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Schweden: Kanutour auf dem Svartälven

Der Ort unserer Wahl für die Kanutour in Schweden ist das Värmland, einem wahren Kanuparadies. Wir haben uns entschieden den Svartälven Fluss entlangzupaddeln. Zwar kann man hier nicht absolute Wildnis und Einsamkeit erwarten, aber das kann man für Anfängerstrecken leider gar nicht. Die Strecke beträgt 120km, die wir in 7 Tagen paddeln wollen.

Sehr hilfreich bei der Planung einer Kanutour sind www.kanotguiden.se sowie www.outdoorseiten.net. Für die nächste Kanutour habe ich mir schonmal das Schärengebiet auf dem Vänern notiert :)

Zac auf großer Fahrt
Zac auf großer Fahrt

Erster Tag auf dem Svartälven

Nachdem wir mit dem Bus von Stockholm nach Karlskoga gelangt sind, werden wir vom Kanuverleih Valåsen (www.valasenkanot.se) abgeholt und in der Hitze eines Vans nach Halleförs gefahren. Dies markiert nicht nur die ersten 51km der Kanutour sondern ermöglicht uns auch Einkäufe zu tätigen. Nachdem das erledigt ist fahren wir nach Tyfors, wo unsere Kanutour ihren Anfang nehmen soll, die uns 120 km durch die schwedischen Wälder auf dem Verlauf des Svartälven führt. Übersetzt heißt der Fluss „Schwarzfluss“ und trägt seine Namen wegen der schwarzen Farbe seines Wassers. Er führt durch schöne Naturlandschaft mit erzhaltigen Berge und meilenweiten Wäldern. Das Gefühl der Wildnis wird nur manchmal von einigen Sommerhäusern, Dörfern oder Orten durchbrochen. Unsere klebrig-feuchten Beine entsteigen in die schwedische Sommerhitze und wir beginnen auf dem fast stillstehenden Gewässer zu paddeln, genießen die Einsamkeit und die Sommersonne.

Wir durchqueren ein wildes Gebiet, dessen Bäume sich auf der spiegelglatten Oberfläche reflektieren. Der Fluss ist hier ziemlich breit und wird von zahlreichen Inseln durchbrochen. Es gibt zwei Dämme, die ein kurzes Umtragen erforderlich machen, dann gleiten wir wieder auf dem ruhigen Wasser dahin.

Wir campieren mitten im Wald auf einem Abhang und kochen uns unser Abendmahl. Es gibt zahlreiche Mücken, die hier ihr Blutfest an uns feiern. Alleinige der heutige Mückencounter zählt neun Stiche auf meiner Haut. Die weiteren Mückenstiche lassen sich nicht mehr zählen….

Nachts hören wir seltsame Geräusche um das Zelt, das wir einem Tierchen zuordnen, das herumschleicht. Es stellt sich allerdings lediglich als ein Käfer heraus, der sich auf die Innenseite des Außenzelts verirrt hat.

Zweiter Tag: Wildnis pur

Vormittags regnet es und wir schlafen den Schauer im Zelt aus. Der Fluss schlängelt sich dahin und wir schlafen den Schauer im Zelt aus. Der Fluss schlängelt sich dahin und wir machen schon bald an einer Badestelle mit Steg fest. Hier ist es herrlich und wir haben Spaß dabei vom Steg ins dunkle Wasser zu hüpfen. Es folgt Vorlesen aus dem wunderbaren Buch Irvings „Garp und wie er die Welt sah“.

Der Fluss geht über in eine schmale Seenlandschaft mit flachen Ufern und vielen kleinen Inseln. Hier windet sich der Fluss darmschlingengleich hinab bis er in einem größeren See mündet, der uns Halleförs näherbringt. Davor gibt es den Flaxensee. Viele Steine und Felsen ragen aus dem Wasser. Die Gegend ist wirklich schön. Auf einem Felsen erspähen wir ein geeignetes Domizil für unsere Nacht du genießen von dort aus den Sonnenuntergang am Feuer.

 

Dritter Tag: Wieder ein bisschen Zivilisation

Nachdem wir den Anblick unseres wunderbaren Zeltplatzes noch einmal genossen haben und die Absprungtauglichkeit des Felsens getestet haben, brechen wir in Richtung Halleförs auf. Wir durchqueren den schönen See Flaxen und gelangen über Flüsse du Seen in die Stadt. Dort füllen wir unsere Vorräte auf und geben unserem Verlangen nach Grillen am Abend nach. Nur eine Flasche Wein lässt sich hier nicht erstehen, da man in Schweden nur in speziellen Läden Alkohol bekommt. Im Supermarkt gibt es lediglich Cidre. Aber wir gönnen uns ein kaltes Schokoeis mit Nüssen bevor wir weiter fahren.

