Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Karwendelquerung: Sonne, Wörner-Gipfel, Kletterei

Mit Schlafsack und Isomatte machen wir uns auf ins Karwendel. Der Plan: Besteigung von Wörner und Birkkarspitze und Übernachtung im Biwak. Am Ende wird’s nur einer der Gipfel, aber die lange Querung durch das Karwendel von einem zum anderen Gipfel ist ein Highlight an sich.

Biwak im Karwendel

Wie kann man eine Arbeitswoche besser ausklingen lassen als noch am Freitagabend in die beruhigende Welt der Berge zu fahren? Bei brüllender Hitze fahren wir von München nach Mittenwald um von dem Parkplatz an der Kaserne hinauf Richtung Hochlandhütte zu laufen. Von hartnäckigen Bremsen verfolgt und mit dem schweren Rucksack schnaufend, läuft man bald an einem romantisch rauschenden und sich in erfrischenden Wasserfällen und Pools ergießenden Bach entlang. Kurz vor der Hochlandhütte genießen wir auf einem kleinen Grashügel den Sonnenuntergang und die Stimmung in den von den letzten Sonnenstrahlen atmosphärisch beleuchteten Gipfeln ringsherum.

Kurz darauf erreichen wir die Hochlandhütte, genehmigen uns einen Rußn um uns dann ein Stück weiter auf einer wie dafür geschaffenen Wiese niederzulassen. Der Sternenhimmel gibt sich die größte Mühe und funkelt tausendfach. Sternschnuppen jagen vorüber und wir schlafen bald selig auf unserem weichen auf etwa 1625m gelegenen Rasenbett ein.

 

Aufstieg zum Wörner

Früh am nächsten Morgen starten wir den Anstieg zum Wörnersattel auf 1.989m. Hier genießen wir die ersten Sonnenstrahlen und den Ausblick, bevor wir den anstrengenden Aufstieg zum Wörner starten. Am Nordwestgrat geht es steil und felsig hinauf. Von unten sieht es gar nicht so weit aus und es ist schwer vorstellbar für mich, dass es hier noch knapp 500 Höhenmeter in zwei Stunden zu bewältigen geben soll. Die eintönigen grauen Felsmassen täuschen jedoch, es zieht sich ganz schön und es sind einige anspruchsvolle Ier und IIer Kletterstellen dabei ohne jeglichen Sicherungen.

Für jeden von uns die bisher anspruchsvollste Tour, da die Kraxelei durchgehend zwei Stunden bis zum Gipfel anhält. Wir sind dankbar, dass wir so früh gestartet sind und im angenehmen Schatten nach oben kraxeln. Nah am Ziel versperrt uns ein Schneefeld den Weg und links daneben geht es schottrig-steil bergab. Wir versuchen das Schneefeld zu umklettern, was sich jedoch schon bald als eher unklug erweist. Ich schlage vor den Rückzug anzutreten und stattdessen die weiter unten erspähten Eisenstäbe, die mal Teil des Weges gewesen sein mochten, als improvisierte Eispickel zu verwenden. Dies klappt in der Tat auch ziemlich gut und wir erreichen sicher und einfach die andere Seite.

Nun geht es diagonal nach links hinauf und schon bald kann man das Gipfelkreuz sehen. Glücklich und erschöpft erreichen wir den Gipfel. Die Aussicht von hier ist sagenhaft – ein wahnsinniges 360° Panorama! Ich schlafe hier oben noch ein bisschen in der Sonne und mag eigentlich gar nicht mehr runter.

Querung zum Karwendelhaus

Wir haben allerdings noch viel vor uns und die Sonne wird immer heißer. Wir begeben uns zum Abstieg, der mindestens genauso anspruchsvoll ist wie der Aufstieg, da wir die gleiche Route nehmen müssen.

Wieder am Wörnersattel angelangt stellen wir fest, dass unsere Getränkevorräte sich dem Ende zuneigen, wir aber noch vier Stunden Weg zum Karwendelhaus vor uns haben. Unser dritter Mann, der wieder ins Tal hinuntersteigen wird, und somit demnächst wieder an der Hochlandhütte vorbeikommt, gibt uns einiges von seinem Wasser ab und ein netter anderer Wanderer ebenfalls. Wir verabschieden uns und laufen zu zweit über rutschige Schuttreisen an der Bergkette entlang, immer mal wieder auf und ab.

Wir begegnen erstaunlich wendigen bergerprobten Schafen und fühlen uns schon bald wie im Backofen, denn die Sonne knallt nun erbarmungslos in ihrer vollen Kraft. Dann geht es hinauf zur Bäralpscharte und man wandert an einem ausgesetzten mit Drahtseil versicherten Steig über die Grenze von Deutschland nach Österreich. In der Ferne fängt es an zu blitzen und wir versuchen uns anzuspornen schnell weiterzukommen, um vor dem Gewitter am Karwendelhaus zu sein. Zu allem Überfluss sind unsere Wasservorräte in dem heißen Gelände zuvor fast aufgebraucht und die trockene Kehle macht die Wanderung nicht angenehmer.

