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Sardinien: Sardinien Roadtrip

Es ist warm, Blumen blühen, Plamen stehen am Flughafen, Mücken schwirren. Durch Probleme mit dem bereits von zu Hause gebuchtem Auto – verursacht durch Unflexibilität seitens der sardischen Autovermietung – dauert es etwas länger bis wir unseren Zeltplatz in Porto San Paolo erreichen. Hungrig (bis auf Schokoriegel haben wir nichts ohne Kochvorgang Essbares dabei) und müde kriechen wir in unser Zelt. Des Nachts regnet der Rasensprenger auf das Zelt. Morgen wird alles besser, heller, sonniger, sagen wir uns.

Und so kam es dann auch: Blauer Himmel und Sonne begrüßt uns am nächsten Morgen, wir sind von Palmen umgeben. Nachdem wir unsere Vorräte aufgestockt haben, fahren wir an den Strand, wo wir begeistert im glasklaren Wasser plantschen und die Aussicht auf die steilen Felsen der Isola Tavolara genießen.

Leider ist es sehr voll, aber das kann die Freude über den Sommer nicht trüben. Nachdem wir uns erfrischt und mit erster Bräune versehen haben, fahren wir zum Capo Coda di Cavallo, von wo aus man eine gigantische Aussicht auf von Yachten übersäte smaragdgrünblaue Buchten hat. Hübsche Ferienhäuschen schmiegen sich eng an den Berg.

Auf dem Weg an den Golfo di Orosei fahren wir kurvenreiche Straflen, sehen eine Burg aus dem 12. Jahrhundert auf einem Hügel thronen, noch mehr tolle Ausblicke auf Berg- und Küstenlandschaft während ungeduldige Italiener hinter uns drängeln. Allgemein halten jene von Verkehrsregeln nicht allzu viel. Es wird einfach drauf losgefahren, die anderen passen schon auf. Wenn etwas nicht passt wird halt gehupt. Autofahren in Städten ist hier nicht ganz so einfach, wenn man auf typisch deutsche Vorsicht bedacht ist.
Durch einen Tunnel gelangt man zu einer Straße, die sich in Serpentinen zum Meer hinab windet und wir verbringen die Nacht in Cala Gonone, direkt am Golfo di Orosei.

Golfo di Orosei

Der Golfo di Orosei liegt wie eine Mondsichel an der Ostküste Sardiniens, in der sich imposante Felsklippen, Badebuchten und Höhlen befinden. Wir fahren bis zur Cala Fuili, einer kleinen Felsbucht vor der Kulisse eines fruchtbaren Tales.

Wenn man anstatt links zum Strand hinunter nach rechts oben läuft findet man den versteckten Weg zur Cala Luna. 4km führen einen über Klippen, durch Büsche und über Stock, Stein und Felsen. Oft ist mehr Klettern als Laufen angesagt und die hohen Temperaturen machen es einem nicht leicht. Immer wenn wir denken, dass nur noch eine Anhöhe kommen kann, kam eine weitere. Mit zunehmender Verzweiflung dachten wir an die bevorstehende Rücktour sowie dem sich bedrohlich dem Ende neigenden Wasservorrat. Ein eindeutiger Fall von Falscheinschätzung. In der Hitze von 37°C ist Wandern gleich doppelt so schwer, die Strecke ist auch nicht unbedingt für einen entspannten Spaziergang zu empfehlen. Wir machen viele kleine Pausen, freuen uns über jeden noch so spärlichen Schatten unter den duftenden Sträuchern. Verschwitzt und durstig kommen wir nach der Strapaze an der Cala Luna an, wo man dank touristischer Erschlossenheit durch verschiedene Bootstouren hierher eiskaltes Wasser erwerben kann.

Das Wasser der Cala Luna ist kristallklar, bis auf den Meeresgrund werden Blicke gewährt. Die Boote sehen aus als würden sie schweben, da man ihren Schatten auf dem Meeresgrund ausmachen kann.

Erschöpft legen wir uns ins Meer, dann an den Strand, wo die Sonne mir noch mehr Bräune zaubert, Anika jedoch Sonnenbrand beschert. Erst nach ausgbiebigem Ausruhen können wir uns zum Fotografieren aufraffen. Der Strand ist durch die Ankunft zahlreicher Badeboote ziemlich voll. Tatsächlich hatten wir auf dem Wanderweg das erste Mal Einsamkeit auf Sardinien – und Stille.

Für den Rückweg nehmen wir dann dankbar ein Boot. Die Aussicht diesen anstrengenden Weg zurückzuklettern – immer wieder bergauf und bergab – ist keine gute. Mit dem Boot fahren wir entlang der Küstenfelsen zurück nach Calla Gonone, wo unser Zeltplatz ist. Allerdings müssen wir noch zur Cala Fuili-Bucht zurück, wo wir das Auto geparkt haben. Dies schaffen wir mit einem kleinem Auto, das immer vier Personen mitnimmt. Deshalb müssen wir etwas warten bis wir an der Reihe sind. Der Fahrer nimmt auch mal fünf Personen trotz Protest der Dame vom Ticketoffice mit. Die Italiener nehmen halt alles etwas lockerer.

