Mount Shasta ist ein 4.317 m hoher Vulkan in Nordkalifornien und bietet durch seine Prominenz eine weitreichende Aussicht auf die gesamte Umgebung. Der Aufstieg führt durch ein extrem steiles Schotterfeld und ist eine echte Herausforderung. Das Gefühl am Gipfel zu stehen ist dafür umso schöner. Die technisch leichteste Route ist die Clear Creek Route, sie ist aber trotzdem alles andere als einfach. Wir nehmen die Besteigung von Mount Shasta in zwei Tagen in Angriff und das empfehle ich auch jedem, der diesen Berg erklimmen möchte.
Auf diesem großartigen Campingplatz auf dem PCT hatten wir eine so schöne Aussicht auf den Mount Shasta, dass die Idee aufkam, diese Schönheit zu besteigen. Und da wir dieses Wochenende etwas Zeit übrig haben, ist das ein idealer Zeitvertreib. Die Wanderung auf den Mount Shasta bedeutet 2.500 Höhenmeter zu bewältigen, davon knapp 2.000 Höhenmeter in nur 5 km. Es ist also extrem steil. Der Aufstieg führt durch Schotter, es ist demnach umso anstrengender. Jeder Schritt vorwärts bedeutet einen halben Schritt zurückzurutschen. Nie zuvor habe ich einen so brutal steilen und langen Aufstieg erlebt. Aber die Aussicht auf der gesamten Wanderung ist alle Mühe wert. Es handelt sich auf jeden Fall um Type 2 Fun, ist also sehr hart während ihr es macht, aber hinterher seht ihr es als Spaß an.
Die Besteigung des Mount Shasta ist ein großartiges Abenteuer, das ich jedem PCT Hiker nur empfehlen kann. Wenn ihr die Zeit dafür freimachen könnt, dann plant diesen Abstecher mit ein. Nie wieder werdet ihr so fit sein, dass ihr diesen sehr herausfordernden Berg ohne große Schwierigkeiten besteigen könnt.
Trampen zum Mount Shasta
Zwei Tage später sind wir auf dem Weg zum Berg. Wir haben uns nicht viel darüber informiert. Ich habe nur herausgefunden, welche Route in Bezug auf Schnee und Eis am einfachsten sein soll – die Clear Creek Route, die im Sommer schneefrei ist. Worauf wir uns da aber genau einlassen, ist mir nicht so richtig bewusst. Am Morgen trampen wir von Dunsmuir in die Stadt Mount Shasta, besorgen einige Vorräte und fahren per Anhalter aus der Stadt heraus. Wir wissen nicht einmal, ob es heute überhaupt klappen würde, zum Berg zu kommen, da der Beginn des Trails ziemlich abgelegen ist. Aber es funktioniert super.
Die nächste Mitfahrgelegenheit, die wir bekommen, ist Betty, die uns zu einem wunderschönen Wasserfall in der Nähe von McCloud und dann auf einigen Schotterstraßen zum Berg bringt. Bis zum Ausgangspunkt des Clear Creek Trails sind es noch ein paar Kilometer zu gehen. Wir gehen die Straße hinauf und machen eine Pause eine halbe Stunde später. Sobald wir wieder aufbrechen wollen, kommt ein Auto und nimmt uns bis zum Ausgangspunkt mit. Tatsächlich ist der Abend die beste Zeit, um dort hochzutrampen, da viele Leute, die den Mount Shasta als Tageswanderung machen, am Abend vorher dorthin fahren, um den Aufstieg inmitten der Nacht zu beginnen. Denn als Tageswanderung liegt ein langer Weg vor ihnen.
Aufstieg zum Zeltplatz
Es ist bereits 18 Uhr, als wir den eigentlichen Ausgangspunkt erreichen und los wandern. Der Weg bis zum Campingplatz in der Nähe der Clear Creek Quelle, der einzigen Wasserquelle am Berg, ist einfach. Aber das ist auch das einzig Einfache an diesem Berg. Der erste Teil führt durch einen lichten Kiefernwald bis wir die ersten Ausblicke oberhalb der Baumgrenze bekommen. Wir brauchen 1,5 Stunden für die 550 Höhenmeter auf 5 km. Zunächst führt uns der Weg durch den Wald und dann öffnet sich das Gelände und wir können den Gipfel des Mount Shasta hoch über uns sehen. Wir können die Quelle leicht erkennen, da rundherum grünes Gras wächst und nicht weit von hier Zeltplätze sind.
