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Irland: Kurztrip im Westen der grünen Insel

Kurztrip in das Land der sanften grünen Hügel, spektakulären Küsten, hohen Klippen, einsamen Traumstrände, wolligen Schafe, muhigen Kühe, Berge, Moore, vielen Flüssen in fruchtbaren Tälern, charmanter Fischerdörfer, Palmen, Lidl, steinerne Zeugnisse aus prähistorischer Zeit,  zerfallene keltische Friedhöfe und Klosterruinen, Wasserfälle, Surfer, wilde Felsformationen und neben Regen auch vielem Sonnenschein.

Jahrhundertelang lebte Irland in friedlicher Isolation bis die Wikinger die Insel für sich entdeckten. Nicht einmal die Römer scherten sich um sie; aber vielleicht hat sie der Regen davon abgehalten. Auf diese Weise in Ruhe gelassen, war es möglich, eine Kultur und Denkweise zu entwickeln, die nur dem irischen Volk eigen sind und selbst von den unerwünschten Absichten ihrer stärkeren Nachbarn in den kommenden Jahrhunderten nie ganz gebrochen werden konnten.

Unsere Tour konzentriert sich auf die Westküste Irlands, den Landkreisen Clare und Galway, hier sind nicht soviele Sonnenstunden zu verbuchen wie im Süden und die Landschaft wechselt ihr Bild von lieblich zu rau, felsig und karg.

Wieder habe ich mich zu Hause gefühlt, mehr zu Hause als in den letzten sechs Monaten. Als hätte ich nie aufgehört zu reisen und der graue Alltag war nur ein Traum. Die Welt ist mein Zuhause.

Der Flug verläuft problemlos und wir kommen sogar früher als geplant in Shannon an. Es ist Nacht, also ist nicht sehr viel zu sehen außer gelegentlichen Lichtflecken mit Seitenarmen.

Das Auto wird abgeholt und dann geht es Richtung Limerick, der viertgrößten Stadt Irlands, auf der Suche nach Nahrung und mit der Hoffnung, dass Freitagnacht noch nicht alle Bürgersteige hochgeklappt sind. Wir fahren über eine schöne Brücke mit hängenden Blumen zu den Seiten und das Wasser wird von umliegenden Lichtern erhellt, die sich darin reflektieren. Tatsächlich ist nur eine Straße belebt, der Rest wirkt wie ausgestorben.  Hier floriert die Pub-Szene, wie sie in der Form wohl nur in Irland zelebriert wird. Der Pub nimmt eine ganz besondere Stellung im Leben der Iren ein; im Pub treffen sich Freunde und Verwandte zu den unterschiedlichsten Anlässen. Der Pub ist der letzte Ort, den der Ire aufsucht, bevor er das Land verlässt und selbstverständlich der erste, an den er zurückkehrt. Der Abend ist der Unterhaltung vorbehalten. In vielen Pubs steht Livemusik auf dem Programm.

Limerick
Limerick bei Nacht

Schließlich findet sich ein nettes asiatisches Take Away, das zudem auch noch leckere Sachen anzubieten hat.

Daraufhin fahren wir zurück nach Sixmilebridge, wo unser Hostel für die Nacht ist. Bis auf schlafen geschieht heute nicht mehr viel. Ich habe beschlossen Irland in Ruhe anzuschauen, wie weit man eben kommt, sich soviel Zeit wie möglich zu nehmen und lieber weniger Dinge intensiv zu machen, als zu versuchen alles zu sehen und zu hetzen.

Ennis

Geträumt habe ich von blauem Himmel. Die Tatsachen sehen aber eher grau aus. Um 7 Uhr ist es noch dunkel, also schlummere ich weiter, aber selbst 8:30 Uhr scheint es noch nicht vollauf hell zu sein. Vielleicht wird es hier gar nicht hell, wie auch immer werde ich es nicht herausfinden ohne aufzustehen. Nach dem Frühstück und Mitnahme von kostenlosen, von Reisenden dagelassenen Campinggaskartuschen sieht das Wetter auch schon viel freundlicher aus.

Der erste Eindruck kann sich noch nicht voll entfalten, da wir hier noch über Schnellstraßen fahren und noch nicht viel Natur zu Gesicht bekommen. Was aber auffällt sind die Palmen am Straßenrand. Das Klima hier in Irland ist so mild, dass diese hier wachsen können. Der Anblick von Palmen macht mich glücklich.

