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Sonnenaufgang am Gipfel von Mount Baldy

USA: Mount Baldy, Hausberg von Los Angeles

Los Angeles ist nicht nur eine lebhafte Metropole, sondern bietet auch einige Outdoor-Abenteuer in ihrem Umkreis. Der Dreitausender Mount Baldy (offiziell Mount San Antonio) erhebt sich majestätisch in den San Gabriel Mountains, der höchste Berg im Los Angeles County. Für mich ist es immer noch faszinierend einfach mal so ohne Gletscherberührung einen Dreitausender hochzuwandern. Mit ein wenig Glück könnt ihr dabei aufregende Tierbegegnungen erleben, zum Beispiel mit Bären und Dickhornschafen. Der Berg eignet sich auch hervorragend für eine Übernachtung um Sonnenauf- und -untergang zu erleben. 

Von Süden gibt drei Möglichkeiten den 3.069m hohen Berg zu besteigen. Am beliebtesten sind der Baldy Bowl Trail, der auf kürzestem Weg hinauf führt und der Devil’s Backbone Trail, der etwas gemütlicher mäandert und sich sogar mithilfe eines Sessellifts abkürzen ließe. Hier beschrieben ist der Aufstieg über den Baldy Bowl Trail mit Abstieg über den Devil’s Backbone Trail. Der Teil des Devil’s Backbone Trail direkt nach dem Gipfel ist zwar sehr schön, ab Baldy Notch ist es jedoch nur noch ein Hatsch. Der Baldy Bowl Trail bietet hingegen kontinuierlich schöne Aussichten. Daher empfehle ich die Rundtour um beide Perspektiven genießen zu können.

Da Mount Baldy sich in unmittelbarer Nähe zur Millionenstadt Los Angeles befindet, geht es hier am Wochenende entsprechend lebhaft zu. Ich empfehle eine Besteigung unter der Woche oder einen antizyklischen Aufstieg am Abend mit Übernachtung am Gipfel um den Massen zu entgehen und die Schönheit des Berges in Ruhe zu genießen. Wir erklimmen den Gipfel an einem Sonntagabend, übernachten am Gipfel und gehen dann am Montag wieder hinunter. Dabei begegnen wir nur wenigen Menschen und den Gipfel gehörte uns ganz alleine.

Aufstieg über den Baldy Bowl Trail

Der Baldy Bowl Trail führt uns ziemlich direkt über die Südflanke hinauf. Anfänglich folgen wir einer asphaltierten Straße und passieren dabei die 22m hohen San Antonio Falls, die einen kurzen Abstecher wert sind. Der Asphalt endet hier und wir gelangen auf eine Forststraße oder „Fireroad“ wie diese Straßen in Kalifornien genannt werden. Dann zweigt der Baldy Bowl Trail links von der Forststraße ab und führt uns in Serpentinen flott hinauf bis zur San Antonio Ski Hut auf 2.500m. Wer der Forststraße weiter folgt gelangt auf dem langen Weg hinauf zum Devil’s Backbone Trail.

Ein Wanderer kommt uns entgegen und erzählt uns, dass er nahe der Wasserquelle an der Skihütte einen Schwarzbären gesehen hätte. Ich halte das erst für einen Witz, denn ich kann mir nicht vorstellen auf einer so viel begangenen Wanderung wie auf den Mount Baldy auf einen Bären zu treffen, aber kurz darauf sehe ich ihn mit eigenen Augen. Er schlendert völlig unbeeindruckt etwa 200m von uns entfernt den Trail entlang. Ich bin total begeistert, ich hatte damit so gar nicht gerechnet und freue mich über jegliche Begegnung mit Wildtieren. Auf dem ganzen PCT ist mir nur ein einziger Bär begegnet und nun läuft mir einer bei Los Angeles über den Weg, verrückt. Glückshormone durchströmen mich und geben mir Kraft für den weiteren Aufstieg zum Gipfel.

