Der Gorkhi-Terelj Nationalpark ist nur 60km von Ulan Bator entfernt und macht ihn damit zum perfekten Ziel für einen Kurztrip. Der Park befindet sich auf 1.600m und ist mit vielen Felsen gespickt, die interessante Formationen bilden. Der Park ist relativ touristisch, was der Schönheit der Landschaft jedoch keinen Abbruch tut. Perfekt für alle, die nur wenig Zeit in der Mongolei zur Verfügung haben!
Wir fahren am Morgen zusammen mit dem Iren Gerard in den Park. Da unser Gobi-Trip erst in vier Tagen startet und wir keine Lust mehr haben, länger in Ulan Bator rumzuhängen, entscheiden wir zwei Nächte im Gorkhi-Terelj Nationalpark zu verbringen. Das kostet uns pro Person nur 62$, die wir innerhalb von Ulan Bator auch leicht ausgeben würden. Wirmachen also das Beste aus der Wartezeit. Zuerst fahren wir zur Dschingis Khan Statue – mit 40m Höhe das größte Reiterstandbild der Welt. Man kann sogar bis auf den Kopf des Pferdes gehen (Eintritt 7.000 MNT), was wir uns aber sparen. Der Ort der Statue ist einer Legende zufolge der Platz wo Dschingis Khan seine goldene Gerte gefunden haben soll. Während der Morgen in Ulan Bator mit Regen begann, kommt nun die Sonne heraus und wir schauen einfach in die umgebene Landschaft.
Dann fahren wir weiter in den Nationalpark, vorbei am sogenannten Schildkrötenfelsen (Mongolisch: Melkhii Khad), der aus einem gewissen Winkel tatsächlich wie eine Schildkröte aussieht und wunderschöner felsiger Landschaft bis zu unserem Tourist Ger Camp. Anders als in Khövsgöl ist dies ein Camp aus mehreren Jurten mit Betten für die Gäste, und einem Restaurant-Ger, wo das Essen serviert wird. Man lebt also nicht mit einer Familie, sondern in einer Art Hostel in Jurten-Format. In unserer Jurte stehen drei Betten, ein kleiner Tisch und ein wärmender Ofen.
Am Schildkrötenfelsen
Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg um den Turtle Rock nochmal genauer anzusehen. In etwa 20 Minuten Fußmarsch haben wir diesen von unserem Camp erreicht. Wir kraxeln bis nach oben und genießen den Ausblick von der Schildkröte. Die Kraxelei ist herrlich – endlich wieder am Fels! Jedoch handelt es sich bei den Felsen im Nationalpark um Konglomerat-Gestein, was sehr bröselig und unzuverlässig ist. Am Ende quetschen wir uns durch eine kleine Spalte um auf die andere Seite des Felsens zu gelangen.
Ausreiten im Nationalpark
Wir gehen wieder zurück zum Camp und wollen dann zum Pferdereiten übergehen, alledings vereitelt ein heftiger plötzlicher Regenschauer, der über die Berge herangerast kommt, diesen Plan. Wir warten, dass der Regen nachlässt und tatsächlich kommt nach einer halben Stunde die Sonne wieder hervor. Unsere Pferde stehen schonbereit und wir machen einen kleinen Ritt Richtung Turtle Rock. Wir finden heraus, dass es drei verschiedene Arten von Pferden hier gibt: 1) Touristenpferde 2) Guide Pferde 3) Nadaam Pferde (Nadaam ist ein großes jährliches Fest mit Wettbewerben in Wrestling, Pferderennen und Bogenschießen), wobei die Nadaam Pferde am wertvollsten sind. Alex bekommt ein Guide Pferd, einfach weil es das größte ist, das sie da haben :)
Aryapala Tempel
Nach dem Ritt machen wir uns auf den Weg zum Aryapala Initation & Medition Center mit einem Tempel direkt an einer Felswand, das wirklich wunderschön ist. Vor allem die Lage beeindruckt. Ein älterer Mann zeigt uns ein paar Dinge im Tempel. Wir verbringen viel Zeit hier, drehen die Gebetsmühlen und lesen uns die Schilder über Buddhismus durch.
