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Neuseeland: Gletscher bis zum Meer

Der Fox und der Franz Josef Gletscher sind die touristischen Highlights der Westküste. Und das nicht ohne Grund. Sie sind einzigartig, denn nirgends anders in diesen Breitengraden reichen Gletscher so nah ans Meer heran. Die Gletscher bilden sich größtenteils durch viel Regen an der Westküste, der sich in Schneefall auf den Bergen niederschlägt und zu Eis komprimiert wird, das die tiefen Täler hinunterfließt. Unterhalb der höchsten Berge Neuseelands mit ihren Gletschern befinden sich Meer und Regenwald. Darin befindet sich ein einzigartiges Ökosystem bestehend aus gefährdeten Spezies wie dem Rowi, dem seltensten Kiwi Neuseelands.

Der Tag begrüßt uns mit Regen. Wir bauen das Zelt ab und fahren zum Franz Josef Gletscher. Leider hängen die Wolken ziemlich tief, weshalb man vom Gletscher nicht viel sieht. Wir machen uns auf den ca. 40-minütigen Fußmarsch, der zur Gletscherzunge führt. Der Weg führt durch dichten Wald, vor 100 Jahren war bis hier her noch Gletscher. Es beginnt zu regnen, doch wir haben unsere Regenjacken an und gehen erstmal weiter. Wir erreichen den Gletscherfluss und gehen über Schotter an ihm entlang. Es regnet nun ziemlich stark und da wir keine Regenhosen anhaben werden wir bald ziemlich nass, weshalb wir bald umkehren und zurück in die Stadt fahren. Schade, wir hatten ursprünglich heute sogar eine längere Tour geplant, derer es hier neben den gewöhnlichen Wegen zum Gletscher zahlreich gibt.

Bei den Kiwis

Wir nutzen den verregneten Nachmittag, um uns die Kiwis im Wildlife Centre in Franz Josef anzusehen. Das Center ist in einer großen Halle, sodass das Wetter egal ist. Zuerst gibt es ein paar Informationen über Kiwis allgemein, dann speziell über die Art des Rowi. In freier Wildbahn existieren nur noch 350 von ihnen und sie sind stark bedroht. Sie leben nur im Gebiet von Franz Josef, im 11.000ha großen Okarito Sanctuary. Leider schlüpfen nur wenige der von ihnen gelegten Eier und die meisten Jungen werden dann von eingeschleppten Räubern gefressen. Von 100 gelegten Eiern erreichen nur zwei Jungen das erste Lebensjahr. Da die Rowis nur 1 bis 5 Eier pro Jahr legen, ist das ein Problem. Das Center sammelt die Eier in der Wildnis ein und brütet sie aus. Wenn die Jungen groß genug sind, um sich besser gegen Räuber zu verteidigen, werden sie wieder freigelassen.

Ein paar Kiwi-Fakten
Bedroht sind jedoch alle Kiwiarten, vor allem durch eingeschleppte Raubtiere wie Ratten, Hunde, Wiesel, Katzen und Possums. Kiwis sind flugunfähige, nachtaktive Vögel. Außerdem sind sie die einzigen Vögel, die ihre Nasenlöcher an der Spitze des langen Schnabels haben. Sie haben einen sehr guten Geruchssinn, den sie nutzen, um ihre Nahrung im Boden zu finden. Dafür sind auch die Sensoren an ihrem Schnabel hilfreich, mit deren Hilfe sie die Bewegung von Käfern und Würmern in der Erde erspüren können. Kiwis werden 50-70 Jahre alt. Sie leben monogam und werden mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. Sie legen ein bis vier Eier im Jahr und die Männchen kümmern sich um das Ausbrüten. Kiwis legen riesige Eier: 20% des weiblichen Körpergewichts, sie wiegen 250-500g. Das wäre, als ob eine Frau ein sechsjähriges Kind gebären würde. Sie brüten über 80 Tage lang, was die längste Brutzeit in der Vogelwelt ist. Die Kiwikücken schlüpfen voll befiedert aus ihrem Ei und können schon ab einem Alter von zwei Wochen unabhängig sein. Kiwis können schneller laufen als ein Mensch und verteidigen sich mit ihren scharfen Krallen gegen Räuber.

Im Nocturnal House sehen wir drei Rowis. Sie schnüffeln herum und suchen Futter oder jagen einander durchs Gehege. Danach sehen wir uns einen kleinen Film über die Arbeit des Kiwicenters an. Dahinter ist auch ein Bereich, in dem der Aufbau von Gletschern und ihr Verhalten beschrieben wird sowie ein Bereich über die Geschichte der Westküste. Über Franz Josef fällt am meisten Niederschlag in ganz Neuseeland und jährlich 20 bis 30 m Schnee. Der Schnee sammelt sich, komprimiert sich und wird zu Eis, das die Täler hinunterfließt. Weiter unten wird es flüssig und schmilzt aufgrund der steigenden Temperaturen.