Wir haben einen schönen Blick auf den Mount Shasta und er wirkt von hier aus zwar nicht mehr so einschüchternd, aber er ragt immerhin noch 2.000 hm über uns auf. Nach all den Wochen in der Hitze des kalifornischen Hochsommers ist es endlich angenehm kühl hier auf 2.550 m. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass mir mal wieder kalt ist und ich verstecke mich bald in meinem Schlafsack.
Der brutale Aufstieg zum Gipfel von Mount Shasta
Um 1 Uhr beginnen die ersten ihren Aufstieg zum Gipfel. Wir starten um 6 Uhr morgens, genau als die Sonne hinter den Bergen aufgeht. Mount Shasta leuchtet im roten Morgenlicht, als wir unseren Aufstieg beginnen. Nach den ersten paar Minuten wird es ernst. Es geht steil bergauf durch loses Geröll. Trekkingstöcke sind sehr hilfreich, um den Aufstieg zu bewältigen. Jeder herauf gekämpfte Schritt bedeutet einen halben Schritt wieder herunterzurutschen. Es ist extrem anstrengend. Bald weicht jede Vegetation zurück und es befinden sich nur noch Felsen und Geröll um uns herum. Unter uns liegt das üppige Tal und erinnert uns daran, dass wir uns nicht auf dem Mond befinden, wie es die Landschaft um uns herum vermuten lassen könnte.
Je höher wir kommen, desto stärker wird der Wind und es wird ziemlich kalt. Da dieser Ausflug eine spontane Entscheidung war, habe ich bereits meine warme Kleidung vorausgeschickt. Ich habe also nur meine Regenbekleidung, um mich vor dem kalten Wind zu schützen, aber es funktioniert gut. Außerdem benutze ich Socken als Handschuhe. Schmutzige Socken übrigens. Ultraleicht, Baby.
Die Orientierung ist denkbar einfach – schnurstracks bergauf, die exakte Route könnt ihr selbst auswählen. Auf etwa 3.100 m gibt es zwei verschiedene Wege: Der linke geht geradeaus durch weichen Schotter und der rechte führt über einige Serpentinen. Leider verpassen wir diesen und wählen den steilsten Weg. Nach einer Weile gibt es eine weitere Gabelung, an der wir einen Weg mit Serpentinen nehmen können. Wenn ihr jemals diese Wanderung macht, tut euch einen Gefallen und nehmt den rechten Weg nach oben. Auf etwa 3.900m erreicht ihr einen Felsen, der wie ein Pilz aussieht. Die einzig nennenswerte Markierung auf dem Weg nach oben. Der Gipfel rückt in greifbare Nähe.
Der schwierigste Teil
Bald gibt es keinen richtigen Pfad mehr, da wir uns einer Wand voller großer Felsen und viel losem Geröll dazwischen nähern. Vor uns befindet sich eine größere Gruppe und wir warten etwas, während sie sich sehr langsam nach oben kämpfen. Sie sind ziemlich fertig nach einem Anstieg von über 1.500 m. Sie begannen um 1 Uhr morgens und zeigen wirklich Durchhaltevermögen, um es bis hierher zu schaffen. Dieser Abschnitt ist sehr Steinschlag gefährdet, besonders bei all den Menschen über uns. Helme sind auf jeden Fall eine gute Idee. Dies ist der riskanteste Teil der Wanderung und während wir warten, denken wir ernsthaft darüber nach, an diesem Punkt umzukehren.
Aber dann entscheiden wir uns, unsere Rucksäcke zurückzulassen und nur mit ein paar Snacks und Wasser weiterzugehen, um uns das Hinaufkraxeln zu erleichtern. Das funktioniert gut und wir können uns recht schnell durch die Felsen bewegen. Ich versuche uns mehr auf die rechte Seite zu navigieren, wo die Felsen fester sind und wir überholen bald die Gruppe. Glücklicherweise müssen wir nicht lange klettern, da es nicht mehr als 50m sind, bis das Gelände wieder einfacher wird. Wir hatten keine Ahnung wie lange dieses schwierige Stück sein würde und sind sehr erleichtert es unbeschadet hinter uns gelassen zu haben. Es ist immer noch unglaublich steil, aber zumindest gibt es einen richtigen Pfad. Wir erreichen ein Plateau, den Gipfelkrater, von dem aus wir einen kleinen Gletscher links und den felsigen Gipfel rechts sehen können. Ich bin froh, dass wir nicht umgedreht sind.