Danach gehen wir einen weiten Bogen zurück, über einen kleinen Supermarkt wo wir Bier für den Abend kaufen. Es ist schon 21 Uhr und das Abendessen wartet schon auf uns. Hier deutlich anders als bei den Nomaden – mehr Salat, weniger Fleisch = besser für mich :) Danach unterhalten wir uns mit unseren Wirten – inzwischen sind wir darin geübt eine Unterhaltung mit Mongolischen Fetzen, Gesten und Bildern zu führen. Dabei finden wir heraus, dass sie Auna und Bagi heißen und zwei Töchter haben. Im Sommer bewirtschaften sie das Touristencamp und den Winter verbringen sie in Ulan Bator. Sie besitzen 13 Pferde und Bagi kann 4l Airag trinken bevor er diese zur Toilette tragen muss.
Wir gehen in unsere warme Jurte um ein wenig später nochmal hinaus zu gehen und den Sternenhimmel zu bewundern. Die Wolken haben sich verzogen und geben den Blick auf die Milchstraße frei.
Weglose Fels-Experimente
Um 10 Uhr gibt’s Frühstück, dann machen wir uns auf den weg zur Bergkette, die das Tal abschließt und etwa 2.000m hoch ist. Die höchste Stelle liegt über dem Tempel auf 2.200m und es sieht aus als könne man die gesamte Bergkette überschreiten.
Wir gehen über eine Wiese bergauf, links von einer Felsformation entlang. Hier liegen ein paar Kühe und schauen uns verwundert an. Wir steigen hoch zu den Felsen, stellen aber fest, dass es hier nicht wie gedacht weiter geht. Die Berge liegen noch gutes Stück über uns und über den Rücken der Felsformation ist kein Weiterweg möglich. Wir steigen also wieder zu den Kühen hinab und dann links an den Felsen vorbei. Das Terrain wird immer steiler und felsdurchsetzter. So müssen einige Kletterpassagen bewältigt werden.
Wir steigen rechts durch eine Scharte das steilste Stück nach oben. Nach einer weiteren anstrengenden Stunde sind wir oben und stellen fest, dass es zum einen deutlich schwieriger war hier rauf zu kommen als gedacht und zum anderen eine Überschreitung nicht so einfach möglich ist. Der Kamm, der von unten gut begehbar wirkt, besteht aus vielen Felstürmen, die es zu überklettern gilt. Es wäre ein tagesfüllendes und technisch durchaus anspruchsvolles Programm die gesamte Kette bis zum Tempel zu überschreiten. Es gibt aber sicher einfachere Wege hinauf als den von uns gewählten. Wegloses Gehen hat eben so seine Tücken. Es gibt zwar immer mal wieder Pfade und Spuren, die sich aber stets verlieren oder ganz woanders hinführen als wir wollen. Man muss dementsprechend viel Zeit zur Wegfindung einplanen.
Wir sind mit unserem Erfolg zurieden und genießen die Aussicht. Dann steigen wir wieder ab, diesmal die linke Rinne nehmend, die deutlich weniger felsdurchsetzt ist als die rechte beim Aufstieg. Die Steilheit macht uns zwar zu schaffen, aber nach nur 40 Minuten sind wir wieder unten und nur 20 Minuten zu spät zum Mittagessen, das fantastisch ist.
Neben einer Kartoffel-Möhren-Hackfleisch-Supe gibt es gefüllte Teigtaschen und Salat – insgesamt sehr üppig und genau das Richtige nach unserer Wanderung. Nach dem Essen legen wir uns erstmal ein wenig hin bis Bagi seinen Kopf in unsere Jurte steckt und uns sagt, dass wir zum Reiten starten können.
Ausritt zum Tempel
Wir bekommen die gleichen Pferdchen wie gestern und reiten dann über die Felsen, die wir gestern erklommen haben bis zum Eingang des Tempels. Ein wirklich schöner Ritt durch den Wald und abseits derStraße – im Gegensatz zu gestern. den Rückweg dürfen wir auch alleine reiten.
Wieder zurück im Jurtencamp bekommen wir von Bagi eine Schüssel Pferdefleisch mit einer Kartoffel gereicht. Es gibt Gedärme, Leber und „normales“ Pferdefleisch. Yummy. Alex ist begeistert.
