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Neuseeland: Rund um Gisborne

Unsere neue Heimat für die nächsten zwei Monate ist Gisborne, auch Gizzy genannt, an der Ostküste. Schöne Surfstrände rahmen das ziemlich gechillte Gisborne ein. Weihnachten ist in Neuseeland Strandzeit, denn es herrscht Hochsommer. Zwischen der Arbeit auf der Apfelfarm beschäftigen wir uns mit kleinen Trips rund um Gisborne und Surfen.

Nach einer ermüdenden und vor allem brütend heißen fünfstündigen Fahrt, gelangen wir endlich in Gisborne an – unsere neue Heimat. Unsere brasilianischen Freunde haben hier ein Häuschen gefunden in dem wir zusammen wohnen können. Das Ende der Fahrt zieht sich durch ein großes Felsental, sehr schön. Überall die grünen einsamen Hügel, die nur von Schafen, Kühen oder Pferden bewohnt werden.

Zuerst zeigt Carlos uns die Umgebung – den Strand und einen Lookout auf dem Kaiti Hill übers Meer und die Stadt. Dann gehen wir kurz einkaufen um abends zu grillen. Grillen auf Brasilianische Art. Das bedeutet Feuer aus Holz in einer Schubkarre, die als Grill fungiert. Leibspeise der Brasilianer stellen Hühnerherzen dar.

Ich wohne jetzt mit zwei Brasilianern und einem Tschechen in einem kleinen Häuschen mit großem Garten in Gisborne. Es gibt ein Außenklo, was sich nicht abschließen lässt, das Bad ist winzig, ebenso die Küche, aber es ist günstig und gemütlich.

Gisborne als Stadt ist einerseits langweilig, andrerseits aber ein hübscher Urlaubsort. Die Hauptstraße ist von Palmen gesäumt, was ich schön finde. Viele Surfgeschäfte gibt es hier, die viel zu sehr verlocken shoppen zu gehen. Glücklicherweise schließen die Geschäfte jedoch sehr früh, so auch das Internetcafé.

Besonders schön sind wieder die vielen Palmen neben der Weihnachtsdekoration. Das „Warehouse“ Prospekt zeigt auf dem Titelbild eine Familie unter dem Weihnachtsbaum – und zwar am Strand. So ist Weihnachten hier. Weihnachten bedeutet Strandzeit. Eigentlich registriere ich den ersten Advent als solchen nicht. Dies fällt auch schwer angesichts der Sommerstimmung hier in Gisborne.

Surfen

Surfen fällt mir in Gisborne nicht leicht. In Makarori gibt es einen wunderschönen Strand, aber es handelt sich um einen Reef Break und die Strömung ist stark. Cassiano und Carlos, die Profis aus Brasilien, haben ihren Spaß und wir dabei ihnen dabei zuzuschauen. Wir sichten sogar Bobby Hansen, einen Profisurfer. Ein für Anfänger geeigneter Strand ist der Beach Break am Stadtstrand von Gisborne.

Makarori Headlands

Ein heißer Tag, der schon morgens heiß beginnt. 30°C zeigt mein Thermometer an. Kein guter Tag für lange Märsche. Ich fahre bis zur Tatapouri Bay und dann zurück nach Makarori um den Makarori Head Lands Walkway zu beschreiten, der sich als sehr schweißtreibend herausstellt. Bergauf bei der Hitze, uff. Aber die Ausblicke von dort oben belohnen mich. Der Walkway geht zwischen zwei Stränden entlang und von dort oben kann man beide überblicken. Und die vielen Farben des Meeres und der Felsen unter Wasser.

Zurück am Strand trinke ich was und versuche die Rere Falls auf der Karte zu finden. Da spricht mich ein Chilene an mit dem ich mich dann noch lange unterhalten habe. Er hält mich für eine Südamerikanerin, aufgrund meines Teints :) Er erzählt auch von Brasilien, einem wirklich gefährlichen Land. Schon die Brasilianer erzählten davon. Bloß nicht auffällig anziehen und keine Kamera um den Hals tragen. Sogar 15-jährige sollen dort Waffen haben. Das tut meinem Wunsch trotzdem keinen Abbruch mal dort hinzureisen, denn schließlich möchte ich überall hin.

Trip nach Wairoa

Vorbei fahren wir am Doneraille Park, der an einem friedlichen Fluss liegt. Keine Geräusche, nur Vögel und ein gelegentliches „Mäh“. Der Fluss liegt direkt in einer Schlucht mit weißen Felsen. Wunderbar. Unter jedem Baum in dem Wald am Flussufer könnte Frodo sitzen. Überhaupt hätte das Auenland ohne Weiteres überall in Neuseeland aufgebaut werden können. Grüne Hügel wohin das Auge sieht, bevölkert von vielen weißen Wollknäulen.

Nach einer Runde auf der Schaukel und einem Regenschauer, sind wir bei den Te Reinga Falls. Wieder mal ein wunderbarer Wasserfall, den man aber nur von oben anschauen kann. Auf dem Rückweg geht’s auf der Mahia Peninsula vorbei und die Jungs surfen dort.

