Die Richmond Ranges zählen zu den anspruchsvollsten Sektionen auf dem gesamten Te Araroa, aber auch zu den schönsten. Jeden Tag gibt es steile Anstiege zu bewältigen bei denen ich mit wunderbaren Ausblicken auf Berglandschaft und bis zum Meer belohnt werde.
Pelorus River Track – Pelorus Bridge bis Middy Hut
6,5h / 21,37km / 1.092hm
Pünktlich einen Tag bevor ich mit den Richmond Ranges beginnen will wird die Sperrung der Zugangspunkte verkündet. Eigentlich wollte ich über den Hacket Parkplatz einstiegen und so damit beginnen wo wir das letzte Mal aufgehört haben. Der Grund ist Feuergefahr, was auch immer das mit den Zugangswegen zu tun hat. Jetzt ist es nur noch möglich den gesamten Trail von Pelorus Bridge zu laufen inklusive des Trails den ich schon gelaufen bin. Kurzerhand ändere ich also meine Pläne und fange in Pelorus Bridge an. In Picton hole ich mir noch einen Zusatztag essen und versuche dann zu hitchen. Das dauert etwas länger aber schließlich nehmen mich zwei Deutsche mit bis zur Abzweigung nach Anakiwa. Dann bekomme ich sofort eine zweite Mitfahrgelegenheit bis nach Havelock und von dort komme ich mit der dritten in einem LKW bis nach Pelorus Bridge. Von hier geht es auf der erst noch asphaltierten Straße, die später in Schotter übergeht. Nach einer Stunde Fußmarsch kann ich ein Auto anhalten, das mich bis zum Ende der Straße mitnimmt, was mir fast zwei Stunden erspart.
Dann geht’s in den Wald, immer am Pelorus River entlang, der unglaublich klar ist. Man kann bis tief auf den Grund schauen. Einige Hängebrücken überqueren hier und da den Fluss. Es geht immer wieder auf und ab und ich komme ins Schwitzen. Nach 3,5 Stunden vom Ende der Straße erreiche ich die Captian Creek Hut. Von hier sind es noch 2,5 Stunden bis zur nächsten Hütte und ich entschließe mich noch weiter zu gehen. Nach weiteren zwei Stunden erreiche ich die Middy Hut, wo bereits einige TA Hiker sind. Und viele Sandfliegen. Ich gehe runter zum Fluss und nehme ein Bad in dem herrlich klaren Fluss. Millionen Sandfliegen schwirren hier um mich herum. Die schönsten Orte haben immer die meisten Sandfliegen.
Erste Ausblicke – Middy Hut bis Hacket Hut
8h / 20km / 1.179hm
Zuerst einmal geht es heute hinauf und das steil durch den Wald bis ich nach etwa zwei Stunden die Rocks Hut erreiche wo ich pausiere. Danach geht es weiter hinauf bis auf knapp über 1.000m. Immer wieder versperren umgestürzte Bäume den Weg, die es zu überklettern oder zu umgehen gilt. Ich komme in freies Gelände wo ich eine Aussicht bis aufs Meer und die Berge um mich herum habe. Es ist sehr sonnig und ich habe dadurch eine gute Sicht. Ich hoffe das Wetter hält sich so.
Dann geht es bis auf ein paar Gegenanstiege wieder bergab und ich erreiche die Browning Hut, wo ich Mittagspause mache. Es geht weiter bergab bis ich an einen Fluss komme, den es immer wieder zu queren gilt. Was ich aber mit trockenen Füßen meistere, da ich über Steine hüpfen kann. Es geht nochmal bergauf und dann kann ich schon die Hütte sehen, die Hacket Hut, wo ich um 17 Uhr ankomme. Außer mir ist keiner da und ich genieße die Sonne und die Ruhe. Später kommen noch drei Wanderer vom Hacket Parkplatz, ein Schweizer Paar und eine Schwedin. Offenbar steht da nichts von einer Sperrung und es ist kein Problem von dort zu starten, was mich etwas ärgerlich stimmt. So hätte ich mir die zwei extra Tage sparen können. Ich habe außerdem schon mein drittes (!) Messer verlegt, es ist nicht in der Hütte, aber finden kann ich es auch nicht. Die Messer scheinen sich in Luft aufzulösen.
Mount Starveall – Hacket Hut bis Slaty Hut
6,5h / 12,18km / 1.554hm
Ab der Hacket Hut folge ich nun dem Richmond Alpine Track und bin endlich da wo ich hinwollte. Heute geht es zuerst über eine Brücke und dann am Fluss entlang, ihn immer wieder querend. Einmal verirre ich mich da es einen Pfad bergauf gibt, der ins Nichts führt, dabei geht der Weg weiter am Fluss lang. Dann geht es bergauf bis zur Starveall Hut auf 1.189m, die eine schöne Aussicht bietet. Hier mache ich Mittagspause.
Danach komme ich in offenes Gelände oberhalb der Baumgrenze und steige immer weiter hinauf. Der Weg ist schottrig und manchmal felsig und ich steige noch die wenigen Meter zum Gipfel des Mount Starveall empor. Eine schöne Aussicht auf die umliegenden Berge wird mir geboten. Dann geht es bergab durch lichten Wald und schließlich wieder hinauf bis zur Slaty Hut oberhalb der Baumgrenze. Es ist erst 15:30 Uhr, aber die nächste Hütte ist für heute zu weit weg. Ich lege mich ins Gras und döse in der Sonne. Außer mir ist noch ein Engländer in der Hütte und später kommen noch die zwei Schweizer von gestern.