Dann entdecken wir, dass der Stein auf dem Gelände in Wahrheit ein versteinertes Perd ist und beginnen ihn zu reiten. Von irgendwoher erscheinen nacheinander drei Kinder, die von der Idee begeistert sind und mitreiten wollen. So verbingen wir die Zeit bis zum Abendessen. Wir verabschieden uns von Gerard und freunden uns mit den Neuankömmlingen an – ein ukrainischer Franzose und seine belgische Freundin. Beide können Deutsch, das sie mit uns trainieren wollen. Sie kommen aus Beijing in die Mongolei und haben nur wenige Tage Zeit.
Gipfel im Sonnenuntergang
Wir gehen zusammen zum Turtle Rock, den sie sich anschauen wollen. Wir hingegen wollen auf einen Gipfel gegenüber vom Turtle Rock kraxeln, den wir schon gestern ausgespäht haben und von dem wir uns einen guten Blick auf den Turtle Rock versprechen. Hinter dem kleinen Supermarkt vom dortigen Touristcamp starten wir und gehen in den Wald hinein. Hier führt ein Pfad bergauf, der sich aber immer wieder verliert.
Mal wieder gehen wir weglos und müssen uns selbst orientieren. Wir landen auf einem Vorgipfel, der aber noch nicht unser Ziel ist. Weiter klettern wir hinauf, uns an dem Felsrand zum Wald haltend, bis der Gipfel ins Blickfeld gelangt. Die letzten Meter sind unschwierig, ein einfacher Weg über den Fels. Der Ausblick hier oben ist gigantisch, noch besser als erwartet. Wir können nicht nur den Turtle Rock sehen, sondern auch in die Täler jenseits von unserem sowie in die hügeligen und felsigen Weiten dahinter, die in goldenes Sonnenlicht getaucht sind.
Unser Tal und somit auch der Turtle Rock liegen leider schon im Schatten, aber wir genießen die letzten Sonnenstrahlen auf unserem Gipfelplätzchen. Mit Schweiß im Gesicht, aber Freude im Herzen. Nicht der höchste Gipfel in unserer Umgebung, aber mit Sicherheit einer der schönsten, denn er bietet beinahe 360°C Rundumblick. Auf dem Rückweg halten wir uns mehr im Wald, was zwar steil, aber weniger felsig ist. Wir kommen an einer gewaltigen Felswand vorbei, die neben unserem Gipfel liegt. Dann sind wir schnell wieder unten. Wir kaufen noch ein paar Bier im Supermarkt und gehen dann zurück zu unserem Camp, wo wir im letzten Tageslicht Bier bzw. Radler genießen. Ein Mädchen gesellt sich zu uns, möchte ein bisschen von unserer Sprite und lacht uns an. Wir schauen noch kurz den Sternenhimmel an und gehen dann ins Bett.
Abschied aus dem Terelj Nationalpark
Wir stehen um 10 Uhr zum Frühstück auf und stellen fest, dass wir schon kurz darauf abgeholt werden. Schade, wir hätten gerne noch die Zeit bis zum Abend hier verbracht, aber wir haben es versäumt Bobby in Ulan Bator danach zu fragen. Gerard hat es extra so organisiert, dass er erst Abends abgeholt wird und so noch den ganzen Tag im Terelj Nationalpark verbringen kann. Ich nutze die Zeit nach dem Frühstück um noch schnell auf die Felsformation hinter unserem Camp zu steigen, denn heute ist der Himmel strahlendblau und wir haben das beste Wetter bisher.
Ich kraxele über die Felsen, bekomme gar nicht genug davon diese schöne Landschaft in mich aufzunehmen. Auf dem Rückweg sammel ich noch ein paar der im Überfluss wachsenden Edelweiße ein. Zurück bei dem Camp warten Alex und Fahrer schon auf mich – Upsi! Wir raffen schnell unsere Sachen zusammen, die Alex dankenswerterweise schon zusammengepackt hat, und verabschieden uns. Dann geht’s im Jeep, bei dem weder Tacho noch Benzinanzeige funktionieren, zurück nach Ulan Bator.