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Slowenien: Triglav, Besteigung eines 7 Summits der Alpen

Der Triglav ist mit 2.864m der höchste Berg Sloweniens und gehört somit zu den 7 Summits der Alpen. Er ist Nationalsymbol und jeder Slowene muss einmal auf diesen Berg gestiegen sein. Wir besteigen den Triglav von Rudno Polje aus an einem Tag, der es mit 1.900 Höhenmetern in sich hat. Der Gipfel selbst ist anspruchsvoll durch eine Felslandschaft zu erreichen, verspricht aber großes Gipfelglück.

Es gibt mehrere Wege auf den Triglav. Wir entscheiden uns für die kurze Variante von Rudno Polje, das auf 1.347m liegt. Hier befindet sich auch ein Biathlonzentrum und ein Hotel bei dem wir Abendessen können. Beim Abendessen schauen wir zu wie die Biathleten ihr Sommertraining auf Rollskiern absolvieren und schießen.

Aufstieg zur Vodnikov Hütte

Wir stehen früh auf und starten um 6:30 Uhr unseren Weg zum Triglav. Im Gegensatz zu den letzten Tagen ist es hier auf der Hochebene ziemlich kühl. Auch andere Wanderer sind bereits unterwegs. Die ersten 10 Minuten führen uns auf relativ ebener Forststraße durch den Wald bis wir auf einen kleinen Pfad rechts abbiegen. Durch Bergwald steigen wir nun steiler hinauf bis wir in offenes Gelände gelangen. Hier kommt auch eine andere Wegalternative vom Talboden hinauf. Nun haben wir den Anstieg über einen steilen Schotterpfad zum Studor Sattel vor uns liegen. Spätestens hier geraten wir ins Schwitzen, denn langsam kommt auch die Sonne hinter den Bergen hervor. Oben am Sattel hören wir Murmeltiere pfeifen, sehen sie aber leider nicht. Lange halten wir uns nicht auf, denn es liegt noch ein langer Weg vor uns.

Es folgt eine lange Querung um den Tosc herum bis wir die Hütte Vodnikov na Velem Polju erreichen. Dieses Stück, bei dem man sogut wie keine Höhenmeter macht, ist zwar lang, aber durchaus reizvoll. Unter uns können wir in ein grünes Tal sehen, das von Kühen bewohnt wird, die zu einer der ältesten Almen im Triglavgebiet gehören.

Von der Vodnikov Hütte können wir bereits die Dom Planika Hütte und die Hütte Triglavski dom na Kredarici, unterhalb des Gipfelaufbaus des Triglavs, weit über uns ausmachen. Während der erste Teil des Weges relativ ruhig war, treffen wir hier nun auf einige Menschen, die sich für den Weiterweg stärken. Wir füllen unsere Trinkblasen mit frischem Wasser auf und verdrücken ein paar Kekse bis wir weiter gehen.

Über die Karsthochfläche zur Dom Planika Hütte

Die Baumgrenze lassen wir nun hinter uns und der Weg führt durch Felsgelände im leichten Auf und Ab mit gelegentlichen Drahtseilsicherungen und Stahlstiften bis zu einem Schuttfeld. Hier teilt sich der Weg: Nach rechts geht’s zur großen Triglavski Dom, nach links zur Dom Planika Hütte . Nun geht es die letzte Stunde steil in Serpentinen bergauf bis zur Dom Planika Hütte, was uns nun im prallen Sonnenschein ordentlich ins Schwitzen bringt.

Der über der Hütte liegende Gipfel zeigt sich immer wieder zwischen Wolkenschwaden. Etwa 400 Höhenmeter liegen nun noch vor uns, übrigens auch die Route der Erstbesteiger. Nach einer kurzen Pause beschließen wir gleich weiterzugehen, weil das Wetter gut aussieht, was in den letzten Tagen nicht immer der Fall war.