Aufgrund verschiedener Fließgeschwindigkeiten in den unterschiedlichen Gletschergebieten und unebenen Terrain wirft sich der Gletscher in Falten, bricht und formt Spalten. Wenn mehr Schnee und Eis auf dem Gletscher komprimiert werden kann als vorne wegschmilzt, wächst der Gletscher. Sollte mehr Eis schmelzen als von komprimierten Schnee und Eis ersetzt werden kann, schrumpft der Gletscher. Es kann fünf bis sechs Jahre dauern bis sich der Anstieg oder Abstieg von Schneefall über dem Gletscher in seiner Größe bemerkbar macht. Außerdem lernen wir, dass es 13 Arten von Sandfliegen gibt. Gefühlt haben wir sie alle schon kennengelernt.

Am frühen Nachmittag regnet es noch immer leicht und wir gehen in ein Pub. Wir sitzen bequem auf einer Couch, essen und trinken ein Cider dazu. Wir chillen herum und suchen uns ein Hostel. Dort machen wir ein Nickerchen. Abends gehen wir nochmals zu den Kiwis und beobachten sie.

Franz Josef Gletscher, zweiter Versuch

Heute scheint das Wetter besser zu werden als gestern. Nachdem wir im Bett gefrühstückt haben, fahren wir nochmal zum Gletscher. Der Maoriname für den Franz Josef Gletscher ist „Ka Roimata o Hinehukatere“ und bedeutet „die gefrorenen Tränen des Lawinenmädchens“. Hinehukatere war eine eifrige Bergsteigerin und überredete ihren vorsichtigeren Liebhaber Wawa sie zu begleiten. Dabei fand Wawe den Tod in einer Lawine. Die Götter froren Hinehukateres Tränen über dieses Unglück ein und formten den Gletscher als eine Erinnerung an ihre Trauer und ihren Verlust.

Wir können ihn heute schon von weitem sehen. Am Ende des Weges müssen wir noch die Moräne des Gletschers hochwandern, dann sehen wir ihn ein paar hundert Meter vor uns liegen. Weiter dürfen wir nicht gehen, da der Bereich wegen Stein- und Eisschlag gesperrt ist. Wir sehen uns den Gletscher an und warten, bis der Himmel etwas blauer wird. Der Franz Josef Gletscher ist 12 km lang und nur einer der über 3.100 Gletschern in Neuseeland. Das Besondere an den Gletschern Franz Josef und Fox ist es, dass sie durch Regenwald bis zu einer Höhe auf 300 m reichen. Das kann nur aufgrund der extrem hohen Regenfälle und den steilen engen Tälern, in die sie hineinragen vorkommen.

Das Eis gleitet vom Gletscher hinab ins Flusstal darunter, wo es noch immer 300 m dick ist. Der Bewegung des Gletschers wird durch das Eis, das unter dem Druck zwischen dem Gletscher und dem steilen Talboden schmilzt, geholfen. Dieser Effekt, kombiniert mit dem hohen Schneefall, der auf den Gletscher fällt, resultiert darin, dass Fox und Franz Josef zehnmal schneller als die meisten Talgletscher fließen.

Fox Gletscher

Wir gehen zum Auto zurück und fahren zum Fox Gletscher. Auch hier müssen wir ein gutes Stück zum Gletscher hinauf gehen. Er hat ziemlich viele und große Spalten. Was mich aber besonders im Negativen beeindruckt, ist, dass der Gletscher vor acht Jahren noch deutlich größer war. Ich kann sehen, wo wir damals auf den Gletscher gegangen sind, wo heute nichts mehr zu sehen ist. Heute kann man gar nicht mehr von unten auf einen der Gletscher gehen, man muss mit einem Hubschrauber hochfliegen. Ich bin wirklich schockiert, die Auswirkungen des Klimawandels so deutlich vor Augen geführt zu bekommen.

 

Wasserfälle am Haast Pass

Wir fahren weiter Richtung Wanaka. Auf dem Weg halten wir immer wieder und schauen uns die Sehenswürdigkeiten an. Der Haast Pass wartet mit Ausblicken und vielen Wasserfällen auf. Zuerst halten wir am Knight’s Point Lookout. Am schönsten sind die Fantail Falls, vor denen hunderte Steinmanndln stehen. Wir bauen auch noch eins dazu. An einem anderen Stopp wandern wir an einem tiefblauen Fluss entlang zu den Blue Pools. Über ihn führen auch ein paar Hängebrücken und wir können bis auf den Grund des Flusses schauen, so unglaublich klar ist das Wasser. Macht große Lust hineinzuspringen, machen wir heute aber nicht mehr.
Wir kommen zum Lake Hawea und steuern einen abgelegenen DOC Zeltplatz ab, auf dem ich schon vor acht Jahren war. Der Weg zu ihm führt über eine geschotterte Piste. Links und rechts von der Straße begrüßen uns Schafe und Kühe. Am Campingplatz ist ziemlich viel los, aber er liegt direkt am See und wir nehmen ein Bad im klaren Wasser.


FAKTEN ZU DEN TOUREN
Tour Franz Josef Glacier Walk
Gehzeit: 1,5h
Länge: 5,4km
Ausgangspunkt: Parkplatz am Ende der Glacier Access Road zum Franz Josef Glacier
Schwierigkeit: T1 – Wandern
Mehr zur Tour gibt’s hier.

Tour Fox Glacier Walk
Gehzeit: 1h
Länge: 2,6km
Ausgangspunkt: Parkplatz am Ende der Glacier Access Road zum Fox Glacier
Schwierigkeit: T1 – Wandern
Mehr zur Tour gibt’s hier.

 

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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