Nach einem längeren Landtransport an einem merkwürdig fröhlich anmutenden Friedhof vorbei paddeln wir durch ein mächtiges Sanddelta mit großen Krümmungen. Ein unvorhergesehenes Hindernis zwingt uns einen abenteuerlich improvisierten Landtransport mitten durch den Wald vorzunehmen nur um diese 7cm breite Müllauffangkette zu überbrücken. Von hier aus gelangen wir in den größten See unserer Tour – dem Torrvarpen, der uns mit größeren Wellen gegrüßt als wir bisher von den stillen Gewässer gewöhnt sind. An einem Stand finden wir unseren Platz für die Nacht und sinken an unser Lagerfeuert. Über 30km haben wir heute zurückgelegt und das spüren wir auch. Uns ist heute nach gar nichts mehr außer Essen und Schlafen. Allerdings treffen wir hier das erste Mal andere Kanufahrer. Bisher waren wir die ganze Zeit alleine unterwegs und begegneten kaum einer Menschenseele. Diese Einsamkeit auf dem nördlichen Teil des Svartälven war wirklich sehr schön.

 

Vierter Tag: Seenlandschaften

Die letzten Tage plätscherten wir ruhig und singend die Flüsse und Seen hinab während hier auf dem großen Seen ein ganz anderer Wind weht. Starker frontaler Wind, der Wellen produziert, um genau zu sein. Wir warten bis Mittag und hoffen darauf, dass der Wind sich etwas legt.  Solange erkunden wir ein wenig die Gegend und finden einen Abhang der in ein gruseliges Gefilde hinab führt. Hier liegen überall Tierknochen verstreut. Zwei verlassene Käfige deuten darauf hin dass Jäger dort ihre geschossenen Tiere ausgenommen haben könnten.

Dann begeben wir uns hinaus in die Fluten und paddeln uns durch abenteuerliche Wellen bis ans andere Ufer und auf den nächsten See, der uns nicht minder stürmisch begrüßt. Besonders hoch sind die Wellen unter einer Brücke bevor man auf den See hinausgelangt und das erste Malbekomme ich ein bisschen Angst. Aber vor allem werde ich nass.

Einen Landtransport und nasse Schuhe später landen wir in einem sehr ruhigen See. Allerdings haben uns den ganzen Tag schon Regenwolken und entferntes Donnergrollen verfolgt, die nun endgültig ein Gewitter hervorbringen. Schnell retten wir uns noch an das Ufer und an einen Zeltplatz; eine halbe Stunde später rast der Regen los, Donner und blitze hageln um die Wette.
Nachdem das Gewitter vorbei gezogen ist mampfen wir Reis und genießen die Wärme des prasselnden Feuers.

 

 

Fünfter Tag: Stille

Da wir insgesamt nicht mehr viel Strecke vor uns haben, lassen wir es ruhige angehen und fahren heute nur wenige Kilometer bis zum nächsten Camp auf einer hochgelegenen felsigen Landzunge. Hier ist es sehr schön und man hat eine wunderbare Aussicht auf den See Halvarsnoren.

Sechster Tag: Rückenwind und Himbeerträume

Heute haben wir endlich Rückenwind und paddeln mit Leichtigkeit dahin. Wasserperlen glitzern im Sonnenlicht auf der Oberfläche des Sees für Sekunden wenn das Spritzwasser des vorgezogenen Paddels sie nach dem Einstechen über das Wasser gleiten lässt. Die Seenlandschaft hier erinnert mit ihren zahlreichen kleinen Felseninseln an die Schären. Es sind die drei letzten Landtransporte erforderlich, die schöne Aussichten bieten.

Der Campingplatz für heute ist zwar nicht der schönste, aber wir machen ihn uns schön mit Seeblick aus dem Zelt und Feuerstelle auf einem Felsen. Außerdem wachsen auf der Insel auf der wir zelten viele Himbeersträuche, die den Platz erheblich aufwerten. Wir sammeln viele von ihnen ein um sie als Nachtisch zu verschnuckern. Aus der anderen Hälfte gesammelter Himbeeren machten wir Himbeermarmelade für die die Definition von „himbeerig“ neu geschrieben werden muss. Eine Explosion von Himbeeren!

Schon seit dem Camp am See Torrvarpen haben wir keine anderen Menschen außer uns erblickt. Wir haben diese herrliche schwedische Landschaft wirklich ganz für uns alleine und fühlen uns wie Könige im Mückenland. Wir beginnen einige Dinge zu vermissen, aber diese Liste dreht sich vorrangig um Essen. Auf meiner Liste stehen da Dinge wie Schokoriegel, Pudding, Schnitzel, Gummibärchen und andere Leckereien. Des Nachts sitzen wir noch beim Feuer und sehen zu wie die Funken gen Sternenhimmel stieben.