Wir fahren nach Ennis, der Hauptstadt Clares mit schmalen Gassen und tätigen Einkäufe. Hier herrscht zu jeder Tageszeit reger Betrieb, wie man es von einer alten Marktstadt erwartet. Einige Straßenmusikanten mischen sich in das bunte Treiben. Nachdem wir das Überleben der nächsten Tage gesichert haben, ging es zu den Cascade Wasserfällen in Ennistimon. Hier dünnt sich die Zivilisation langsam aus und die Straßen werden schmaler. Typisch für Irland sind die locker und ohne Zement aufgeschichteten Steinmauern, die hier als Grundstücksbegrenzung fungieren. Von dort aus fahren wir an die Küste und sehen endlich das Meer. Viele Surfer tummeln sich hier im Wasser bei kleinen Wellen mit langen Boards.

Klippen bei Kilkee

Nun schlagen wir den Weg zum Loop Head ein. Immer an der Küste entlang und in the middle of nowhere bis zu dem kleinen Fischerdorf Kilkee. Dort liegt ein windgeschützter Strand und nördlich finden sich hohe Klippen und schöne Felsformationen, kleine Steinstrände über die das Wasser rauscht. Ein paar verrückte Iren baden hier sogar. Es gibt dort schöne Wege, die direkt an den Klippen entlang führen und man kann dort lange zwischen den Felsen stöbern. Einen Golfball habe ich in einem kleinen Rock Pool gefunden, der vom oben gelegenen Golfplatz stammen musste. Die sanften grünen Hügel in Irland sind ideal für zahlreiche Golfanlagen.

Scenic Road

Die Sonne kommt nun auch endlich hervor, was für ein schöner Anblick. Nur eins fehlt bisher: Die Schafe. Bisher wurden nur jede Menge Kühe gesichtet.In Kilkee führt ein schmaler 10km Umweg über die Scenic Loop Road nach Südwesten. Die Straße führt an der Küste und hohen Felsen sowie -inseln vorbei, die aus dem Wasser ragen und von der Sonne in ein seichtes Licht getaucht werden. Ein atemberaubendes Panorama von in die Höhe schießenden Küstenklippen. Einige haben Löcher, die von der Brandung hineingeschlagen wurden, andere wurden vom Land getrennt und ragen nun als einsame Wächter aus dem Ozean. Hier gibt es viele Felsenangler, die am Rand der hohen Abgründe stehen und ihre Angel in die Weiten des Ozeans unter ihnen auswerfen um das Abendessen zu fangen, was die Picknickgesellschaft auf der Wiese zugleich vertilgen kann.

Nun begeben wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager und finden einen Zeltplatz an der Mündung des Shannons. Wir haben Ausblick aufs Meer und teilen den Platz mit vielen Schnecken, die sich noch zwei Tage später zwischen den Tomaten finden – bäh.

 

Loop Head

Am Vormittag fahren wir weiter zum Loop Head. Die Sonne scheint aus voller Kraft und wirft wunderbares Licht auf die Küstenszenerie am Loop Head mit seinem Leuchtturm. Wir laufen einmal um die Spitze der Halbinsel herum und bestaunen abermals die tiefen Abgründe unter uns. An einem klaren Tag wie heute kann man von Clares südlichsten Punkt bis zur Dingle Peninsula, die vom Mt Brandon gekrönt wird, blicken.

Cliffs of Moher

Dann geht es zurück über Kilkee zu den berühmten Cliffs of Moher. Dabei halte ich meine Hand aus dem Fenster, erfreue mich der Aufwinde und lasse mir Wind und Haare um die Nase wehen, genieße die Sonne und den Ausblick auf die sanften Hügel mit dem satten Grün, vorbei an winzigen Siedlungen mit verwunschenen halb zerfallenen Friedhöfen, über enge Straßen und an vielen Hunden vorbei, die einem fast unter die Räder rennen. Die Zeit vergeht hier noch langsamer.

Die majestätischen Cliffs of Moher ragen an ihrer höchsten Stelle 203m aus dem Wasser hervor, sind absolut vertikal und markieren den touristischen Höhepunkt Irlands. Demzufolge trifft man hier nicht nur auf viele Menschen, sondern auch auf Shops, einen 8€ Parkplatz und eine 1,5m hohe Mauer, die verhindert, dass man zu nahe an den Abgrund geht.

Die steilen Klippen erstrecken sich über 8km und zählen zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen Irlands. Hier genießt man einen weiten Blick über den Atlantik bishin zur Küstenlinie Galways. Stundenlang könnte man verweilen und zusehen wie die Wellen gegen die Klippen schlagen, das Wasser hoch aufspritzt und die Vögel mit den Aufwinden spielen.