Triglav Gipfelsturm

Über sowohl gesichertes als auch ungesichertes ausgesetztes Felsgelände geht es nun hinauf. Der Weg von der Dom Planika Hütte bis zum Gipfel ist mit 1,5h veranschlagt. Durch das anspruchsvolle Gelände und den durch die vielen Menschen verursachten Stau kann man aber gut zwei Stunden dafür kalkulieren. Hin und wieder kommen einen auch recht rüpelhafte Wanderer entgegen bei denen Obacht geboten ist.

Über Schotter, Geröll und Felsen erreichen wir die ersten Drahtseile mit deren Hilfe wir durch eine Rinne auf den ersten Gratrücken kraxeln. Über Felsstufen gelangen wir auf den Mali Triglav, einen Vorgipfel. Von hier leitet ein schmaler Grat hinüber zum Hauptgipfel. Von hier aus können wir schon den steilen Weg über die Felsen hinauf sehen. Ohne das Drahtseil wäre diese sehr ausgesetzte Passage mehr als anspruchsvoll. Von weitem sieht es allerdings schlimmer aus als es dann ist. Es gibt gute Stufen im Fels, die einem eine Vielzahl an Tritten ermöglichen. Viele Menschen kommen hier herunter und man muss sich immer wieder miteinander arrangieren. Auf einmal kommt ein Trailrunner heruntergerast, der ohne Hemmungen fast einen Meter neben dem Drahtseil von Fels zu Fels hüpft. Ich kann da kaum hinsehen, wie er so nah am Abgrund rennt. Ein falscher Schritt, einmal umknicken und er würde in die Tiefe sausen.

Jene, die unerfahren im freien Klettern sind, sollten die Verwendung eines Klettersteigsets in Betracht ziehen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind bei dem letzten Aufstieg zum Gipfel unabdinglich. Die meisten Slowenen scheren sich darum ziemlich wenig und gehen ohne Sicherung, manche in Jeans und Turnschuhen hinauf. Kinder werden lapidar am kurzen Seil gesichert, das einfach nur um deren Hüften gebunden ist. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen und die Tour auf die leichte Schulter nehmen. Die Slowenen sind einfach verrückte Hunde. Wenn der Triglav nicht der höchste Berg Sloweniens wäre, würde er sicherlich auch nicht diese Massen an Menschen empfangen, da es sich durchaus um eine anspruchsvolle und lange Tour handelt. Die Drahtseilversicherungen an den heiklen Stellen vereinfachen den Weg zwar, machen sie aber noch lange nicht leicht.

Der Gipfel des Triglav

Wir klettern die letzten Meter zum Gipfel hinauf und erreichen das mit einem kleinen Blechturm (Aljazev stolp) versehene Gipfelplateau. Ein klassisches Gipfelkreuz sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es Getränke und T-Shirts an diesem Türmchen zu erwerben. 5 Euro für eine Fanta ist zwar ziemlich teuer, aber in dem Moment ist es das wert. Der waschechte Slowene greift da natürlich lieber zu einer Dose Bier.

Wir genießen lange die Aussicht auf die umliegende Bergwelt der Julischen Alpen. Wolken schieben sich immer mal wieder ins Blickfeld, lösen sich aber genauso schnell auf wie sie gekommen sind und geben den Blick frei.

Eingeschlossen wird der Triglav vom Triglav Nationalpark, dem einzigen Nationalpark Sloweniens, der 880 Quadratkilometer umfasst. Das sind ganze 3% des Landes. Im Vergleich dazu hat Deutschland gerade mal 0,6% der Landfläche unter den Schutz eines Nationalparks gestellt.

Abstieg

Wir machen ausgiebig Brotzeit und Fotos bevor wir uns wieder an den Abstieg machen. Ein langer Tag liegt bereits hinter uns und so müssen wir nochmal alle Konzentration zusammennehmen. Wie immer denke ich, dass der Abstieg heikler ist als der Aufstieg und im Endeffekt löst sich dann doch alles in Wohlgefallen auf. Tritte und Griffe ergeben sich immer wie von Zauberhand und leiten uns sicher wieder hinab zur Hütte. Auf dem Weg nach unten scheinen sich die Wolken am Gipfel festgefressen zu haben und wir freuen uns, dass wir das richtige Wetterfenster genutzt haben. Das hält einige Wanderer jedoch nicht davon ab den Gipfelsturm auch noch am späteren Nachmittag starten.

