhütte auf 1.060m geht es dann los.

Nach einer Bachüberquerung geht es über eine Schuttreise und durch Schotterrinnen hinauf. So früh am Morgen geht man hier noch angenehm im Schatten. Bald geht es jedoch steil und exponiert durch Latschengelände in vielen Serpentinen aufwärts. Einige Stellen sind mit Drahtseilen gesichert und bieten leichte Kraxelei. In der heißer werdenden Sonne wird der Aufstieg schnell recht schweißtreibend, zumal wir recht fix unterwegs sind – wir haben noch viel vor! Die 1.000 Höhenmeter sind bei dem steilen Anstieg jedoch schnell überwunden.

Bald schon landet man beim Juchzer. Unsere Vermutungen über die Namenswahl stehen im starken Zusammenhang damit, dass man von diesem Punkt die Bettelwurfhütte das erste Mal erblickt. Es geht nun flacher über einen tief eingeschnittenen Graben mit Seilsicherungen auf die Hütte zu und nach diesem anstrengenden Aufstieg genießen wir eine längere Pause an der Hütte. Die Bettelwurfhütte auf 2.077m ist wirklich fantastisch gelegen und der Ausblick von hier entschädigt schnell die Strapazen vom Aufstieg.

Fasziniert schaut man von hier auf die gewaltig über uns aufragenden Felsmassive des Kleinen und Großen Bettelwurfs, die unser heutiges Ziel sind. Oberhalb der Hütte beginnt der Anstieg zum Kleinen Bettelwurf.

Aufstieg zum Kleinen Bettelwurf

Steil geht es über Schrofen hinauf und schon bald erreicht man den Zustieg zu den ersten Klettersteigpassagen. Nach einigen schönen Klettereien auf B/C und im I. Grad erreichen wir die Flanke zum Gipfel des Kleinen Bettelwurfs auf 2.650m.

Hier oben bieten sich wunderschöne Ausblicke auf das Karwendel- und Wettersteingebirge. Der Große Bettelwurf ist nun auch zum Greifen nah.

Großer Bettelwurf

Vor der Überschreitung zum Großen Bettelwurf statten wir noch dem Bettelwurf-Osteck einen Besuch ab. Es erfordert nur eine kurze Strecke am ausgesetzten Grat entlang und schon steht man auch an diesem kleinen Gipfelkreuz. Diesen eher unscheinbaren Gipfel sollte man nicht verschmähen, denn tatsächlich ist der Ausblick von hier am schönsten – den Kleinen und Großen Bettelwurf im Blick.

Zurück zum Kleinen Bettelwurf und in die Scharte zwischen den zwei Gipfeln. Dann beginnt der Aufstieg auf den Großen Bettelwurf. Hier wird es spannend, an senkrechten Wänden müssen C-Kletterstellen und ungesicherte Passagen im I. und II. Grad überwunden werden.

Diese Felskraxelei macht viel Spaß und schon bald befindet man sich am luftigen Gipfelgrat des Großen Bettelwurfs. Wir erreichen eine Steinpyramide und am ausgesetzten Grat geht es zum Großen Bettelwurf Gipfel hinüber. Hier findet sich ein schönes Gipfelkreuz mit wehenden tibetanischen Gebetsfahnen. Nachdem die Wolken sich verzogen haben, bietet sich uns eine fantastische Aussicht bietet auf Karwendel, Inntal, Tuxer und Stubaier Berge.

Abstieg zur Bettelwurfhütte

Für den Abstieg wählen wir den Normalweg, den Eisengattergrat, der im Abstieg jedoch durch das typisch brüchige Karwendel-Felsgelände recht anspruchsvoll ist. Einige Stellen (A/B) sind durch Drahtseile gesichert und man ist froh wenn man das rutschige Felsgelände verlässt und am grasbewachsenen Grat auf die Bettelwurfhütte zugeht.

Wir haben uns zuvor schon überlegt, dass wir versuchen wollen Notlagerplätze auf der Hütte zu bekommen. Immerhin haben wir schon 1.750 Höhenmeter Anstieg hinter uns und müssten inklusive Mautstraße wieder knapp 2.000 Höhenmeter hinunter. Demnach wären wir erst spät Abends zurück am Auto um dann noch einen Zeltplatz zu suchen und am nächsten Tag wieder irgendwo aufzusteigen. Wir haben auch hier Glück und bekommen einen Schlafplatz auf der Hütte. Seelig genießen wir Speis und Trank und schauen auf die friedliche Bergwelt um uns herum. Ich liebe es hier oben zu sein, völlig frei vom Alltag und dessen Verpflichtungen. Ich fühle mich als Teil der Natur. Und die wohlige Erschöpfung in den Gliedern fühlt sich gut an, denn auch sie sind Erinnerungen an den schönen Tag.

Speckkarspitze

Nach der typisch unruhigen Nacht im Lager (zur Abwechslung aber mal ohne Schnarcher), stehen wir am nächsten Tag früh auf und begeben uns nach dem Frühstück auf dem Weg zur Speckkarspitze. Von der Hütte geht es hier immer wieder auf und ab bis man kurz vor dem Lafatscher Joch an einem großen Steinmandl rechts abbiegt und sich zum Südwestgrat der Speckkarspitze begibt.

Hier beginnen wieder ausgesetzte Kletterstellen im I. und II. Grad und dann geht es am Grat entlang zum Gipfelkreuz. Dichte Wolken wabern hier vorbei und erlauben uns die Aussicht nur gen Osten und auf den verlockenden Kleinen und Großen Lafatscher.

 

Abstieg

Am Nordwestgrat geht es dann den schottrigen Normalweg wieder hinunter. Wir überqueren eine große Schuttreise und landen wieder am Lafatscher Joch, wo wir durch Latschen mäßig steil nach unten absteigen.

Über eine traumhafte wildblumenübersäte Schmetterlings-Wiese geht es zurück ins Hallbachtal und am Bach die ganze lange Asphaltstraße zurück. Nicht mehr steil, jedoch durch den harten Asphalt anspruchsvoll für meine Knie.

Vor allem ist es hier unten im Tal sehr heiß, kein Vergleich zu den angenehmen Temperaturen auf dem Weg. Tatsächlich fällt mir der lange Weg hier schwerer als jegliche Kletterstellen. Aber ich weiß nur zu gut, dass jegliche Schmerzen schon kurz danach vergessen sein werden, nur die wunderschöne Erinnerung bleibt und mich schon bald die Bergsehnsucht wieder packen wird! Die Klettereien machen mir großen Spaß und ich habe große Lust dies weiter auszubauen – da ist noch viel Luft nach oben! :)


FAKTEN ZUR TOUR
Bergtour Kleiner (2.649m) und Großer Bettelwurf (2.725m)
Gehzeit: 5h Aufstieg
Höhenmeter: 1.950hm
Ausgangspunkt: Parkplatz Halltal bei Hall/Absam (772m)
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern / I. Grad, Klettersteig C/D

Bergtour Speckkarspitze (2.621m)
Gehzeit: 2,5-3h Aufstieg
Höhenmeter: 650hm
Ausgangspunkt: Bettelwurfhütte (2.077m)
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern / I. Grad

 

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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