Mount Rintoul – Slaty Hut bis Rintoul Hut
7,5h / 13,79km / 1.240hm
Als erstes geht es hinauf auf den Grat und ich folge den orangenen Pfeilern. Ich folge dem Grat und habe eine schöne Aussicht auf die Berglandschaft um mich herum. Dann geht’s wieder hinab in den Wald um anschließend steil hinauf zum Little Rintoul zu steigen. Ich komme bald aus dem Wald in offenes schottriges Gelände, hier und da ist auch etwas Kraxelei über Felsen gefragt. Ich stehe am Gipfel des Little Rintoul (1.643m) und genieße die Aussicht, die bis zum Meer reicht. Ich kann auch schon den großen Bruder, den 1.731m hohen Mt Rintoul sehen und den Weg der auf ihn führt und wohin ich mich jetzt begebe.
Zuerst geht es steil durch Geröll und Felsen hinab. Das Terrain ist anspruchsvoll und ich achte sehr genau auf jeden Schritt. Kaum unten am Sattel geht es wieder steil hinauf zu Mount Rintoul, den ich nach einer längeren Kletterpartie über Felstafeln, Geröll und Schotter erreiche. Auch hier wieder eine schöne Aussicht. Nun geht’s an den Abstieg, der durch viel Schotter führt. Zuerst geht’s seicht abwärts und sogar ein kleines Stück wieder hinauf bis es schließlich steil durch Schotter hinab geht. Ich kann hin und wieder einfach “abfahren”, aber es ist Vorsicht angesagt. Schon von oben kann ich die Hütte auf einer Lichtung sehen. Der Weg führt mich in den Wald wo es noch immer geröllig und schottrig ist und so such eichmir meinen Weg vorsichtig hinab bis zur Rintol Hut. Hier treffe ich wieder auf Thea, die Engländerin, die ich zuletzt im Russell Forest auf der Nordinsel gesehen habe.
Ein langer Tag – Rintoul Hut bis Top Wairoa Hut
10h / 24,3km / 1.339hm
Es geht mal wieder rauf, über die Baumgrenze hinaus bis zum Purple Top auf 1.499m. Hier habe ich wieder eine schöne Aussicht. Unter mir sind Wolken im Tal. Es geht größtenteils abwärts bis zur Tarn Hut, die an einem kleinen See liegt. Danach geht’s nochmal rauf und dann wieder größtenteils bergab bis zur Mid Wairoa Hut. Es ist erst 14:30 Uhr und ich beschließe noch weiter zu gehen. 4,5 Stunden soll die nächste Sektion dauern und tatsächlich brauche ich vier Stunden dafür. Es wird nochmal alles aufgeboten was so ein Wald zu bieten hat: Felskraxelei, Auf und Ab, Flussquerungen, erodierte Wege auf denen oft nur ein Fuß Platz hat, tiefe Abhänge, umgestürzte Bäume und viele Wurzeln. Ich folge dem Flussverlauf des Wairoa Rivers aufwärts, der sich immer wieder in schönen Wasserfällen ergießt. Erschöpft komme ich um 18:30 Uhr an der Top Wairoa Hut an. Erst bin ich alleine, dann kommt noch ein NOBO dazu.
Mount Ellis – Top Wairoa Hut bis Porters Hut
8h / 18,3km / 1.422hm
Es geht über Felsblöcke kraxelnd hinauf bis zu einem Sattel. Es folgt eine Querung über einen Schotterhang und dann stehe ich am Gipfel des Mount Ellis (1.615m). Unter mir wabern wieder Wolken durch das Tal. Ich steige ab und nachdem es wieder ein Stück hinauf geht erreiche ich die Hunters Hut, wo ich Mittagspause mache. Danach geht es weiter bergauf, noch zwei weitere Mal. Immer wieder Auf und Ab. Der letzte Anstieg befindet sich auf über 1.000m und ich steige durch eine wüste Felslandschaft hinauf. Es herrscht eine unglaubliche Ruhe hier oben. Bis auf gelegentliches Summen von Fliegen ist nichts zu hören. Schon bald kann ich die kleine orangene Porters Hut in der Ferne erkennen, aber die Hütte kommt einfach nicht näher. Ich steige weiter ab und verlaufe mich ein wenig und muss flussaufwärts ein Stück über die Felsbrocken krabbeln bis ich wieder den Weg finde. Nach einer Weile erreiche ich die Porters Hut, wo ich heute Abend ganz alleine bin. Naja, nicht ganz alleine, natürlich leisten mir ein paar Mäuse Gesellschaft in der Hütte.
Letzter Tag – Porters Hut bis St Arnaud
9,5h / 29,3km / 1.384hm
Heute stehen mir wieder drei große Anstiege bevor, allerdings ohne große Ausblicke. Meist geht es durch Wald. Bei der Red Hills Hut mache ich Mittagspause. Glücklicherweise habe ich in den Büchern gesehen, dass ein NOBO geschrieben hat, dass es dort kein Wasser gibt und ich habe bei der letzten Flussüberquerung Wasser aufgefüllt. Tatsächlich kommt nur noch ein dünnes Rinnsal aus dem Wassertank der Hütte. Nun habe ich noch zwei Anstiege vor mir. Einmal auf 1.210m und einmal auf 1.327m. Dann geht es steil bergab auf einem 4WD Track. Dabei habe ich eine schöne Aussicht auf das Flusstal unter mir und hohe Berge dahinter. Ich erreiche eine Schotterstraße und schließlich den Highway auf dem ich etwa eine Stunde lang entlang laufe bis endlich eins der wenigen Autos hält, die in meine Richtung fahren, und fahre bis St Arnaud, wo ich in der Alpine Lodge einkehre und zu Abend esse. Sogar Thea kommt spät am Abend noch. Sie ist heute von der Hunters Hut bis hierher gelaufen, was wirklich weit ist.