Sardinien: Göttliche Winde in der Gorropu-Schlucht

Heute verabschieden wir uns vom Golfo indem wir noch grandiose Ausblicke von oben auf das blaue Meer genießen. Wir begeben uns ins Landesinnere des Parco Nazionale del Golfo di Orosei e del Gennargentu und machen uns auf den Weg zur Goal Su Gorropu (Gorropu-Schlucht), deren senkrechte Felswände bis zu 400m hoch hinaufragen. Auf dem Weg dorthin brennt die Sonne erbarmungslos und wir freuen uns über jeden Schatten, jeden Lufthauch. Den Wind den man in Norddeutschland so oft verflucht, ersehnt man hier immerzu herbei während die Sonne ungehindert auf die Haut brennt.

Eidechsen kreuzen immer wieder unseren Weg, die Sträucher („Macchia“) ringsherum duften und ein wunderbar glasklarer Bach mit weißen runden Steinen gesäumt begleitet uns stets. Hier kann man auch mal Erfrischung suchen, ebenso wie an den Quellen in den Wäldern, die eiskaltes Wassser spenden.

Nach knapp 2 Stunden erreichen wir den Eingang der Schlucht, vor denen wunderbare Felspools vor der Kulisse der aufragenden Wände zum kühlen Baden einladen.

Ein wahres Paradies nach den Strapazen. Hier verbringen wir einige Zeit bevor wir den leichter fallenden und dank tiefer stehender Sonne schattigeren Rückweg antreten.

Dann fahren wir weiter südlich und über den langen bergigen Abschnitt des Passes Genna ee Silvana. Imposante Blicke bieten sich hier vom Straßenrand auf das umliegende Bergland, begrünte Hügel und einsame Dörfer. Am Abend erreichen wir den Campingplatz in Muravera am Strand der Costa Rei.

Cagliari

Des Morgens baden wir in dem blauen Wasser des Spiaggia Torre della Saline. Der Strand hier ist weitläufiger als jene im Norden und nicht weniger schön.

Die Küstenstraße verläuft an weiteren wunderbaren weißen Stränden, die allesamt Lust auf Baden machen. Auch wunderbare Aussichten von den Klippen begleiten uns stets.

Wir besuchen das Capo Ferrato und dessen Strände und fahren dann in Sardiniens Hauptstadt Cagliari. Auf dem Weg in die Stadt sehen wir links das Meer, rechts große Salzpfannen mit Flamingos.

Cagliari besteht aus steilen engen Gassen – eine pulsierende Hafenstadt voller bodenständigen Leben. Nach Pasta und Gelato laufen wir hinauf zum Bezirk Castello auf dem Hügel, der die Altstadt markiert. Ein monumentaler Treppenaufgang führt hier hinauf. Schroffe Steinmauern umschließen die hier stehenden Häuser der Aristokraten und religiöser Autoritäten.

Umwerfende Ausblicke auf die Stadt und das Meer eröffnen sich von der Plattform oben. Die mächtige Kathedrale di Santa Maria thront auf einem Platz wo anscheinend gerade jemand Bedeutendes verheiratet wurde. Viele Menschen und Filmkameras befinden sich vor der Kirche. Über das römische Amphitheater gehen wir zurück zum Auto und fahren an die Westküste bis nach Portixeddu, wo wir die Nacht verbringen.

Märchenhöhlen

Morgens hüpfen wir ins kühle Nass der Buchten an der Westküste. Es ist so ungewohnt den Meeresgrund bis ins Detail zu sehen, die Füße auf dem Sand und das sich brechende Sonnenlicht auf dem Grund. Die Strände hier sind weitläufiger und am Morgen ist es auch noch recht ruhig. Trotz ungeteerter Sandstraßen hierher in den recht unerschlossenen Teil der Costa Verde, die naturbelassen daher kommt, füllt sich der Strand und Parkplatz schnell gegen Mittag. Durch die geringe Verschlossenheit kommt uns die bedrohliche Nähe der Tanknadel am unteren Rand nicht gelegen. Nach Hoffen und Bangen gelangen wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an eine Tankstelle deren Selbstbedienungssystem nicht sofort zu durchschauen ist. Freundliche Sarden helfen uns aber weiter.

Durch die Stadt Bosa mit ihrer Palmenpromenade am Fluss sowie die mittelalterliche Stadt Alghero fahren wir auf dem Weg  nach Norden durch bis zum Capo Caccia, einem spektakulären Kap hoch über dem Meer, das hier so blau erscheint wie selten gesehen. Weiße Klippen ragen senkrecht aus dem Wasser empor und bilden eine spektakuläre Küstenlandschaft.