Es geht hinein in einen kleinen Kessel und über den Karwendelhauptkamm auf die andere Talseite. Hier geht es im steten Auf und Ab eine gefühlte Ewigkeit durch Latschen hindurch. Unsere Beine werden immer müder, wir wollen nur noch ankommen. Nun holt uns auch Regen und Gewitter ein. Die heftigen Regengüsse warten wir kurz unter den Latschen ab, gehen aber bald weiter. Das Gewitter macht uns Beine, denn diese Situation ist durchaus angsteinflößend. Bald sehen wir die Hütte – allerdings noch in weiter Ferne am Ende des tief eingeschnittenen Johannistals.

Endlich am Karwendelhaus

Nach 12 Stunden seit wir heute Morgen aufgebrochen sind, erreichen wir endlich klitschnass und erschöpft die Hütte. Es duftet herrlich nach allen Arten von Speis und Trank und wir freuen uns sehr auf eine warme Mahlzeit, Apfelstrudel und ein kaltes Getränk. Ich stopfe mich ordentlich voll, hab ich ja auch verdient. Bald schon sind Gewitter und Regen dann vorüber und die Sonne zeigt sich wieder. Wir haben schon überlegt Notlagerplätze im Karwendelhaus in Anspruch zu nehmen, aber da die Wetteraussichten über Nacht stabil aussehen, begeben wir uns wieder nach draußen und suchen uns ein lauschiges Plätzchen zwischen Blumen und Latschen um unsere Isomatten auszurollen. Es geht bei mir nicht mehr viel, begleitet von Kuhglockengebimmel falle sehr schnell in Schlaf.

Abstieg

Am nächsten Tag fällt es mir schwer früh aufzustehen und wir bleiben noch recht lange liegen bis die Sonne uns im Gesicht kitzelt. Wir überlegen ein bisschen ob wir die geplante Birkkarspitze, dem höchsten Gipfel des Karwendelgebirges, heute tatsächlich noch erklimmen wollen. Wir entscheiden uns dagegen, da es schon recht spät und sonnig geworden ist, und noch einen langen Abstieg durchs Johannistal in die Eng vor uns haben. Zwei Stunden wären es auf die Birkkarspitze und dann nochmal 1.800 Höhenmeter und etwa vier Stunden hinunter und das wäre dann wieder eine ähnlich lange und harte Tour wie am Tag zuvor.

Deshalb beschließen wir noch ein bisschen auf der Wiese zu chillen und uns dann an den Abstieg zu machen. Dieser geht angenehm unsteil über Forstwege, Latschensteige und idyllische Almwiesen ins Tal, am Ende an einer rauschenden Klamm entlang. Der Weg zieht sich allerdings ganz schön und wir sind dann am frühen Nachmittag am Parkplatz in der Eng. Am Parkplatz gibt es eine ideale Badestelle im eiskalten Rißbach, eine kleine Senke, in der sich das Wasser ohne Strömung sammelt. Das eiskalte Wasser ist eine Wohltat nach der langen anstrengenden und schweißtreibenden Tour.

Eisbach

Wir laufen dann noch bis zum Eingang der Mautstraße in der Eng an der Straße und dort geht es mit dem Auto zurück Richtung München. Zwischendurch kehren wir nochmal in den Biergarten eines Gasthofs in Vorderriß ein und sind dann am Nachmittag wieder in München. Da es sehr heiß ist, beschließen wir noch zum Eisbach zu fahren. Was für eine großartige Entscheidung! Im Eisbach kann man sich vom Haus der Kunst bis zur Tivolistraße durch den halben Englischen Garten in einem Affenzahn treiben lassen. Mit der Tram kommt man wieder zurück und der Spaß geht von vorne los. Das ist besser als jedes Freibad! Viele Menschen lassen sich hier durch den Eisbach treiben und alleine der Anblick ist schon eine Freude, Selbermachen hingegen eine Mordsgaudi! Ich glaube München ist tatsächlich eine der besten Städte der Welt.


FAKTEN ZUR TOUR
Bergtour Wörner (2.476m)
Gehzeit: 5h Aufstieg, Abstieg 3,5h
Höhenmeter: 1.600hm
Ausgangspunkt: Parkplatz Seinsalm bei Mittenwald (890m)
Schwierigkeit: T5- Alpinwandern / I./II. Grad

Bergtour Karwendelquerung Hochlandhütte – Karwendelhaus
Gehzeit: 5-6h
Höhenmeter: 1.000hm
Ausgangspunkt: Hochlandhütte (1.623m)
Schwierigkeit: T3 – anspruchsvolles Bergwandern

Merken

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vielleicht gefällt dir auch

  • Suche

    Die Weltwanderin

    Picture of Annika
    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

    Weltkarte

    Beliebte Beiträge