Frühjahrstouren sind immer ein ambivalentes Unternehmen. Man sollte früh starten und gegen Mittag wieder unten sein. Schnee liegt ohnehin nur noch in schattigen, nordseitigen Karen. Im Wilden Kaiser wird man da fündig, z. B. im Griesner Kar.
Aufstieg ins Griesner Kar
Der Aufstieg startet am Ende der Mautstraße ins Kaiserbachtal, an der Griesener Alm. Hinter dem Parkplatz geht’s nach links über den Bach und auf einen ersten Wiesenhang. Erstmals wird es hier etwas steiler, bis wir auf schmale Pfaden in den Wald gelangen. Nach dem Wald befinden wir uns schon im Griesner Kar. Hier geht es stetig steil, in Spitzkehren, bergauf. Rechts und links werden wir von steilen Felsewänden flankiert. Hier geht es allerdings zu wie auf einer Skitouren-Autobahn. In der geringen Höhe geht zu der Jahreszeit nicht mehr viel, zumal es die letzten Tage sehr warm war. Das Griesner Kar ist ein typischer Frühjahrsklassiker, das wissen nicht nur wir. Dementsprechend ist bereits am Parkplatz die Hölle los, Einsamkeit findet sich hier nicht. Der Schnee ist nass und schwer und wir rutschen beim Aufstieg immer wieder weg. Das größte Vergnügen ist es tatsächlich heute nicht, aber landschaftlich ist die Tour überaus reizvoll. Gut ist aber, dass es morgens noch grau bewölkt ist und somit der Aufstieg nicht allzu schweißtreibend ist.
Im Fels-Amphitheater am Kleinkaiser
In dieser Kulisse geht es hinauf, bis der Felsklotz des Kleinkaisers vor uns steht, rechts um diesen herum gelangt man auf direktem Weg zum Goinger Törl, nach links herum gelangt man zur Fritz Pflaum Hütte. So kann man den Kleinkaiser hervorragend umrunden. Wir steuern zuerst die Hütte an und genießen bei einer Pause die Sonne, die pünktlich die Wolken vertrieben hat. Von hier sieht man direkt zum Kleinen Törl, zu dem es noch steiler als zum Goinger Törl hinaufgeht. Hier ist es heute aber nicht zu empfehlen hinaufzugehen, hat bisher wohl auch noch keiner getan. Allerdings gehen viele noch in verschiedene schattige Rinnen hinein, um dort abzufahren. Vielleicht haben sie da noch Powder gefunden, wer weiß? Schwer vorzustellen, bei dem nassen Schnee.
Nach der Pause gehen wir hinter dem Kleinkaiser entlang. Nun können wir über einen 35° Hang zum Goinger Törl hinaufsteigen oder rechts am Kleinkaiser wieder zurück über die Aufstiegsroute.
Abfahrt
Wir entscheiden uns wieder abzufahren, wir sehen den steilen Aufstieg zum Törl nicht als lohnenswert an. Der Schnee ist schwer und nass und dementsprechend unspaßig ist die Abfahrt. Weiter unten geht’s dann besser, wo weniger Schnee ist. Unten im Wald gibt’s ordentliche Buckelpisten, die mir beim Rumhüpfen viel Spaß macht.
So sind wir am frühen Vormittag wieder unten, setzen uns auf die Sonnenterasse der Griesner Alm und mumpfeln zufrieden.
Klettern in der Nachmittagssonne
Da wir noch den Nachmitag vor uns haben, beschließen wir noch Klettern zu gehen. Wir haben für den Plan B, falls die Skitour nicht geklappt hätte, ohnehin Klettersachen eingepackt. Wir zücken den Kletterführer und entscheiden uns für die Zellerwand bei Schleching, die ohnehin auf dem Weg zurück liegt.
Die Wand bietet über 160 Gruppen in mehreren Sektoren, hier ist für jeden was dabei – 3. bis zum 10. Grad, die meisten jedoch im 6. bis 8. Grad. Wir gehen an den Sektor des sogenannten Übungswandls, der viele Routen im 4. bis 6. Grad und gute Absicherung bietet. Perfekt für uns.
Zu beachten ist jedoch, dass Mehrseillängen in der Vogelbrutzeit vom 15.02. bis 30.06. nur bis zum ersten Standplatz geklettert werden dürfen.
Fazit
Ein perfekter Sonntag – Vormittags Skitour, nachmittags Klettern. Zwei völlig verschiedene Welten, Schnee und Sonnenklettern im T-Shirt. Super Frühlingskombination. Trotz vieler Menschen auf der Skitour eine lohnenswerte Frühjahrsalternative zu den weit entfernten 3.000ern.
FAKTEN ZU DEN TOUREN
Skitour Griesner Kar zum Goinger Törl
Gehzeit: 3 h
Höhenmeter: 1100 m
Exposition: N bis NO
Ausgangspunkt: Griesner Alm im Kaiserbachtal (1.024 m), Wilder Kaiser (Österreich)
Klettergebiet Zellerwand
Standort: Schleching, Ortsteil Mettenham, am Campingplatz
Zustieg: Hinter dem Campingplatz auf einem kleinen Steig zur Forststraße, dann ein Pfad in den Wald hinauf zu den einzelnen Sektoren der Wand.
Routen: 163 Routen, II bis X
Mehr zur Zellerwand gibt’s hier.