Nach dem Naschen eines Eis‘ laufen wir bis ans nördliche Ende um dann den Weg nach Süden einzuschlagen, wo die Mauer und der Menschenstrom abreißt und ein Schild darauf hinweist wie gefährlich es ist dort weiterzugehen. Dieser alte Trail ist wirklich lohnenswert. Die Sonne wechselt sich mit Windböen ab und ich mache viele Fotos. Etwas mulmig wird einem bei dem Blick nach unten. Schon viele Menschen sollen hier zu Tode gekommen sein. Ein Schild fragt „Need to talk?“ und verweist auf eine Telefonnummer. Tatsächlich ist so manch einer hier größtenteils wegen der kurzen heftigen Böen abgestürzt.

Hag’s Head formt das südliche Ende der Cliffs of Moher  – ein dramatischer Platz von dem man guten Blick auf die Klippen hat. Hier gibt es ein riesiges Seegewölbe und einen alten Turm, der im Falle eines Angriffs Napoleons auf die Küste Irlands errichtet wurde. Hier hinten hat man wirklich ein Gefühl „Am Ende der Welt“ zu stehen. Da der Weg bis hierher etwas länger ist, trifft man hier auch kaum noch Menschen. Aber dafür Kühe. Lange sitzen wir dort oben und schauen auf das Meer und die Felsen hinaus.

Die Zeit ist bei der Rückkehr schon voran geschritten und wir fahren nördlich nach Doolin, wo im Übrigen der erste Pub entstand, ans Meer und den Campingplatz für diese Nacht.

Burren

Am Morgen geht es in den mysteriösen Landstrich des Burren, einem Riesenkalksteinplateau mit unterirdischen Höhlen und alten Steingräbern, der fast wie eine Mondlandschaft anmutet und sich über 180km² erstreckt. Diese bemerkenswerte Karstlandschaft ist voller Kontraste und eigenwilliger Faszination. Karge Plateaus und bizarre Felsbarrieren, Höhlensysteme und dann wieder saftiges Weideland, das in geschützten Tälern eingebettet liegt. Felsige Klippen stürzen schroff in den Atlantik und endlose Horizonte bieten ein atemberaubendes Spiel von Licht und Schatten. „Burren“ bedeutet soviel wie „steiniger Ort“.

Besagter Stein ist hauptsächlich karbonhaltiger Kalkstein, dessen poröse Eigenschaften in Berührung mit der formgebenden und später geschmolzenen Eisdecke entstanden. Er gab dieser Landschaft ihr Gesicht: eine kahle, zerfurchte, pflasterähnliche Steindecke. Auf den ersten Blick scheint der Burren eine kahl gefegte Landschaft zu sein. Dieser Eindruck wird erst beim näheren Erforschen gemildert, da auch in und aus den kleinsten Spalten Blumen wachsen.

Und es deuten gut und weniger gut erhaltende Relikte darauf hin, dass es hier immer Zivilisation gab. Der Poulnabrone-Dolmen, auch bekannt als „Portal Tomb“, eines der besterhaltenen der 150 Steingräber, die man in Irland findet, stammt aus der Jungsteinzeit und ist somit über 5.000 Jahre alt. 33 Menschen liegen hier begraben.  Eine klassische touristische Ikone und meist fotografiertes historisches Monument.

Wir steigen auf einen kleinen Hügel von wo man Ausblick auf diese bizarre Mondlandschaft, die felsigen Berge, die ein bisschen wie Schrauben anmuten, grüne Hügel mit Schafen und das Meer hat. Eine atemberaubende Fahrt geht es den „Korkenzieherberg“ hinunter.

Black Head

Wir fahren über Black Head, wo Esel und Schafe am Meer grasen zum Fanmore Beach, einem Surfstrand. Black Head wurde von atlantischen Stürmen bis auf blanken Felsen geschält. Felsbrocken die wie Markierungen aussehen sprenkeln hier die Landschaft an Clares nordwestlichstem Punkt. Hier wachsen wilde Brombeeren, die ich mir in den Mund stopfe.

Der Strand von Fanmore ist schön mit einer weitreichenden Kulisse von Dünen, der Sand hat eine mittelbraune Farbe und besteht aus vielen Muschelsegmenten. An manchen Stellen ist der Sand sogar sehr dunkel. Surfer gibt es heute allerdings keine. Der Wind hat noch nicht nennenswert nachgelassen und so sind die Wellen ziemlich chaotisch und wild. Eine mutige Badende stürzt sich ins kühle Nass, allerdings nicht ohne Springsuit. Das Vergnügen war allerdings kurz, wohl gar nicht mal so warm. Oma ist auch dabei und wurde in einem Stuhl mit einem dicken wärmenden Schlafsack abgesetzt, sodass sie zusehen konnte.