Siebter Tag: Treiben lassen

Wir genießen unsere selbst gemachte  Himbeermarmelade zum Frühstück. Eine willkommene Abwechslung zu dem Tubenkäse, den man in Schweden kaufen kann. Zwar ungemein praktisch und originell, aber nicht lecker. Auch Reis haben wir langsam satt und schwören uns das Zeug zu Hause erstmal nicht mehr anzurühren. Wir machen uns auf den weiteren Weg über unseren letzten See – dem Malmlången. Das Paddeln fällt dank richtiger Windrichtung immer noch leicht und schon bald erreichen wir wieder den Flussverlauf, der sogar Strömung aufweist und wir können uns in der Sonne treiben lassen. Auch die heutige Strecke ist nicht lang und wir schlagen unser Zelt auf einer waldigen Landzunge auf, sitzen mal wieder ein kleines Gewitter aus und gehen unseren üblichen Abendaktivitäten nach.

 

 

Achter Tag: Ende der Kanutour

Nachdem ich die letzten Seiten meines Buchs verschlungen habe, fläzen wir uns in der Sonne im Heidekraut, das hier neben Blaubeeren überall wächst. Der Himmel ist strahlend blau. Wir brauchen nur wenige Minuten bis zum Endpunkt der Tour, wo wir uns nach dem entspannten Vormittag abholen lassen.

Insgesamt war die Strecke sehr schön, auch wenn sie für sieben Tage hätte länger sein können. 120 km hört sich nach mehr an als es tatsächlich ist. Gerade am Ende hatten wir nicht mehr viel der Strecke übrig, weil wir uns am Anfang ins Zeug gelegt haben. Schwer zu sagen welcher Teil des Svartälven am schönsten war. Jede Landschaft hatte seine eigenen Schönheiten – die ruhigen Wasser und die Wildnis des nördlichen Teils und die Seenlandschaften im südlichen Teil, die vor allem anstrengend zu Paddeln waren.

Ich mochte die felsigen Inseln sehr, die aus den Seen ragten. Die ganze Strecke war wesentlich einsamer als gedacht, nur einmal trafen wir auf andere Kanufahrer. Ansonsten sahen wir nur abwechselnd ein paar Leute in ihren Ruderbooten angeln, die ihr Sommerhäuschen am Flussufer oder einem der Seen hatten. Wunderbar ist auch das schwedische Jedermannsrecht, das erlaubt überall zu zelten wo man möchte und so findet man immer wieder wunderbare Stellen zum Nächtigen. Auch die öffentlichen Zeltplätze, die mit einem Holzunterstand, einer Feuerstelle und Holzvorräten versehen sind, sind schön und einsam. Auch trotz der Nähe zu der einen oder anderen Straße ist es sehr ruhig, da die Straßen oftmals nur Schotterstraßen sind und/oder sehr wenig befahren werden. Wer Einsamkeit und ein bisschen Wildnis sucht ohne die schwierigeren Strecken nördlicher im Land absolvieren zu können oder wollen trifft mit dem Svartälven eine gute Wahl.

Zurück nach Stockholm

In Karlskoga angekommen gönnen wir uns erst einmal Süßigkeiten und Döner. In der Innenstadt und in einem Park warten wir auf den Bus, der uns zurück nach Stockholm bringt. Dort gehen wir abends noch durch die Straßen der Innenstadt. Diese Woche findet ein Kulturfestival statt, das auf die ganze Innenstadt verteilt ist und aus Musik, Kunst, Film und mehr besteht. Hier ist viel los, viele Menschen sind auf der Straße. Am Donnerstag spielten sogar Apocalpytica auf einer der Bühnen.

Wir entkommen bald den Menschenmassen und verlaufen uns in den Straßen Stockholms, die fern von der „Partymeile“ wie ausgestorben daliegen. Interessant ist eine Fotoausstellung auf dem Raoul Wallenbergs Platz über Schwedens Nationalparks. Die Größe der Bilder, wie sie auf dem Platz ausgestellt werden, lässt die Schönheit der Orte; die Mächtigkeit der Natur, besonders gut zur Geltung kommen. Es sind wirklich sehr schöne Fotos darunter; besonders die aus dem Sarek Nationalpark in Lapland haben es mir angetan. Schweden scheint ein schönes Land zu sein, das es für mich lohnt zu erkunden. Leider klappte mein geplanter Anlauf im Sommer letzten Jahres nicht, aber es wird eine neue Gelegenheit kommen.

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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