Wir nehmen den Morgenbus nach Geilo (was übrigens Jeilo ausgesprochen wird). Es regnet dicke Tropfen und ab dem Hardangervidda-Plateau wird es kalt – nur mehr 9°C herrschen hier. Das Wetter in Geilo sieht nicht viel besser aus und wir entscheiden gleich mit dem nächsten Zug nach Oslo weiterzufahren. Sehr schade, in Geilo gibt es nochmal schöne Wanderungen, aber jegliche Outdoor-Aktivität lohnt kaum. Wir sitzen also bald schon im Zug nach Oslo, wo wir um zwei Uhr nachmittags eintreffen. Wir suchen zuerst die Touristeninfo auf, was sich als etwas schwieriger als bisher erweist. Naja, Oslo ist ja auch ein bisschen größer – aber auch hier hilft man uns bei der Suche nach Unterkunft weiter.
Wir fahren mit der Tram ein Stück nördlich des Stadtzentrums und bekommen zwei Betten im Dormroom beim Hostel „Anker Apartments“ in im Bezirk Grünerløkka. Wir laden unser Gepäck ab und gehen zurück in die Stadt. Zuerst etwas essen – endlich mal Norwegisch und verhältnismäßig günstig in einem Selbstbedienungsrestaurant. Für mich gibt es Kjøttkaker – im Endeffekt Fleischpflanzerl. Dann gehen wir zur Nationalbibliothek, aber diese hat leider schon geschlossen. Also drehen wir eine Runde über den Königspalast bis zur Festung und Schloss. Am Königspalast ist interessant, dass dieser nicht wie sonst üblich von hohen Zäunen umgeben ist, sondern man direkt an der Haustür vorbei spazieren kann. Wachen gibt’s aber trotzdem. Der Schlossgarten heute im Regen nicht so eindrucksvoll, aber immerhin erfüllen die Regenjacken auch mal wieder ihre Daseinsberechtigung. Auf dem Weg zum Schloss treffen wir am Hafen auf eine schottische Kapelle mit Dudelsäcken, irgendwie ein seltsamer Anblick. Aber es wundert nicht, dass Schotten sich rein wettertechnisch in Norwegen heimisch fühlen :)
Vom Akershus Schloss & Festung hat man einen schönen Blick über den Hafen. Zu dieser Zeit haben sämtliche Museen schon geschlossen und wir wissen nichts mehr mit uns anzufangen. Städte sind auch einfach nicht so sehr mein Ding. Wir holen uns noch ein Soft-Eis und Windbeutel aus dem Supermarkt (wie verfressen sind wir eigentlich?) und setzen uns mit Tee in die großzügige Hostelküche.
Gedankenreise auf dem Pazifik
Des nachts hält uns ein extrem lauter Schnarcher wach. Nicht nur uns, sondern so ziemlich alle im Schlafsaal. Ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Gewaltfantasien entwickelt hat. Nicht mal Ohrenstöpsel helfen gegen das Sägen. Trotzdem schaffen wir es irgendwie zwischendurch etwas Schlaf zu bekommen. Wir verfrühstücken unsere Essensreste und starten dann zur Halbinsel Bygdøy um ins Kon-Tiki Museum zu gehen. Hier kann man die originalen Schiffe Kon-Tiki und Ra II sehen und sich vorstellen wie es wohl gewesen sein mag 101 Tage auf so einem Boot über den Pazifik zu treiben, der Natur vollkommen ausgesetzt und allem Gegenwind seitens der Kritiker zum Trotz. Ein großartiges Abenteuer. Im Museum erfährt man viel über Thor Heyerdals Expeditionen und auch Ausgrabungen. Es ist interessant wie durch Lebensumstände ein Zoologe mit Hydrophobie und ohne Schwimm- und Segelkenntnisse zu solchen Reisen kommt. Eine gehörige Prise Verrücktheit gehört dazu. Nur um seine Theorie nachzuweisen. Die Theorie, dass es den Indianern Südamerikas mit Basaltbooten möglich war Polynesien zu besiedeln. Neugier ist die beste Triebfeder. Bei der Ra und Ra II ging es darum mit einem Papyrusboot den Atlantik zu überqueren.
Am Opernhaus von Oslo
Wir fahren mit dem Bus zurück Richtung Innenstadt und gehen im Steakhaus „Jens Bøfhus“ essen, das selbst für außer-norwegische Verhältnisse ein günstiges Mittagsmenü mit Salatbuffet anbietet. Viel Zeit haben danach nicht mehr. Oslo hat viele interessante Museen zu bieten, die Regentage perfekt füllen würden. Vom Kunstmuseum mit dem berühmtem „Schrei“ von Edvard Munch über das Friedensnobelpreis-Museum bishin zum Naturhistorischen Museum. Heute bleibt für all das leider keine Zeit. Wir gehen zum futuristischen Opern-Gebäude und sehen von dessen Dächern über die Stadt. Hier wird noch viel gebaut, was mich an die Hafencity in Hamburg erinnert. Hier wird in den nächsten Jahren sicher noch viel passieren.
Botanischer Garten
Es gibt noch ein letztes Softeis, dann verbringen wir die letzte Stunde im Botanischen Garten. Wir gehen in das Palmenhaus, dass die Evolution der Pflanzen seit dem Ordovizium zeigt, wo es nur Bakterien und Algen gab. Dann ins Victoriahaus, das auf Wasserlilien und allerhand exotische Pflanzen wie Papaya, Passionsfrucht und fleischfressende Arten spezialisiert ist. Im Steingarten findet man Pflanzen aus der ganzen Welt und besonders auch aus der skandinavischen Tundra.
Dann gehen wir zurück zum Hostel, holen unser Gepäck und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Es artet ein bisschen in Rennerei aus, aber wir schaffen alles pünktlich und heben ab in die Heimat.
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