 

Galway

Danach fahren wir nach Galway City und somit ins County Galway. Die Landschaft der Kühe wurde durch Schafe eingetauscht. Endlich viele viele Schafe. In Galway kaufen wir eine neue Isomatte und Speicherkarte, da sich meine mitgenommenen dem Ende ihrer Kapazitäten neigen. Ein bisschen rumfragen und schon haben wir das Gewünschte beisammen. Dann geht es den Coastal Drive über die Fischerdörfer Barna und Spiddal entlang. Hier erhält man bereits einen Vorgeschmack auf das Hinterland Galways: Connemara. Hier ist Gaeltachtgebiet, was man vor allem daran merkt, dass man die Straßenschilder nicht mehr zu verstehen vermag. Kein Wort Englisch steht hier mehr.

Es gibt schöne Aussichten auf Galway Bay und die entfernte Küste Clares. Hier gibt es auch die Aran Islands, die ein beliebtes Ausflugsziel darstellen, aber heute nicht das unsere. Am Mace Head gelangen wir in ein winziges Fischerdorf am Rand der Welt. Boote stehen hier, die aussehen als wären sie seit Jahren nicht mehr in der Lage auf dem Wasser zu schwimmen. Es regnet vor sich hin und ich fühle mich wohl.

 

Connemara

Nun geht es landeinwärts auf einer der szenischsten Straßen Irlands. Die wilde Landschaft Connemaras: Felsformationen aus tiefster Vergangenheit, zahllose hübsche kleine Seen und Flüsse und die zauberhaft wechselnden Farben des Moores. Ein beeindruckendes Panorama tut sich auf: zur Rechten die Berge der Twelve Bens, zur Linken große Seen wie dem Lough Inagh. Leider verdeckt Regen und Nebel den Blick auf die umliegenden Berge.

Bild 422

In Clifden gibt es noch eine schöne Rundstraße, die Sky Road, aber die muss leider auf einen anderen Irlandbesuch vertragt werden, weswegen wir nach Letterfrack weiterfahren und nach einem Zeltplatz suchen. Allerdings schließt dieser am nächsten Tag und deswegen dürfen wir schon heute nicht mehr campen. Wir suchen nach einem anderen und sehen dabei noch schöne Küstenszenerie. Dann finde ich im Lonely Planet ein wunderbar gemütlich klingendes Hostel in Letterfrack und wir beschließen vor dem Regen und dem Wind zu flüchten. Das Hostel ist allerdings schwer zu finden aufgrund der Beschilderung. Das Hostelschild selbst ist ein überwachsenes, abgeblättertes und verrostetes Schild, das den Namen „Old Monastery Hostel“ verkündet und so konnten wir es beim ersten Mal vorbeifahren gar nicht erkennen. Erst nachdem wir  im Ort nachfragen, fanden wir es.

Das Hostel ist wirklich wunderbar. Ein schöner Hof, gemütliche Zimmer, kuschelige Miezekatzen und kerzenbeschienenes und vom Kaminfeuer erwärmtes Esszimmer. Im Trockenen und Warmen zu essen ist wirklich ein schönes Gefühl.

Aasleagh Falls

Nach dem kostenlosen Frühstück fahren wir zu dem kleinen Dorf Leenane. Der Hafen wird als Irlands einziger Fjord bezeichnet. Mit 16km tiefen Einschnitt ins Inland und mehr als 45m Tiefe im Zentrum sieht es zweifellos aus wie ein Fjord obwohl hier wohl niemals Gletscher war. Mt Mweelrea thront im Norden. Leider sehen wir so gut wie nichts von der Landschaft, auch nicht vom Berg. Es regnet stark und der Nebel hängt tief. Was wir aber sehen sind die Aasleagh Falls.

Aasleagh Falls im Regen
Aasleagh Falls im Regen

Cong Abbey

Dann treten wir den Rückweg Richtung Shannon an. Wir fahren über Cong, begegnen noch vielen Schafen auf der Fahrbahn und besuchen Cong Abbey, ein Kloster aus dem 12. Jahrhundert. Ein paar gemeißelte Torbögen und Gewölbe haben überlebt. Ein verwitterter Friedhof umschließt die Anlage. Hinter dem Kloster ist ein schöner Park mit einem friedlichen Fluss. Der Herbst hält nicht nur in Form des Wetters Einzug, sondern zeigt sich auch in Form jeder Menge braunen Laubs und Kastanien auf der Erde. Den ganzen Tag hat es nicht aufgehört zu regnen, was für ein ungemütlicher Tag.

Dann geht es weiter zum Flughafen, Auto abgeben, einchecken und aus dem Traum aufwachen.

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Annika

Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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