Eine Treppe führt hier 656 Stufen hinunter zum Meer und der Grotta di Nettuno, einer märchenhaften Hhle mit dichten Wäldern aus Stalaktiten und Stalagmiten.

Von oben hat man wunderbare Panoramaausblicke auf die umgebenden Buchten, Yachten und die windumtoste Insel Isola Foradada. Im Vergleich zu den draußen herrschenden Temperaturen von 40°C ist es hier unten trotz hoher Luftfeuchtigkeit mit 18-20°C sehr angenehm. Danach fahren wir an der Nordküste entlang, erleben einen spektakulären Sonnenuntergang und spazieren am Strand von Badesee entlang. Es geht noch bis Santa Teresa di Gallura, wo wir für diese Nacht unser Zelt aufschlagen.

 

Seglers Traum – Das Maddalena Archipel

Morgens fahren wir in das Örtchen Palau von wo aus man Ausflüge in das Maddalena Archipel unternehmen kann. Es besteht aus sieben Hauptinseln und 40 kleinen Inseln. Die großen Inseln sind die höchsten Erhebungen eines inzwischen unter Wasser gelegenen Tals, das früher Sardinien und Korsika miteinander verband. Der Wind hat dazu beigetragen das Granitgestein in skurrile Felsskulpturen zu verwandeln, die heute das Archipel überziehen.

Wir nehmen an einer Bootstour durchs Archipel teil, die uns zu den größeren Inseln führt – vorbei an der größten Insel La Maddalena bis zur Isola Spargi, wo kleine Buchten mit atemberaubend blauem Wasser zu finden sind.

Hier gibt es einen Badestopp, ebenso wie an der Isola Santa Maria. Da leider mehrere Boote hierher unterwegs sind, sind die Strände recht voll und leeren sich dann wenn die Boote etwa zeitgleich wieder ablegen. Die Informationen werden auf dem Boot nur auf italienisch durchgegeben weshalb ich leider nicht viel mehr Interessantes wiedergeben kann.

Der letzte Badestopp findet am Porto della Madonna statt – ein Gewässer zwischen den drei mittelgroßen Inseln un das Wasser lässt bis tief auf den Grund blicken. Viele Yachten und Segelboote liegen hier vor Anker.

Es muss herrlich sein die zahlreichen Inseln, Felsformationen, Höhlen und tatsächlich einsamen Buchten mit dem eigenen Segelboot zu erkunden, den Maestrale kreuzend. Solch eine Bootstour ist empfehlenswert mit kleineren Booten wie einem Segelboot oder einem motorosierten Schlauchboot zu unternehmen um den Massen zu entgehen – voraussgesetzt das nötige Kleingeld dafür ist vorhanden.

Abends nutzen wir den Zeltplatz bei Palau, der direkt am Meer liegt, in dem wir nochmal baden. Unsere deutschen Zeltnachbarn schenken uns italienischen Wein für unseren Sonnenschirm. Der Sternenhimmel und das nächtliche Palau leuchtet über das Meer hinweg, sanfter Wind streicht über unsere Haut – ein schöner Ausklang des Sommerurlaubs.

Ciao Sardegna

Sardiniens Landschaft ist geprägt von kristallklarem türkisen Wasser, fantastischen Küstenansichten, Felsformationen, schroffen Gipfel, tiefen Täler, märchenhaften Höhlen und duftenden Sträuchern. Die kurvigen Straßen Sardiniens sind ebenso zeitraubend wie herrliche Ausblicke eröffnend und ich werde das Flip-Flop-Flip-Flop-Geräusch des Morgens an unserem Zelt vorbei vermissen. Wir hatten volle sieben Tage Sonnenschein und blauen Himmel bei mal mehr mal weniger anstrengenden durchschnittlichen 34°C tagsüber. Im Hochsaisonmonat August hat man leider nicht viel Ruhe und Einsamkeit an den Stränden, für größere Wandertouren ist es zu heiß. Es empfiehlt sich also Sardinien im Frühling oder Herbst zu besuchen, auch wenn das Wetter dann unberechenbarer ist. Das Inselinnere ist immernoch sehr abgeschieden, denn die Hauptattraktion sind die Küsten und vor allem die Italiener vom Festland überfluten die Insel im Sommer.

Am letzten Tag lassen wir uns Zeit, schlafen solange es die Hitze zulässt und packen in Ruhe ein. In einem klimatisierten Shoppingcenter essen wir das letzte Gelato und eine Pizza bevor wir die Flugreise mit spektakulären Ausblicken auf Sardinien, Korsika und die Alpen antreten.

 


FAKTEN ZUR TOUR
Wanderung Gorroppu-Schlucht
Gehzeit: 4h
Distanz: 10km
Ausgangspunkt: Parkplatz am Passo di Genna Silana
Schwierigkeit: T1 – Wandern

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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