Te Kuri Farm Walkway zum Town Hill Lookout

Nach einem transatlantischen Telefonat fahren wir zu einem Berg, wo es einen langen Weg über die grünen Hügel, bewohnt von Kühen und Ziegen, gibt. Schöne Ausblicke auf die Poverty Bay hat man von dort oben, auf dem Plateau des Town Hills. Das ist die Bucht in der Gisborne liegt.

Das Wetter ist heute besser, aber immernoch nicht sonnig, was einerseits gut ist, da man nicht so schwitzen muss, andererseits aber kein gutes Foto-Licht bereitstellt. Schön ist es dennoch. Nach dem ca. dreistündigen Weg geht es zurück nach Hause, wo wir den zweite Advent begehen. Ich habe Weihnachtsmusik und Kerzen vom Warehouse besorgt und zwei dieser Kerzen entzündet. Dazu gibt es Fruit-Mince-Tarts, als Lebkuchenersatz. Draußen ist es zwar noch hell, aber so ist das eben im Sommer. Die Brasilianer haben leider keinen Sinn für meine Weihnachtsmusik. In Brasilien ist Weihnachten auch im Sommer und bedeutet vor allem Strand und Partyzeit. Wo in Deutschland die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit beginnt, freuen sich die Menschen und feiern dort auf der Welt, wo an Weihnachten Sommer herrscht. Sowas wie Advent kennen sie auch nicht. Einen Weihnachtsbaum gibt es in Brasilien trotzdem.

Kleine Reserves um Gisborne

Heute sind wir im Okitu Bush Reserve bei Makarori, an der Sponge Bay und dem Gray’s Bush Reserve. Gray’s Bush ist besonders schön mit seinen großen 400-500 Jahre alten „Kahikatea“-Bäumen. Üppige Vegetation, Palmgewächsen, Kauris, Farnen und viel Vogelgezwitscher. Ein Rundweg führt uns durch das kleine Reserve. Einst bedeckten die Kahikateas (Neuseeländische Wurzeleibe) und Puriris (ein subtropischer Laubbaum) die ganze Ebene rund um Gisborne. Auch viele Vögel halten sich hier auf wie Eisvögel, Elstern, Fasane, Drosseln und neuseeländische Wekas.

Erdbeben!

Dann fahren wir nochmal an den Strand, ich mache Fotos von Cassiano beim Surfen um dann nach Hause zu fahren wo ich dann mein erstes Erdbeben erlebe. Kurz vor neun Uhr abends geht es los. Erst rumpelt es immer lauter, dann beginnt die Erde zu schwanken, dann das ganze Haus und wir laufen in Panik aus dem Haus hinaus aus Angst, dass es einstürzen könnte. Denn sehr stabil ist unser Häuschen nicht. Draußen wankt einem der Boden unter den Füßen. Kein schönes Gefühl. Der Erdboden ist immer das, worauf man sich verlassen kann und wenn einem dieser unter den Füßen weggezogen wird, fühlt man sich ziemlich verloren. Ich weiß nicht wie lange das Erdbeben andauerte, vielleicht zwei Minuten. Der Strom fällt aus, unser Spiegel im Badezimmer geht zu Bruch und eine Fensterscheibe bekommt einen Sprung. Ansonsten blieb alles an Ort und Stelle, was ziemlich verwunderlich ist.
Ich versuche etwas übers Autoradio herauszubekommen, denn da wir hier nah am Meer sind, kommt der Gedanke an einen Tsunami auf. Schnell packen wir das Wichtigste ein und fahren  aus der Stadt hinaus. Was für ein Chaos! Jeder verlässt die Stadt, die Polizei sperrt die Straße in die Stadt. Wir fahren zu Dwaine, der etwas außerhalb wohnt und vielleicht mehr weiß. Dort bleiben sind wir dann. Ich versuche über das Radio im Auto etwas herauszufinden, aber keiner weiß genau ob Tsunamigefahr nun besteht oder nicht. Auf einer Seite heißt es, dass es besser sei die Stadt zu verlassen und sich auf die Hügel zu begeben, auf der anderen, dass keine Gefahr bestünde. Dwaine sagt wir würden die Welle schon hören. Und dann Gerede davon, falls wir jetzt sterben sollten sei das eben unser Schicksal. Und jedes Mal horchen ob da nicht was kommt.