Wir erreichen die unbewirtschaftete Skihütte zu der ein kurzer Trail nach rechts abzweigt. Die Hütte liegt etwa auf der Hälfte des Aufstiegs. Hier finden sich ein paar Picknickbänke und es gibt einen hübschen Ausblick. Kurz nach der Skihütte findet sich die einzige Wasserquelle am Mount Baldy, ein plätschernder Bach namens San Antonio Creek. Hier erfrischen wir uns und füllen wir unsere Wasservorräte auf. Wir haben das Wasser nicht gefiltert und hatten keine Probleme. Wir lassen uns Zeit und machen eine ausgedehnte Pause um dem Bären genug Raum zu geben seinen Weg zu gehen.

Ab der Skihütte wird es felsiger, der Gelände öffnet sich und gibt den Blick hinunter ins Tal und auf die umliegenden Gipfel wie Cucamonga Peak gegenüber frei. Über uns ragt der Gipfel von Mount Baldy mit einem felsigen Kar auf. Der Bär begegnet uns nicht mehr, aber wir stellen auch sicher unsere Anwesenheit immer wieder mal kundzutun. Ein bisschen mulmig wird mir aber schon zumute, wenn ich über die geplante Übernachtung auf dem Gipfel denke – vor allem in Hinblick auf das Abendessen, dessen Duft ihn vielleicht verlocken könnte bei uns vorbei zu schauen. Zuvor hatte ich Bedenken wegen der Taranteln gehabt, was mir jetzt geradezu lächerlich vorkommt.

Nach einer felsigen Querung durch den „Baldy Bowl“, der dem Trail seinen Namen gab, winden sich einige steilere Serpentinen durch den lichten Bergwald zu einem Sattel hinauf. Hier begegnen wir in der Abenddämmerung einem Reh. Ich bin noch immer fasziniert davon wie wenig scheu die Rehe in den USA sind. Sie machen sich gar nichts aus unserer Anwesenheit und stören sich nicht daran von uns beobachtet zu werden.

Nun folgt der anstrengendste Teil vom Aufstieg auf den Mount Baldy. Steile Serpentinen führen über einen schottrigen Hang über die Baumgrenze. Die Verschnaufpausen garantieren immer wieder schönste Ausblicke, vor allem in der goldenen Stunde des Abends. Der Verlauf des Trails ist nicht immer klar zu erkennen, aber Metallpfosten weisen uns darauf ein, wo sich der offizielle Trail befindet. Es gilt also immer nach dem nächsten Pfosten Ausschau zu halten. Wir erreichen eine Mulde in der sich einige schöne Zeltplätze befinden. Jetzt wird es etwas leichter auf den letzten Minuten zum Gipfel, da es deutlich weniger steil ist.

Übernachtung am Gipfel von Mount Baldy

Schließlich erreichen wir den 3.069m hohen Gipfel von Mount Baldy, der eher ein weites Plateau ist. Diese unbewachsene Hochfläche gab Mount San Antonio seinen inoffiziellen Namen von „Mount Baldy“ (bald = kahl). Er bietet einen fantastischen Rundblick über das Tal von Los Angeles und den Ozean, Gipfel wie Cucamonga, San Jacinto und Südkaliforniens höchsten Berg San Gorgonio. Auf der anderen Seite des Gipfels können wir Mount Baden-Powell und die Mojave-Wüste bewundern. Der Anblick des Freeways am Cajon Pass erinnert uns an den legendären McDonald’s am Pacific Crest Trail.

Und eine weitere Überraschung erwartet uns am Gipfel: Eine Herde Dickhornschafe (Big Horn Sheeps) hat sich ebenfalls hier oben eingefunden. Es ist das erste Mal, dass ich diese majestätischen Tiere in den USA zu Gesicht bekomme. Lange haben wir nach ihnen Ausschau gehalten und nun ist es endlich so weit. Der heutige Tag war ein wahrer Schatz an Wildtierbegegnungen.

Wir genießen in Ruhe den Sonnenuntergang und suchen uns dann unseren Schlafplatz. Ein paar runde Steinmauern bieten ideale windgeschützte Übernachtungsplätze. Wir sind jedoch die einzigen, die heute davon Gebrauch machen. Wir kochen unser Abendessen mit Blick auf die funkelnden Lichter von El Cajon.