Wir haben uns vorab telefonisch Schlafplätze in der Hütte Dom Planika reserviert um möglichst flexibel zu sein. Wir kehren erstmal in die Hütte ein und gönnen uns ein kühles Getränk. Da wir so gut vorangekommen sind entscheiden wir die Reservierung aufzugeben und den ganzen Weg noch heute zurückzugehen. Das wird ein gescheiter Hatsch werden, insbesondere nach der Vodnikov Hütte, aber wir haben noch Energie.

Stärkung in der Vodnikov Hütte

Das erste Stück von der Dom Planika über Schotter hinab ist schnell geschafft und schon bald stehen wir wieder vor der Vodnikov Hütte. Hier entschließen wir uns zu einer gescheiten Mahlzeit. Die Preise der Hütten sind mehr als fair – für etwa fünf bis sechs Euro bekommt man ein deftiges Essen. Alex entscheidet sich für Gulasch, ich für eine Jota – ein Eintopf aus Sauerkraut, Kartoffeln, Krainer Würsten und Bohnen. Die Hütte ist wesentlich gemütlicher als die große unterhalb des Gipfels. Auch hier kann genächtigt werden, was zahlreiche müde Wanderer auch nutzen. Die Hütten am Triglav selbst sind oft ausgebucht, weshalb die Vodnikov Hütte eine gute Alternative bietet.

Gut gestärkt machen wir uns dann an die lange Querung zum Sattel zurück. Mittlerweile begegnen wir außer einem tschechischen Pärchen, die ebenfalls auf dem Rückweg sind, keinen Wanderern mehr. Wir hören wieder Murmeltiere pfeifen, sehen sie aber nicht. Nach  11 Stunden Gehzeit und 1.900hm kommen wir erschöpft, verschwitzt, aber glücklich an unserem Bus an, der auf dem Parkplatz auf uns wartet. Eine Outdoordusche später sind wir auch wieder einigermaßen frisch und genießen ein verdientes slowenisches Radler auf unseren Campingstühlen. Was für ein Tag!


FAKTEN ZUR TOUR
Bergtour Triglav (2.864m)

Gehzeit: 10-12h
Distanz: 27km
Höhenmeter: 1.900hm
Ausgangspunkt: Rudno Polje (1.347m)
Stützpunkte: Vodnikov na Velem Polju (1.817m), Dom Planika pod Triglavom (2.401m) und Triglavski dom na Kredarici (2.515m)
Schwierigkeit: T4 – Alpinwandern / I. Grad

Auf den Triglav führen mehrere Wege. Die hier beschriebene Variante ist die kürzeste und führt von Rudno Polje in 1.900hm zum Gipfel. Sie ist an einem Tag oder etwas gemütlicher an zwei Tagen zu meistern.

Von Lake Bohinj dauert es drei Tage und umfasst 2.524hm.
Von Trenta geht’s in zwei Tagen und 2.170hm zum Gipfel (T3 / Klettersteig A).
Vom Aljažev Dom im Norden in ein bis zwei Tagen und 1.900hm zum Triglav (Klettersteige  Prag Weg (A/B), Tolminsek (C) oder Bamberg Weg (C/D)).

Es gibt drei Hütten vor dem Gipfelaufbau: Triglavski Dom, Dom Planika und Koca na Dolicu. Von allen drei Hütten führt eine Route zum Gipfel, die alle etwa gleich schwer sind. Sie lassen sich zu beliebigen Überschreitungen verbinden, zumal die drei Hütten untereinander mit Wegen verbunden sind.


UNSER SLOWENIEN-ROADTRIP
Zum Teil 1 – Bärenbeobachtung und Höhlen in der Karstlandschaft
Zum Teil 2 – Tasty Ljubljana
Zum Teil 3 – Abenteuer Soča
Zum Teil 4 – Abenteuer rund um Bled

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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