Am Gipfel von Mount Shasta
Wir müssen ein Schneefeld überqueren und dann um den Gipfel herumgehen, um das letzte Stück zum Gipfel zu bewältigen. Dann erreichen wir den extrem windigen Gipfel von Mount Shasta, wo es ein Gipfelbuch gibt. Wir genießen die Aussicht trotz der Kälte ziemlich lange. Vor allem um auf die ersten Leute der Gruppe zu warten, damit sie ein Foto von uns machen können. Wir sind stolz auf uns. Aber ohne die beste Kondition meines Lebens aufgrund des PCT hätte ich das niemals schaffen können. Wir können weit in die Ebene unter uns blicken. Wir sehen halb Oregon und Nordkalifornien, dazu Mount Lassen und die Klamath Mountains.
Ich habe noch nie zuvor einen so brutalen Höhenanstieg erlebt: 2.000 Höhenmeter in nur 5 Kilometern, wofür wir gut 4,5 Stunden benötigt haben. Viele Menschen versuchen dies als Tageswanderung mit insgesamt 2.550 Höhenmetern. Verrückt. Eigentlich fühle ich mich nicht einmal erschöpft oder müde. Also steckt noch mehr in mir. Aber für heute bin ich sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Aber um ehrlich zu sein, hätten wir das wahrscheinlich nicht gemacht, wenn wir gewusst hätten, wie hart es wirklich ist. Es ist härter als alles auf dem PCT.
Der Abstieg
Nach einer Weile machen wir uns auf den Rückweg. Der Abstieg geht viel schneller und sogar der schwierige Teil durch die Felsen ist leichter als der Aufstieg. Wir schnappen uns unsere Rucksäcke und nehmen dann den direkten Weg hinunter. Es ist steil, aber schnell, da wir durch den Schotter hinunterrutschen können, scree skiing genannt, was es ziemlich gut trifft. Natürlich fällt man dabei ein paar Mal auf den Hintern, aber das ist im weichen Geröll kein großes Problem. Es ist schön, wie es mit jedem Schritt wärmer wird. Schließlich erreichen wir wieder den Campingplatz, machen eine kurze Pause an der Wasserquelle und dann geht es leicht weiter zum Ausgangspunkt zurück. Hier werden meine Füße müde und tun etwas weh, sodass ich nicht mehr so schnell bin.
Auf dem Parkplatz können wir eine Mitfahrgelegenheit mit der letzten Person ergattern, die den Berg verlässt. Er hat gestern Abend neben uns gecampt und wir haben ihn beim Abstieg gesehen, als wir auf dem Weg nach oben waren. Das Trampen hin und zurück zum Mount Shasta war einfacher als gedacht. Er bringt uns bis zur Stadt Mount Shasta, wo wir die Nacht verbringen.
Mehr zu meinem Abenteuer auf dem 4.265km langen Pacific Crest Trail (PCT) könnt ihr hier lesen >>
FAKTEN ZUR TOUR
Besteigung Mount Shasta (4.317 m)
Gehzeit: 6h Aufstieg, 3,5h Abstieg
Länge: 20km
Gesamtanstieg: 2.500hm
Ausgangspunkt: Cold Creek Trailhead (2.000m)
Schwierigkeit: Schwer (T3 – Bergtour)
Ihr braucht einen Summit Pass und ein Wilderness Permit bevor ihr Mount Shasta besteigt. Beides könnt ihr unkompliziert am Trailhead oder in der Ranger Station in den Städten Mount Shasta und McCloud erhalten. Den Summit Pass benötigt ihr für wenn ihr auf mehr als 10.000 Fuß (3.050 m) steigen wollt. Er kostet 25$ pro Person. Das Wilderness Permit ist kostenlos und benötigt nur eine Registrierung am Trailhead.
Weiterhin müsst ihr jeglichen organischen Abfall (ja, wir reden hier über Nr. 2) wieder mitnehmen. Dafür gibt es kostenlose WAG-Bags am Trailhead oder der Ranger Station. Mithilfe dieser Beutel könnt ihr euren Kot einsammeln und bis zur nächsten Entsorgungsmöglichkeit mitnehmen. Ansonsten gelten natürlich die gängigen Leave-No-Trace Regeln.