Es ist bereits Anfang September und die Nächte sind deutlich kälter geworden. Die Temperaturen rutschen schnell ins Einstellige nachdem die Sonne untergegangen ist. Wir waren jedoch erleichtert, dass kein Bär in der Nacht vorbeischaute. So sehr ich diese Tiere auch verehre, in der Nacht möchte ich ihnen lieber nicht begegnen. Die Nacht ist glücklicherweise ziemlich windstill. Es kann durchaus sehr ungemütlich auf dem Gipfel werden, deshalb auch die Steinwälle. Es gilt also auf jeden Fall Wetter und Wind zu checken bevor ihr die Entscheidung trefft hier oben übernachten zu wollen.

Am nächsten Morgen erlebten wir einen magischen Sonnenaufgang, begleitet von einem erneuten Besuch der Dickhornschafe. Es gibt kaum etwas Besseres, als den Sonnenauf- und untergang auf einem Berggipfel zu erleben.

Abstieg über den Devil’s Backbone Trail

Für unseren Abstieg wählen wir den Devil’s Backbone Trail. Dieser führt uns über einen atemberaubenden Grat sanft bergab und bietet spektakuläre Ausblicke. Unter uns segeln die Raben an den morgendlichen Aufwinden am Morgen und wir nehmen uns Zeit sie eine Weile zu beobachten. Der Grat wird an einigen Stellen schmaler, mit tiefen Abgründen, es gibt jedoch keinerlei technisch anspruchsvollen Stellen. Nur Schnee und Eis könnten den Trail gefährlich machen. Leider verunglücken jedes Jahr im Winter Wanderer am Mount Baldy, die die Gefahren unterschätzen.

Kurz vor der Bergstation Baldy Notch gibt es einen steilen Abschnitt, der die Skipiste hinunterführt. Hier befindet sich auch ein Restaurant, das jedoch nur an Wochenenden geöffnet hat, genau wie der Sessellift mit dessen Hilfe sich das letzte, eher öde Stück abkürzen ließe. Von der Bergstation aus folgt ein langer Abstieg über eine Forststraße, der nur langsam an Höhe verliert. Glücklicherweise entdecken wir eine inoffizielle Abkürzung über einen steilen Schotterhang, der sich einfach und schnell zur Talstation hinunter sliden lässt.

 

Fazit

Die Besteigung des Mount Baldy ist zweifellos ein unvergessliches Abenteuer, das meine Erwartungen bei weitem übertraf. Die atemberaubenden Aussichten, die Tierbegegnungen und die Übernachtung auf dem Gipfel machten diese Wanderung zu einem Highlight meines Aufenthalts in den USA. Wenn ihr nach einem aufregenden und gleichzeitig bereichernden Outdoor-Erlebnis sucht, kann ich euch die Besteigung des Mount Baldy wärmstens empfehlen. Es ist ein Stück unberührte Wildnis, nur eine kurze Fahrt von der Großstadt entfernt.


FAKTEN ZUR TOUR
Wanderung Mount Baldy (3.069m)
Gehzeit: 2,5h Aufstieg über Baldy Bowl Trail, 2h Abstieg über Devil’s Backbone Trail (ohne Abkürzung eine halbe Stunde länger) oder Baldy Bowl Trail
Gesamtanstieg: 1.100hm
Ausgangspunkt: Manker Flat (1.870m), Achtung: Fürs Parken wird ein California Adventure Pass, National Park Pass oder ein 5$-Permit von der Ranger Station benötigt
Schwierigkeit: T2 – Bergwandern

Checkt unbedingt das Wetter bevor ihr aufbrecht, die beste Website dafür ist der Mountain Forecast

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    Annika

    Ich bin verliebt in die Welt, ihre Berge und das Abenteuer. Seit jeher beschäftigt mich eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Wandern und Reisen für mich pure Freiheit und Glück. Auf diesem Blog lest ihr alles über meine Abenteuer auf der ganzen Welt

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