Als der Strom wieder funktioniert, erfahren wir im Fernsehen, dass das Beben 50km von uns im Meer war. Stärke 6,5. Wäre ein Tsunami gekommen, wäre dieser schnell dagewesen. Beruhigung, dass jetzt wohl nichts mehr folgt. Ein Alptraum. Jedes Geräusch hat mich aufgeschreckt, in Erwartung auf das Nachbeben. Nach ein paar Stunden fahren wir zurück nach Hause und versuchen zu schlafen, was nicht einfach für mich ist. Das Bild über der Couch wird vorsorglich abgenommen, damit es uns im Fall eines Nachbebens nicht auf den Kopf fällt. Kurz vor sieben Uhr morgen kommt dann noch ein Erdbeben, aber kaum spürbar – 4.5. Im Radio sagen sie, dass es noch einige in der Nacht gab, aber nicht wahrnehmbar. Es können aber immer noch Nachbeben kommen, weswegen ich den ganzen folgenden Tag alarmbereit bleibe. Ich möchte nie wieder solch ein Erdbeben erleben, das Schwerste bisher in Gisborne. Es ist nicht unüblich, dass es in Neuseeland Erdbeben gibt, aber normalerweise nicht von dieser Stärke. Das Gefühl des schwankenden Bodens unter mir, den Anblick des schwankenden Hauses und der hüpfenden Autos werde ich nie vergessen. Dann die Fahrt zu Dwaine und der Anblick all der Autos, die aus der Stadt geflüchtet sind. Und die Angst und die Panik davor, dass das Haus einstürzt, dass die Straße aufreißt oder ein Tsunami im Anmarsch ist.

Den ganzen Tag sind Hubschrauber und Sirenen zu hören. Zwei Gebäude sind eingestürzt, minimale Verletzungen und keine Toten. Glück gehabt.

Weihnachten am Strand

Weihnachten sieht dieses Jahr mal ganz anders aus. Weihnachten ist hier, wie in Amerika, erst am 25. Dezember. Am Morgen gibt es die Geschenke, wo wir in Europa schon am Abend des 24. Dezembers unsere Geschenke in Empfang nehmen. Dementsprechend ist der 24. Dezember hier kein Feiertag und alle Geschäfte sind offen. Vormittags gehen wir einkaufen, dann mache ich Nudel- und Kartoffelsalat und es geht an den Strand. Wir hatten die Idee ein Stück deutsches Weihnachten nach Neuseeland zu bringen und ansonsten alles zu tun was wir in Deutschland zu dieser Jahreszeit nicht tun können. Ich gehe ein bisschen schwimmen und bodyboarden und ansonsten gibt es Salate und ein Gläschen „Sex on the Beach“ Cocktail.

Abends schaue ich mit den Jungs und Dwaine Pulp Fiction. Es gibt Kerzen, den durch das Erdbeben lädierten Weihnachtsbaum (der Arme ist nicht mehr in der Lage ohne Hilfe zu stehen, fällt immer um), aber wer kann sowas schon von sich behaupten – einen vom Erdbeben lädierten Weihnachtsbaum zu haben? Weiterhin gibt es Nüsse, die mir meine Mama aus Deutschland geschickt hat. Hier gibt es keine Nüsse an Weihnachten, dementsprechend auch keine Nussknacker, weswegen man erfinderisch sein muss um die Nüsse zu knacken. Auch ein Bananenkuchen wird zur Feier des Tages gebacken, der zwar nicht perfekt aussieht, aber gut schmeckt.

Dreifach Highlights an den Rere Falls

Dieser Ausflug ist wirklich einzigartig. Es geht zu den Rere Falls, die aus drei Teilen bestehen und bei jedem gibt es etwas zu tun. Der erste Halt, die Rere Falls an sich, verspricht einen wunderbaren Wasserfall von dem man etwa 11m in die Tiefe springen kann.

Danach begeben wir uns zum Rere Rockslide, wo man mit einem Bodyboard eine bemoosten Felsplatte hinunterfahren kann. Schlittenfahren mal anders, Sommerzeit eben. Ich bin die schnellste von allen, ganz schön rasante Abfahrt.

Der letzte Teil sind die Rere Rock Pools, wo man schwimmen kann. Kleine Pools mitten in den Felsen und warmes Wasser, herrlich. Tief genug um hineinzuspringen. Wir sind dort mit Dwaine und seinem Hund Freddy, der die ganze Zeit geduldig ins Wasser starrt, weil er denkt, dass dort Fisch sei. Aber in diesem kleinen Becken ist kein Fisch, denn es handelt sich nur um eine wenige Zentimeter tiefe Pfütze. Viel Spaß habe ich heute. Die Rere Falls stehen nicht im Reiseführer und sind ein echter Geheimtipp. Nur Locals befinden sich hier.

Botanischer Garten

Vor meiner Abreise gehe ich nochmal in den Botanischen Garten, der fast vor der Haustür liegt. Ein wunderbarer kleiner Park mit vielen schönen Blumen, die man in Deutschland nur abgeschnitten bekommt und sich nur wenige Tage an ihnen erfreuen kann. Schaukeln gibt es hier auch, mit Blick auf den Fluss. Der Park liegt direkt am Fluss, der gesäumt von traumhaften Häusern mit eigenem Steg, und einem niedlichen Pavillion, ist. Von der Brücke hat man schöne Blicke auf den Fluss und dort verliebt man sich in Gisborne.

 

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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